Altenauer Brauerei
Die Altenauer Brauerei ist ein Brauereibetrieb im niedersächsischen Altenau, Landkreis Goslar.
Altenauer Brauerei | |
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Rechtsform | GmbH[1] |
Gründung | 1617[2] |
Sitz | Altenau, Deutschland |
Leitung | Joachim Kilian |
Mitarbeiterzahl | 9 |
Branche | Brauerei |
Website | www.altenauer-brauerei.de |
Stand: 9. Februar 2022 |
Geschichte
Die Geschichte der Brauerei ist eng mit der Ortsgeschichte verbunden. Mit der Vergabe des Stadtrechts im Jahr 1617 erhielt Altenau auch das Braurecht. Brauberechtigte Häuser stellten bis 1622 ihr Bier selbst her, ehe ein zentrales Kommunbrauhaus an der Kreuzung zur Kleinen Oker errichtet wurde, das auch auf dem Merian Stich von 1650 zu sehen ist. Als städtische Einrichtung stand der eigens bestellte Braumeister unter Aufsicht der Stadt, der auch die Reihenfolge der Brauberechtigten festlegte. 1672 wurde ein neues Brauhaus am selben Standort errichtet.[3]
Gebraut wurden Süß- und Gosebier, das auch in den örtlichen Schankwirtschaften verkauft wurde. Der Erlös vom Verkauf des Bieres ging in eine Bierakzise über, die der Unterstützung von Kirche und Schule diente.[4]
Bis 1754 wurde etwa 60-mal pro Jahr gebraut, ab 1754 nur etwa 30-mal. Die Organisation und die Verwaltung der Brauerei unterstanden, bis 1815, der Stadt. Am 25. Februar 1815 kam es jedoch zu Beschwerden mehrerer Brauberechtigter gegen die Braumeister Löding und Fahlbusch, so dass ein Brauadministrator und ein Braukontrolleur bestellt wurden, die den Brauberechtigten mehr Mitspracherecht einräumten.
Aufgrund ungünstiger Wirtschaftsverhältnisse musste erstmals 1831 über den Fortbestand der Einrichtung beraten werden. 1853 übernahmen acht Braudeputierte die Wahrnehmung der Interessen der brauberechtigten Bürger, als Vorsteher wird ein Jahr später Friedrich Hoffmeister genannt.[3] Im Jahr 1870 zählte die Bergstadt insgesamt 176 Wohnhäuser, von denen 152 als brauberechtigt galten. Bis 1904 galt die Stadt selbst als Eigentümer der Anlagen. Das Amtsgericht Zellerfeld entschied in einem Urteilsspruch, dass rechtlich die ab 1898 gegründete Braugenossenschaft namens „Brauerei Altenau der brauberechtigten Bürgerschaft“ Eigentümer sei, obwohl die Stadt weiterhin als Eigentümer im Grundbuch stünde. Von 1901 bis 1956 befand sich das Spritzenhaus auf dem Gelände der Brauerei.[5]
Am 18. Februar 1919 erklärte der Stadtrat offiziell, dass die Brauerei nun von einem Verwaltungsausschuss der brauberechtigten Bürger geleitet werde und sich in deren Eigentum befinde. Zwei Monate später kam die Mitteilung des Ausschusses, dass die Verkaufsverhandlungen schweben. Am 15. Mai 1919 erhielt der damalige Braumeister des Betriebs Hermann Kolberg den Verkaufszuschlag.[6] Nach dem Tod von Hermann Kolberg übernahm Paul Kolberg den Betrieb seines Vaters, welcher in den 1950er Jahren den brauereieigenen Brunnen auf 107 Meter vertiefen ließ.[7] Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war der Ostharz ein wesentliches Absatzgebiet. Anschließend kam es durch die Innerdeutsche Grenze zu herben Einschnitten im Vertrieb, so dass man die Bierproduktion bis 1967 zeitweise einstellte und sich auf die Herstellung von Limonaden beschränkte.[8] 1964 stieg sein Sohn Hartmut Kolberg in die Brauerei ein. Dieser ließ 1967 neue Lagerkeller, Gärtanks und 1975 ein neues Sudhaus mit drei Suden errichten, deren Fassungsvermögen insgesamt 3000 Liter beträgt.[7][8] Bis 2005 führte Kolberg das Unternehmen. Von 2005 bis 2012 führte Andreas Marx die Brauerei Paul Kolberg GmbH.[9]
2012 ging das Unternehmen in die Insolvenz. Käufer war die Klosterkammer Hannover, die durch das Klostergut Wöltingerode den Betrieb fortsetzte und die Marke Altenauer übernahm.[10] Für Aufsehen sorgte 2013 eine Werbung der Brauerei, in der eine „moderne Hexe“ bauchfrei, in enger Hose auf einem Besen für ein Produkt der Brauerei warb. Der Landesfrauenverband bekundete Protest.[11] 2013 ließ man das gebraute Bier per Tanklastzug in die Westheimer Brauerei bringen, nachdem die Abfüllanlage aus den 1960er Jahren nicht mehr zu reparieren war.[12] 2014 kam es zur größten Investition in Höhe von 4,9 Millionen Euro[13] der Klosterkammer in die Brauerei, nachdem eine neue Produktionshalle samt Abfüll-, Flaschen- und Kistenreinigungsanlage am Fuß der Schützenklippe errichtet wurde.[14] Bei den 2017 vorgestellten Craft-Bieren Klosternacht und Klosterkeller stellte sich heraus, dass das Bier mit Holzchips versehen wurde, statt wie auf dem Etikett beworben, im Holzfass gelagert zu sein.[15] Seit 2017 lässt die Braugenossenschaft Nordstadt braut mit 450 Mitgliedern und Sitz im hannoverschen Stadtteil Nordstadt in Altenau ihr Bier produzieren und abfüllen.[16]
Ende Januar 2021 erklärte die Klosterkammer, die Brauerei zum 1. Februar schließen zu wollen, nachdem Investitionen in Höhe von 2 Millionen Euro[13] am Sudhaus hätten getätigt werden müssen, um einen Fortbestand der Brauerei zu gewährleisten. Auch sei der gewünschte Absatz in Höhe von jährlich 16 Tausend Hektolitern nicht erreicht worden.[17] Nachdem die Klosterkammer die kurzfristige Schließung des Unternehmens bekannt gegeben hatte, löste dies Protest in Bevölkerung und Politik aus. Geforderte Nachverhandlungen mit potentiellen Käufern brachten einen positiven Ausgang der Verhandlungen, so dass ein Konsortium, bestehend aus Braumeister Joachim Kilian, Familie Schneider und dem Fruchtsafthersteller Creydt aus Dassel, den Betrieb seit April 2021 als Altenauer Brauerei GmbH[18] fortführt.[19] Im Februar 2022 investierten die Inhaber in zwei temperierbare Gärtanks mit je 25.000 Liter Fassungsvermögen sowie 12 Lagertanks, deren Fassungsvermögen insgesamt 1040 Hektoliter beträgt.[20] Hinzu kamen weitere technische Erneuerungen wie vollautomatische Anlagen zum Befüllen und Entleeren von Getränkekisten und Sanierungen von Gebäude.
Produkte
Die bisherige Produktpalette der Braustätte in Altenau ist:
- Altenauer Harzer Dunkel: 5,00 %vol.[21]
- Altenauer Maibock: 6,5 %vol.[22]
- Harzer Pilsener: 5,00 %vol.[23]
- Harzer Hüttenbier: 5,00 %vol.[24]
- Harzer Urstoff: 5,00 %vol.[25]
- Altenauer Export: 5,00 %vol.[26]
- Altenauer Edel-Pils: 5,00 %vol.[27]
- Altenauer Freiheit (alkoholfreies Bier)
- Kräuterlimonade
- Malzbier
Der Hopfen für die Biere stammt aus Tettnang und die Gerste stammt aus Wöltingerode.[28]
Das Sortiment trägt seit 2013 (und 2017 die neue Kräuterlimmo [sic!]) die Auszeichnung „Typisch Harz“.[29]
2012 lag der jährliche Ausstoß der Braustätte im Besitz anderer Unternehmen bei 5300,[10] 2020 bei 8000 Hektolitern.[30]
Weblinks
- Webpräsenz der Altenauer Brauerei GmbH
- Beschreibung bei harzinfo.de
- Altenau: Doch noch Hoffnung für Traditionsbrauerei? bei ndr.de vom 2. Februar 2021
- Bier aus dem Harz: Verkauf rettet Altenauer Brauerei bei ndr.de vom 1. März 2021
Einzelnachweise
- Firmenauskunft zu Altenauer Brauerei GmbH bei firmenwissen.de
- Klosterkammer Hannover kauft Altenauer Brauerei, abgerufen am 5. März 2021
- Niedersächsischer Landtag- 18. Wahlperiode, Drucksache 18/8822 vom 23. März 2021 PDF Dokument
- Manfred Klaube: Altenau und Torfhaus im Oberharz. 2011, S. 25.
- Festschrift 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Altenau. 2001, S. 23.
- Manfred Klaube: Altenau und Torfhaus im Oberharz. 2011, S. 68.
- Die Altenauer Brauerei. In: Allgemeiner Harz Berg Kalender. 1991, S. 48.
- Yumpu.com: die 5 Oberharzer CLZ Altenau Wildemann Buntenbock Schulenberg ... Abgerufen am 7. April 2021.
- Altenauer Heimatfest 2005 Festschrift. S. 97.
- Klosterkammer kauft Altenauer Brauerei. In: Neue Presse. 20. Juli 2012, abgerufen am 4. März 2021.
- Evangelisch.de (Hrsg.): Sexismus Vorwurf: Klosterkammer zieht Bierwerbung mit Hexe zurück. 7. März 2013.
- Goslarsche Zeitung (Hrsg.): Harzer Bier wird im Sauerland abgefüllt: Alte Anlage in Altenau macht schlapp.
- Oliver Stade: Altenauer Brauerei hat eine Zukunft. Hrsg.: Goslarsche Zeitung. Golsarsche Zeitung, Goslar 27. Februar 2021, S. 9.
- Heinrich Leicht GMBH Kundenmagazin 2014 Ausgabe 08
- Holzchips im Bier: Brauereichef muss gehen. In: News 38.de. 15. November 2017, abgerufen am 27. Februar 2021.
- Brauerei. In: NORDSTADT braut! Abgerufen am 8. April 2021 (deutsch).
- Goslarsche Zeitung (Hrsg.): Zu hohe Investitionen-Klosterkammer schließt Brauerei. 29. Januar 2021.
- Rettung für Altenauer Brauerei. In: Regional Heute.de. 1. März 2021, abgerufen am 5. März 2021.
- Goslarsche Zeitung (Hrsg.): Altenauer Brauerei ist verkauft. 27. Februar 2021.
- Goslarsche Zeitung (Hrsg.): Ein Kraftakt der Altenauer Brauerei. 9. Februar 2022.
- Altenauer Harzer Dunkel. Abgerufen am 4. März 2021.
- Altenauer Maibock. Abgerufen am 4. März 2021.
- Harzer Pilsener. In: Altenauer Brauerei. 31. März 2021, abgerufen am 25. April 2021 (deutsch).
- Harzer Hüttenbier. Abgerufen am 4. März 2021.
- Harzer Urstoff. Abgerufen am 4. März 2021.
- Altenauer Export. Abgerufen am 4. März 2021.
- Bier Test Altenauer Edelpils. In: Biertest. Abgerufen am 4. März 2020.
- Harzer Pilsener. Abgerufen am 7. April 2021 (deutsch).
- Wöltingeröder Spezialitäten und die Altenauer Limmo mit der Regionalmarke Typisch Harz ausgezeichnet. In: Lifepr. Abgerufen am 5. März 2021.
- Altenauer Brauerei stellt Ende Januar den Betrieb ein. In: Regional heute. Abgerufen am 3. März 2021.