Amt Fahrland

Das Amt Fahrland w​ar ein königlich-preußisches Domänenamt, d​as 1734 v​om Amt Potsdam abgespalten wurde. Amtssitz w​ar in Fahrland (heute e​in Ortsteil d​er brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam). Das Amtsgebiet l​ag jedoch großenteils i​m Landkreis Havelland (Brandenburg). Das Amt Fahrland w​urde 1872 m​it der Kreisreform i​n Preußen aufgelöst.

Geschichte und zugehörige Orte

1699 kaufte Kurfürst Friedrich III., d​er spätere e​rste König i​n Preußen, d​en Ort Fahrland m​it der wüsten Feldmark Hainholz v​on den Brüdern Johann Wolfgang u​nd Christoph v. Stechow für 50.000 Reichstaler u​nd 100 Dukaten Schlüsselgeld. Er ließ d​en neuen Besitz zunächst v​om Amt Potsdam a​us verwalten. 1734 w​urde Fahrland, Nedlitz u​nd die Nedlitzer Fähre v​om Amt Potsdam abgetrennt u​nd zu e​inem selbständigen Amt erhoben. 1771 k​am die Kolonie Krampnitz hinzu, d​ie auf Amtsgebiet n​eu angelegt wurde. Mit d​er Verwaltungsreform v​on 1815 k​amen das Dorf Etzin, d​er Flecken Ketzin u​nd Dorf u​nd Vorwerk Knoblauch v​om Amt Ziesar a​n das Amt Fahrland. Der Amtssitz l​ag südwestlich d​es Dorfkerns jenseits d​es Fließes v​om Jubelitzsee z​um Fahrländer See. Das Amt Fahrland h​atte 1817 1717 Einwohner.

  • Etzin (1817: Dorf und Gut) (heute ein Ortsteil der Stadt Ketzin/Havel). der Ort wurde bereits 1173 erstmals urkundlich genannt. Später lassen sich vier Besitzanteile bzw. fünf, wenn man die Patronatsrechte mit einrechnet, erkennen. Der 1. adelige Anteil wurde 1458 von Bischof Stephan Bodecker von Brandenburg erworben und kam 1560 an das Amt Ziesar. Ein zweiter adeliger Anteil kam 1629 an das Amt Ziesar, ein dritter adeliger Anteil wurde 1609 zum Amt Ziesar erworben. Ein vierter adeliger Anteil wurde Freihof (mit vier Hufen). Das Etziner Freigut war 1817 im Eigentum eines v. Knoblauch. Das Domkapitel konnte das Kirchenpatronat weiter behaupten. Der Anteil des Amtes Ziesar kam 1816 an das Amt Fahrland.
  • Fahrland (1817: Dorf und Amtssitzvorwerk) (heute ein Ortsteil von Potsdam). 1375 war ein Ritter Schenk im Besitz von Schloss und Stadt(!) Fahrland. Bis 1419 waren Schloss und Stadt an die v. Stechow gekommen. 1699 kaufte Kurfürst Friedrich III. Fahrland und machte es 1734 zum Sitz eines selbständigen Amtes.
  • Ketzin (1817: Flecken). Das im Mittelalter als Städtchen bezeichnet Ketzin kam schon vor 1307 in den Besitz des Bischofs von Brandenburg. 1560 kam es zum Amt Ziesar und 1816 zum Amt Fahrland.
  • Knoblauch (auch Knobloch, Dorf und Erbzinsvorwerk) (heute ein Gemeindeteil von Nitzahn, einem Ortsteil der Gemeinde Milower Land, Landkreis Havelland). Im Ort gab es drei Besitzanteile. Ein Teil war schon vor 1314 in den Besitz des Bischofs von Brandenburg gekommen, die es aber an Vasallen weiter verliehen. 1560 kam dieser Teil an das Amt Ziesar, 1816 an das Amt Fahrland. Der 2. Teil, die Abgaben von 4 Hufen in Knoblauch, gehörte der Pfründe der Petrikapelle in Brandenburg und kam vor 1550 in den Besitz der Familie v. Knoblauch, die diesen Teil bis nach 1801 behaupteten. Der 3. Teil gehörte schon 1197 dem Domkapitel in Brandenburg und blieb in dessen Besitz bis 1872.
  • Krampnitz (1817: Crampnitz, Forsthaus und Kolonie) (heute ein Gemeindeteil von Fahrland, einem Ortsteil der Stadt Potsdam). Um 1700 befand sich hier auf Amtsgebiet des Amtes Potsdam eine Schäferei, eine Heideläuferwohnung (= Unterförsterei) und ein Weinberg. 1771 wurde der Ort an das Amt Fahrland angegliedert und eine Kolonie mit 10 Büdnern angelegt.
  • Nedlitz mit der Nedlitzer Fähre (heute ein Stadtteil von Potsdam). Bereits 1323 wird die Fähre über den Weißen See erstmals erwähnt. 1412 wurde erstmals der Hof dabei genannt. 1624 wohnten 2 Hüfner und 2 Kossäten im Ort. Die Herrschaft war geteilt, ein Teil gehörte den v. Hake in Kleinmachnow, der andere Teil den v. Falkenrehde in Bornim. 1657 wurden beide Teile vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm für das Amt Potsdam erworben. 1734 wurde es zusammen mit Fahrland vom Amt Potsdam abgetrennt und zum neuen Amt Fahrland gemacht.
  • Neu Fahrland. Etwa 1860 auf Amtsgebiet neu errichtet.

Amtleute und Pächter

  • vor 1736 Amtmann Schönebeck
  • 1736 Plümicke
  • 1751/57 Samuel Draing, Amtmann[1][2]
  • 1775 die Witwe des verstorbenen Beamten Bock[3]
  • 1798 Selchow, Oberamtmann[4]
  • 1803 Selchow, Oberamtmann[5]
  • 1804, 1834 Bock, Oberamtmann[6]
  • 1835 bis 1855 Robert Wilhelm Gotzkowsky[7][8]
  • 1856–68 Schmidt,[9][10]
  • 1872 Beussel[11]

Belege

Literatur

  • Friedrich Beck, Lieselott Enders, Heinz Braun (unter Mitarbeit von Margot Beck, Barbara Merker): Behörden und Institutionen in den Territorien Kurmark, Neumark, Niederlausitz bis 1808/16. XII, 702 S., Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Weimar, Böhlau, 1964 (Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1, Schriftenreihe: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Band 4), ISSN 0435-5946;4
  • Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil III, Havelland. 452 S., Weimar 1972.
  • Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, 190 S., Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin, 1935.

Einzelnachweise

  1. Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Etablierung von Kolonistenfamilien durch den Beamten Draing in Krampnitz. 1752 - 1761
  2. Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Gesuch des Amtmanns Samuel Draing um Genehmigung zum Umbau des im eingegangenen Siepundschen Weinberg gelegenen alten Preßhauses zum Familienwohnhaus. 1757 - 1760
  3. Adres-Calender, der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, auser den Residenzien Berlin, dem Königreiche Preussen und dem Souverainen Herzogthume Schlesien; der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instanzien und Expeditionen, ingleichen der Königl. Bediente, Magisträte, Universitäten, Prediger etc. auf das Jahr MDCCLXXV (1775). 582 S., Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, 1775. Online bei Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (Hinter S. 72 zusätzlich eingeheftetes Blatt)
  4. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1798. 444 S., nebst einen Anhang, 94 S., Berlin, George Decker, 1798 Online bei Google Books (S. 58)
  5. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1803. 510 S., Berlin, Georg Decker, 1803 (S. 66)
  6. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1808. 528 S., mit einem Anhang von 125 S., Berlin, Georg Decker, 1804 Online bei Google Books (S. 66)
  7. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1836. 658 S., Berlin, Georg Decker, 1836 (S. 254)
  8. Königlich Preussischer Staats-Kalender für das Jahr 1855. 835 S., Berlin, Georg Decker, 1855 (S. 332)
  9. Königlich Preussischer Staats-Kalender für das Jahr 1856. 882 S., Berlin, Georg Decker, 1856 (S. 371)
  10. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1868. 963 S., Berlin, Georg Decker, 1868 (S. 416)
  11. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1872. 1108 S., Berlin, Georg Decker, 1872 (S. 364)

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