Georg Heinrich Pertz
Georg Heinrich Pertz (vollständiger Name Georg Heinrich Jakob Pertz; * 28. März 1795 in Hannover; † 7. Oktober 1876 in München) war ein deutscher Historiker und Bibliothekar.
Leben
Georg Heinrich Pertz entstammte der Familie Pertz[1] und wurde in dem Fachwerkhaus Holzmarkt 2 in Hannover geboren[2] als Sohn des Hofbuchbinders Christian August Pertz und dessen Ehefrau Henrietta Justina geborene Deppen. Er studierte ab 1813 Geschichte und Philologie an der Georg-August-Universität Göttingen und wurde am 14. Oktober 1816 promoviert. Pertz war ab 1816 Archivar und Bibliothekar in Hannover.
1819 wurde er Mitglied der Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde, aus der die Monumenta Germaniae Historica (MGH) hervorgingen. Hier widmete er sich den Karolingerquellen. Zunächst Herausgeber der bei Friedrich Bernhard Culemann gedruckten MGH,[3] war er 1823 bis 1873 Präsident der MGH.
1827 bis 1842 war er Direktor der Königlichen und Provinzialbibliothek und des Königlichen Münzkabinetts in Hannover. 1831 wirkte er an der Vorbereitung des neuen Staatsgrundgesetzes mit und war 1832/33 Abgeordneter in der Ständeversammlung. 1836 nahm ihn die Bayerische Akademie der Wissenschaften als auswärtiges Mitglied auf. 1837 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[4] Ab 1840 war er korrespondierendes und ab 1843 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.[5] 1863 wurde er zum auswärtigen Mitglied (associé étranger) der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres gewählt.[6]
Darüber hinaus arbeitete Pertz als Redakteur für die später von Culemann herausgegebene Hannoversche Zeitung[3] in den Jahren 1832–1837. Ab 1842 war er Oberbibliothekar der Königlichen Bibliothek in Berlin. Er hintertrieb die Festanstellung Philipp Jaffés, dessen Selbstmord 1870 ihm zum Teil angelastet wurde.
Familie
Pertz heiratete in erster Ehe 1827[7] Julia Philippa Pertz, geborene Garnett (* 1793;[8] † 22.[7] oder 25. Juli 1852), Tochter des englischen Astronomen John Garnett.[8] Neben seinem offenbar unehelich am 21. Mai 1825 in Hannover geborenen Sohn Karl August Pertz[9] hatte Pertz mit seiner ersten Ehefrau die drei weiteren Söhne Karl August Friedrich Pertz (1828–1881) und dessen Zwillingsschwester (1828–20. Januar 1829)[8] Georg Pertz (1830–1870) sowie den beim Eisenbahnbau in England tödlich verunglückten Ingenieuroffizier Hermann Pertz (1833–1881).[7]
Nach Julias Tod heiratete er 1852 Leonora, Tochter des bedeutenden schottischen Geologen, Sozial- und Erziehungsreformers Leonard Horner, und hatte mit ihr unter anderem die Tochter Dorothea Pertz (1859–1939). Die Mutter der Astronomin Cecilia Helena Payne-Gaposchkin (1900–1979) war seine Nichte.
Ehrungen
- Pertz starb am 7. Oktober 1876 in München. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof II der Dreifaltigkeitsgemeinde an der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg (Feld C). Das Grab wird als Ehrengrab des Landes Berlin erhalten.
- Eine 1937 im hannoverschen Stadtteil Kleefeld angelegte Straße wurde zu seinen Ehren Pertzstraße genannt.[10][11]
Schriften
- Annales Sindelfingenses. In: Georg Heinrich Pertz (Hrsg.): Annales aevi Suevici. Hiersemann, Stuttgart 1963 (= Monumenta Germaniae Historica, SS Band 17).
- als Hrsg.: Monumenta germaniae historica inde ab anno Christi quingentesimo usque ad annum millesium et quingentesimum. Hannover 1835–1889.
Literatur
- Wilhelm Wattenbach: Pertz, Georg Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 406–410.
- Markus Wesche: Georg Heinrich Pertz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 205–207 (Digitalisat).
- Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 7, S. 606.
- Werner Ohnesorge: Fünf Briefe von Georg Heinrich Pertz. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 21 (1967), S. 183–196.
- Horst Fuhrmann: „Sind eben alles Menschen gewesen.“ Gelehrtenleben im 19. und 20. Jahrhundert. Dargestellt am Beispiel der Monumenta Germaniae Historica und ihrer Mitarbeiter. Beck, München 1996, ISBN 3-406-40280-1 (online).
- Falk-Reimar Sänger: Das Geburtshaus des Historikers Georg Heinrich Pertz. Ein Geschichtsdenkmal. In: Berichte zur Heimatpflege in Niedersachsen, Jahrgang 15 (1995), S. 46–49.
- Klaus Mlynek: Pertz, Georg Heinrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 281 f.
- Klaus Mlynek: Pertz, Georg Heinrich. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 498 f.
- Hans-Christof Kraus: Archivarbeit für Preußen. Symposion der Preußischen Historischen Kommission und des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz aus Anlaß der 400. Wiederkehr der Begründung seiner archivalischen Tradition (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz. Arbeitsberichte. Bd. 2). Selbstverlag des Geheimen Staatsarchivs, Berlin 2000, S. 319–347.
Weblinks
Anmerkungen
- Eugen Paunel: Die Biographie von Georg Heinrich Pertz. In: Ders.: Die Staatsbibliothek zu Berlin. Ihre Geschichte und Organisation während der ersten 2 Jahrhunderte seit ihrer Eröffnung. 1661–1871. Berlin 1965, S. 223–231; hier: S. 223; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Klaus Mlynek: Pertz, Georg Heinrich. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 281 f.
- Hugo Thielen: Culemann, (1) Friedrich Bernhard. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 88.
- Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 188.
- Mitglieder der Vorgängerakademien. Georg Heinrich Pertz. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 21. Mai 2015.
- Mitglieder seit 1663. Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, abgerufen am 30. Januar 2021 (französisch).
- Horst Fuhrmann: „Sind eben alles Menschen gewesen.“ Gelehrtenleben im 19. und 20. Jahrhundert. Dargestellt am Beispiel der Monumenta Germaniae Historica und ihrer Mitarbeiter. München 1996, S. 172 (online).
- Michael Czolkoß: Pertz, Karl August Friedrich (1828–1881). In: Biographisches Lexikon für Pommern, Band 3 (2019), S. 249–255; hier: S. 249; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Eduard Maria Oettinger (Hrsg.), Hugo Schramm (Red.): Pertz (Karl August). In: Ders.: Moniteur des Dates, contenant un million de renseignements biographiques, généalogiques et historiques, Supplement, Band 7, Leipzig: in Kommission bei dem Buchhändler Bernhard Herman, 1873, S. 105; Digitalisat über Google-Bücher
- Helmut Zimmermann: Pertzstraße. In: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 194.
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