Zahnradbahn Štrba–Štrbské Pleso
Die Zahnradbahn Štrba–Štrbské Pleso (slowakisch Ozubnicová železnica Štrba–Štrbské Pleso, kurz OŽ) ist eine meterspurige Zahnradbahn in der slowakischen Hohen Tatra. Sie beginnt im Bahnhof Štrba (deutsch Tschirm, ungarisch Csorba) an der ehemaligen Kaschau-Oderberger Bahn und führt in den Kurort Štrbské Pleso (deutsch Tschirmer See, ungarisch Csorbató) am gleichnamigen See. In Štrbské Pleso endet die Strecke in einem gemeinsamen Bahnhof mit der Elektrischen Tatrabahn. Die Fahrpreise liegen wie bei der elektrischen Tatrabahn über dem sonstigen slowakischen Niveau, sie ist jedoch in den allgemeinen Tarif einbezogen.
Štrba OŽ–Štrbské Pleso OŽ | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Kursbuchstrecke (ZSSK): | 182 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 4,75 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1000 mm (Meterspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 1,5 kV = | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 150 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zahnstangensystem: | Strub/von Roll | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 30 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die alte Zahnradbahn
Geschichte
Mit der Inbetriebnahme der Kaschau-Oderberger Bahn (slowakisch/tschechisch: Košicko-bohumínská dráha, ungarisch: Kassa-Oderbergi Vasút) im Jahre 1871 erhielt auch die Hohe Tatra eine erste Eisenbahnverbindung. Mit dem dann beginnenden Tourismus entstanden am Štrbské pleso (deutsch: Tschirmer See) erste Hotels und der Ort wurde zum Heilbad ernannt. Später entstanden auch Wanderwege und Berghütten.
Die Kaschau-Oderberger Bahn entwickelte unter der Leitung von Emil Várnai das Projekt einer meterspurigen Zahnradbahn, welche Štrbské pleso an den Bahnhof Csorba (heute: Štrba) anbinden sollte. Am 30. Juli 1895 wurde die Bahn vom ungarischen Handelsministerium konzessioniert. Der Bau erfolgte recht schnell, so dass die Strecke schon am 30. Juli 1896 eröffnet werden konnte. Als Betriebsgesellschaft gründete die Kaschau-Oderberger Bahn die Csorbatoi Fogaskerekü Vasut (slowakisch: Ozubnicová železnica Štrbského plesa, deutsch Csorbasee-Zahnradbahn). Betrieben wurde die Strecke nur während der Kursaison zwischen Juni und September und zur Skisaison im Winter. Für mehr als sechs Monate im Jahr ruhte der Verkehr.
Ab den 1920er Jahren entstand mit dem Kraftfahrzeugverkehr eine starke Konkurrenz und die Bahn wurde unrentabel. 1924 gelangte die Strecke zusammen mit der Kaschau-Oderberger Bahn dann ins Eigentum der Tschechoslowakischen Staatsbahn ČSD. Die 1927 gegründete Tatranská elektrická vicinálna dráha (TEVD) übernahm den Betrieb der Elektrischen Tatrabahn, lehnte aber die Übernahme der unwirtschaftlichen und veralteten Zahnradbahn ab.
Während der Weltwirtschaftskrise wurde der Verkehr auf der Zahnradbahn am 14. September 1932 endgültig eingestellt. Am 11. Dezember 1936 erlosch die Konzession zum Betrieb. In den 1940er Jahren wurde die Strecke dann abgebaut.
Fahrzeuge
Die Wiener Lokomotivfabrik Floridsdorf lieferte im Jahre 1896 zwei Zahnraddampflokomotiven mit den Fabriknummern 1012 und 1013, welche die Nummern 1 und 2 erhielten. Die ČSD ordnete die Lokomotiven später als U 29.001 und U 29.002 ein. Weitgehend baugleiche Lokomotiven wurden auch für die Achenseebahn in Österreich gefertigt, wo diese bis heute im Einsatz sind.
Des Weiteren existierten vier Personen- und zwei Güterwagen, welche von Ganz in Budapest gebaut wurden.
Technische Daten
- Spurweite: 1000 mm
- Zahnstangensystem: Riggenbach
- Streckenlänge: 4,75 km
- Länge des Zahnstangenabschnittes: 4,05 km
- größte Steigung: 127 ‰
- Talstation in Štrba in etwa 896 m Höhe
- Höhenunterschied: 444 m
Die neue Zahnradbahn
Geschichte
1968 begannen im Zusammenhang mit den Nordischen Skiweltmeisterschaften 1970 in Štrbské Pleso die Planungen für einen Neuaufbau der kurz Zubačka genannten Bahn (nach Ozubnicová železnica, „Zahnradbahn“). Zwei Drittel der alten Strecke konnten für den Neubau wieder genutzt werden, die restliche Strecke wurde neu trassiert. In Štrbské Pleso entstand ein neuer gemeinsamer Bahnhof mit der Elektrischen Tatrabahn. Eine Gleisverbindung dient für Überführungen der Fahrzeuge der Zahnradbahn. Am Bahnhof Štrba wurde eine neue Abfahrtshalle für die Zahnradbahnzüge errichtet, welche auch 2015 nach 45 Jahren Nutzungsdauer eine gediegene Eleganz ausstrahlt. Elektrifiziert wurde die Strecke mit 1500 Volt Gleichspannung und damit mit demselben System wie die Elektrische Tatrabahn. Am 12. Februar 1970 wurde der Betrieb auf der neuen Zahnradbahnstrecke nach Štrbské Pleso eröffnet. Der Ort liegt 1346 m über dem Meer.
Streckenausrüstung
Sämtliche im Regelbetrieb befahrenen Gleise sind mit Zahnstangen des modifizierten Systems Strub (heute als System von Roll bezeichnet) ausgerüstet. Die Zahnstangen enden im Bahnhof Štrbské Pleso vor der Einmündung in das Streckengleis Richtung Starý Smokovec stumpf, besondere Zahnstangeneinfahrten sind nicht vorhanden. In beiden Bahnhöfe gibt es Relaisstellwerke mit Lichtsignalen, die Weichen sind fernbedient. Die beweglichen Zwischenschienen werden vom Antrieb über Übertragungsgestänge mit den Zungen mitbewegt. Die Weichen und Bahnhofsgleise werden durch Gleisstromkreise selbsttätig freigemeldet, das Streckengleis ist mit Stahlschwellen versehen und zwischen den Einfahrsignalen nicht isoliert.
Im Juli 2020 begann die Grundsanierung der Gleisanlage. Sie sollte 18 Millionen Euro kosten; der Betrieb wurde während der Bauarbeiten bis Ende Mai 2021 durch Busse aufrechterhalten.[6]
Fahrzeuge
Die drei neuen Zahnradbahntriebzüge wurden von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM in Winterthur geliefert. Die Züge bestehen jeweils aus einem Steuerwagen der Baureihe R 29.0 (heute: BR 905.95), der bergwärts eingereiht ist, und dem Triebwagen der Baureihe EM 29.0 (heute: BR 405.95). Sämtliche Bahnsteige liegen auf der in Fahrtrichtung Štrbské Pleso linken Seite, daher erhielten die Wagen nur auf dieser Seite je drei Türen, über die ein schneller Fahrgastwechsel möglich ist. Die Triebwagen können einzeln verkehren, dafür gibt es am Wagenübergang ein im Regelfall abgedecktes Hilfsfahrpult. Von dieser Möglichkeit wurde in den ersten Jahren in der Nebensaison häufiger Gebrauch gemacht.
Im Oktober 2018 bestellte die ZSSK fünf neue elektrische Zahnradtriebzüge bei Stadler Rail/Schweiz, die einer ähnlichen Fahrzeugbauart angehören wie jene der ZSSK-Baureihe 425.95, die schon auf den benachbarten Adhäsionsstrecken der schmalspurigen Tatrabahnen im Einsatz stehen. Sie werden die nunmehr 50 Jahre alten Fahrzeuge der ersten Generation bis 2022 ablösen. Der erste neue Triebwagen wurde Anfang 2021 in die Slowakei geliefert.[7]
Teil der Bestellung ist auch eine Zweikraftlokomotive mit elektrischem und Dieselantrieb, die insbesondere für Schneeräumeinsätze benötigt wird.[8] Einsatzbilder von Anfang 2022 zeigen bereits die neuen Fahrzeuge.[9]
Literatur
- Jaroslav Opava: Die elektrische Zahnradbahn in der Hohen Tatra. In: Wolfgang Messerschmidt (Hrsg.): Lok Magazin. Nr. 59. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., 1973, ISSN 0458-1822, S. 155–157.
- Arthur Meyer, Josef Pospichal: Zahnradbahnlokomotiven aus Floridsdorf. Verlag bahnmedien.at, Wien 2012, ISBN 978-3-9503304-0-3
- Neue Zürcher Zeitung: Eine Bergbahn für die Tschechoslowakei; vom 11. Mai 2015
Weblinks
- Internetseite zur Zahnradbahn Štrba–Štrbské Pleso auf Rail.sk (slowakisch und englisch)
Einzelnachweise
- Železnice Slovenskej republiky: InfoMapa - SK. Abgerufen am 13. November 2021.
- 1003 Štrba - Štrbské Pleso. In: Atlas Drah. Abgerufen am 13. Juli 2020 (tschechisch).
- 1003a Historické miesto 1003/1 - Štrbské Pleso /pôvodná lokalita/. In: Atlas Drah. Abgerufen am 13. Juli 2020 (tschechisch).
- 682 Csorba-Csorbató. In: Magyarország vasútállomásai és vasúti megállóhelyei. Abgerufen am 13. Juli 2020 (ungarisch).
- Ozubnicová železničná trať Štrbské Pleso - Štrba. In: Rail.sk. Abgerufen am 15. November 2021 (slowakisch).
- sram: Tatra-Zahnradbahn wird modernisiert. In: Eisenbahn-Revue International, S. 372.
- Na Slovensko dorazila Bradavica. Všech pět nových jednotek pro tatranské železnice vyjede letos. In: Zdopravy.cz. 15. Januar 2021, abgerufen am 25. Januar 2021 (tschechisch).
- Stadler dodá jednotky a lokomotivu pro zubačku na Štrbské pleso. In: Zdopravy.cz. 17. Oktober 2018, abgerufen am 15. November 2021 (tschechisch).
- Přípravy na zahájení provozu na OŽ pokračují | Železniční magazín. Abgerufen am 14. Februar 2022.