Louis Bourgknecht (Politiker)
Louis Bourgknecht (* 25. November 1846 in Romont; † 2. April 1923 in Freiburg) war ein Schweizer Politiker und Staatskanzler des Kantons Freiburg. Er war Mitglied der Konservativen Partei.
Leben
Louis Bourgknecht stammte aus einer katholischen Familie der privilegierten Bürgerschaft der Stadt Freiburg. Seine Eltern waren Pierre-Louis Auguste Bourgknecht (1820–1873) und Louise-Joséphine geb. Ruffieux (1822–1906), Tochter des Joseph, von Romont. Pierre Bourgknecht war Jurist, Oberamtmann des Sensebezirks und ab 1872 Kantonsrichter. Louis Bourgknecht heiratete 1871 Ernestine Maria Beatrice Freiin von Auffenberg, Tochter des Alexander Freiherrn von Auffenberg (Baden).
Louis Bourgknecht besuchte das Kollegium St. Michael, wo er in den Theateraufführungen glänzte, da er eine bemerkenswerte Redegewandtheit besass. Er verbrachte ein Jahr in Einsiedeln, um seine Deutschkenntnisse zu verbessern und die Matura abzulegen. Seine Rechtsstudien begann er in Freiburg im Breisgau und beendete sie an der Rechtsschule seiner Heimatstadt, wo er 1870 das Anwaltspatent erlangte. Er wurde mobilisiert und leistete Grenzdienst als Fourier und dann als Quartiermeister. Anschliessend absolvierte er ein Anwaltspraktikum bei Louis Wuilleret, dem Chef der Konservativen.
Von 1872 bis 1885 war Louis Bourgknecht Staatskanzler. Von 1876 bis 1881 sass er im Grossen Rat. Aufgrund seiner liberal-konservativen Ideen (er war Mitglied des Cercle de l’Union) stand er im Gleichklang mit dem Weck-Reynold-Regime. 1881 beschlossen die konservativen Führer, die nun allein an der Macht waren, die Verwaltung zu säubern. In seiner Sitzung vom 8. Mai 1885 wählte der Grosse Rat mit 49 Stimmen Emile Bise zum Staatskanzler, während Louis Bourgknecht nur 32 Stimmen erhielt; ideologische Loyalität wurde höher bewertet als erwiesene Kompetenz. Gegen Bourgknechts Ausschaltung protestierten 400 Personen, die zur Opposition gegen das konservative Regime gehörten.
Bourgknecht erwarb das Anwaltspatent und eröffnete eine Kanzlei, die grossen Zuspruch fand. Mit den Liberal-Konservativen des Bien public verbunden, die den Freisinnigen nahestanden, wurde er 1896 Grossrat und übte dieses Amt bis 1906 aus. 1895 wurde er in den Gemeinderat der Stadt Freiburg gewählt. Zum ersten Mal erfolgte die Wahl des Ammanns durch die Gemeinderäte und nicht mehr durch den Staatsrat. Die aus freisinnigen «Bienpublicards» gebildete Mehrheit setzte Louis Bourgknecht an die Spitze der städtischen Exekutive. Bourgknecht erwies sich als integrer und besonnener Syndic.
Nach den Finanzskandalen des Regimes veranlasste Musys Wahl zum Staatsrat (1911) die Konservativen, näher zusammenzurücken, um einem kämpferischen Freisinn und den Sozialdemokraten die Stirn zu bieten. Als Zeichen des guten Willens gegenüber den «Bienpublicards» wählte der Grosse Rat 1911 den 65-jährigen Bourgknecht ins Kantonsgericht, das er bis zu seinem Tod 1923 dreimal präsidierte.
Auf Vereinsebene war Louis Bourgknecht sehr aktiv. Er war Gründungsmitglied der Zeitung Le Bien public, Präsident der Sektion Moléson des Schweizer Alpen-Clubs, Vorsteher der Lukasbruderschaft, Mitglied des Cercle de l’Union und des Gesangsvereins der Stadt Freiburg, dessen ältestes Aktivmitglied er 1923 war. Darüber hinaus präsidierte er den Verwaltungsrat der Teintureries de Morat et lyonnaises in Lausanne.
Literatur
- Georges Andrey, Hubertus von Gemmingen (Übersetzung): Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011; Geschichte, Organisation, Mitglieder. Hrsg.: John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicholas Gex. Paulus, Freiburg 2012, ISBN 978-3-7228-0815-4.