Émile Bise
Emile Bise (* 22. Oktober 1859 in Freiburg; † 4. März 1931 daselbst) war ein Schweizer Politiker und Staatskanzler des Kantons Freiburg. Er war Mitglied der Konservativen Partei.
Leben
Seine Eltern sind Modeste Bise (1829–1907), Generalkommissar und Staatsrat (1878–1881), und Marie-Elisabeth geb. Bruegger, von Freiburg. Am 26. August 1885 heiratet er Thérèse-Augustine Esseiva, Tochter des Jacques-Julien-Casimir Esseiva, von Freiburg, Maules und Le Crêt.
Nach der Primarschule in Freiburg besucht Emile Bise das Kollegium St. Michael und während zwei Semestern das Jesuitenkollegium in Innsbruck. Nachdem er 1879 die Matura abgelegt hat, studiert er Rechtswissenschaften an der Rechtsschule in Freiburg (1880–1881) und an den Juristischen Fakultäten in München (1881–1882) und Paris (1882–1883). Am 22. Juli 1881 erwirbt er in Freiburg sein Rechtslizentiat, am 22. Januar 1884 seinen Befähigungsausweis und am 28. Oktober 1884 sein Patent. Das Praktikum absolvierte er in der Kanzlei von Louis Wuilleret, dem Führer der Freiburger Konservativen. Im Militär wird er 1887 Hauptmann im Bataillon 14. Von 1914 bis 1918 ist er Richter am Territorialgericht der 2. Division.
1885 tritt Emile Bise die Nachfolge von Louis Bourgknecht als Staatskanzler an und übt das Amt bis 1894 aus. Obwohl er Mitglied des Cercle de l’Union ist, schliesst er sich den überzeugten Konservativen an. Als Nachfolger von Georges Python, der Staatsrat geworden ist, unterrichtet er an der Rechtsschule und wird 1889 Professor für Recht an der neu gegründeten Universität (Internationales Recht, Strafrecht, Strafrechtspflege, Rechtsgeschichte und ab 1923/24 Zivilrechtspflege). Er ist Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät 1896/97, 1906/07 und 1919/20, zudem Vizerektor 1900/01 und Rektor 1899/1900. Zu seinen Veröffentlichungen gehören insbesondere Le Droit pénal de demain und Le Droit pénal de la Handfeste de Fribourg en Uechtland.
Nachdem er die Staatskanzlei verlassen hat, übt Bise weiterhin zahlreiche akademische Ämter aus und ist zudem Präsident des Bezirksgerichts Saane (1894–1904), Redaktor der Zeitung La Liberté (1904–1906) und Staatseinnehmer für den Saanebezirk (1906–1931). Von 1894 bis 1931 ist er stellvertretender Richter am Kantonsgericht. Des Weiteren ist er Generalrat der Stadt Freiburg (1893–1923) und Abgeordneter im Grossen Rat (1896–1906), den er 1903 präsidiert. Er bereitet die Revision des freiburgischen Strafgesetzbuchs vor (1894) und erarbeitet mit den Staatsräten Georges Python und Louis Weck das freiburgische Einführungsgesetz zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch (1910). Davon abgesehen, ist er Pfarreirat von St.Nikolaus (1909–1930) und engagiert sich während des Ersten Weltkriegs für die Kinderhilfe im besetzten Belgien, wofür er mit der Médaille de la reconnaissance belge ausgezeichnet wird.
Als wissensdurstiger und hochgebildeter Mann ist Emile Bise seit 1880 Mitglied der Société d’histoire du canton de Fribourg. Zudem betätigt er sich in der Ökonomischen Gesellschaft, dem Verkehrsverein der Stadt Freiburg und in der Société des Intérêts du Vieux Fribourg, welche die Interessen des Burgquartiers in Sachen Strassenbahn, Brücken und regionale Eisenbahnen vertritt.
Literatur
Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg im Üechtland 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.