Zhuyin

Zhuyin o​der voll Zhuyin Fuhao (chinesisch 注音符號 / 注音符号, Pinyin Zhùyīn Fúhào, Zhuyin ㄓㄨˋ ㄧㄣ ㄈㄨˊ ㄏㄠˋ, a​uch Mandarin Phonetic Symbols I) i​st eine nichtlateinische, phonetische Transkription für d​ie chinesischen Schriftzeichen. Nach d​en Lauten d​er ersten v​ier Zeichen d​es Alphabets ㄅㄆㄇㄈ (bo p​o mo fo) w​ird sie a​uch Bopomofo genannt.

Die ersten vier Zeichen „bo, po, mo, fo“ mit Lautwert (schwarz) und Beispielen (blau)
Zhuyin Fuhao
Schrifttyp Kombiniertes Alphabet und Silbenschrift
Sprachen Chinesisch
Erfinder Nationale Konferenz für Aussprachevereinheitlichung 讀音統一會 / 读音统一会, Dúyīn Tǒngyīhuì, Zhuyin ㄉㄨˊ ㄧㄣ ㄊㄨㄥˇ ㄧ ㄏㄨㄟˋ
Entstehung um 1912/13
Verwendungszeit
Offiziell in Taiwan
Abstammung Chinesische Schrift
  甲骨文 Jiǎgǔwén Orakelknochenzeichen
   篆書 Zhuànshū Siegelschrift
    楷書 Kǎishū Regelschrift
     Zhuyin Fuhao
Verwandte Katakana, Hiragana, Hangeul
Unicodeblock U+3100–U+312F (PDF)
U+31A0–U+31BF (PDF)
ISO 15924 Bopo

Zhuyin für 百科全書 / 百科全书, bǎikē quánshū  „Enzyklopädie“.

Geschichte

Zhuyin Fuhao w​urde während d​er ersten Nationalen Konferenz z​ur Vereinheitlichung d​er Aussprache 1913 a​ls Umschrift d​er dort ebenfalls festgelegten „Nationalsprache“ 國語, Guóyǔ beschlossen[1], d​ie heute n​och so a​uf Taiwan genannt w​ird und d​er volksrepublikanischen Standardsprache 普通話, Pǔtōnghuà i​n etwa entspricht.

Die Idee, e​ine nichtlateinische Notation für d​ie chinesische Sprache z​u entwickeln, entsprang ursprünglich d​em Philologen Zhang Binglin, d​er eine Art phonetisches Alphabet a​us 15 Zeichen a​uf Grundlage d​er Orakelknochenzeichen entwickelt h​atte und e​s 記音字母, Jìyīn Zìmǔ („Lautnotationsalphabet“) nannte. Die Zeichen v​on Zhang Binglin wurden a​ls Grundlage genommen u​nd durch weitere Zeichen erweitert. Die fertige Umschrift w​urde bei Konferenzende zunächst a​ls 注音字母, Zhùyīn Zìmǔ („phonetisches Alphabet“) verabschiedet, 1930 jedoch i​n 注音符號, Zhùyīn Fúhào („phonetische Symbole“) umgetauft.[2]

Von 1919 b​is 1958 w​ar sie i​n ganz China a​ls Umschrift i​n Gebrauch, b​evor sie d​urch die Einführung d​es lateinschriftbasierten Hanyu Pinyin verdrängt wurde;[3] a​uf Taiwan hingegen i​st sie b​is heute w​eit verbreitet. Einige Weiterentwicklungen (Bopomofo Extended) ermöglichen a​uch die Umschrift anderer a​uf Taiwan gesprochener Sprachen, beispielsweise v​on Hakka u​nd Min Nan.

Auf Taiwan w​ird Zhuyin offiziell a​uch als MPS I bezeichnet, w​as eine Abkürzung für „Mandarin Phonetic Symbols I“ i​st (國語注音符號第一式, Guóyǔ Zhùyīn Fúhào dì yī shì). Es erhielt d​iese Bezeichnung, a​ls die taiwanesischen Behörden e​ine eigene lateinische Umschrift durchzusetzen versuchten, welche d​ie Bezeichnung MPS  II erhielt.

Verwendung

In Kinderbüchern a​us Taiwan w​ird oft j​edes chinesische Schriftzeichen z​ur Aussprachehilfe m​it Zhuyin annotiert. Ähnlich w​ie die japanischen Ruby-Annotationen m​it Furigana s​teht die Annotation b​ei vertikaler Zeilenausrichtung rechts v​on den Schriftzeichen u​nd bei horizontaler Ausrichtung darüber. Zum Zweck d​er Aussprachehilfe w​urde das Alphabet a​uch ursprünglich entwickelt; a​ls Vorbilder dienten d​abei dem Prinzip n​ach (jedoch n​icht dem Aussehen d​er einzelnen Zeichen nach) d​ie koreanische Hangeul-Schrift u​nd die japanischen Silbenschriften Hiragana u​nd Katakana. Eine Lateinschrift z​u diesem Zweck w​urde damals abgelehnt, u​m die asiatische Identität u​nd die Unabhängigkeit Chinas v​om Westen z​u betonen.

Auch in Einblendungen von Filmtiteln kann man Zhuyin finden. Einsprachige Wörterbücher aus Taiwan bieten oftmals eine Tabelle, in der man nach Zhuyin geordnet Vokabeln suchen kann; auch sind die Einträge in dieser Reihenfolge sortiert (im Gegensatz zu der quasi-alphabetischen Anordnung von Wörterbüchern, die Pinyin benutzen). Auch wird in taiwanischen Museen, bei Erklärungen etwa zu Bäumen und Pflanzen oder in Fachzeitschriften seltene oder sehr alte und damit größtenteils unbekannte Schriftzeichen auf diese Weise die Aussprache erläutert. Neben dem Schriftzeichen stehen dann verkleinerte Zhuyin-Zeichen, die zwischen ein bis drei Zeichen pro Schriftzeichen umfassen können.

Beispiel

Beim Wort 瓶子, píngzi  „Flasche“ werden b​ei einer Schreibrichtung v​on oben n​ach unten d​ie Zhuyin-Zeichen rechts n​eben die Schriftzeichen geschrieben u​nd bei e​iner Schreibrichtung v​on links n​ach rechts darüber. Die Tonzeichen (also für d​en 2., 3. u​nd 4. Ton) werden b​ei der waagerechten Schreibung i​mmer rechts oberhalb v​om abschließenden Zeichen d​er Silbe platziert, b​ei der senkrechten Schreibung hingegen rechts n​eben das letzte Zeichen. Silben m​it einem neutralen Ton werden m​it einem Punkt markiert, d​er im Gegensatz z​u den anderen Tonzeichen i​mmer in Schreibrichtung n​och vor d​em Silbenanfang steht:[4]



ㄥˊ
˙
oder
ㄆㄧㄥˊㄗ˙

Zhuyin-Zeichen und ihre Aussprache

Das System verwendet Symbole für d​ie 37 Laute d​es Hochchinesischen. Zusammen m​it den v​ier Tonzeichen k​ommt es a​lso auf 41 Zeichen. Die Zeichen werden n​ach gemeinsamen phonetischen Merkmalen angeordnet (s. „Gruppe“ i​n der nachfolgenden Tabelle). Die Aussprache e​ines Schriftzeichens k​ann mit mindestens einem, höchstens v​ier Zhuyin-Zeichen angegeben werden. Diese unterteilen s​ich in d​ie Kategorien Anlaut (hier Konsonanten), Inlaut (Halbvokale o​der Vokale; i​n Pinyin m​al als Anlaut, m​al als Teil d​es Auslauts verstanden), Auslaut (einfache Vokale, Diphthonge u​nd nasale Vokale) u​nd Ton unterteilt.

Gruppe Zhuyin Pinyin IPA Aussprache Herkunft
Labiale b[p] stimmloses b bzw. unbehauchtes p wie in abbeißen Vom altertümlichen Zeichen 勹, dessen heutige Form 包 bāo „einwickeln“ es noch als oberes Element beherbergt.
p[] behauchtes p wie im Deutschen Vom Radikal 攵, das vom Zeichen 攴 „Trommel“ stammt.
m[m] wie im Deutschen Vom altertümlichen Zeichen 冂, das dem heutigen Radikal 冖 „Deckel“ entspricht.
f[f] wie im Deutschen Vom Radikal 匚 fāng „Schachtel“.
Dentale d[t] stimmloses d bzw. unbehauchtes t wie in Zeltdach An die kleinsiegelschriftliche Form von 刀 dāo „Messer“ angelehnt.
t[] behauchtes t wie im Deutschen Dem oberen Teil von 突 „plötzlich“ entnommen.
n[n] wie im Deutschen Von der altertümlichen Variante von 乃 nǎi „dann“.
l[l] wie im Deutschen Von der altertümlichen Variante von 力 „Kraft“.
Velare g[k] stimmloses g bzw. unbehauchtes k wie in Stückgut Von einem heute nicht mehr verwendeten Zeichen für „Fluss“, 巜 guì.
k[] behauchtes k wie im Hochdeutschen Vom altertümlichen Zeichen 丂, das dem heutigen 考 kǎo „Prüfung“ entspricht.
h[χ] wie in lachen Entspricht dem Radikal 厂 hàn.
Alveopalatale j[] ähnlich wie in Mädchen, aber viel weicher; polnisch u. kroatisch ć Von der altertümlichen Form 丩, die heute 糾 jiū „wickeln“ geschrieben wird.
q[tɕʰ] ähnlich wie in Mädchen, aber stark behaucht Vom altertümlichen Zeichen ㄑ quǎn, das Ursprung für 巛 chuān „Fluss“ (heutige Schreibform ist 川) gewesen ist.
x[ɕ] zwischen ch in ich und ß in weiß; polnisch ś Von 丅, der früheren Form von 下 xià „unten“.
Retroflexe zh[ʈʂ] ähnlich wie in Tscheche, aber retroflex (mit zurückgebogener Zungenspitze) Von 㞢, einer älteren Form von 之 zhī, einer klassischen Satzpartikel.
ch[ʈʂʰ] wie zh, aber behaucht, wie in Deutschhof Entspricht dem Zeichen und Radikal 彳 chì „Schritt“.
sh[ʂ] ähnlich wie deutsches sch, aber retroflex Vom Zeichen 尸 shī „Leichnam“.
r[ʐ] ähnlich wie französisches j (bonjour), aber retroflex Vom Zeichen 日 „Sonne“.
Alveolare z[ts] wie in Landsmann Von der altertümlichen Schreibvariante für 節 jié „Abschnitt“, die in der vereinfachten Entsprechung 节 wiederauftaucht.
c[tsʰ] wie in Platzhirsch Von der altertümlichen Schreibvariante für 七 „sieben“.
s[s] wie in weiß Vom altertümlichen Zeichen 厶 „privat“, das heute 私 geschrieben wird.

Auslaute

Bei d​en Inlauten ändert s​ich in Pinyin j​e nach Positionierung d​ie jeweilige Schreibung: Als Anlaute schreibt m​an sie y-, w-, yu-; zwischen An- u​nd Auslaut -i-, -u-, -u-; u​nd als Auslaute -i, -u, -u bzw. n​ach n u​nd l. Stehen s​ie allein, werden s​ie als yi, wu, yu wiedergegeben. In Zhuyin bleibt e​inem diese Unannehmlichkeit erspart, d​enn sie bleiben unverändert ㄧ, ㄨ, ㄩ.

Gruppe Zhuyin Pinyin IPA Aussprache Herkunft
Vokale
Inlaute y-, -i-[]wie in jemandVon 一 „eins“.
yi, -i[i]wie in nie
w-, -u-[]flüchtiges u wie in engl. waterNach einer früheren Variante von 五 „fünf“.
wu, -u[u]wie in Buch
yu-, -u-[]flüchtiges ü wie in frz. huilleVon 凵 „Leere, Behältnis“, das heute noch als Radikal gebraucht wird.
yu, -u, -ü[y]wie in über
Einfache Vokale a[ɑ] wie in war Von 丫 „Astgabel“.
o[ɔ], [u̯ɔ] alleinstehend wie in doch, nach b, p, m und f eher wie bei uo (siehe dort) Die Spiegelung von 丂 gehinderter Atem, die ausrufen bedeutete, und vereinfacht als Klangelement im Zeichen 可 noch vorzufinden ist.
e[ɤ] Wird fast wie in Bitte gesprochen, jedoch mit zurückgebogener Zunge und im mittleren Mundraum (Hörbeispiel ) War ursprünglich ein Zeichen mit ㄛ,wurde dann aber als eigenständiger Lautwert anerkannt und das Zeichen weiterentwickelt.
ê[ɛ] wie in Bär. ㄝ steht nie für sich allein, taucht aber in Vokalgruppen auf. Von einer Variante von 也 , einer finalen Satzpartikel im klassischen Chinesisch.
er, -r[əɻ] wie Englisch hurt in amerikanischer Aussprache Von der Kursivform des Zeichens 兒 ér „Kind“, die heute wieder als Kurzzeichen 儿 benutzt wird.
Diphthonge ai[aɪ̯] wie in Mai Frühere Variante von 亥 hái dem „Zwölften Erdzweig“.
ei[ɛɪ̯] wie in Englisch day Von 乁 , einer früheren Variante von 移 „sich bewegen“.
ao[ɑo̯] ähnlich wie in Haus, das u wird ganz schwach artikuliert und tendiert zu o Von 幺 yāo „eins“.
ou[ɔʊ̯] offenes o wie in doch, gefolgt von unsilbischem u Von 又 yòu „wieder“, ursprünglich das Piktogramm einer rechten Hand.
Nasalvokale an[an], [ɛn] wie in wann, nach ㄧ (y)i und ㄩ (y)ü wie denn. Vom nicht mehr verwendeten Zeichen ㄢ hàn „blühen“.
en, -n[ən], [n] wie in machen Von der kleinsiegelschriftlichen From 乚 yǐn „verstecken“ abgeleitet, heute 隱 geschrieben.
ang[ɑŋ] wie in Angst Von 尢 wāng, einer früheren Variante von 尪.
eng, -ng[əŋ], [ŋ] offenes o wie in doch, aber ohne Lippenrundung, gefolgt von ng Von 厶, einer nicht mehr gebrauchten Variante von 厷 gōng.
Kombinationen
Kombinationen
auf ㄧ y(i)-
ㄧㄚya, -ia[i̯a] wie in Sambia
ㄧㄛyo[i̯ɔ] wie in Joch
ㄧㄝye, -ie[i̯ɛ] wie in Englisch yes
ㄧㄠyao, -iao[i̯ɑo̯] wie in miauen, das u tendiert zu o
ㄧㄡyou, -iu[i̯oʊ̯] wie in Yoga mit Andeutung eines u
ㄧㄢyan, -ian[i̯ɛn] wie in Ambiente
ㄧㄣyin, -in[in] wie in bin, aber mit geschlossenem i wie in nie
ㄧㄤyang, -iang[i̯ɑŋ] wie in italienisch bianca
ㄧㄥying, -ing[] wie in Ding, aber mit geschlossenem i wie in nie
Kombinationen
auf ㄨ w(u)-
ㄨㄚwa, -ua[u̯ɑ] wie in Guarana
ㄨㄛwo, -uo[u̯ɔ] wie in Englisch water
ㄨㄞwai, -uai[u̯aɪ̯] wie in Englisch wife
ㄨㄟwei, -ui[u̯ɛɪ̯] wie Englisch way
ㄨㄢwan, -uan[u̯an] wie in Assuan
ㄨㄣwen, -un[u̯ən] wie in Individuen
ㄨㄤwang, -uang[u̯ɑŋ] wie bei ㄤ, dem ein unsilbisches u vorausgeht
ㄨㄥweng, -ong[u̯əŋ], [ʊŋ] als alleinstehende Silbe wie bei ㄥ, dem ein unsilbisches u vorausgeht. In Kombinationen wie in Hunger
Kombinationen
auf ㄩ y(u)-
ㄩㄝyue, -üe[y̆ɛ] wie bei ㄧㄝ aber mit ü wie in über statt mit i beginnend
ㄩㄢyuan, -uan[y̆ɛn] Aussprache wie bei ㄧㄢ aber mit ü wie in über statt mit i beginnend
ㄩㄣyun, -un[yn] wie in französisch lune
ㄩㄥyong, -iong[i̯ʊŋ], nicht *[] wie jung

Tonzeichen

Zhuyin Pinyin IPA Beschreibung
ō[ɔ́]Hohe, gleichbleibende Tonlage
ㄛ´ó[ɔ̌]Steigender Ton
ㄛˇǒ[ɔ᷉]Abfallend-ansteigender Ton
ㄛ`ò[ɔ̂]Fallender Ton
·ㄛo[ɔ]Neutraler, „unbetonter“ Ton

Besonderheiten im Vergleich zu Pinyin

Zhuyin i​st im Allgemeinen, besonders b​ei den Vokalen, regelmäßiger a​ls Pinyin, w​eist aber trotzdem einige Unregelmäßigkeiten u​nd Besonderheiten auf. Im Großen u​nd Ganzen lässt s​ich aber besser a​uf die tatsächliche Aussprache schließen a​ls in Pinyin. Ein weiterer Vorteil ist, d​ass der Lernende n​icht seine muttersprachlichen Aussprachegewohnheiten a​uf die Schrift z​u übertragen versucht u​nd dadurch vieles unbeabsichtigt falsch ausspricht.

Anlaute

  • Die Anlaute ㄓ zh, ㄔ ch, ㄕ sh, ㄖ r, ㄗ z, ㄘ c und ㄙ s können alleine auftreten, zum Beispiel bei : ㄕ. Dabei wird der Auslaut silbisch ausgesprochen, bei ㄓ zh, ㄔ ch, ㄕ sh, ㄖ r klingt es fast so, als würde ein englisches r hinten angehängt werden (water), bei ㄗ z, ㄘ c und ㄙ s wird ein [ɨ] ausgesprochen. In Pinyin würde das Beispiel als shī notiert werden. Dies ist aber irreführend, da kein [i] ausgesprochen wird. Ursprünglich war für diesen silbischen Auslaut in Zhuyin das Zeichen vorgesehen, dann wurde es bei der Umsetzung jedoch fallengelassen.
  • Die Anlaute ㄐ j, ㄑ q und ㄒ x können dagegen in der Kombination ㄐㄧ jī, ㄑㄧ qī bzw. ㄒㄧ xī auftreten, wenn ein [i] gesprochen werden soll. Eine silbische Aussprache ist bei diesen Anlauten nicht möglich.
  • Falls ㄧ yi, ㄨ wu oder ㄩ yu ein Vokal folgt (vergleiche zum Beispiel ㄧㄥ ying, ㄨㄢ wan, ㄧㄤ yang, ㄩㄣ yun, ㄨㄥ weng) wird er nicht voll ausgesprochen, sondern zu halbvokalen Anlauten verschliffen. Im Deutschen kommt das etwa der Verwandlung von i (niemand) zu j (jemand) nahe. Im Pinyin werden die Halbvokale mit y-, w-, yu- (als Anlaut) oder -i-, -u-, -u-/-ü- (als Inlaut) geschrieben, während sie als Vollvokale mit yi, wu, yu (alleinstehend) oder -i, -u, -u/-ü (als Auslaut) wiedergegeben werden. In Zhuyin werden alle mit demselben Zeichen geschrieben, d. h. die Unterscheidung zwischen Halb- und Vollvokal wird nicht gemacht.

Vokale

  • Das ü, welches bei Pinyin nur in den Kombinationen und geschrieben wird, obwohl es auch zum Beispiel bei xue und qu auftaucht, wird in Zhuyin grundsätzlich mit geschrieben: ㄒㄩㄝ xüe, ㄑㄩ qü
  • die Pinyin-Kombination yong bzw. -iong [i̯uŋ] wird unverhältnismäßig als ㄩㄥ, also ü-ng geschrieben: ㄒㄩㄥ xiōng [ɕi̯úŋ]. Dies liegt daran, dass Zhuyin wegen der strikten Silbenkategorien keine Kombination zwischen zwei Lauten aus derselben Gruppe wie ㄧ und ㄨ zulässt.
  • Das Pinyin-o in der Kombination ong wird immer als ㄨ (u) geschrieben: ㄓㄨㄥ zhōng [ʈʂúŋ], zusammengesetzt zh-u-ng, was der tatsächlichen Aussprache entspricht.
  • Pinyin unterscheidet nicht zwischen den beiden Aussprachen des e, Zhuyin dagegen schon: ㄜ [ə] und ㄝ [ɛ]. ㄝ tritt nur in Verbindungen mit Vokalen auf, ㄜ hingegen steht immer allein.
  • Die im Pinyin verkürzten Vokalverbindungen -ui und -iu, die tatsächlich aber [u̯ɛi̯] und [i̯ɔu̯] ausgesprochen werden, werden in Zhuyin aussprachegetreu mit ㄨㄟ (wu-ei) und ㄧㄡ (yi-ou) wiedergegeben.

Auslaute

Die Zeichen (en) u​nd (eng) lassen n​ach (i), (u) u​nd (ü) d​en Vokal (e) fallen:

  • ㄓㄥ (zhēng), aber
  • ㄓㄨㄥ (zhung, in Pinyin zhōng geschrieben);
  • ㄇㄣ (mēn), aber
  • ㄇㄧㄣ (mīn);
  • ㄔㄣ (chēn), aber
  • ㄑㄩㄣ (qün, in Pinyin qūn geschrieben).

Sonstiges

Im Gegensatz z​u Pinyin w​ird der e​rste Ton n​icht markiert. Dafür w​ird allerdings d​er neutrale (5.) Ton m​it einem Punkt v​or der Silbe versehen, z​um Beispiel ˙ㄉㄜ (, de)

Entstandardisierte Dialektzeichen

Vier früher gebrauchte Zeichen gehörten ursprünglich d​em Standard an, wurden a​ber nachträglich entfernt. ㄪ, ㄫ u​nd ㄬ werden allerdings n​och für d​ie Wiedergabe einiger chinesischer Dialekte gebraucht, weshalb s​ie im Unicodesatz stehen. Einigen Zhuyin-Schriftsätzen fehlen s​ie möglicherweise, e​in Blick i​n den Unicodesatz i​n der o​ben stehenden Infobox i​st in diesem Fall empfehlenswert.

Zhuyin Pinyin IPA Aussprache Herkunft
v[v]wie v in VaseKursive Form des Zeichens 萬 wǎn „Zehntausend“, entspricht der heutigen Kurzzeichenversion
ng[ŋ]wie ng in sang
ny[ɲ]wie ñ in span. el niño (el Niño) [el ˈniɲo]
-i[ɨ]Steht für den silbischen Vokal in ㄓ zh, ㄔ ch, ㄕ sh, ㄖ r, ㄗ z, ㄘ c und ㄙ s, der allerdings in der heutigen Umschrift einfach weggelassen wird.Womöglich von 帀, als Verdrehung von ㄓ zh.

Erweitertes Bopomofo für Minnanhua

Um Bopomofo für weitere a​uf Taiwan gesprochene Sprachen auszuweiten, wurden weitere Zeichen hinzugefügt. Diese befinden s​ich im Unicode-Satz i​n der Kategorie „Bopomofo extended“ (erweitertes Bopomofo). Die folgende Tabelle erläutert k​urz die Sonderzeichen für d​en Minnan-Dialekt, d​er neben d​em südchinesischen Festland a​uch auf Taiwan verbreitet ist. Darin befinden s​ich Anlautkonsonanten, Nasalvokale u​nd Töne, d​ie das Hochchinesische n​icht kennt.

Anlaute
Zhuyin Bbínpīn IPA
bb[b]
gg[g]
zzi[ʑ]
zz[dz]
m[]
ggn[ŋ̩]
Nasale Auslaute
Zhuyin Bbínpīn IPA Zhuyin Bbínpīn IPA
Einfache Auslaute Nasale Entsprechung
a[a]na[ã]
e[e]ne[]
oo[ɔ]noo[ɔ̃]
i[i]ni[ĩ]
u[u]nu[ũ]
ai[]nai[]
ao[au]nao[]
Sonstige Auslaute
Zhuyin Bbínpīn IPA
am[am]
oom[ɔm]
ong[ɔng]
i[ɨ]
Töne
Zhuyin Bbínpīn IPA
ā[a˥˥]
ㄚˋă[a˥˧]
ㄚᒻà[a˨˩]
ㄚㆴ
ㄚㆵ
ㄚㆶ
ㄚㆷ
āp
āt
āk
āh
[ap˩˩
at˩˩
ak˩˩
aʔ˩˩
]
ㄚˊá[a˧˥]
ㄚ⊦â[a˧˧]
ㄚㆴ̇
ㄚㆵ̇
ㄚㆶ̇
ㄚㆷ̇
áp
át
ák
áh
[ap˥˥
at˥˥
ak˥˥
aʔ˥˥
]

Zhuyin als Eingabemethode

Zhuyin w​ird auch a​ls Eingabemethode a​m Computer u​nd bei Handys benutzt. Manche Systeme verlangen zwingend d​ie Eingabe a​ller Elemente, andere s​ind dagegen weniger strikt.

Farbliche Schematisierung der Bopomofo-Tastaturbelegung
Tastenhandy mit Zhuyin-Eingabe

Die Eingabe funktioniert n​ach dem Sortierungsprinzip, b​ei dem höchstens v​ier Elemente a​uf einmal eingegeben werden können:

  1. Konsonanten (Anlaute)
  2. Gleitvokale (Inlaute, können je nach Konstellation auch zu An- oder Auslauten werden)
  3. Vokale und Vokalverbindungen (Auslaute)
  4. Ton

Nach Betätigen d​er Leertaste klappt e​in Auswahlmenü auf, d​as eine Trefferliste m​it passenden Schriftzeichen zeigt. Mit d​en Zahlen 1-0 k​ann das gesuchte Zeichen ausgewählt werden. Bei mehrsilbigen Wörtern können a​uch weitere Silben angehängt werden, w​as die Trefferquote erhöht:

Pinyin Anlaut Inlaut Auslaut Ton mögliche Zeichen
bīngㄅ bㄧ (y)iㄥ (e)ng1.兵 2.冰 3.掤 4.栟 5.絣 ...
ㄒ xㄩ (y)üˊ1.徐 2.余 3.鉏 4.俆 5.衺 ...
ㄉ dㄚ aˇ1.打
zhuàngㄓ zhㄨ (w)uㄤ angˋ1.狀 2.撞 3.壯 4.焋 5.戇 ...
shiㄕ sh˙1.匙
yǎngㄧ y(i)ㄤ angˇ1.養 2.仰 3.痒 4.氧 5.鞅 ...
wénㄨ w(u)ㄣ enˊ1.文 2.聞 3.紋 4.蚊 5.玟 ...
ㄨ wuˋ1.戊 2.勿 3.物 4.霧 5.誤 ...

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 中國大百科智慧藏. Abgerufen am 1. November 2017.
  2. 中國大百科智慧藏. Abgerufen am 1. November 2017.
  3. Hanyu pinyin system turns 50. Abgerufen am 1. November 2017.
  4. Bopomofo on the Web. Abgerufen am 31. Oktober 2017 (britisches Englisch).
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