Adlerbrücke (Wuppertal)
Die Adlerbrücke ist eine Straßenbrücke über die Wupper im Wuppertaler Stadtteil Barmen.
Adlerbrücke | ||
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Nutzung | Straßenverkehr | |
Unterführt | Wupper | |
Ort | Wuppertal-Barmen (NRW) | |
Gesamtlänge | ~ 27,0 m | |
Breite | ~ 9,0 m | |
Fertigstellung | 1868 | |
Lage | ||
Koordinaten | 51° 16′ 1″ N, 7° 11′ 22″ O | |
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Höhe über dem Meeresspiegel | 154 m ü. NHN |
Konstruktion
- Südseite
- Ostseite
- Nordseite
- In Blickrichtung Osten
Die schmiedeeiserne Gitterträgerbrücke aus dem Jahre 1868[1] verbindet die Straße Unterdörnen nördlich der Wupper mit dem südlichen linken Flussufer mit der Straße Friedrich-Engels-Allee, auf die sie in Höhe des Historischen Zentrums mit dem Haus Barthels sowie dem Engels-Haus trifft. Sie liegt in der Nähe der Adlerstraße, die von Norden in die Straße Unterdörnen einmündet. Die erste eiserne Brücke über die Wupper[2] kostete bei ihrer Errichtung einschließlich eines neuen Bollwerks 12.000 Taler[3] und steht heute unter Denkmalschutz.[4]
Der Überbau der Brücke ist als Stahlfachwerkkonstruktion mit außen liegenden Hauptträgern ausgeführt, die als mehrteilige Gitterträger gearbeitet wurden. Dazwischen spannten sich Querträger, die in die vertikalen Querträger eingebunden sind. Gewalzte Stahlprofile dienen als Längsträger; Querträger und Hauptträger sind aus Winkelprofilen und Blechen zusammengenietete Querschnitte. Die Spannweite der Brücke misst 26,4 Meter, ihre Breite beträgt zwischen den Hauptträgern 8,44 Meter. Unter der Asphaltdecke besteht ein Holzbohlenbelag.[5] Auf den Zinnen der vier ursprünglichen Eckpfeiler aus Grauwacke stand jeweils ein gusseiserner Adler. Die Vogelfiguren verschwanden zu Beginn des Zweiten Weltkrieges und wurde wahrscheinlich für die Kriegsproduktion eingeschmolzen.[6]
Die Adlerbrücke ist neben der Hundebrücke[7][8] in Essen-Kupferdreh das letzte erhaltene Beispiel einer Gitterträgerbrücke im Rheinland. Dieser schmiedeeiserne Brückentyp war zwischen 1850 und 1870 sehr verbreitet, insbesondere bei den ersten Eisenbahnstrecken am Rhein und seinen Nebenflüssen. Auch über die Wupper gab es mehrere Gitterträgerbrücken. Zu den ältesten noch existierenden Großbrücken dieser Bauart gehören die (fragmentarisch erhaltene) Weichselbrücke Dirschau, die das Vorbild der ersten Rheinbrücke, der Dombrücke in Köln (1859–1913) war, sowie die Rheinbrücke Waldshut–Koblenz. Heute sind in Deutschland nur noch wenige Brücken dieser frühen Bauart erhalten.
Die gleichnamige anliegende Station Adlerbrücke der Wuppertaler Schwebebahn ist nach dieser Brücke benannt. Sie wurde 1903 in Betrieb genommen.[9]
Verfall, Sperrung und Sanierung (2000–2017)
Die Adlerbrücke galt seit dem Jahr 2000 als Sanierungsfall.[10] In der Folge wurde der Autoverkehr auf eine Spur in südliche Richtung mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h sowie einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen beschränkt.[11][12] Ab August 2010 wurde die Brücke komplett gesperrt, nachdem bei einer Routinekontrolle Schäden im Bereich der Fahrbahn festgestellt wurden. Bei der folgenden Begutachtung der Überführung am 10. August wurde das Ausmaß der Schäden deutlicher. Morsche Holzbohlen unter dem Asphalt der Brücke waren der Grund für das Absacken des Untergrunds um rund zehn Zentimeter.[1][13]
Nach ersten Schätzungen lagen die Kosten einer Sanierung der Brücke bei 580.000 Euro. Aufgrund ihrer schlechten Haushaltslage erwog die Stadt Wuppertal den Abriss der maroden Brücke, wofür sie Kosten in Höhe von 50.000 bis 70.000 Euro ansetzte.[14] Der Fußgängerverkehr führte bei der Wupperquerung fortan über die anliegende Schwebebahnstation, die 1999 im Rahmen einer Modernisierung der Schwebebahn neu errichtet worden war.[15]
In der Öffentlichkeit mehrten sich Stimmen für den Erhalt der Adlerbrücke, der sich Vertreter von im Stadtrat vertretenen Fraktionen wie die Wählergemeinschaft für Wuppertal,[16] die SPD[17] und Die Grünen anschlossen.[18][19][20] Der eigens gegründete Förderverein IG Adlerbrücke rief zu Spenden auf und konnte in kurzer Zeit genügend Spendenzusagen zur Deckung des städtischen Eigenanteils für die Finanzierung der Sanierung sammeln. Von den letztendlich 780.000 Euro Sanierungskosten waren etwa 683.000 Euro förderfähig. Nach entsprechenden Förderanträgen kamen 300.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm IV des Bundes, 150.000 aus dem Denkmalförderungsprogramm des Landes NRW und 156.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Nach Sicherstellung der Finanzierung konnte im Dezember 2015 mit der Sanierung begonnen werden.[21]
Am 3. August 2017 konnte die Adlerbrücke für den Fußgänger- und Fahrradverkehr wiedereröffnet werden.[22] Die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz als „unsensible Leitungsführung“ kritisierten „verunklärenden und überdimensionierten Fernwärmerohre“ an der Ostseite der Brücke wurden 2018[23] vom Betreiber Wuppertaler Stadtwerke verlegt, wodurch die Brücke ihr ursprüngliches Erscheinungsbild wiedergewinnen konnte.[5]
Neue Adler (2019)
Am 12. Oktober 2019 fanden zwei 140 Kilogramm schwere[24] und 85 × 100 Zentimeter große Adler[6] an der Südseite der Brücke ihren Platz, mit Blickrichtung auf die Friedrich-Engels-Allee. Sie waren nach Originalformen[6] in China gegossen worden[25] und stehen seither auf 3,25 Meter hohen, neogotischen[26] Säulen, die mit in den Niederlanden gefertigten Zinnenkränzen versehen wurden.[24] Die Finanzierung der Adler erfolgte ohne Einsatz von öffentlichen Geldern. Zahlreiche Sponsoren hatten mehr als 40.000 Euro hierfür aufgebracht.[27]
Am 15. November 2019 fand zur Einweihung der Brücke ein kleines Feuerwerk statt.[28]
Weblinks
- Eintrag In: Wuppertaler Denkmalliste
- Eintrag von Walter Buschmann zu Adlerbrücke zwischen Unterdörnen und Friedrich-Engels-Allee in Barmen in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland (aus dem Gutachten zur Bedeutung des Denkmals)
Einzelnachweise
- Barmer Sorgenkinder. In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 5. August 2010.
- Category Archives: Geschichte, Chronik bis 1799. In: 200 Jahre Stadtrechte für Barmen, 7. Februar 2010.
- Klaus Peter Huttel: Wuppertaler Bilddokumente. Ein Geschichtsbuch zum 19. Jahrhundert. In Bild und Text. 1985, ISBN 3-87093-007-1
- Eintrag In: Wuppertaler Denkmalliste
- Adlerbrücke in Wuppertal erhält Unterstützung aus Bonn. In: altertuemliches.at vom 28. Oktober 2013.
- Joachim Macheroux: Neue Adler für die Brücke. In: Wuppertaler Rundschau vom 14. Januar 2016.
- Eintrag zu Hundebrücke in Kupferdreh in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland, abgerufen am 15. Februar 2017.
- Hundebrücke im Deilbachtal. In: Der frühe Bergbau an der Ruhr. Abgerufen am 15. Februar 2017.
- Wolfgang Stock: Wuppertaler Straßennamen. Thales Verlag, Essen-Werden 2002, ISBN 3-88908-481-8
- Die Quelle schreibt genau: „Gilt seit zehn Jahren als Sanierungsfall:“
- Adlerbrücke droht jetzt die Sperrung auf Dauer. In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 10. August 2010.
- Adlerbrücke für Autoverkehr gesperrt. (Memento vom 23. Januar 2017 im Internet Archive) Information der Stadt Wuppertal vom 4. August 2010.
- Adlerbrücke ist gesperrt. In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 4. August 2010.
- Abriss: Die Adlerbrücke ist nicht mehr zu retten. In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 12. August 2010.
- Adlerbrücke gesperrt – Schwebebahnstation wird Fußgängerüberweg. In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 16. August 2010.
- Adlerbrücke: Politik schaltet sich ein. In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 15. August 2010.
- Adlerbrücke: SPD fordert Bericht über Zustand der Bauwerke. In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 23. August 2010.
- Abriss eines historischen Kleinods – oder nur Schrott? In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 13. August 2010.
- Unterstützung für Adlerbrücke formiert sich. In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 18. August 2010.
- WZ TV: Adlerbrücke vor dem Abriss. In: Westdeutsche Zeitung (online) vom 19. August 2010.
- Sanierungsarbeiten an der Adlerbrücke sind im Plan. (Nicht mehr online verfügbar.) Pressestelle der Stadt Wuppertal, 5. Februar 2016, archiviert vom Original am 8. Januar 2017; abgerufen am 7. Januar 2017.
- Bauarbeiten. Adlerbrücke kann ab sofort genutzt werden. In: Wuppertaler Rundschau vom 3. August 2017.
- Ohne Fernwärmerohre künftig freie Sicht auf die Adlerbrücke. In: wuppertal.de vom 20. Oktober 2017.
- „Schlussspurt“ für die Adlerbrücke. In: Wuppertaler Rundschau vom 11. Juni 2019.
- Die Adler sind an der Adlerbrücke gelandet. In: Westdeutsche Zeitung vom 18. Januar 2019.
- Die Adler sind auf der Brücke gelandet. In: Westdeutsche Zeitung vom 13. Oktober 2019.
- Denkmal einen Schritt weiter: Adler können landen. In: wdr.de vom 22. August 2019.
- Adlerbrücke mit Feuerwerk eingeweiht. In: Westdeutsche Zeitung vom 17. November 2019.