Alter Friedhof Segeroth
Der Alte Friedhof Segeroth (heute Segerothpark) ist ein stillgelegter, kommunaler Friedhof im heutigen Essener Stadtteil Nordviertel, das auch das ehemalige Arbeiterviertel Segeroth abdeckt. Im Nordosten des Friedhofes schließt sich der größte jüdische Friedhof Essens an.
Geschichte
1863 wurde der Friedhof Segeroth als Altenessener Südfriedhof eröffnet. Zwei nordöstliche Erweiterungen kamen jeweils 1883 und 1892 hinzu. 1983 Jahren ist er entwidmet worden.
Grabdenkmal für im Krieg 1870/71 Verstorbene
Im Südwesten des alten Friedhofs Segeroth steht ein Grabdenkmal für die Opfer des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71.
54 Essener Soldaten fielen bei Frontkämpfen. Davon wurden 17 Krieger, die an den Folgen ihrer Verwundung in Essener Lazaretten starben, aufgrund des Beschlusses der Kirchhofs-Kommission vom 6. September 1870 hier in einer gemeinsamen Gruft bestattet. Das Grabdenkmal erhielt eine Auflistung der Namen und Herkunftsorte sowie der größeren Schlachten auf den Seiten des Denkmals. Mit einem Festumzug vom Rathaus zogen die Teilnehmer, von einem Musikkorps begleitet, zur Grabstätte. Das Denkmal wurde nach einem Lied eines Chors und der Ansprache des Ersten Beigeordneten Karl König unter Kanonenschüssen und Musik am 2. September 1874, dem Sedantag, enthüllt. Nach einem weiteren Lied und einem stillen Gebet marschierte man in die Stadt zurück.
Das Grabdenkmal war einst von hohen Eisengittern eingerahmt und von Ecksäulen und einer hohen Zierarchitektur umgeben. Dazu gab es einen tabernakelartigen Mittelaufbau mit schlanker Spitze, der ebenfalls von vier Eckpfeilern umgeben war. Das alles wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Ein zunächst von der Stadt geplantes Denkmal für alle 54 Essener Kriegsopfer wurde später, im Jahr 1891, auf dem Kopstadtplatz errichtet. 1958 wurde dieses monumentale Denkmal des Bildhauers Ernst Seger in das Eltingviertel im Stadtteil Nordviertel versetzt.[1]
Gräber für bei Grubenunglücken Verstorbene
Auf dem Segerothfriedhof liegen neun Bergleute, die bei einer Schlagwetter-Explosion, ausgelöst durch eine Grubenlampe, am 20. Oktober 1921 in Flöz Gustav auf Zeche Victoria Mathias starben. Bei der Explosion gab es neun bis zehn Todesopfer und vier bis fünf Verletzte. Die Beisetzung fand am 21. Oktober 1921 statt. Das Grabmal steht seit 24. September 2019 unter Denkmalschutz. Es ist ein geschliffener Kunststein, der 240 × 78 × 135 cm misst. Die Einfriedung und Bepflanzungen sind nicht mehr vorhanden.[2]
Des Weiteren haben hier 23 Knappen, die durch eine Kohlenstaubexplosion aufgrund von verbotenen Dynamitsprengungen am 31. Mai 1922 auf Zeche Amalie ums Leben kamen, ihre letzte Ruhestätte gefunden. 23 bis 24 Bergleute starben, 29 wurden verletzt. Das Grabmal steht seit 24. September 2019 unter Denkmalschutz. Es ist ein geschliffener Kunststein, den eine 370 cm hohe Stele mit quadratischer Grundfläche von 108 cm Kantenlänge bildet. Die gravierte Inschrift lautet: Ruhestätte der 23 Knappen die am 31. Mai 1922 auf Schachtanlage Amalie verunglückten. Die Einfriedung und Bepflanzungen sind nicht mehr vorhanden.[3]
- Grabehrenmal an die Toten des Deutsch-Französischen Krieges 1870\1871
- Gedenkstein der Opfer des Grubenunglücks auf Zeche Victoria Mathias
- Gedenkstein der Opfer des Grubenunglücks auf Zeche Amalie
Beigesetzte Persönlichkeiten
Eine Persönlichkeit, die 1883 auf dem Friedhof Segeroth beigesetzt wurde, ist Clara Kopp. Sie war die Gründerin der 1843 gegründeten Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Schwestern von der hl. Elisabeth, die 1844 das erste Essener Krankenhaus, das Elisabeth-Krankenhaus eröffneten.[4]
1898 wurde der Bauunternehmer und Stadtverordnete Hermann Elting hier beigesetzt.
Auch der Reichstagsabgeordneter und Essener Stadtverordnete Georg Nauheim ist hier beerdigt worden.
Karl Gottlieb Wächtler (* 13. April 1814 in Mückenberg (Sachsen); † 10. Juli 1894 in Essen) war von 1844 bis 1890 Pfarrer der evangelischen Gemeinde Essen-Altstadt. Neben seinem Beruf als Bezirksschulinspektor setzte er sich stark im Essener Armenwesen ein. Ende der 1880er-Jahre wurden aus Stiftungsgeldern der Armenverwaltung Wohnhäuser für einkommensschwache Bürger errichtet, was den Anlass zur Benennung der Wächtlerstraße im Südostviertel gab. Wächtler wurde hier auf dem Segerothfriedhof beigesetzt.
Jüdischer Friedhof
Im nordöstlichen Teil, am heutigen Assmannweg (früher Reckhammerweg), wurde 1885 der jüdische Friedhof der Stadt Essen eröffnet. Damals noch am nördlichen Stadtrand gelegen, wurde er als Nachfolger des Friedhofs an der Lazarettstraße angelegt. Durch den stark ansteigenden Zuzug von Arbeitskräften für die Kohle- und Stahlindustrie aus Osteuropa wuchs auch die jüdische Gemeinde. So entwickelte sich der jüdische Friedhof Segeroth zum bis heute größten der Stadt Essen. Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde Essen, Isaac Hirschland, erwarb 1885 das Gelände von der Stadt Essen.
Als Erster wurde hier im Herbst des Jahres Simon Hirschland (1807–1885), der in Essen 1841 das Privatbankhaus Hirschland gründete, bestattet. Sein Sohn Isaac Hirschland folgte ihm 1912. Die Familiengruft besteht bis heute. Die Schriftstellerin Anna Heinemann und ihr Ehemann, der Justizrat Salomon Heinemann, sind ebenso hier beigesetzt wie der Lehrer und Prediger Moses Blumenfeld. Am 29. Januar 1903 wurde eine neue Trauerhalle direkt neben dem Eingang zum Friedhof eingeweiht, denn die erste an anderer Stelle musste wegen Bergschäden abgerissen werden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Trauerhalle zerstört. Ab 1943 mussten mehrere Grabsteine auf Druck der Gestapo zur Weiterverarbeitung an Steinmetze verkauft werden. Zum Zweck der Metallspende des deutschen Volkes wurden viele Metallbuchstaben, Gitter und Ketten entfernt. Trotz dieser Einflüsse und späterer Schändungen durch Beschmierungen mit Nazi-Insignien (1959) und Umstürzen von Grabsteinen (1966, 1968) haben sich noch 707 Grabsteine erhalten.[5] Seit 1985 steht der jüdische Friedhof unter Denkmalschutz.[6] Eine letzte Beisetzung fand 1991 statt.[7]
Der jüdische Friedhof Segeroth ist heute im Besitz des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Nordrhein in Düsseldorf. Er ist nicht öffentlich zugänglich.
Umgestaltung zu Parkanlage
In den 1990er Jahren begann man das Gelände zum Segerothpark umzugestalten. Einige alte Grabmäler sind bis heute erhalten geblieben.[2] Das Gelände, das heute von der Bottroper Straße in Nord-Süd-Richtung durchschnitten wird, wurde in den Jahren 2005 bis 2007 gelichtet und durch Aufenthaltsbereiche und weitere Wege ergänzt. Zudem wurde der etwa 3000 Quadratmeter große Teich im östlichen Friedhofsteil im Rahmen des städtischen Projektes Essen.Neue Wege zum Wasser saniert und vergrößert. Er wird nun mit Regenwasser der benachbarten Wohnhäuser gespeist. Im südwestlichen Bereich des Parks befindet sich ein Kinderspielplatz auf ehemaligem Friedhofsgelände.
Literatur
- Michael Brocke: Jüdische Friedhöfe in Essen; In: Jüdisches Leben in Essen 1800–1933, Hrsg.: Alten Synagoge (Studienreihe der Alten Synagoge, Bd. 1), Essen 1993, S. 110–121.
- Doch meine Zeit zum Blumenpflücken ist vorüber. Der jüdische Friedhof im Essener Segeroth-Viertel; Klartext-Verlag, Essen, 2016 (Broschüre)
Weblinks
- Eintrag zu Jüdischer Friedhof in Segeroth mit Familiengruft Hirschland in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland, abgerufen am 17. Juni 2020.
- Segeroth In: Übersicht über alle Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Nordrhein-Westfalen.
Einzelnachweise
- Gedenktafel am Grabdenkmal auf dem Alten Friedhof Segeroth, errichtet durch die Bezirksvertretung für den Stadtbezirk I
- Auszug aus der Denkmalliste der Stadt Essen – Grabmal der Opfer des Unglücks auf Zeche Victoria Mathias; abgerufen am 19. Dezember 2019
- Auszug aus der Denkmalliste der Stadt Essen – Grabmal der Opfer des Unglücks auf Zeche Amalie; abgerufen am 19. Dezember 2019
- Historisches Archiv Essen: Biographie von Clara Kopp; abgerufen am 14. Juli 2017
- Universität Heidelberg: Jüdische Friedhöfe in Nordrhein-Westfalen: Segeroth; abgerufen am 17. Juni 2020
- Jüdisches Grabfeld in der Denkmalliste der Stadt Essen (PDF; 422 kB); abgerufen am 17. Juni 2020
- Gedenktafel vor Ort