Zodiak
Als Zodiak, auch Zodiakus (zu lateinisch zodiacus, von griechisch ζῳδιακός zodiakós) oder deutsch Tierkreis, wird heute eine etwa 20 Grad breite Zone um die Ekliptik, also die scheinbare Sonnenbahn, bezeichnet, innerhalb derer die scheinbaren Bahnen von Sonne, Mond und Planeten verlaufen. Die Ekliptik bildet dabei die Mittellinie. Sie schneidet die dreizehn Ekliptiksternbilder. Da die Umlaufbahnen der anderen Planeten sowie des Mondes zur Ekliptik etwas geneigt sind, können diese Himmelskörper sich außerdem in weiteren Sternbildern befinden wie zum Beispiel Corvus, Orion oder Cetus, die in den Zodiak ragen.
Bis ins 19. Jahrhundert und noch heute in der Astrologie wurde unter Zodiak dagegen die in zwölf 30 Grad große Abschnitte, die Tierkreiszeichen, geteilte Ekliptik verstanden.[1] Wegen der Präzession der Erdachse liegen die Tierkreis-Sternbilder heute nicht mehr in den gleichnamigen Tierkreiszeichen, die beiden müssen also streng voneinander unterschieden werden.
Geschichte
Der – siderische – Tierkreis mit seinen zwölf gleichen 30°-Abschnitten und dem Beginn mit dem Tierkreiszeichen Widder könnte dadurch entstanden sein, dass er an den schematischen Ideal-Kalender mit 12 Monaten zu 30 Tagen, mit dem das babylonische Jahr nahe dem Frühjahrs-Äquinoktium vielleicht ab dem 7. Jh. v. Chr. begann, und den parallelen Sternbildern angelehnt wurde.[2] Der vollständige Tierkreis mit seinen – noch unterschiedlich langen – zwölf Sternbildern auf der Ekliptik wurde schließlich im 5. Jh. v. Chr. während des Achämenidenreichs im Gebiet Mesopotamiens entwickelt bzw. erstmals überliefert. Im 4. Jh. v. Chr. entstand, wohl schon in der seleukidischen Herrschaft nach der hellenistischen Eroberung des Gebietes, die exakte Aufteilung des Tierkreises in 12 „Zeichen“ zu 30° sowie die erstmals nachweisbare mathematische Astronomie, welche ermöglichte, die Planetenpositionen vorauszuberechnen auf Basis des Koordinatensystems der 30°-Abschnitte der einzelnen Tierkreiszeichen.[3][4] Beide Entwicklungen ermöglichten dort eine weitere, für die Astrologie und Geburtshoroskopie wichtige Neuerung: die Erstellung von sogenannten Keilschrift-„Horoskopen“, zudem nun auch für gewöhnliche Menschen. Damit sind Keilschrift-Täfelchen gemeint, welche die Planetenstellungen im Tierkreis bei einer Geburt aufführen, gelegentlich mit kurzen Sprüchen zu den einzelnen Planeten bzw. den Planetenkonstellationen, den Omina.
Dieser zwölfteilige Tierkreis entlang der Ekliptik wurde von den Griechen übernommen. Im Parapegma des Euktemon findet sich der heute noch gebräuchliche Tierkreis, es ist bereits ein tropischer Tierkreis (abgeleitet vom griechischen τρόποι, trópoi, was ‚Wendungen, Wendepunkte‘ bedeutet), weil hier die Hauptpunkte der Sonnenbahn (Äquinoktien und Solstitien) den Anfang von vier der zwölf Zeichen festlegen.[5] In diesem Parapegma treten auch die heute noch gängigen Namen auf; sie sind in den meisten Fällen Übersetzungen der babylonischen Bezeichnungen.[6]
Im Jahre 1928 legte die Internationale Astronomische Union (IAU) die Grenzen der siderischen Sternbilder wissenschaftlich genau fest und postulierte zugleich 13 Sternbilder entlang der Ekliptik. Das dreizehnte Sternbild, der Schlangenträger, wurde bei der antiken Kanonisierung der ekliptikalen Sternbilder ignoriert, wie heute noch in der Astrologie, vielleicht um die in vieler Hinsicht attraktivere Zwölf-Teilung zu ermöglichen.[7]
Die Ekliptiksternbilder
Die 13 von der Ekliptik geschnittenen Sternbilder sind die zwölf klassischen Tierkreissternbilder Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische sowie der zwischen Skorpion und Schütze gelegene und erst seit 1928 berücksichtigte Schlangenträger. Der Frühlingspunkt liegt heute in den Fischen, wandert aber auf der Ekliptik in 72 Jahren um 1° und wird sich frühestens ab etwa 2200[8] im Wassermann befinden, bei genauerer astronomischer Betrachtung hingegen erst ab ca. 2450.[9] Die Ekliptik als Ganzes behält dagegen ihre Lage bezüglich der Sternbilder weitestgehend bei. Sie ändert sich nur durch Störungen der Erdbahn.
Sternbild | Symbol | Ekliptikale Länge |
Sektor | Zeitraum des Sonnen- durchgangs (ca. 2010) | |
---|---|---|---|---|---|
Deutsch | Latein | ||||
Widder | Aries | (U+2648 ♈) |
28,8°–53,5° | 24,7° | 19. Apr. – 14. Mai (25 Tage) |
Stier | Taurus | (U+2649 ♉) |
53,5°–90,2° | 36,7° | 14. Mai – 21. Jun. (38 Tage) |
Zwillinge | Gemini | (U+264A ♊) |
90,2°–118,1° | 27,9° | 21. Jun. – 20. Jul. (29 Tage) |
Krebs | Cancer | (U+264B ♋) |
118,1°–138,2° | 20,1° | 20. Jul. – 11. Aug. (22 Tage) |
Löwe | Leo | (U+264C ♌) |
138,2°–173,9° | 35,7° | 11. Aug. – 17. Sep. (37 Tage) |
Jungfrau | Virgo | (U+264D ♍) |
173,9°–218,0° | 44,1° | 17. Sep – 31. Okt. (44 Tage) |
Waage | Libra | (U+264E ♎) |
218,0°–241,0° | 23,0° | 31. Okt. – 23. Nov. (23 Tage) |
Skorpion | Scorpius | (U+264F ♏) |
241,0°–247,7° | 6,7° | 23. Nov. – 30. Nov. (7 Tage) |
Schlangenträger | Ophiuchus | (U+26CE ⛎) |
247,7°–266,3° | 18,6° | 30. Nov. – 18. Dez. (18 Tage) |
Schütze | Sagittarius | (U+2650 ♐) |
266,3°–299,7° | 33,4° | 18. Dez. – 20. Jan. (33 Tage) |
Steinbock | Capricornus | (U+2651 ♑) |
299,7°–327,6° | 27,9° | 20. Jan. – 16. Feb. (27 Tage) |
Wassermann | Aquarius | (U+2652 ♒) |
327,6°–351,6° | 24,0° | 16. Feb. – 12. Mrz. (24 Tage) |
Fische | Pisces | (U+2653 ♓) |
351,6°–28,8° | 37,2° | 12. Mrz. – 19. Apr. (38 Tage) |
Zodiak als Einteilung der Ekliptik
Da sich der Mond und die Planeten nie weit von der Ekliptik entfernen, ist es sinnvoll, ihren Ort durch Bezug auf diese zu beschreiben. Die zugehörigen Koordinaten sind ekliptikale Länge und Breite. Älter als die heute übliche Längenangabe in Grad ist eine Einteilung der Ekliptik in die zwölf gleich großen Tierkreiszeichen Widder ♈︎, Stier ♉︎, Zwillinge ♊︎, Krebs ♋︎, Löwe ♌︎, Jungfrau ♍︎, Waage ♎︎, Skorpion ♏︎, Schütze ♐︎, Steinbock ♑︎, Wassermann ♒︎ und Fische ♓︎. Diese Zeichen sind dabei an den Hauptpunkten Frühlingsäquinoktium, Sommersonnenwende, Herbstäquinoktium und Wintersonnenwende ausgerichtet, die untereinander einen Abstand von je 90° haben. Der Anfangspunkt der Längenzählung ist der Frühlings- oder Widderpunkt ♈︎. Die Positionsangabe „25° 55′ ♌︎, Breite 1° 33′ n.“[10] entspricht damit der Länge 4 · 30° + 25° 55′ = 145° 55′.
- Siehe auch: Die zwölf Tierkreiszeichen mit den Vergleichszeiten der Sonnendurchgänge durch die Tierkreiszeichen
Einzelnachweise
- John Herschel: Outlines of Astronomy. Blanchard & Lea, Philadelphia 1857, S. 200f. (online)
- Francesca Rochberg: Heavenly Writing. Cambridge University Press, New York 2004, S. 129f.
- James Herschel Holden: A History of Horoscopic Astrology. American Federation of Astrologers, Tempe (USA) 2006, S. 3.
- Mathieu Ossendrijver: Astronomie und Astrologie in Babylonien, in: Joachim Marzahn, Beatrice André-Salvini, Jonathan Taylor, Babylon – Mythos und Wahrheit: Katalog zur Ausstellung in den Staatlichen Museen zu Berlin, Pergamonmuseum, 26.6.2008-5.10.2008. Hirmer Verlag, München 2008, S. 380.
- B. L. van der Waerden: Die Astronomie der Griechen. 1988, S. 81. So auch später bei Hipparchos und Ptolemäus. Euktemons Zeitgenosse Meton ist dagegen beim siderischen Tierkreis der Babylonier geblieben; hier liegen die Jahrespunkte bei 8° der jeweiligen Zeichen.
- B. L. van der Waerden: Die Anfänge der Astronomie. 1980, S. 256–259.
- Jürgen Hamel: Begriffe der Astrologie. Wissenschaftlicher Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am Main 2010. S. 509f., Stichwort Schlangenträger.
- Siehe die Tabelle der Termine.
- Siehe die Wassermannzeitalter.
- Das Beispiel stammt aus der Astronomia Nova von Johannes Kepler (27. Kap.). Es handelt sich um eine Marsbeobachtung vom 7. Mai 1585.
Literatur
- Wolfgang Hübner: Eigenschaften der Tierkreiszeichen in der Antike. Ihre Darstellung und Verwendung unter besonderer Berücksichtigung des Manilus (= Sudhoffs Archiv. Beiheft 22). Steiner, Wiesbaden 1981, ISBN 3-515-03337-8.
- Robert Powell: Geschichte des Tierkreises. Astronova, Tübingen 2007, ISBN 978-3-937077-23-9 (Zugleich: Warschau, Polnische Akademie der Wissenschaften, Dissertation, 2004).
- B. L. van der Waerden: Erwachende Wissenschaft. Band 2: Die Anfänge der Astronomie. 2. Auflage. Birkhäuser, 1980, ISBN 3-7643-1196-7.
- B. L. van der Waerden: Die Astronomie der Griechen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1988, ISBN 3-534-03070-2.
Weblinks
- Wiener Zeitung: Christian Pinter: Fabelwesen der Sonnenbahn (Memento vom 10. März 2007 im Internet Archive)
- Fotos der Sternbilder im Zodiak