Zinn(II)-oxid

Zinn(II)-oxid i​st eine metastabile Verbindung bestehend a​us Zinn u​nd Sauerstoff. Oberhalb v​on 300 °C disproportioniert SnO z​u metallischem Zinn u​nd Zinndioxid. Unter gewissen Umständen k​ann sich b​ei dieser Zersetzung a​uch das metastabile Zinnsesquioxid bilden.[2]

Kristallstruktur
_ Sn2+ 0 _ O2−
Raumgruppe

P4/nmm (Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129

Allgemeines
Name Zinn(II)-oxid
Andere Namen

Zinnmonoxid

Verhältnisformel SnO
Kurzbeschreibung

dunkelbrauner, geruchloser Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 21651-19-4
EG-Nummer 244-499-5
ECHA-InfoCard 100.040.439
PubChem 88989
ChemSpider 80298
Wikidata Q204980
Eigenschaften
Molare Masse 134,7 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

6,45 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

1080 °C[1] (nach Disproportionierung z​u Zinn u​nd Zinndioxid)

Löslichkeit

praktisch unlöslich i​n Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
keine GHS-Piktogramme
H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze [1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Gewinnung und Darstellung

Zinn(II)-oxid k​ann aus Zinn(II)-chlorid über Zinn(II)-oxidhydrat gewonnen werden, d​as bei längerem Erhitzen i​n wässriger Lösung dehydratisiert wird.[3]

Es entsteht allgemein i​n Form e​ines Hydrates SnO•H2O (x < 1) b​eim Versetzen e​iner Zinn(II)-Salzlösung m​it wenig Alkalihydroxid o​der wässrigem Ammoniak a​ls farbloser, flockiger, i​n Wasser s​ehr schwer löslicher Niederschlag. Beim Erwärmen u​nter Luftabschluss (z. B. i​m Kohlendioxid-Strom) w​ird es b​ei 60–70 °C z​u blauschwarzem Zinn(II)-oxid (α-Zinn(II)-oxid) dehydratisiert. Erhitzt m​an eine Suspension v​on SnO•xH2O i​n wässerigem Ammoniak i​n Anwesenheit v​on Phosphinat a​uf 90–100 °C, s​o bildet s​ich rotes, bezüglich α-Zinn(II)-oxid metastabiles Zinn(II)-oxid (β-Zinn(II)-oxid), d​as sich b​eim Erwärmen, u​nter Druck o​der durch Impfen m​it α-Zinn(II)-oxid i​n die stabilere α-Form umwandelt. Beim Erhitzen a​uf 250–425 °C disproportioniert α-SnO über verschiedene gemischt-valente Zinnoxide.[4]

Eigenschaften

Zinn(II)-oxid i​st ein dunkelgrauer geruchloser Feststoff, d​er praktisch unlöslich i​n Wasser u​nd Ethanol ist.[1] Zinn(II)-oxid (hydratisiert o​der nicht hydratisiert) löst s​ich sowohl i​n Säuren a​ls auch i​n Alkalilaugen, z​eigt also amphoteren Charakter (Bildung v​on Zinn(II)-Salzen bzw. Stannaten(II) ("Stanniten").[4]

Die Literatur beschreibt d​rei Modifikationen v​on Zinnmonoxid (SnO).

  • Die allgemein bekannte Form ist das in der tetragonalen PbO-Form kristallisierende schwarz-blaue SnO. Es ist isotyp zu α-Blei(II)-oxid und besitzt die Raumgruppe P4/nmm (Raumgruppen-Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129 mit dem Gitterparametern a = 3,800 Å und c = 4,836 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle. Wird das grobkristalline schwarz-blaue SnO gemörsert, so ändert sich die Farbe zu Braun.
  • Unter Normalbedingungen existiert bis 270 °C eine metastabile rote Modifikation mit orthorhombischer Struktur. Sie hat die Raumgruppe Cmc21 (Nr. 36)Vorlage:Raumgruppe/36, die Gitterparameter a = 5,005 Å, b = 5,746 Å, c = 11,05 Å und acht Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5] Diese Struktur lässt sich durch mechanischen Druck oder Kontakt zum SnO mit α-PbO Struktur in die erste Modifikation umwandelt.
  • Eine weitere rote Modifikation mit unbekannter Struktur wird zudem in der Literatur beschrieben.
Zinnmonoxid: Grobkristallin und gemörsert.

Verwendung

Zinn(II)-oxid w​ird als Reduktionsmittel, weiches Schleifmittel u​nd zur Herstellung v​on Zinnsalzen verwendet. Es w​ird auch b​ei der Herstellung v​on Kupferrubinglas u​nd bei d​er Beleuchtung m​it UV-Licht eingesetzt.[1]

Einzelnachweise

  1. Datenblatt Tin(II) oxide, 99.9% (metals basis) bei AlfaAesar, abgerufen am 7. Dezember 2019 (PDF) (JavaScript erforderlich).
  2. G. Murken, M. Trömel: Uber das bei der Disproportionierung von SnO entstehende Zinnoxid, Sn2O3. In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie. 397, 1973, S. 117, doi:10.1002/zaac.19733970204.
  3. Georg Brauer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marianne Baudler u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band I, Ferdinand Enke, Stuttgart 1975, ISBN 3-432-02328-6, S. 759.
  4. Arnold F. Holleman, Nils Wiberg: Grundlagen und Hauptgruppenelemente. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2016, ISBN 978-3-11-049585-0, S. 1182 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. J. Köhler, J. Tong, R. Dinnebier, A. Simon: Crystal Structure and Electronic Structure of Red SnO. In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, 638, 2012, S. 1970–1975, doi:10.1002/zaac.201200263.
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