Alte Brücke (Bratislava)
Die Alte Brücke (slowakisch Starý most, 1945–?1990 Most Červenej armády [Rote-Armee-Brücke]) ist die älteste Brücke in Bratislava. Es handelt sich um eine Eisenbrücke in gewölbter Obergurtbauweise mit fünf Pfeilern. Die Pfeiler sind als Natursteinmauerwerk ausgeführt. Die Brücke hat insgesamt sechs Spannen (32,3 m + 106,7 m + 137,2 m + 75,6 m + 75,9 m + 32,2 m).
Alte Brücke | ||
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Offizieller Name | Starý most | |
Nutzung | Geh-, Radweg- und Straßenbahnbrücke | |
Querung von | Donau | |
Ort | Bratislava | |
Gesamtlänge | 465 m | |
Längste Stützweite | 137 m | |
Höhe | 10 m | |
Baubeginn | 1889 | |
Eröffnung | 1891/1945/2016 | |
Lage | ||
Koordinaten | 48° 8′ 18″ N, 17° 7′ 2″ O | |
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Höhe über dem Meeresspiegel | 133 m |
Die 465 Meter lange Donaubrücke verfügt über beidseitige Geh- und Radwege sowie über zwei Vierschienengleise (1000 mm/1435 mm), die einer Linie der Straßenbahn Bratislava zum südlichen Stadtteil Petržalka (Audorf oder Engerau) gewidmet sind.[1] Über zwei Pfeilern befinden sich beidseitige Aussichtsplattformen. Als einzige Donaubrücke in Bratislava darf die Brücke nicht vom Automobilverkehr benutzt werden.
Geschichte
Die erste Brücke in Pressburg (heute: Bratislava) war die Carolinen-Brücke, eine 1825 errichtete Schiffsbrücke[2] (Pontonbrücke), die sich ungefähr beim ehemaligen Krönungshügelplatz, dem heutigen Ľudovít-Štúr-Platz (Námestie Ľ. Štúra) befand. Sie wurde gebaut, nachdem verschiedene Holzbrücken wegen laufender Schäden durch den Eisgang der Donau nicht lange gehalten hatten. Diese Schiffsbrücke hielt bis Ende 1890.
Die heutige Alte Brücke steht an der Stelle der ehemaligen Franz-Josephs-Brücke (most Františka Jozefa), der ersten stählernen Brücke (Stahlfachwerkbrücke) in Bratislava, die am 9. November 1891[3] von Kaiser Franz Joseph I. persönlich eröffnet wurde.
Nachdem man in einer Stadtratssitzung am 5. November 1888 das städtische Brückenmautrecht dem Ungarischen Staate übertrug, stand dem Bau einer festen – und das ganze Jahr über benutzbaren – Brücke nichts mehr im Wege. Auf Initiative des damaligen ungarischen Verkehrsministers Gábor Baross, wurde der Brückenbau im Auftrag gegeben. Mit der Planung und der Entwurfserstellung wurde der Schweizer Ingenieur und Unternehmer Salezius Franz Cathry beauftragt,[4] der mit den Bauarbeiten am 12. August 1889 begann.
Die "Kaiser Franz-Joseph-Brücke" über die Donau, die in jener Zeit eine schnellere Verbindung mit Wien und den am anderen Donauufer liegenden ungarischen Städten (vor allem Raab und Steinamanger) ermöglichte, trug zur Industrieentwicklung der Stadt wesentlich bei. Am 9. November 1891 wurde das Eisenbahnfeld der Franz-Joseph-Brücke mit der neuen Eisenbahnstrecke verknüpft und in Betrieb genommen, wodurch der südliche Teil der Stadt – und damit auch das neue Industriegebiet in der Mühlau – an das südliche Eisenbahnnetz nach Raab und Steinamanger angeschlossen war. Beim Gleisbau wurde der Gleiskörper der alten Pferdeeisenbahn zwischen Brücke und Filialbahnhof in die Planung einbezogen. In diesem Zeitraum wurde auch der in den Jahren 1881–1882 und heute nicht mehr existierende Neustädter Bahnhof (gegenüber dem Andreasfriedhof) errichtet, welcher zu einem Knotenpunkt ausgebaut wurde, da von hier aus ab 1895 auch Züge auf die Große Schüttinsel fuhren.[5]
Zur Zeit der ersten tschechoslowakischen Republik trug sie den Namen nach Milan Rastislav Štefánik (Štefánikov most). Von 1914 bis 1945 führte über die Brücke auch die Pressburger Bahn, eine elektrische Bahn nach Wien.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stahlkonstruktion zerstört, aber Teile der Steinpfeiler blieben erhalten. Nach Kriegsende im Jahre 1945 wurde die jetzige Brücke durch die Rote Armee und ihre deutschen Kriegsgefangenen gebaut und war bis zur Eröffnung der Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes im Jahr 1972 die einzige Donaubrücke von Bratislava. Sie verfügte über eine zweispurige Straßendecke, beidseitige hölzerne Gehwege sowie über einen Eisenbahngleis, das 1985 endgültig aufgegeben wurde. Damals als provisorische Lösung für zehn Jahre gedacht, war die Brücke aus Geldmangel bis zur stufenweisen Sperre in den Jahren 2008–13 teilweise in Betrieb, obwohl immer wieder der Vorschlag aufkam, sie endlich abreißen zu lassen.
Ab 31. Dezember 2008 wurde der allgemeine Verkehr über die Brücke gesperrt. Nur noch die ÖPNV-Busse sowie Radfahrer durften die Brücke benutzen.[6] In der Zwischenzeit wurden am 15. Mai 2010 sowohl die Straße als auch der Gehweg wegen erheblicher Baumängel der Fahrbahn voll gesperrt.[7] Danach wurde die Fahrbahn (jedoch nicht der Gehweg) abgetragen, um das Risiko eines Absturzes in den Fluss zu vermeiden.[8] Von 2011 bis zur baubedingten Sperre am 2. Dezember 2013 war die Brücke noch einmal für Fußgänger und Radfahrer offen.
Neubau
Am 22. Oktober 2013 unterzeichnete der Magistrat der Stadt Bratislava den Kontrakt über den Umbau der Alten Brücke und Bau der Straßenbahn nach Petržalka. Die Demontage lief bis Frühling 2014. Die neue Alte Brücke wurde im Mai 2016 fertiggestellt (Eröffnung 17. Mai 2016) und soll 70 Millionen Euro gekostet haben.[9] Dem Wunsch der Bevölkerung gemäß wurde sie grün gestrichen und erinnert vom Stil her an die alte Brücke, hat aber nur noch fünf anstatt sechs Pfeiler, lässt Schiffen mehr Höhe und verfügt über zwei Straßenbahngleise. Beiderseits wurden 4,5 m breite Stege errichtet, wovon jeweils 1,5 m auf Einbahn-Radwege und 3 m auf Gehwege entfallen.
Literatur
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Weblinks
- Alte Donaubrücke in Bratislava. In: Structurae
- Informationen zur Brücke auf rail.sk (slowakisch)
Einzelnachweise
- Petržalská električka - 1. časť: úsek Štúrova - Starý most - Bosákova, imhd.sk (slowakisch), abgerufen am 31. Juli 2016
- Die Schiffbrücke wurde anlässlich der Krönung von Carolina Augusta, der vierten Gemahlin von Kaiser Franz I. zur Königin von Ungarn, vom Herrscherhaus der Stadt Preßburg mit Schenkungsurkunde vom 13. Dezember 1825 gestiftet. Ihr zu Ehren erhielt sie den Namen „Karolinen-Brücke“. Die Preßburger Zeitung Nr. 70 vom Jahre 1825 berichtete: „Die neue und ungekannte Art dieses Kommunikationsmittels und der Umstand, dass man unbehindert von einem, Ufer zum anderen gehen konnte, zog gleich nach Eröffnung aus allen Schichten der Bevölkerung zahllose Neugierige an. Die Brücke ruhte auf 32 „Schiffen“, war 148 Klafter lang und 24 Klafter breit und sehr schmuck gebaut.“ (zit. bei Emil Portisch: Geschichte der Stadt Bratislava-Pressburg, 2 Bde. Bratislava-Pressburg 1932/1933, Bd. 2, S. 433). Die Karolinen-Brücke konnte in der Mitte geöffnet werden, um den zu dieser Zeit anlaufenden Dampfschiffsverkehr zu ermöglichen. Zuletzt war die Karolinen-Brücke bis zum 13. Dezember 1890 in Betrieb. Da die Donau im Winterhalbjahr in der Regel zugefroren war, konnte die Karolinen-Brücke während dieser Jahreszeit nicht benutzt werden. Sie wurde vor Beginn der Frostperiode abgebaut und bis zum Frühling des kommenden Jahres auf einem speziell dafür vorgesehenen Platz auf dem Fischplatz deponiert. Vgl. Emil Portisch: Geschichte der Stadt Bratislava-Pressburg, 2 Bde. Bratislava-Pressburg 1932/1933, Bd. 2, S. 433; auch bei Anton Klipp: Preßburg, Neue Ansichten zu einer alten Stadt, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-927020-15-3, S. 70.
- Anton Klipp: Preßburg, Neue Ansichten zu einer alten Stadt, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-927020-15-3, S. 86.
- Cathry plante – anhand eines mit der Regierung abgeschlossenen Vertrages - eine auf sechs Pfeilern ruhende Eisenkonstruktion, die aus sieben Feldern bestand. Von den fünf über der Strömung liegenden Feldern, hatten vier eine Spannweite von je 76 Metern und das mittlere Hauptfeld (mit Bogenaufsatz) hatte eine Spannweite von 92 Metern. Die zwei etwas niedrigeren Vorfelder auf den jeweiligen Uferseiten überspannten eine Länge von 32 Metern. Die ursprüngliche Gesamtlänge der Brücke betrug somit 460 m und überbrückte das hier etwa 300 m breite Donauflussbett. Die Brücke bestand aus drei von einander getrennten Überfahrten und zwar für den Straßenverkehr in der Mitte (von 6,5 m Breite), für Fußgänger auf der stromaufwärts liegenden Seite (Breite 3,0 m) und im November 1891 kam die Überbrückung für den Bahnverkehr (stromabwärts) hinzu. Die Brücke war oberhalb der höchsten gemessenen Hochwassermarke positioniert und stellte daher auch keine Behinderung für den bereits rapide einsetzenden Dampfschiffsverkehr dar. Die Eisenkonstruktion lieferte die Maschinenfabrik der Königlich Ungarischen Staatsbahnen. Das Gesamtbauwerk, verschlang die stolze Summe von 1 780 000 Gulden. Die Zufahrten zur Brücke sowie die Gestaltung der Umgebung wurden vom Preßburger städtischen Oberingenieur A. Sendlein ausgeführt. Am 30. Dezember 1890 wird die Brücke in Anwesenheit Kaiser Franz-Josephs (dessen Namen sie auch erhielt) feierlich eingeweiht und anschließend den Verkehr übergeben. Am 3. April 1945 wurde die Brücke von den sich auf dem Rückzug befindenden deutschen Truppen gesprengt. Nach dem Krieg ist sie unter Leitung der Roten Armee und der Alliierten - überwiegend von deutschen Kriegsgefangenen - in vereinfachter Form wieder aufgebaut worden. Im heutigen Preßburg trägt sie den Namen „Starý most“ [dt. „Alte Brücke“]; vgl. Anton Klipp: Preßburg, Neue Ansichten zu einer alten Stadt, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-927020-15-3, S. 86.
- Anton Klipp: Preßburg, Neue Ansichten zu einer alten Stadt, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-927020-15-3, S. 86 f.
- Starý most zrejme zbúrajú. In: SME, 23. Mai 2008 und Starý most – mesto o súťaži zatiaľ mlčí. In: SME, 22. Dezember 2008
- Starý most od soboty 15.5.2010 bez MHD, Verwaltung der Stadt Bratislava, abgerufen am 5. Juli 2010
- Návrat chodcov na Starý most je zatiaľ otázny, Bratislavské noviny, abgerufen am 3. Januar 2011
- Neue Alte Brücke in Bratislava fertiggestellt bei Radio Slovakia International, eingefügt 26. Mai 2016