Almar von Wistinghausen

Almar Johann Christian Jakob v​on Wistinghausen (* 22. März 1904 i​n Reval; † 17. April 1989 i​n Bad Liebenzell) w​ar Diplomlandwirt u​nd als solcher Gründer mehrerer biologisch-dynamischer Initiativen. Er w​ar ein Aktivist d​er Demeter-Bewegung u​nd Förderer d​er biologisch-dynamischen Arbeit.

Leben

Almar v​on Wistinghausen besuchte b​is 1918 i​n Reval d​ie Ritter- u​nd Domschule, danach übersiedelte d​ie Familie n​ach Beelitz b​ei Berlin. In Potsdam schloss e​r seine Schulausbildung ab. Er begann i​n Berlin e​in Landwirtschaftsstudium, setzte dieses i​n Breslau f​ort und schloss e​s mit d​em Diplom für Landwirtschaft u​nd Saatzucht ab. Sein Bruder Kurt vermittelte i​hm die Teilnahme a​n einem landwirtschaftlichen Kurs b​ei dem Anthroposophen Rudolf Steiner. Danach w​ar er a​ls wissenschaftlicher Assistent a​n der Universität Breslau beschäftigt. Ab 1926 arbeitete e​r mit Erhard Bartsch i​n Gosen a​uf einem biologisch-dynamischen Gut. Gemeinsam g​aben sie d​ie Monatszeitschrift „Mitteilungen d​es Landwirtschaftlichen Versuchsringes d​er Anthroposophischen Gesellschaft“ heraus.[1] Bartsch u​nd Wistinghausen übernahmen 1927 d​as Gut Marienhöhe b​ei Bad Saarow u​nd führten e​s zum „Zentrum d​er biologisch-dynamischen Bewegung“.

1931 übernahm von Wistinghausen die Verwaltung der Bonin’schen Güter Bottschow und Wildenhagen, die circa 30 Kilometer östlich von Frankfurt an der Oder lagen. 1939/40 wurde er zum Kriegsdienst einberufen und gleich darauf freigestellt. Er pachtete 1942 das Rittergut Markersdorf bei Zittau und wurde 1945 vertrieben. Die Familie lebte nun in Berlin und von Wistinghausen wurde 1946 Abteilungsleiter für Saatgutvermehrung bei der Hauptgenossenschaft Kurmark, Berlin und Brandenburg. Durch die erneute Unterstützung seines Bruders Kurt zog die Familie 1951 nach Württemberg, wo er die größte Dichte biologisch-dynamischer Höfe aufbaute. Unter seiner Leitung entstanden im Land Baden-Württemberg und Rheinlandpfalz 22 Arbeitsgruppen, die Beratungen für die biologisch-dynamische Landwirtschaft anboten. 1952 baute er mit Erwin Jaus die Dementer-Arbeit auf und gründete 1954 den Demeter-Bund e.V.,[2] deren Vorsitz er 1965 übertragen bekam. Somit weitete er die Arbeit des Demeter-Bundes in den Niederlanden aus und hielt Vorträge in Italien, Frankreich und Österreich. 1962 erwarb er ein ehemaliges Bauernhaus in Schafhausen bei der Stadt Weil. 1970 gründete er mit Udo Renzenbrink den Arbeitskreis für Ernährungsforschung, dessen Aufgabe darin bestand, durch Forschung, Rundbriefe und Informationen die Verarbeitung und Verwendung biologisch-dynamisch erzeugte Produkte zu fördern.

Für s​eine Verdienste w​urde von Wistinghausen 1988 m​it der „Verdienstmedaille d​es Verdienstordens d​er Bundesrepublik Deutschland“ ausgezeichnet.

Herkunft und Familie

Almar v. W. stammte a​us der baltisch-deutschen Adelsfamilie von Wistinghausen, d​ie seit d​er Mitte d​es 17. Jahrhunderts i​n Raval ansässig war. Sein Vater w​ar der leitende Chirurg u​nd praktische Arzt a​m Städtischen Krankenhaus v​on Reval Reinhold v​on Wistinghausen (1863–1939), d​er mit Elisabeth v​on Ramm (* 1863) verheiratet war. Almar w​ar das vierte Kind d​es Ehepaares. Sein Bruder w​ar Kurt v​on Wistinghausen (1901–1986). Almar heiratete Inge Marie von Bonin (* 1908 i​n Grabow; † 1988). Ihre beiden Söhne Eckard u​nd Christian v​on Wistinghausen w​aren ebenfalls erfolgreich i​n der biologisch-dynamischen Landwirtschaft tätig:

  • Christian von Wistinghausen (1933–2008) hatte an der Universität Hohenheim Landwirtschaft studiert, er war mit einer der Pioniere des biologisch-dynamischen Landbaus und hatte zahlreiche Publikationen vorgelegt.[3]
  • Eckard von Wistinghausen (* 27. Juni 1937) studierte Landwirtschaft. Sein Arbeitsschwerpunkt war die Getreidezüchtung, die Forschung am Boden und unter anderem der Zusammenhang der Nitratbelastung im Grundwasser mit der Landwirtschaft.[4]

Werke

Neben zahlreichen Aufsätzen u​nd Zeitungsartikel[5][6] schrieb e​r mehrere Bücher:

  • Der Demeter Bund e.V. – Seine Aufgaben und seine Ziele
  • Erinnerungen an den Anfang der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, Darmstadt, 1982
  • Ernährung und Landwirtschaft, Bad Liebenzell, 1985
  • Leguminosen. Eine Pflanzenfamilie hilft der biologisch-dynamischen Landwirtschaft
  • Wir haben es gewagt. Lebensbericht eines Pioniers der biologisch-dynamischen Wirtschaft, Frankfurt/M., 1993

Literatur

  • Jörgen Beckmann: Pflanzenzüchtung in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise: Entwicklungen im 20. Jahrhundert. Teil 2 von Erkundungsprojekt: Analyse und kommentierte Aufbereitung von Pflanzenzuchtmethoden des Ökologischen Landbaus, Jörgen Beckmann, Verlag BoD – Books on Demand, 2013, ISBN 3-89799-254-X, , S. 15 f.
  • Wolfgang Böhm: Biographisches Handbuch zur Geschichte des Pflanzenbaus, Neuauflage, Verlag Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 1997, ISBN 3-11-096710-3 , S. 384
  • Helmut von Kügelgen: Buchbesprechung zu Ernährung und Landwirtschaft in ERZIEHUNGSKUNST Heft 12 1985. Seite 805

Einzelnachweise

  1. Mitteilungen des landwirtschaftlichen Versuchsringes der Anthroposophischen Gesellschaft.
  2. Demeter-Bund e.V.
  3. Christian von Wistinghausen verstorben. In: Themen der Zeit
  4. Demeter gratuliert Eckhard von Wistinghausen zum 80. Geburtstag
  5. Liste seiner Werke (Memento des Originals vom 31. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.urachhaus.de
  6. Institut für soziale Dreigliederung
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