Alsterschwimmhalle
Die Alsterschwimmhalle ist ein Hallenbad im Hamburger Stadtteil Hohenfelde, die nur wenige Gehminuten von der Außenalster entfernt liegt.[3] Sie wurde am 20. Januar 1973 eingeweiht.[7] Aufgrund ihrer weiträumigen und schwungvoll überdachten Halle wird die Alsterschwimmhalle im Volksmund von Beginn an auch „Schwimmoper“ genannt.[8]
Alsterschwimmhalle | |
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Daten | |
Ort | Hamburg-Hohenfelde |
Architekt | Wettbewerbsentwurf: Arbeitsgemeinschaft Horst Niessen Rolf Störmer, Überarbeitung: Walter Neuhäusser[1] |
Bauingenieur | Jörg Schlaich vom Ingenieurbüro Leonhardt und Andrä[2] |
Bauherrin | Hamburger Wasserwerke (HWW)[2] |
Baustil | Moderne |
Baujahr | 1968–1973[3] |
Bauzeit | 4½ Jahre[4] |
Grundfläche | 4300[5] m² |
Besonderheiten | |
2 hyperbolische Paraboloidschalen als Dachtragwerk |
Die Alsterschwimmhalle ist Hamburgs größtes öffentliches Schwimmbad und wird von der Bäderland Hamburg GmbH geführt. In dem 50-Meter-Becken der Halle fanden schon zahlreiche nationale und internationale Schwimmwettkämpfe statt.
Ausstattung
Neben einem 50-Meter-Becken gibt es seit dem letzten Umbau 2007 einen Aqua-Fitness-Bereich, der das frühere Nichtschwimmerbecken ersetzt hat. Ebenfalls vorhanden ist ein rund 28 Grad warmes Außenbecken mit Wasserdüsen und Beleuchtung. In der Halle steht ein Sprungturm mit Plattformen in drei, fünf, siebeneinhalb und zehn Metern Höhe. An diesem Sprungturm, der auch über einen Fahrstuhl erreichbar ist, ist seitwärts eine Rutschröhre mit 76 Metern Länge angeschlossen.[6] Ergänzt wird das Angebot durch einen Fitness- und einen Sauna-Bereich. Die Wasserdesinfektion erfolgte hier zunächst nicht mit Chlor, sondern durch Ozon in der Wasseraufbereitungsanlage.[9] Ozon galt damals „wegweisend“,[10] weil damit die übliche Augenrötung und der Chlorgeruch vermieden werden kann. In den 1990er-Jahren wurde jedoch auf Chlor umgestellt.[9][11]
Geschichte
Die Architekten Horst Niessen und Rolf Störmer entwarfen den Bauplan,[12] der 1961 einen Architekturwettbewerb gewonnen hatte.[3] Danach bezogen sie den Schalenbau-Fachmann Walter Neuhäusser zur Überarbeitung des Entwurfs mit ein.[1] Als Statiker und Tragwerksplaner war Jörg Schlaich verantwortlich, damals Mitarbeiter im Ingenieurbüro Leonhardt und Andrä.[2] 1963 begannen erste Bauplanungen und 1968 schließlich der Bau.[3] Das Tragwerk besteht aus zwei hyperbolischen Paraboloidschalen in zwei angrenzenden drachenförmigen[3] Vierecken, die ein Sechseck (Hexagon) bilden, bei dem eine Ecke nach innen geklappt ist. Dieser gehört zu den weltgrößten Schalen seiner Art.[12] Die schräg aufragenden Randträger der Dachschale haben eine Kragarmlänge von maximal[2] 54 Metern,[5] verjüngen sich nach oben hin und verleihen so dem Dach eine gewisse „Eleganz“.[13] Die Schalendiagonalen sind 76,40 m und 56,20 m lang. Das Dach erreicht eine Spannweite von maximal 96 m und die Schalendicke beträgt nur 8 cm.[2]
Die „elegante“[7] Dachform wird auch mit einem „Schmetterling“ verglichen.[4] Die Dachschale ruht auf drei Bodenankern auf, die „teleskopartig“ gelagert sind, um Bewegungen durch Winddruck und Temperaturschwankungen abzufangen.[14] Zwei der drei Auflagerpunkte des Daches sind durch einen Stahlbandstrang unterhalb der Halle im Erdboden miteinander verbunden, was das Dach zusätzlich stabilisiert.[15] Diese unterirdische Stabilisierung war eine übliche Maßnahme bei hyperbolischen Paraboloidschalenbauten (z. B. Dorton Arena, Kongresshalle, Seerose Potsdam).
Der Bau wurde zunächst mit 24 Mio. D-Mark veranschlagt, am Ende betrugen die Baukosten 33 Mio. D-Mark.[7]
Die Alsterschwimmhalle ist als Wettkampfstätte gebaut worden. Als sie fertiggestellt war, stellte man fest, dass das Schwimmbecken um wenige Zentimeter zu kurz war. Da Schwimmwettbewerbe auf 50-Meter-Bahnen ausgelegt sind und eine Verfälschung der Ergebnisse ausgeschlossen werden musste, wurden die anstehenden Wettbewerbe andernorts ausgetragen, bis die Bahn auf die korrekte Länge erweitert wurde.
Damit die Fensterscheiben nicht mit Wasserdunst beschlagen, wurden Gittermasten vor die Fensterfront gestellt, in denen sich weiße Plastikrohre für die Luftzufuhr befinden. Diese Masten brachte man erst nachträglich an[16] und wurden als eine „visuelle Kränkung“ kritisiert,[14] da sie den freien Ausblick stören. Die Umbaupläne sehen keinen Abbau und Ersatz der Gittertürme vor.[13]
Im Juli des Jahres 2004 wurde eine Schließung der Schwimmhalle aus Kostengründen diskutiert. Nach Protesten aus der Hamburger Bevölkerung wurde ein Umbau der Schwimmhalle beschlossen und im Sommer 2007 umgesetzt. Der Umbau kostete rund 1 Mio. Euro.[7]
Galerie
- Südseite, 2006
- Haupteingang, 2006
- 50-Meter-Becken, 2007
Sanierung 2020–24
Ab Oktober 2020 bis voraussichtlich Ende 2023 werden umfangreiche Renovierungen durchgeführt. In diesem Zeitraum wird das Bad geschlossen bleiben.[13] Die geplanten Umbaukosten betragen rund 80 Mio. Euro. Davon entfallen 60 Mio. auf die Stadt, 10 Mio. übernimmt der Bund und 8,7 Mio. Bäderland Hamburg.[17] Insgesamt erhält die neue Schwimmhalle fünf Wasserbecken, darunter ein Kursbecken für Gesundheits- und Präventionsangebote, was die Wasserfläche von bisher rund 1.400 m² auf über 2.000 m² erweitert.[18] Die Tribünen werden abgebaut, anstelle dessen entsteht ein zusätzliches Sprungbecken mit drei Sprungtürmen.[19] Allerdings können mobile Tribünen je nach Wettkampfart vorübergehend installiert werden.[18]
Weiterhin werden die Fitness-Studios von jetzt 200 m² auf über 1.000 m² erweitert, der Saunabereich mit seiner großen Dachterrasse erneuert[19] und die Fensterfront durch Thermoglas ersetzt.[18] Eine Tiefgarage mit 80 Plätzen ersetzt den Parkplatz.[17] Durch eine Verlagerung des Zugangs entfallen die Treppen am bisherigen Eingang, um das Schwimmbad für Behinderte barrierefrei zu machen. Schließlich sollen auch die Dachschale wegen der hohen Chlorid-Belastungen und die abgehängte Decke darunter saniert werden.[20] Bau- und Sanierungsplaner ist das Hamburger Architekturbüro gmp.[21]
Literatur
- Fritz Leonhardt und Jörg Schlaich: Das Hyparschalen-Dach des Hallenbades Hamburg Sechslingspforte. Teil 1: Entwurf und Tragverhalten. In: Beton- und Stahlbetonbau, Jg. 65, Heft 9, September 1970, S. 207–214.
- Robert K. Müller und Rolf Kayser: Das Hyparschalen-Dach des Hallenbades Hamburg Sechslingspforte. Teil 2: Modelluntersuchung. In: Beton- und Stahlbetonbau. Jg. 65, Heft 10, Oktober 1970, S. 245–249.
- Hartmut Voßbein und Karl Lehmitz: Das Hyparschalen-Dach des Hallenbades Hamburg Sechslingspforte. Teil 3: Bauausführung. In: Beton- und Stahlbetonbau. Jg. 65, Heft 11, November 1970, S. 261–264.
Filme
- 45 Jahre Alster-Schwimmhalle. Fernseh-Reportage, Deutschland, 2018, 4:08 Min., Buch und Regie: Benedikt Scheper, Kamera: Peter Janßen, Produktion: NDR, Redaktion: Hamburg Journal, Reihe: Hamburg damals, Erstsendung: 21. Januar 2018 bei NDR.
- 02. Hamburg: Alster-Schwimmhalle. Wochenschau, Film-Reportage, BR Deutschland, 1973, 2:57 Min., Kamera: Rühe, Ahsendorf, Produktion: UFA, Reihe: UFA-Dabei, Folge 864, Veröffentlichung: 13. Februar 1973, vom Filmarchiv des Bundesarchivs, beginnt ab 2:37 Min. bis 5:34 Min. oder auf das dritte Kleinbild oben rechts klicken.
- Video vom Umbau Stand Januar 2022 vom NDRl
Weblinks
- Infos über die Alsterschwimmhalle. In: Bäderland Hamburg
- Investition. Wind unter die Flügel. Alster-Schwimmhalle wird nach 45 Jahren Dauerbetrieb umfassend modernisiert. In: Stadt Hamburg. 14. Juni 2018
- Zwei Luftbilder der Alsterschwimmhalle. In: sightseeing-kontor.de und ein Luftbild in: webbaviation.de.
- Umbau der Bäderland Alster-Schwimmhalle gestartet. Modernisierung und Erweiterung nach Plänen von gmp. In: gmp, 13. Oktober 2020, mit Konzeptbildern.
Einzelnachweise
- Franz Josef Hamm: Walter Neuhäusser wird 80. In: Frankfurter Neue Presse / BDA, 9. Oktober 2006.
- Baubeschreibung: Schalendach für Schwimmbad Hamburg-Sechslingspforte. Hamburg, 1967. In: schlaich bergermann partner. (sbp), mit Fotos, aufgerufen am 8. Juni 2020.
- Levi Lück: Seit 45 Jahren wird in der Hamburger Oper geschwommen. In: Die Welt. 29. Januar 2018.
- Sven Kummereincke: Hamburgs Schwimmoper droht der Abriss. In: Hamburger Morgenpost. 12. Juli 2004, bezahlpflichtig, online-Beleg bei Genios.
- W. G. Godden, Shell Roofs: Swimming Hall at Hamburg. (Memento vom 27. April 2007 im Internet Archive). In: NISEE. (National Information Service for Earthquake Engineering), University of California, Berkeley, 1997, (englisch).
- Video: Grüne Röhrenrutsche • Alster-Schwimmhalle Hamburg. In: Rutscherlebnis.de, 16. Februar 2016, 1:18 Min.
- Olaf Wunder: Hamburg historisch: Die Alster-Schwimmhalle mit Schmetterlingsflügeln. In: Hamburger Morgenpost. 24. Juni 2018.
- Frank Otte: Mit Glanz in die Pleite. In: Die Zeit. 20. Juni 1975, (registrierungspflichtig): „Anschauungsunterricht für diese Warnung findet der Bürgermeister nur wenige Kilometer von seinem Rathaus entfernt: die Alsterschwimmhalle, von den Hamburgern "Schwimmoper" getauft.“ Online-Beleg bei Genios.
- Gerhard E. Kurzmann, Ozonanwendung in der Wasseraufbereitung: Geschichte, Herstellung, Eigenschaften, Technologien, Reaktionen, Korrosion und Korrosionsschutz, expert verlag, Böblingen 1993, ISBN 978-3-8169-0911-8, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- Sven Kummereincke: Hamburgs Schwimmoper droht der Abriss. Bäderland muss 3,5 Millionen Euro einsparen. In: Hamburger Morgenpost. 12. Juli 2004, bezahlpflichtig, online-Beleg bei Genios.
- Messergebnisse der Studie. Rang, Schwimmbäder im Test. (Memento vom 4. November 2002 im Internet Archive). In: Stern TV. 2. Februar 2001.
- Internetlexikon der Bauingenieure: Great-Engineers > Ingenieure > Leonhardt, Fritz (1909–1999) > Biografie > Berühmte Sonderbauten. In: TU Cottbus, Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung:
„Zuvor gewannen die [.] Architekten Horst Niessen, Rolf Störmer (1907–1982) und Walter Neuhäuser [sic!] den Wettbewerb mit dem für die Konstruktion verantwortlichen Büro Leonhardt & Andrä. Das Tragwerk, bestehend aus zwei hyperbolisch-paraboloiden Schalen auf drei Stützen, gehört mit seinen Ausmaßen zu den Größten weltweit (Godden 1997).“ - Stephanie Lamprecht: 60 Mio. Euro Investition: So schön wird die neue Alster-Schwimmhalle. In: Hamburger Morgenpost. 14. Juni 2018.
- Manfred Sack: Das Dach von Hamburg. Hanseatischer Ausflug in die Baukunst: die „Alsterschwimmhalle“. (Memento vom 13. März 2016 im Internet Archive). In: Die Zeit. 19. Januar 1973, Nr. 4.
- Foto: Richtfest der Alsterschwimmhalle. In: Seit 45 Jahren wird in der Hamburger Oper geschwommen. In: Die Welt. 29. Januar 2018.
- Wochenschau: 02. Hamburg: Alster-Schwimmhalle. In: Filmarchiv des Bundesarchivs. 13. Februar 1973, ab 2:37 Min. bis 5:34 Min. oder auf das dritte Kleinbild oben rechts klicken.
- Michaela Klauer und Jörg Köhnemann: Neue Becken, alles barrierefrei. So schick wird die neue Schwimm-Oper. In: Bild regional, 26. Februar 2019.
- Michael Dietel: Alster-Schwimmhalle: Baustart zur Modernisierung. Umfangreiche Investitionen nach 45 Jahren Dauerbetrieb. In: Stadt Hamburg. 21. September 2020, aufgerufen am 4. Oktober 2020.
- Infotafel: Die neue Alster-Schwimmhalle. (PDF; 94 kB). In: Bäderland Hamburg. 22. Juni 2020, aufgerufen am 4. Oktober 2020.
- Michael Dietel, Pressemitteilung: Investition. Wind unter die Flügel. Alster-Schwimmhalle wird nach 45 Jahren Dauerbetrieb umfassend modernisiert. In: Senat Hamburg, 15. Juni 2018, aufgerufen am 4. Oktober 2020.
- Pressemitteilung: Umbau der Bäderland Alster-Schwimmhalle gestartet. Modernisierung und Erweiterung nach Plänen von gmp. In: gmp, 13. Oktober 2020, mit Bildern.