Albert Soergel

Wilhelm Albert Soergel (* 15. Juni 1880 i​n Chemnitz; † 27. September 1958 i​n Karl-Marx-Stadt) w​ar ein deutscher Literaturhistoriker.

Leben

Albert Soergel w​ar Schüler d​es Königlichen Gymnasiums i​n Chemnitz, w​o er 1899 s​eine Reifeprüfung ablegte. Nach Ableistung e​iner einjährigen Militärzeit studierte e​r in Freiburg, Berlin u​nd Leipzig d​ie Fächer Germanistik, Geschichtswissenschaft u​nd Philosophie. Er promovierte 1905 a​n der Philosophischen Fakultät d​er Universität Leipzig u​nd bestand e​in Jahr später d​as Staatsexamen.

Im Winterhalbjahr 1906 unterrichtete Albert Soergel als Referendar am Königin-Carola-Gymnasium in Leipzig und von April bis September 1907 am Realgymnasium in Annaberg.[1] Danach trat er aus dem Schuldienst aus, um sich im Auftrag des Voigtländer Verlages der Herausgabe des Buches Dichtung und Dichter der Zeit zu widmen, das zahlreiche Auflagen erfuhr und seinen Ruf als Literaturhistoriker begründete. Am 1. Oktober 1911 nahm er seine Tätigkeit als Lehrer an der Königlichen Gewerbeakademie Chemnitz für die Fächer Deutsch, Deutsche Geschichte und Literaturgeschichte wieder auf.

Am Beginn d​es Ersten Weltkriegs w​urde er a​ls Reserveoffizier eingezogen u​nd verblieb b​is Kriegsende a​n der Front. Er erhielt für seinen Einsatz 1916 d​as Ritterkreuz Zweiter Klasse d​es sächsischen Albrechts-Ordens m​it Schwertern u​nd das Eiserne Kreuz Erster Klasse.

Albert Soergel lehrte v​on 1911 b​is 1945, a​b 1920 a​ls Professor, i​n Chemnitz.

Soergel w​ar Mitbegründer u​nd wissenschaftlicher Leiter d​er „Gesellschaft d​er Bücherfreunde z​u Chemnitz“ u​nd begründete d​eren hohes Ansehen i​n Deutschland. Er bearbeitete v​on 1921 b​is 1945 Vorschläge für Vorträge, Lesungen u​nd Veröffentlichungen u​nd überwachte d​ie Drucklegung d​er Publikationen.

Nach d​er „Machtergreifung“ d​er Nationalsozialisten t​rat er 1933 d​er NSDAP bei.[2] Daneben gehörte e​r dem NS-Lehrerbund a​n und betätigte s​ich als Zellenobmann u​nd für d​ie SA.[2] 1935 publizierte e​r im Rahmen seiner Literaturgeschichte d​en Band Dichter a​us deutschem Volkstum.[2]

1945 w​urde Soergel w​egen seiner nationalsozialistischen Aktivitäten a​ls Professor entlassen. Danach w​ar er n​och als Herausgeber tätig.[3]

Zitate

  • „Expressionismus ist lyrischer Zwang, dramatischer Drang, nicht epischer Gang.“[4]

Werke

  • Dichtung und Dichter der Zeit: eine Schilderung der deutschen Literatur der letzten Jahrzehnte. 1911 (6. Aufl. 1919, 20. Aufl. 1928)
    • Neue Folge: Im Banne des Expressionismus. Voigtländer, Leipzig 1925 (6. Aufl. 1930)
    • Dritte Folge: Dichter aus deutschem Volkstum: Dichtung und Dichter der Zeit; eine Schilderung der deutschen Literatur der letzten Jahrzehnte. Voigtländer, Leipzig 1934
    • Neuausgabe zusammen mit Curt Hohoff: Dichtung und Dichter der Zeit: Vom Naturalismus bis zur Gegenwart. Bagel, Düsseldorf 1961–1963 (2 Bde.)
  • Faust und wir. Volksverband der Bücherfreunde. Wegweiser-Verlag, Berlin 1920. 97–100 S.
  • Faust. Johann Wolfgang von Goethe. Durchgesehen von Albert Soergel. 1. Band der 1. Jahresreihe. Volksverband der Bücherfreunde. Wegweiser-Verlag, Berlin 1920. 494 S.
  • Kristall der Zeit: Eine Auslese aus der deutschen Lyrik der letzten 50 Jahre. Mit einer Einleitung. Einbandzeichnung von Emil Praetorius, München. Grethlein & Co., Leipzig-Zürich 1929. 610 S.
  • (Hrsg.): Christoph Martin Wieland: Die Abderiten. Verlag der Nation, Berlin 1952.
  • (Hrsg.) zusammen mit Konrad Friedrich Bauer: Zeitschrift für Bücherfreunde. Begründet von Fedor von Zobeltitz. Organ der Gesellschaft der Bibliophilen.

Literatur

  • Für Albert Soergel zum fünfzigsten Geburtstage (= Außerordentliche Veröffentlichung der Gesellschaft der Bücherfreunde zu Chemnitz. Bd. 19; = Veröffentlichung der Gesellschaft der Bücherfreunde zu Chemnitz. Bd. 33[b]). Gesellschaft der Bücherfreunde, Chemnitz 1930, 326 S.

Mitgliedschaften (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Renate Wißuwa: Soergel, Wilhelm Albert. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 575.
  3. Renate Wißuwa: Soergel, Wilhelm Albert. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
  4. Albert Soergel, in: Dichtung und Dichter der Zeit. Eine Schilderung der deutschen Literatur der letzten Jahrzehnte. Neue Folge: Im Banne des Expressionismus, Leipzig 1926, S. 796, Nachweis
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