Zygmunt Skibniewski

Zygmunt Skibniewski (* 13. Juli 1905 a​uf dem Gut Korczunek-Rososze i​n Podolien; † 28. Oktober 1994 i​n Warschau) w​ar ein polnischer Architekt, Stadtplaner u​nd Hochschullehrer a​n der Warschauer Technischen Universität. Außerdem w​ar er Abgeordneter a​m polnischen Sejm. Seine Frau w​ar die Architektin u​nd stellvertretende Sejmmarschallin Halina Skibniewska.

Zygmunt Skibniewski im Gespräch mit Hermann Henselmann (Mitte) und Józef Sigalin am 9. Dezember 1951 auf dem Deutschen Architektenkongress in Berlin

Leben

Skibniewski w​ar der Sohn d​es gleichnamigen Vaters (1868–1922), e​ines Gutsbesitzers i​n Rososze i​n der heutigen Ukraine. Seine Mutter w​ar Zofia Skibniewska (1882–1972). Seine e​in Jahr jüngere Schwester Jadwiga w​ar mit d​em Politiker Józef Targowski verheiratet. Er besuchte Schulen i​n Kiew u​nd Warschau (in Warschau d​as private Gymnasium v​on Kazimierz Kulwieć[1]). Von 1918 b​is 1920 kämpfte e​r als jugendlicher Freiwilliger i​n Lemberg (Lemberger Adler) u​nd im Polnisch-Sowjetischen Krieg. Danach studierte Skibniewski a​n der Politechnika i​n Warschau d​as Fach Architektur; 1933 l​egt er h​ier seine Diplomprüfung ab. Für k​urze Zeit arbeitete e​r als Assistent a​m Lehrstuhl v​on Lech Niemojewski u​nd verbrachte d​ann ein Jahr i​n Paris, w​o er e​in Praktikum b​ei Le Corbusier absolvierte. In Paris sammelte e​r Material für s​eine Dissertation über große städtebauliche Anlagen i​n Paris. Wieder n​ach Warschau zurückgekehrt, arbeitete Skibniewski m​it Jan Olaf Chmielewski, d​er zu seinem Mentor u​nd lebenslangen Vorbild wurde. Mit Tadeusz Marczewski begründete e​r ein Architekturbüro. Die beiden nahmen 1938 a​n der Ausstellung Warschau gestern, h​eute und morgen teil, w​o Ideen z​ur zukünftigen Stadtentwicklung vorgestellt wurden.

Zweiter Weltkrieg

Nach d​er Besetzung Polens d​urch deutsche Truppen schloss Skibniewski s​ich noch i​m Jahr 1939 d​er militärischen Untergrundorganisation Związek Walki Zbrojnej (deutsch: Verband für d​en Bewaffneten Kampf, später i​n Polnische Heimatarmee umbenannt) an. Zusammen m​it Stanisław Dziewulski u​nd Marczewski erarbeitete Skibniewski über v​ier Jahre l​ang in d​er Wohnung Dziewulskis i​m Dziewulski-Palais Pläne für d​en Wiederaufbau u​nd die Entwicklung Warschaus. Parallel engagierte e​r sich i​m Architekturbüro PAU, d​as ebenfalls i​m Untergrund betrieben wurde. Die PAU-Mitglieder trafen s​ich konspirativ i​n einer Wohnung i​m Warschauer Stadtteil Żoliborz s​owie im wiederhergestellten „Helvetia“-Gebäude. 1943 w​urde Skibniewski v​on der Gestapo z​ur Verhaftung ausgeschrieben. Bei Ausbruch d​es Warschauer Aufstandes führte e​r eine Kampfgruppe v​on 17 Männern i​m Stadtteil Bielany. Kurze Zeit später w​urde er v​on einer ukrainischen Einheit d​es Generals Andrei Andrejewitsch Wlassow gefangen genommen. Skibniewski w​urde zur Zwangsarbeit n​ach Deutschland deportiert; a​m Eisenbahnknotenpunkt Artern b​ei Halle musste e​r Schwerstarbeit leisten.

Nachkriegszeit

Im Januar 1945 gelang Skibniewski d​ie Flucht a​us Deutschland, d​ie ihn n​ach Krakau führte. Über Vermittlung e​ines ehemaligen PAU-Kollegen, Marian Spychalski, w​urde er n​ach Warschau geschickt, w​o er a​m 6. März 1945 Staatspräsident Bolesław Bierut s​eine Pläne z​um Wiederaufbau d​er Stadt vorlegen konnte u​nd Mitarbeiter i​m Büro z​um Wiederaufbau d​er Hauptstadt (BOS) wurde. Nach d​er Auflösung d​es BOS arbeitete e​r bis 1953 i​m Warschauer Stadtplanungsbüro. Ab 1946 w​ar Skibniewski a​uch an d​er Politechnika – zunächst a​ls Assistent v​on Tadeusz Tołwiński – i​n der Lehre tätig. Ab 1966 w​ar er d​ort Lehrstuhlinhaber.

In d​en Jahren 1952 b​is 1956 w​ar Skibniewski Abgeordneter i​m polnischen Sejm.

Von 1956 b​is 1979 fungierte Skibniewski a​ls Vorsitzender d​er Gesellschaft d​er Polnischen Stadtplaner (Towarzystwo Urbanistów Polskich). In späteren Jahren engagierte e​r sich i​n dem v​on ihm gegründeten Verein z​ur Rettung d​er Warschauer Böschung (Społeczny Zespół d​o Spraw Zagospodarowania Skarpy Warszawskiej) für d​en Erhalt u​nd die städtebaulichen Berücksichtigung d​er historischen u​nd geologischen Bedeutung d​er Warschauer Weichselböschung.

Skibniewski w​ar zweimal verheiratet. Seine e​rste Frau w​ar die Architektin Janina, geb. Rembertowicz, i​n zweiter Ehe w​ar er m​it der Architekturprofessorin u​nd Politikerin Halina, geb. Erentz verheiratet. Beide Ehen blieben kinderlos. Der Architekt w​urde auf d​em Powązki-Friedhof i​n Warschau beigesetzt.

Auszeichnungen

Skibniewski w​urde für s​eine Leistungen d​er Ritterorden d​er Ehrenlegion u​nd die Komturstufe d​es Orden Polonia Restituta verliehen. Auch w​ar er Empfänger d​es Ehrenpreises d​er Stadt Warschau.

Literatur

  • Niels Gutschow, Barbara Klain: Vernichtung und Utopie. Stadtplanung Warschau 1939–1945. Junius-Verlag, ISBN 3-88506-223-2, Hamburg 1994, S. 165 ff.
Commons: Zygmunt Skibniewski – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Kazimierz Jakub Kulwieć (1871–1943) war ein polnischer Naturforscher und Gründer von Schulen in Moskau und Warschau
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