-inghausen
-inghausen ist ein in Deutschland vorkommender Bestandteil von Ortsnamen, der besonders oft in Westfalen und in den Gebieten beiderseits der Weser bis südlich von Bremen vorkommt.
Namenkunde
Siedlungsnamen auf -inghausen sind eine Variante der im gesamten deutschen Sprachgebiet verbreiteten Namen auf -hausen. Sie enthalten als Bestimmungswort einen Personennamen. Mit dem Anfügen des Suffixes -ing wird eine Personengruppe bezeichnet, die zu dieser Person gehört. Das Grundwort hausen steht im Dativ Plural und bedeutet etwa „bei den Häusern“. Mit einem Ortsnamen der Form Personenname + -ing + -hausen wurde also eine „Siedlung der Leute des …“ bezeichnet.[1][2] Ostfälische Ortsnamen auf -ingehausen gehen auf eine flektierte -ing-Ableitung (-ingo/-inga) zurück. Wie bei Barsinghausen kann -ingehusen zu -inghusen verkürzt worden sein. Im Westfälischen wurde -ing meist unflektiert mit -husen zusammengesetzt.[3][4]
Nicht alle Ortsnamen, die heute auf -inghausen enden, gehen auf die beschriebene Entstehung zurück. Beispielsweise ist Messinghausen aus einem Personennamen und -husen gebildet worden und hat sich erst nachträglich an einen Namen auf -inghausen angeglichen.[5]
Varianten
Die niederdeutsche Form ist -inghusen; sie steht auch in vielen alten Urkunden. Verkürzte Formen sind -ingsen und -ingen. Bei den Namen auf -ingsen, die heute um Soest häufig vorkommen, gibt es teilweise auch nach dem 17. Jahrhundert noch die Schreibvariante -inghusen/inghausen. Es handelt sich um ein Nebeneinander der geschriebenen und gesprochenen Form,[1] wie es sie auch im heutigen Plattdeutschen gibt.
Es gibt Ortsnamen auf -ingen, die aus einem Namen auf -inghausen entstanden sind, z. B. Hünningen bei Ense;[6] aber bei solchen Namen sind auch andere Ursprungsformen möglich.
Im Hochsauerlandkreis gibt es besonders in der gesprochenen Sprache auch die Form -erkhusen, wenn -inghausen auf ein r folgt, ein Beispiel ist Elkerkusen aus Elkeringhausen.[7]
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der -inghausen-Ortsnamen und der Varianten erstreckt sich vom Bergischen Land im Südwesten über das Sauerland und die Hellwegbörden bis in den Landkreis Waldeck-Frankenberg im Osten. Nach Norden reicht es über Ostwestfalen bis in angrenzende Gebiete Niedersachsens.[8] Im Hochsauerlandkreis und dem Kreis Soest sind die Namen besonders häufig. Im Westfälischen Ortsnamenbuch umfassen sie im Hochsauerlandkreis 133 von 473[2] und im Kreis Soest 121 von 431,[1] d. h. 28 Prozent der beschriebenen Siedlungsnamen. In der Soester Börde kommt die Variante -ingsen relativ häufig vor.
Für das Bergische Land wird auch aufgrund der -inghausen-Ortsnamen angenommen, dass es – neben der Besiedlung aus dem fränkischen Altsiedelland – auch von sächsischen Siedlern aus dem Osten und Norden besiedelt wurde. Diese Ortsnamen konzentrieren sich in einem Gebiet, in dem aus Westfalen stammende Grundherren ansässig waren.[9] Auch die Ortsnamen im Waldeckischen werden auf sächsische Siedler zurückgeführt.[8]
Einzelnachweise
- Michael Flöer, Claudia Maria Korsmeier: Die Ortsnamen des Kreises Soest. Bielefeld 2009, ISBN 978-3-89534-791-7, S. 495 f.
- Michael Flöer: Die Ortsnamen des Hochsauerlandkreises. Bielefeld 2013, ISBN 978-3-89534-946-1, S. 526 f.
- Birgit Meineke: Die Ortsnamen des Kreises Lippe. Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89534-842-6, S. 558 f.
- Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises und der Stadt Hannover. Bielefeld 1998, ISBN 3-89534-230-0, S. 31 f., 498.
- Michael Flöer: Die Ortsnamen des Hochsauerlandkreises. Bielefeld 2013, ISBN 978-3-89534-946-1, S. 345 ff.
- Michael Flöer, Claudia Maria Korsmeier: Die Ortsnamen des Kreises Soest. Bielefeld 2009, ISBN 978-3-89534-791-7, S. 260.
- Michael Flöer: Die Ortsnamen des Hochsauerlandkreises. Bielefeld 2013, ISBN 978-3-89534-946-1, S. 135 f.
- Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen: Karte und Michael Gockel: Text- und Erläuterungsband, 1984, S. 188 (PDF, Auszug).
- Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. 2007, S. 282 (PDF).