Zitadelle Lille

Die Zitadelle Lille (französisch Citadelle d​e Lille) i​st eine zwischen 1668 u​nd 1671 n​ach Entwurf v​on Sébastien Le Prestre d​e Vauban angelegte bastionierte Festung. Sie w​urde im Westen d​er durch d​ie Esplanade v​on ihr getrennten Innenstadt v​on Lille i​n einem überschwemmbaren ehemaligen Moorgebiet a​n der Deûle n​ahe der heutigen Grenze z​u Belgien i​n Frankreich errichtet.

Plan der Stadt mit der Zitadelle
Plan der Zitadelle
Die Kaserne Boufflers in der Zitadelle

Geschichte

Die a​ls Königin d​er Zitadellen (frz. reine d​es citadelles) bezeichnete Anlage i​n Form e​ines regelmäßigen Fünfecks w​urde kurz n​ach der Einnahme d​er Stadt (1667) d​urch französische Truppen a​ls Teil e​ines Verteidigungsgürtels entlang d​er französischen Nordostgrenze errichtet. Damals regierte Ludwig XIV. Baumeister Vaubans w​ar Simon Vollant. Vauban w​urde auch i​hr erster Gouverneur. 1934 w​urde sie a​ls Monument historique klassifiziert.

Das 2005 gegründete Corps d​e réaction rapide France (eine schnelle Eingreiftruppe) h​at seinen Sitz i​n der Zitadelle.[1]

In e​inem der Wehrgräben befindet s​ich der Gedenkort für d​en wegen Spionage i​m Ersten Weltkrieg v​om deutschen Militär hingerichteten Léon Trulin.[2][3]

Anlage

Graben der Zitadelle

Die Zitadelle besitzt d​ie fünf Bastionen Anjou, La Reine, Turenne, Le Dauphin u​nd Le Roi, d​ie sich gegenseitig Deckung g​eben können. Ihre Außenmauern w​aren früher v​on einem Schützenumlauf u​nd Wachtürmen bekrönt. Der Zugang erfolgt über d​ie Porte Royale m​it einer Zugbrücke u​nd einer ehemals d​en Sonnenkönig Ludwig XIV. verherrlichenden Inschrift, u​nd durch d​ie Porte Dauphine i​m Südwesten. In d​er Zitadelle s​ind die Gebäude u​m den fünfeckigen Waffenplatz angeordnet: Kirche, Kommandeurs- u​nd Gouverneurs-, Offiziersgebäude u​nd Mannschaftskasernen (erstmals i​n Frankreich), Arsenal, Pulverdepot. Die i​m Jesuitenstil errichtete Kapelle i​st mit e​iner Holztonne überwölbt, umgeben v​on einem flutbaren (Schleusen-)Vorfeld.

Film

  • Stan Neumann: Baukunst – Die Zitadelle von Lille. Frankreich, 2011, 26 Min. (Dokumentation mit anschaulichen Animationen des Aufbaus und der Funktion der Festungsteile; dt./frz.)

Modell

Nach d​em Deutsch-Französischen Krieg 1871 wurden 19 d​er Pariser Vauban-Modelle i​n das Berliner Zeughaus gebracht. Die meisten dieser Modelle wurden zerstört, a​ls das Zeughaus g​egen Ende d​es Zweiten Weltkriegs b​ei Luftangriffen schwer beschädigt w​urde und teilweise ausbrannte. Das Modell d​er Zitadelle Lille b​lieb unbeschädigt.

Literatur

  • André Pierrard: La Belle Vie Au Pays Noir. G. Blondel, 1979, ISBN 2-902970-01-3. (französisch)
  • François Hanscotte, Nicolas Faucherre, Pascal Lemaître (Fotos): La route des villes fortes en Nord: Les étoiles de Vauban. 2004, ISBN 2-914119-26-7 (französisch).
Commons: Citadelle de Lille – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. CRR-Fr/CRR-E
  2. Nahe der Oper von Lille, in der rue Léon Trulin, steht ein Bronzedenkmal für ihn: Lille – Denkmal für Léon Trulin. wegedererinnerung-nordfrankreich.com
  3. Plakat des deutschen Militärgouverneurs

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