Krampnitz
Krampnitz ist ein Gemeindeteil von Potsdam. Um 1700 entstand auf der Krampnitz eine Schäferei und eine Heideläuferei (Unterförsterei). Ab 1752 wurden mehrere Kolonistenfamilien angesiedelt, 1771 wurden weitere Kolonisten unmittelbar östlich des Forsthauses abgesetzt, aus der sich die spätere Gemeinde bildete. 1928 wurde Teile der umliegenden Gutsbezirke mit der Gemeinde vereinigt. Für die Anlage der Kasernen der Heeres-Reitschule ab 1937 wurde ein Teil des Areals von der Gemarkung abgetrennt. 1939 wurde Krampnitz in die Stadt Potsdam eingemeindet, 1952 aber wieder verselbständigt. 1957 erfolgte dann dessen Eingemeindung nach Fahrland, welches 2003 schließlich insgesamt nach Potsdam eingemeindet wurde.
Krampnitz Gemeinde Potsdam | |
---|---|
Höhe: | 40 m ü. NN |
Eingemeindung: | 15. April 1957 |
Eingemeindet nach: | Fahrland |
Postleitzahl: | 14476 |
Vorwahl: | 033208 |
Lage
Der Ortskern von Krampnitz liegt knapp 3,5 km südöstlich von Fahrland, ebenfalls knapp 3,5 km Luftlinie südwestlich von Groß Glienicke und etwa 6 km nördlich des Potsdamer Stadtkerns, am Nordufer des Krampnitzsees. Die Gemarkung Krampnitz (Nr. 123819) grenzt im Norden an die Gemarkung von Döberitz, im Osten an die Gemarkung von Groß Glienicke im Süden an die Gemarkung Sacrow, im Westen an die Gemarkung von Neu Fahrland und im Nordwesten an die Gemarkung von Fahrland. Der Ortskern liegt auf 40 m ü. NHN. Auf der Gemarkung sind keine nennenswerten Fließgewässer. Zur Gemarkung gehört aber der östliche Teil des Krampnitzsees, der nach Süden in den Lehnitzsee übergeht. Die höchste Erhebung der Gemarkung ist der Rehberg ca. 600 Meter südlich des Ortskerns mit 63 m ü. NHN. Direkt nordwestlich des alten Ortskerns liegt der 41 m ü. NHN Schwarze Berg. Der Ort ist über die B2 von Potsdam, Abzweig Krampnitz zu erreichen. Die Straße führt durch Krampnitz durch weiter nach Sacrow.
Geschichte
Die Existenz der (neuzeitlichen) Siedlung Krampnitz ist für 1680 erstmals dokumentiert.[1] Damals stand hier eine Schefferey (Schäferei). Nach Reinhard Fischer ist Krampnitz ein slawischer Gewässername. Im 17. Jahrhundert war Krampnitz ein Flurname (auf der Krampnitz). Der Ort am Ufer des Krampnitzsees wurde nach dem See bzw. nach der Flur benannt. Die Grundform ist *Krąp'nica zu plb. *Krąpa, eine Gewässerbezeichnung, mit dem Suffix -'nica für Siedlung, Dorf.[1] Der Name der archäologisch bestätigten slawischen (und frühdeutschen?) Siedlung am Ufer des Krampnitzsees ist allerdings nicht überliefert, es gibt keinen urkundlichen Nachweis. Berthold Schulze lokalisiert irrigerweise die Dorfstätte des wüsten Dorfes Hein(en)holz am Schwarzen Berg, also in der Nähe des Ortskerns von Krampnitz.[2] Nach dem Historischen Ortslexikon lag die wüste Feldmark Hein(en)holz aber auf der Halbinsel zwischen Fahrlander See und Krampnitzsee. Auf dem südlichen Teil dieser wüsten Feldmark entstand im 19. Jahrhundert die Siedlung Neu Fahrland. Im Mittelalter verlief ein Heerweg von Spandau über Groß Glienicke, an Krampnitz vorbei und um den Krampnitzsee herum nach Potsdam.
Die neuzeitliche Siedlung wurde auf dem Zuständigkeitsgebiet des Amtes Potsdam angelegt. Das Erbregister des Amtes Potsdam von 1700 enthält folgende Information: auf der Crampenitz ist eine Schäferei, ein Weinberg und des Heideläufers Wohnung (= Unterförsterei). 1734 wurde das Amt Fahrland vom Amt Potsdam abgetrennt. Krampnitz wurde nun diesem neuen Amt zugewiesen.
1756 ist nur noch die Unterförsterei erwähnt, keine Schäferei mehr. Das Schmettausche Kartenwerk von 1767/87 nennt den Ort Krampen. In dieser Karte ist auch kein Weinberg (mehr) verzeichnet. Zwischen 1752 und 1761 wurden durch den Fahrländer Beamten Samuel Draing einige Kolonistenfamilien in Krampnitz angesiedelt.[3] Nach dem Historischen Ortslexikon wurden die Kolonisten aber erst 1771 in Krampnitz angesiedelt. 1788 wurde einer Krugwirtschaft auf der Krampnitz die Schankberechtigung erteilt.[4] 1800 bestand die Kolonie aus zehn Büdnern. Außer der Unterförsterei gab es noch einen Krug. Es sind aber nur 9 Feuerstellen (= Wohnhäuser) erwähnt, hinzu kam das Wohnhaus der Unterförsterei. Südöstlich des Ortskerns gab es wieder einen Weinberg. Die Unterförsterei lag direkt westlich an den Ortskern anschließend. 1803 sollte ein neuer massiver Schafstall in Krampnitz errichtet werden.[5] In der weiteren Folge wurde in Krampnitz durch das Amt Fahrland ein Vorwerk errichtet. Während der (Teil-)Besetzung Preußens durch französische Truppen kam es 1808 und 1811 wiederholt zu Plünderungen in der Unterförsterei.[6]
1840 bestand der Ort Krampnitz aus der Kolonie und dem Forsthaus, insgesamt 10 Häusern. 1843 wurde mit dem Bau eines neuen Weges von Krampnitz nach Sacrow begonnen.[7] 1846 wurde ein Begräbnisplatz nordwestlich, aber dicht beim Ortskern eingerichtet.[8] Schon 1800/01 sollte den Kolonisten ein Stück Forstland zur Anlage eines Begräbnisplatzes abgetreten werden,[9] was aber offensichtlich nicht realisiert wurde. Bis zur Einrichtung dieses Begräbnisplatzes wurden die Toten der Gemeinde in Fahrland beerdigt.
Auch noch 1858 gehörten zur Kolonie (bur) neun einzelne Gehöfte mit acht Wohngebäuden, daneben und etwas abgesetzt stand die Försterei. Die Kolonie und das Forsthaus hatten zusammen 55 Einwohner, Zum Gemeindebezirk gehörten nur vier Morgen Gehöfte, 15 Morgen Gartenland und 52 Morgen Acker. Den Kolonisten besaßen zusammen sieben Pferde und 22 Stück Rindvieh.[10] 1871 war Krampnitz auf 11 Wohngebäude gewachsen, mit zusammen 64 Einwohnern.[11]
Eine Angabe von 1894 gibt einen Hinweis auf die damalige Sozialstruktur. Damals hatte Krampnitz fünf Obstbauern und Landwirte, einen Kolonisten und Landwirt, einen Gast- und Landwirt, einen Altsitzer und eine Kolonistin. Hinzu kam ein Förster in der Försterei. Um 1900 waren es immer noch 11 Wohnhäuser, 1931 dagegen schon 15 Wohnhäuser in Krampnitz.[12]
Bevölkerungsentwicklung von 1800 bis 1933[13][12] | ||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | 1800 | 1817 | 1840 | 1858 | 1875 | 1890 | 1910 | 1925 | 1933 | |||||||||
Einwohner | 61 | 51 | 73 | 57 | 70 | 56 | 72 | 92 | 101 |
Kommunale Geschichte
Zur Zeit der Neubesiedlung des Areals gehörte der Ort zum Havelländischen Kreis der Mark Brandenburg. In der Kreis- und Provinzreform von 1816/17 wurde dieser große Kreis in zwei neue Kreise aufgespalten. Krampnitz kam zum Kreis Osthavelland der Provinz Brandenburg. Mit der Einrichtung der Amtsbezirke 1874 in der damaligen Provinz Brandenburg wurde der Gemeindebezirk Krampnitz in den Amtsbezirk 20 (Fahrland) des Kreises Osthavelland eingegliedert. Zum Amtsvorsteher wurde Domänenpächter Alexander Beussel in Fahrland, zu seinem Stellvertreter Gutsbesitzer Robert Ferdinand Müller in Nedlitz bestimmt.[14]
1928 wurde zwar der größere Teil des Gutsbezirks Sacrow mit dem Gemeindebezirk Sacrow zur Gemeinde Sacrow vereinigt. Ein Teil des Gutsbezirks Sacrow, Jagen 202 bis 227, Försterei Krampnitz, ausschließlich Nedlitzer Holz und Heinholz, insgesamt 521 ha wurden mit dem Gemeindebezirk Krampnitz zur Gemeinde Krampnitz vereinigt. Hinzu kamen Teile des Gutsbezirks Havelstrom (Teile von Krampnitz- und Lehnitzsee).[15] 1931 war die Gemarkung schließlich 601 ha groß.[12]
Zum 1. April 1939 wurde Krampnitz nach Potsdam eingemeindet, zum 25. Juli 1952 wieder ausgegliedert.[13] Krampnitz wurde nun dem Kreis Potsdam-Land zugewiesen. Zum 15. April 1957 wurde Krampnitz schließlich nach Fahrland eingemeindet. Krampnitz war dann Ortsteil der Gemeinde Fahrland. Mit der Kreisreform von 1993 im Land Brandenburg kam Fahrland (inkl. seines Ortsteils Krampnitz) zum Landkreis Potsdam-Mittelmark. Mit der Kommunalwahl am 26. Oktober 2003 wurde die Gemeinde Fahrland (einschließlich seines Ortsteil Krampnitz) nach Potsdam und den Stadtkreis Potsdam eingemeindet. Fahrland hat seither den Status eines Ortsteils, Krampnitz den eines Gemeindeteils. Von 2010 bis 2015 baute der Architekt Arno Brandlhuber die Ruine des VEB Trikotagenfabrik Ernst Lück am Krampnitzsee zur sogenannten „Antivilla“ um.[16] Krampnitz wurde aufgrund des Zuzugs wohlhabender Berliner 2016 im Zeitmagazin von Carolin Würfel als „Kramptons“ in Anspielung auf die Hamptons bezeichnet, einem Erholungsgebiet für wohlhabende New Yorker.[17]
Kirchliche Geschichte
Krampnitz besaß nie eine Kirche, sondern war immer eingepfarrt nach Fahrland. Die evangelischen Christen gehören heute zur Evangelischen Kirchengemeinde Fahrland im Evangelischen Kirchenkreis Falkensee.[18]
Kavallerie- und Panzertruppenschule Krampnitz (Heeres-Reitschule)
siehe Hauptartikel Heeres-Reitschule
1935 beschloss das Oberkommando des Heeres die Kavallerieschule der Reichswehr von Hannover nach Krampnitz zu verlegen. Der in der Nähe gelegene Truppenübungsplatz Döberitz war der Hauptgrund für diese Verlegung. 1937 lagen die Pläne für das Kasernengelände vor und schon im Frühjahr 1937 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Erste Einheiten zogen bereits noch 1937 in das neue Kasernengelände ein. Die Fertigstellung erfolgte jedoch erst 1939. Das neue Kasernengelände erhielt zwar aufgrund der räumlichen Nähe den Beinamen Krampnitz lag jedoch nicht auf der Gemarkung Krampnitz, sondern auf der Gemarkung Fahrland. Lediglich einige kleine randliche Teile der Gemarkung Krampnitz wurden dem Kasernengelände zugeschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Rote Armee das Kasernengelände. Seit 1992 stand der Gebäudekomplex überwiegend leer.
Nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam vom Juni 2013 soll das ehemalige Kasernengelände Krampnitz zu einem neuen Wohnquartier für bis zu 10.000 Menschen entwickelt werden. Die Realisierung des Beschlusses ist bis 2024 projektiert.[19]
Denkmale und Sehenswürdigkeiten
Die Denkmalliste des Landes Brandenburg für die Landeshauptstadt Potsdam listet die folgenden Denkmale.[20]
Baudenkmale
- Nr. 09156749 Potsdamer Chaussee: Heeres-Reit- und Fahrschule und Kavallerieschule Krampnitz mit "Offizierssiedlung", bestehend aus der Kasernenanlage mit den Gebäuden Nr. 1–4, 6–11, 13–28, 50–52 und 156 (mit Turm); der sogenannten Offizierssiedlung, bestehend aus den Gebäuden 73–102, 105, 113–135; dem Straßenerschließungssystem mit den gärtnerisch gestalteten Freiflächen als städtebaulicher Gesamtanlage.
Bodendenkmale
Die gelisteten Bodendenkmale ziehen sich z. T. auf die Gemarkung Fahrland.
- Nr. 2053 Fahrland Flur 5, Krampnitz, Flur 1: Friedhof deutsches Mittelalter
- Nr. 2056 Fahrland, Fluren 4 und 5, Krampnitz Flur 1: Siedlung Ur- und Frühgeschichte, Einzelfund Eisenzeit
- Nr. 2078 Fahrland, Flur 4, Krampnitz Flur 1: Hort Bronzezeit, Einzelfund Eisenzeit, Siedlung Bronzezeit
- Nr. 2080 Fahrland, Flur 5, Krampnitz Flur 1: Siedlung Neolithikum
- Nr. 2077 Krampnitz Flur 1: Siedlung Eisenzeit, Siedlung Bronzezeit, Gräberfeld slawisches Mittelalter
- Nr. 2079 Krampnitz Flur 1: Rast- und Werkplatz Mesolithikum
- Nr. 2081 Krampnitz Flur 1: Gräberfeld Bronzezeit, Gräberfeld Eisenzeit
- Nr. 2082 Krampnitz Fluren 1 und 2: Siedlung Ur- und Frühgeschichte, Einzelfund Bronzezeit, Einzelfund Steinzeit
Weblinks
Einzelnachweise
- Reinhard E. Fischer: Brandenburgisches Namenbuch. Teil 4 Die Ortsnamen des Havellandes. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, 1976, S. 150/51.
- Berthold Schulze: Neue Siedlungen in Brandenburg 1500–1800. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, 8, Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1939, S. 64.
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Etablierung von Kolonistenfamilien durch den Beamten Draing in Krampnitz. 1752 - 1761
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Schankberechtigung der Krugwirtschaft in dem Kolonistenhaus auf der Krampnitz. 1788
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Bauten und Reparaturen im Amt. Enthält u. a.: ... Zeichnung zur Erbauung eines massiven Schafstalles auf dem Vorwerk Krampnitz (1803). ...
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Plünderungen während der Kriegsunruhen bei dem Forstbedienten in Krampnitz. 1808 - 1811
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Anlage eines neuen Weges von Sacrow nach Krampnitz. 1843 - 1851
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Erbpachtkontrakt vom 27. Dez. 1846 mit der Gemeinde Krampnitz über eine Bornimer Forstparzelle von 90 Quadratruten zur Anlegung eines Begräbnisplatzes. 1846 - 1847
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv Online Recherche: Anlegung eines Kirchhofes für die Gemeinde in Krampnitz. Darin: Handzeichnung von demjenigen Fleck Forstland, so den Kolonisten aus dem Krampnitz zu einem Begräbnisplatz abgetreten werden soll, 1801, Bl. 18. 1800 - 1801
- Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. 276 S., Verlag von Dietrich Reimer, Berlin, 1861 Online bei Google Books, S. 174/75.
- Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871. II. Provinz Brandenburg. Verlag der Königlichen Statistischen Bureaus (Dr. Engel), Berlin 1873. Online bei Google Books, S. 74.
- Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil III Havelland. 452 S., Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972, S. 195–196.
- Beitrag zur Statistik Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005 19.1 Brandenburg an der Havel Potsdam Frankfurt (Oder) Cottbus PDF
- Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Beilage zum 28. Stück des Amtsblattes, vom 10. Juli 1874, S. 3 Online bei Google Books
- Amtsblatt für den Regierungsbezirk Potsdam, Sonderausgabe Nr. 7 vom 4. Oktober 1928, Kommunalbezirksveränderungen, S. 317–340.
- BauNetz: Monument gegen den Dämm-Wahn - Über die Antivilla von Arno Brandlhuber. 20. Februar 2015, abgerufen am 14. Oktober 2020.
- In den Kramptons. Abgerufen am 14. Oktober 2020.
- Kirche in Krampnitz (KiK) – Kurzkonzept von Bernhard Schmidt. Stand 20. Februar 2019 PDF
- ProPotsdam: Potsdams neuer Norden: Krampnitz
- Denkmalliste des Landes Brandenburg: Stadt Potsdam (PDF) Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum