Říp
Der Říp [r̝iːp] (deutsch Sankt Georgsberg, Georgsberg, Reif[1] auch Raudnitzer Berg) ist ein 456 m hoher Berg im Okres Litoměřice in Tschechien. Er liegt linksseitig der Elbe 6,5 Kilometer südlich der Stadt Roudnice nad Labem (Raudnitz) bei dem Dorf Krabčice. Der sagenumwobene Berg war lange Zeit ein katholischer Wallfahrtsort und ist seit 1848 eine tschechisch-nationale Gedenkstätte. Der aus der böhmischen Ebene markant und hutartig aufgewölbte Berg aus Basalt wurde wegen seiner auffallend gerundeten Form im Volksmund gelegentlich auch als „Käseglocke“ bezeichnet.
Říp | ||
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Blick aus nordöstlicher Richtung | ||
Höhe | 456 m | |
Lage | Tschechien | |
Gebirge | freistehender Berg im Böhmischen Becken | |
Koordinaten | 50° 23′ 11″ N, 14° 17′ 18″ O | |
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Gestein | Basalt | |
Besonderheiten | "Heiliger Berg" der Tschechen |
Geschichte
Auf dem Gipfel befand sich eine den hll. St. Georg und St. Adalbert gewidmete romanische Kapelle. Sie wurde im Jahr 1126 durch Herzog Soběslav I. nach der siegreichen Zweiten Schlacht bei Chlumec über Kaiser Lothar III. an der Stelle einer hölzernen Kapelle aus dem Beginn des 11. Jahrhunderts errichtet und im selben Jahr durch den Olmützer Bischof Heinrich Zdik eingeweiht.[2] 1143 übereignete Herzog Vladislav II. den Berg dem neu gegründeten Kloster Strahov. Während der Hussitenkriege gelangte der Georgsberg in den Besitz der Vladiken von Cziněves, die der Kapelle die noch heute vorhandenen zwei Glocken spendeten.
Das Kloster Strahov, das seit 1515 wieder Besitzer des Berges war, verkaufte ihn 1577 an Wilhelm von Rosenberg. Als dieser 1592 starb, gelangte der Georgsberg zusammen mit der Herrschaft Raudnitz über Wilhelms Witwe Polyxena durch Heirat an Zdeněk Vojtěch Popel von Lobkowitz.
1826 wurde die Kapelle anlässlich der 700-Jahr-Feier der Zweiten Schlacht bei Chlumec umgebaut. Größere Renovierungen erfolgten zwischen 1869 und 1881, dabei wurde unter anderem das Portal erneuert und das steinerne Dach durch eine Zementeindeckung ersetzt. Im Innern des Bauwerkes wurde 1870 eine von dem Prager Bildhauer Bernhard Otto Seeling geschaffene Skulptur aufgestellt, die den Kampf des hl. Georg mit dem Drachen darstellt. 1890 erfolgte eine Messung des Basaltmagnetismus auf dem Berg durch Mitglieder der Internationalen Erdmessungs-Kommission, die ihre Ergebnisse in die steinernen Fußbodenplatten der Kapelle einmeißelten. Wegen des hohen Magnetitgehalts des Berges befindet sich hier eine Magnetische Anomalie.
Das 400-jährige Besitztum der Fürsten Lobkowicz wurde 1948 durch den Februarumsturz unterbrochen. Nach der Samtenen Revolution 1989 erhielt die Raudnitzer Linie der Lobkowicz Teile ihres Besitzes, darunter auch den Berg Říp, zurück.
Nationale Bedeutung des Berges
Der Berg wurde durch den Chronisten Cosmas von Prag in seiner Beschreibung des Einzugs des sagenhaften Urvaters Tschech und seines Volkes in das gelobte Land als der Ort beschrieben, an dem die Einwanderer Halt machten, sich niederließen und beschlossen zu bleiben. Deshalb wurde der Berg mit Beginn der Nationalen Erweckung in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Symbol der Nationalen Wiedergeburt der Tschechen. 1848 fand auf dem Berg eine Feier anlässlich der Aufhebung der Frondienste und der Erbuntertänigkeit statt. Für den Bau des Nationaltheaters in Prag brach man am 10. Mai 1868 in einer feierlichen Veranstaltung nach einer flammenden Rede des Schriftstellers Karel Sabina vor 20.000 Menschen den Grundstein aus dem Gestein des Říp. Danach wurde der Grundstein in einem feierlichen Geleit nach Prag transportiert.
Der Berg wurde zu einem Veranstaltungsort. 1914 fand eine Antikriegsdemonstration gegen den Ersten Weltkrieg statt, 1939 demonstrierten couragierte Tschechen gegen die deutsche Besetzung und die Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren in ihrem Heimatland. Zahlreiche tschechische Dichter haben den Říp in ihren Werken gewürdigt. Seit 1963 ist der Berg ein tschechisches Nationaldenkmal. In der Rotunde wurde eine nationale Gedenkstätte eingerichtet. In der Zeit zwischen 1966 und 1977 erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten; für die Rekonstruktion wurde Goldener Pläner aus Přibylov verwendet, die Fenster wurden in ihrer ursprünglichen Gestalt wieder hergestellt.
Naturschutz
2011 wurden 81,4 Hektar des Berges unter Naturschutz gestellt. Hier kommen seltene Pflanzen wie der Böhmen-Gelbstern oder der Deutsche Ziest und Tierarten wie Hirschkäfer und Wolfsmilchschwärmer vor.[3]
Literatur
- Lillian Schacherl: Raudnitz und der Berg Čechs. In: Böhmen. Kulturbild einer Landschaft. Prestel Verlag München 1966, S. 340–342.
- Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 511–513.
Weblinks
- Rotunde auf dem Říp
- Říp – der Berg des Urvaters Tschech bei Radio Praha
- virtual show
Einzelnachweise
- http://ntm.georeferencer.com/compare#
- „Eiusdem etiam temporis curriculo capella in monte Rzip nuncupator. Sobezlaus dux serenissimus destructam reconstruxit, quam Zdik, sanctae Olomucensis ecclesiae venerabilis episcopus, pristino dotis iuri restauratam cum summ recerentia consecravit.“ – Rudolf Köpke: Cosmae chronica Boemorum; In: Georg Heinrich Pertz (Hrsg.): Chronica et annales aevi Salici. Monumenta Germaniae Historica 11. Scriptores 9. Hahn-Verlag, Hannover 1851, Unveränderter Nachdruck Hiersemann-Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-7772-6313-3, S. 1–209, 843–846, hier S. 133 Z. 31–33. Online-edition
- Berg Říp Tschechische Naturschutzagentur