Aero Ae-45
Die Aero Ae-45 war ein zweimotoriges Reiseflugzeug des tschechoslowakischen Herstellers Aero mit Sitz in Prag-Vysočany. Militärisch wurde sie als Verbindungsflugzeug eingesetzt.
Aero Ae-45 / Ae-145 | |
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Ae-45S Super Aero | |
Typ: | Reiseflugzeug |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | Aero / Let |
Erstflug: | 21. Juli 1947 |
Produktionszeit: | 1949–1963 |
Stückzahl: | 590 |
Geschichte
Die Entwicklungsarbeiten begannen 1945 und wurden von den Konstrukteuren Jiří Bouzek, Ondřej Němec und František Vlk geleitet. Das Flugzeug hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Siebel Si 204, welche die Aero-Werke unter Deutscher Besetzung hatten fertigen müssen.[1] Der erste Prototyp (Kennzeichen: OK-BCA) flog erstmals am 21. Juli 1947, der zweite mit dem Kennzeichen OK-CCA am 12. März 1948. Die Flugerprobung verlief ohne Zwischenfälle und die Maschine wurde zur Serienproduktion freigegeben. Bis 1951 wurden 200 Exemplare gebaut, die außer in der Tschechoslowakei noch in Italien, Ungarn, der UdSSR, der DDR und der Schweiz flogen.
Die Ae-45 wurde auch kurzzeitig bei den tschechoslowakischen Luftstreitkräften eingesetzt, dort trug sie die Bezeichnung K-75. 1954 erschien die verbesserte Ausführung Ae-45S Super Aero, deren Produktion von der Firma LET in Uherské Hradiště-Kunovice übernommen wurde, da bei Aero zu dieser Zeit die Serienproduktion der MiG-15-Lizenz S-102 Vorrang hatte. Es entstanden noch einmal 228 Maschinen, die auch exportiert wurden. Einige Ae-45S erhielten Funkgeräte und waren nachtflugtauglich.
China erwarb die Lizenzrechte und fertigte die Super Aero unter dem Namen Suingari-1. Die Lufthansa der DDR sowie die Luftstreitkräfte der NVA hatten ebenfalls einige Exemplare dieses Typs in ihrem Bestand. Auch in der Bundesrepublik Deutschland gab es ab Ende der 1950er-Jahre Aero 45 und Super Aero 145; einer der ersten privaten Eigentümer war der Hamburger Bauer Verlag; geflogen von Verleger-Sohn Heinz Bauer.
1959 erschien die Ae-145 als Weiterentwicklung mit stärkeren M-332-Motoren und serienmäßigem Funkgerät VKP-10, von der 162 Stück bei LET produziert wurden. Die Nachfolger Ae-245 und Ae-345 blieben Versuchsmuster.
Technische Beschreibung
Die Ae-45 und Ae-145 sind freitragende Tiefdecker in Ganzmetall-Halbschalenbauweise mit einem Rumpf aus Profilblechspanten und durchlaufenden Gurten aus Walzprofil. Die Tragflächen sind dreiteilig mit zwei durchlaufenden Holmen, wobei das Mittelstück, das die Kraftstoffbehälter enthält, mit dem Rumpf einen Verbund bildet, an dem auch die beiden Triebwerke befestigt sind. Die beiden Außenflächen können für den Transport durch Lösen mehrerer Bolzen demontiert werden. Das Leitwerk ist in freitragender Normalbauweise ausgeführt. Sämtliche Ruder sind stoffbespannt. Die Haupträder des Heckradfahrwerks sind mit hydraulisch zu betätigenden Bremsen ausgestattet und werden elektrisch oder im Notfall mechanisch rückwärts in die Motorgondeln eingefahren, das Spornrad ist starr. Im Winter können Schneekufen montiert werden; in diesem Fall ist das Fahrwerk nicht einfahrbar und dessen Schächte werden durch Klappen abgedeckt.[2]
Militärische Nutzer
- Volksrepublik China: Lizenzbauten als Suingari-1
- Deutsche Demokratische Republik: etwa neun Stück wurden bei der KVP-Luft, NVA und DLH geflogen[3]
- Indien: 1 Stück (Geschenk der Tschechoslowakei)
- Rumänien
- Tschechoslowakei
- Ungarn
- Vietnam: 3 aus chinesischer Lizenzproduktion
Technische Daten
Kenngröße | Aero Ae-45S Super Aero | Aero Ae-145 |
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Konstrukteur(e) | Jiří Bouzek, Ondřej Němec, František Vlk | |
Hersteller | Aero, továrna letadel Dr. Kabeš | |
Baujahr(e) | 1954–(?) | 1959–(?) |
Besatzung | 1 | |
Passagiere | 3 | |
Länge | 7,54 m | |
Spannweite | 12,25 m | |
Höhe | 2,35 m | |
Tragflügelfläche | 17,09 m² | |
V-Stellung | 6° | |
Profil | Aero 3560/3525 | |
Rumpfbreite | 1,20 m | |
Kabinenmaße (Länge × Breite × Höhe) | 1,88 m × 1,12 m × 1,18 m | |
Kabinenvolumen | 2,48 m³ | |
Frachtraumvolumen | 0,39 m³ | |
Leermasse | 960 kg | 1000 kg |
Zuladung | 640 kg | 600 kg |
Startmasse | 1600 kg | |
Antrieb | zwei luftgekühlte 4-Zylinder-Reihenmotoren | |
Typ | Walter Minor 4-III | LOM M 332 |
Leistung | je 77 kW (105 PS) | je 103 kW (140 PS) |
Höchstgeschwindigkeit | 265 km/h | 280 km/h |
Reisegeschwindigkeit | 230 km/h | maximal 265 km/h wirtschaftlich 250 km/h |
Steiggeschwindigkeit | 5,0 m/s | |
Dienstgipfelhöhe | 4350 m | 5900 m |
Reichweite | 1350 km | 1700 km |
Startrollstrecke | 220 m[2] | 250 m[2] |
Landerollstrecke | 275 m[2] | 225 m[2] |
Siehe auch
Literatur
- Wilfried Kopenhagen, Jochen K. Beeck: Das große Flugzeugtypenbuch. Motorbuch, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02522-1, S. 398.
- Heinz A. F. Schmidt: Flugzeuge aus aller Welt. 3., überarbeitete Auflage. Band I. Transpress, Berlin 1970, S. 10.
- letectvi + kosmonautika. Nr. 6, 1967, S. 20–23 (Monografie Aero Ae-45).
- letectvi + kosmonautika. Nr. 25, 1992, S. 39 (Luftfahrtregister ČSSR).
Weblinks
- Seite über die Aero A.38 (tschechisch).
Einzelnachweise
- Matthieu GALLET: Aero Ae-45. Abgerufen am 9. September 2020.
- Hans Ahner: Super Aero in neuem Gewand: Aero 145. In: Deutsche Flugtechnik. Nr. 7/1960, Verlag Technik, Berlin, S. 214
- Detlef Billig, Manfred Meyer: Flugzeuge der DDR. Typenbuch Militär- und Zivilluftfahrt. I Band bis 1962. Friedland 2002, ISBN 3-613-02197-8. S. 110 und 182.