World Health Summit
Der World Health Summit (gelegentlich auch: Weltgesundheitsgipfel) ist eine internationale Konferenz, die seit 2009 jeweils im Oktober in Berlin stattfindet. Sie hat sich zu einer der weltweit führenden Global-Health-Konferenzen entwickelt.
Geschichte
Erstmals fand sie anlässlich des 300. Jahrestages der Gründung der Charité statt. 2.500 Experten aus rund 100 Ländern[1] aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft diskutieren dort die wichtigsten Fragen der globalen Gesundheitsversorgung und sprechen Empfehlungen aus. Das akademische Rückgrat der Veranstaltung ist die M8 Alliance of Academic Health Centers, Universities and National Academies. Von Anfang an stand der World Health Summit unter der Schirmherrschaft der deutschen Kanzlerin und des französischen Staatspräsidenten. Seit 2013 übernimmt zusätzlich auch der Präsident des Europäischen Kommission die jährliche Schirmherrschaft und seit 2019 ist der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation ebenfalls Schirmherr des World Health Summit.
Ziel
Das Ziel des World Health Summit ist es, die weltweite Gesundheit durch offenen Dialog und Zusammenarbeit zu verbessern.[2] Dies soll in akademischer Unabhängigkeit geschehen und dazu führen, dass die Wissenschaft diesbezüglich mehr Verantwortung übernimmt.[3] Hierfür kommen jedes Jahr internationale Experten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft nach Berlin. Gemeinsam arbeiten sie an Lösungen für die drängendsten Gesundheitsherausforderungen.
Struktur
Gründungspräsident des World Health Summit war der Molekular- und Evolutionsmediziner sowie Pharmakologe Detlev Ganten. Er hielt die Präsidentschaft des World Health Summit von 2009 bis 2020. Ganten ist Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Charité, war von 2004 bis 2008 Vorstandsvorsitzender der Charité – Universitätsmedizin Berlin und von 1991 bis 2004 Gründungsdirektor und Vorstand des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch.
Seit 2021 ist Axel Radlach Pries Präsident des World Health Summit. Er ist Dekan der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Präsidentschaft wird jährlich mit einem Co-Präsidenten aus dem M8-Alliance-Netzwerk geteilt.[4] Internationaler Co-Präsident des World Health Summit 2021 vom 24. bis 26. Oktober in Berlin war wie schon 2020 Charles Ibingira vom Makerere University College of Health Sciences in Uganda.
Bisherige Co-Präsidenten waren:
- Axel Kahn; Université Paris Descartes (Frankreich); 2009
- Stephen K. Smith; Imperial College London (Großbritannien); 2010
- Steve Wesselingh; Monash University (Australien); 2011
- Michael Klag; Johns Hopkins University (USA); 2012
- John Eu Li Wong; National University of Singapore (Singapur); 2013
- José Otávio Costa Auler Jr.; University of São Paulo Medical School (Brasilien); 2014
- Shunichi Fukuhara; Kyoto University (Japan); 2015
- Antoine Flahault; University of Geneva (Schweiz); 2016
- Hélène Boisjoly; University of Montreal (Kanada); 2017
- Fernando Regateiro, Coimbra University Hospitals (Portugal); 2018
- João Gabriel Silva, Coimbra University (Portugal); 2018
- Ali Jafarian, Tehran University of Medical Sciences (Iran); 2019
- Charles Ibingira, Makerere University College of Health Sciences (Uganda); 2020 und 2021
Hintergrund
Der erste World Health Summit (14. – 19. Oktober 2009) stand unter dem Motto „The Evolution of Medicine“ und wurde von ca. 700 Teilnehmern besucht.[5]
Vom 10. bis zum 13. Oktober 2010 fand der zweite World Health Summit unter dem Titel „Translation – Transition – Transformation“ statt.[6]
2011 war das Motto des dritten World Health Summit (23. – 26. Oktober 2011) „Today’s Science – Tomorrow’s Agenda“ und reflektierte damit die immense Geschwindigkeit wissenschaftlichen Fortschrittes und der trotzdem wachsenden gesundheitlichen Herausforderungen.[7]
Im folgenden Jahr stand das Motto „Research for Health and Sustainable Development“ über dem World Health Summit (20. – 24. Oktober 2012), das auf die Notwendigkeit verwies, belastbare und dauerhafte Lösungsansätze für weltweite Herausforderungen wie Klimawandel, Nichtübertragbare Krankheiten und Gesundheitssysteme der Zukunft zu schaffen.[8]
Der fünfte World Health Summit (20. – 22. Oktober 2013) fand erstmals ohne ein übergeordnetes Motto statt. Stattdessen wurden vier zentrale Themenschienen eingeführt: „Research and Innovation“, „Education and Leadership“, „Evidence to Policy“ und „Global Health for Development“. Ebenfalls erstmals fand die Veranstaltung im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Neben den 1.200 Teilnehmern vor Ort verfolgten weitere 1.200 die Veranstaltung weltweit im Livestream auf der Homepage.[9]
Auch der sechste World Health Summit (19. – 22. Oktober 2014) fand im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Zentrale Themen waren „Climate Change and Health“, „Universal Health Coverage“, „Physical Activity for Health & Healthy Ageing“ sowie die in diesem Jahr aktuelle Ebola-Epidemie. Mehr als 1.200 Teilnehmer aus über 90 Ländern besuchten die Veranstaltung, weitere 2.000 aus aller Welt verfolgten die Veranstaltung im Livestream auf der Homepage.[10]
Der siebte World Health Summit fand vom 11. bis zum 13. Oktober 2015 im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Unter den rund 1.500 Teilnehmern waren 260 internationale Sprecher. Zentrale Themen waren die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen, Antibiotika-resistente Keime, Big Data sowie die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. Erstmals wurde der WHS Startup Track organisiert, bei dem sich junge Unternehmen präsentieren konnten. Als Gewinner wurde mPharma aus Ghana gekürt.[11]
Der achte World Health Summit fand vom 9. bis zum 11. Oktober 2016 im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Unter den mehr als 1.600 Teilnehmern waren 260 internationale Sprecher. Zentrale Themen waren die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen, die Rolle von Big Data und technologischer Innovation in der Gesundheitsversorgung, der Kampf gegen Infektionskrankheiten und die Folgen von Ebola und Zika sowie die Stärkung von Frauen in der weltweiten Gesundheitsversorgung. Erneut wurde auch der WHS Startup Track organisiert, den iFeel Healthy aus Israel gewannen.[12]
Vom 15. bis zum 17. Oktober 2017 fand der neunte World Health Summit statt. Veranstaltungsort war das Kosmos in Berlin-Friedrichshain. 2.000 Teilnehmer waren vor Ort, es gab 47 Sessions; zentrale Themen waren die Gesundheitspolitik der G7 und G20, Digitalisierung und Big Data sowie Afrika und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.[13] Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron übernahm die Schirmherrschaft von François Hollande.[14]
Auch der zehnte World Health Summit vom 14. bis zum 16. Oktober 2018 fand im Kosmos an der Karl-Marx-Allee statt. 2.400 Teilnehmer aus 100 Nationen hörten Vorträge von 300 Sprechern, u. a. Jens Spahn und Elizabeth Blackburn, zu einer breiten Palette von globalen Gesundheitsthemen. ISS Commander Alexander Gerst grüßte die Anwesenden in einer Videobotschaft während der Eröffnungszeremonie.
Vom 27. bis zum 29. Oktober fand der World Health Summit 2019 mit 2.500 Teilnehmern und 300 Sprechern aus 100 Nationen im Kosmos statt. Die zentralen Themen in diesem Jahr waren „Climate Change and Health“, „Transforming Human Capital:Investing in Health and Education“, „Universal Health Coverage: Expanding Rights and Access“, „Health is a Political Choice: The Future of Health Policy in the G7/G20 and other Political Venues“, „SDG 3: The Global Action Plan for Healthy Lives and Well-Being for All“, „Focus Africa: Building Capacities and Strong Institutions“ und „Digital Health: Shaping Society and the Modern Economy“.
Der World Health Summit 2020 vom 25. bis 27. Oktober fand wegen der COVID-19-Pandemie ausschließlich digital statt. 6.000 Teilnehmer und 300 Sprecher aus 100 Nationen nahmen an den Sessions zu den Themen „Pandemic Preparedness in the Age of COVID-19: Global Cooperation not Competition“, „Strengthening the Role of the European Union in Global Health“, „Climate Change and Health: Risks and Responses“, „Partnership for the Goals: United Nations’ 75th Anniversary“, „Accelerating the SDG3 Global Action Plan for Health and Well-Being“, „Translational Research: Advancing Innovative Treatments“, und „Digital Health & AI for Pandemic Preparedness“ teil.
Der World Health Summit 2021 fand vom 24. bis zum 26. Oktober in Berlin und digital statt. Rund 6.000 Teilnehmende und über 300 Sprecher aus rund 100 Nationen behandelten die Hauptthemen Rolle Deutschlands, Europas und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der globalen Gesundheit, Impfgerechtigkeit und Gesundheit als globales Gut, psychische Gesundheit und COVID-19 sowie künstliche Intelligenz in der weltweiten Gesundheitsversorgung.
World Health Summit Regional Meetings
Traditionell finden im April Planungssitzungen in der Institution des Internationalen Präsidenten des jeweiligen Jahres statt. Aus diesen Treffen entwickelten sich eigene World Health Summit Regional Meetings. Das erste fand vom 8. – 10. April 2013 unter dem Titel „Health for Sustainable Development in Asia“ in Singapur statt.[15]
Es folgte das World Health Summit Regional Meeting – Latin America in São Paulo, Brasilien (6. – 8. April 2014). Zentrale Themen waren „Healthy Life Expectancy“, „Urban Health / Health in Megacities“, „Increased Research Capacity to Incorporate Technologies“, „Management of Health Systems to Ensure Universal Coverage“ und „Health Education“.[16]
Vom 13. – 14. April 2015 fand das dritte World Health Summit Regional Meeting in Kyoto, Japan, statt und behandelte drei zentrale Themen: „Challenges in a Rapidly Aging Society“; „Preparedness for & Resilience after Disasters“; „Fostering New Leadership“.[17]
Vom 19. – 21. April 2016 fand das World Health Summit Geneva Meeting statt, das eine Kooperation zwischen dem Geneva Health Forum und dem World Health Summit war. Als Motto wurde „Global Health: Sustainable and Affordable Innovation in Healthcare“ gewählt.[18]
Vom 8. – 9. Mai 2017 fand das World Health SummitRegional Meeting North America, Montreal, in Kanada statt. Es wurde von der University of Montreal und dem Montreal Clinical Research Institute organisiert und behandelte vier zentrale Themen: „New Frontiers in Medical Treatment“, „Health and Healthcare Delivery for Specific Groups“, „Environmental, Social and Cultural Determinants of Health“ und „Medical Education for Optimal Healthcare“.[19]
Vom 19. – 20. April 2018 fand das World Health Summit Regional Meeting Portugal, Coimbra statt. Zentrale Themen: „Managing Infections Diseases in Developing Countries“, „Global Policies for Health Coverage in Low-Income Countries“, „Opportunities and Challenges in Translating Innovation to Healthcare“ und „Biomedical Education to a Changing World“.[20]
Vom 29. bis 30. April 2019 fand das World Health Summit Regional Meeting auf Kish Island, Iran, mit dem Motto „United together for global health“ statt. Es nahmen mehr als 700 Teilnehmer aus 47 verschiedenen Ländern teil.
Das für den 27. – 28. April 2020 angesetzte World Health Summit Regional Meeting in Kampala, Uganda, musste aufgrund der COVID-19-Pandemie verschoben werden. Das World Health Summit Regional Meeting fand nun vom 27. bis 30. Juni 2021 in Kampala, Uganda statt.[21]
Die M8 Alliance
Hinter dem World Health Summit steht die M8 Alliance of Academic Health Centres, Universities and National Academies, ein stetig wachsender Zusammenschluss von 30 wissenschaftlichen Institutionen aus 20 Ländern (Stand 2021). Die M8 Alliance wurde nach dem Vorbild der politischen G8 unter Führung der Charité – Universitätsmedizin Berlin anlässlich des ersten World Health Summit 2009 gegründet und hatte zunächst 10 Mitglieder. Die M8 Alliance bildet seitdem das wissenschaftliche Fundament des World Health Summit.[22]
Nach dem zweiten World Health Summit 2010 traten die University of São Paulo und die National University of Singapore dem Netzwerk bei. 2012 folgten die University of Montreal und das Institut de Recherches Cliniques de Montréal. Als erster afrikanischer Vertreter wurde 2013 die Makerere University aus Uganda aufgenommen. Das 17. Mitglied wurde 2014 die University of Geneva, gefolgt 2015 von der World Federation of Academic Institutions for Global Health (WFAIGH) und im Herbst 2015 der National Taiwan University, Coimbra Health (Portugal) und der Sapienza University of Rome. 2016 wurde die Tehran University of Medical Sciences aufgenommen, 2017 folgte die Istanbul University (Türkei)[23]. 2019 kamen das Karolinska-Institut (Schweden), das Milken Institute School of Public Health at George Washington University, Washington, DC (USA) und das Consortium of Universities for Global Health (CUGH) hinzu. 2020 wurden die United Nations University International Institute for Global Health und American University of Beirut, Lebanon aufgenommen.
- Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
- Johns Hopkins University (Bloomberg School of Public Health), Baltimore, USA
- Kyoto University (Graduate School of Medicine), Japan
- Imperial College, London, Großbritannien
- London School of Hygiene and Tropical Medicine, Großbritannien
- Makerere University, Kampala, Uganda
- Monash University based in Melbourne, Australien
- University of Montreal, Kanada
- Institut de Recherches Cliniques de Montréal, Kanada
- Istanbul University, Türkei
- Université de Paris, Frankreich
- University of São Paulo, Brasilien
- National University of Singapore (Yong Loo Lin School of Medicine), Singapur
- University of Geneva, Schweiz
- Geneva University Hospitals, Schweiz
- Graduate Institute Geneva, Schweiz
- Coimbra Health, Portugal (ein Konsortium von Centro Hospitalar e Universitário de Coimbra und Universität Coimbra)
- National Taiwan University, Taiwan
- Sapienza University of Rome, Italien
- Tehran University of Medical Sciences, Iran
- InterAcademy Partnership (IAP), bis März 2016 als InterAcademy Medical Panel (IAMP) bezeichnet
- World Federation of Academic Institutions for Global Health (WFAIGH)
- Association of Academic Health Centers International (AAHCI)
- Peking Union Medical College and Chinese Academy of Medical Sciences, China
- Russian Academy of Medical Sciences, Russland
- Consortium of Universities for Global Health (CUGH)
- Karolinska-Institut, Schweden
- Milken Institute School of Public Health at George Washington University, Washington, DC, USA
- American University of Beirut, Lebanon
- United Nations University International Institute for Global Health
Kritik
Zivilgesellschaftliche Organisationen wie Brot für die Welt, Medico International oder plan:g üben seit Beginn Kritik am Gipfel, der stark pharma-orientiert und kommerzialisiert sei.[24]
Einzelnachweise
- Pressemitteilung: "World Health Summit – letzter Tag: Aufgabenstellungen für die Politik". World Health Summit, 17. Oktober 2017, abgerufen am 24. Oktober 2017.
- World Health Summit: Visions and Goals
- Pressemitteilung 2010: Academic Medicine Must Take Responsibility for Global Health (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- World Health Summit: Leadership and Council (Memento vom 19. Mai 2014 im Internet Archive)
- WHS 2009
- WHS 2010
- WHS 2011
- WHS 2012
- WHS Report 2012
- WHS 2014: Media Report
- WHS 2015: Pressemitteilung
- World Health Summit: Pressemitteilungen 2016. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.worldhealthsummit.org. Archiviert vom Original am 28. Oktober 2016; abgerufen am 28. Oktober 2016.
- Pressemitteilung: World Health Summit – letzter Tag: Aufgabenstellungen für die Politik. World Health Summit, 17. Oktober 2017, abgerufen am 24. Oktober 2017.
- Pressemitteilung: Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron ist Schirmherr des World Health Summit. World Health Summit, 9. Oktober 2017, abgerufen am 24. Oktober 2017.
- Singapore 2013. Abgerufen am 18. Oktober 2020 (englisch).
- São Paulo 2014. Abgerufen am 18. Oktober 2020 (englisch).
- Kyoto 2015. Abgerufen am 18. Oktober 2020 (englisch).
- WHS Geneva Meeting 2016 (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)
- World Health Summit: Regional Meeting. In: www.worldhealthsummit.org. Abgerufen am 28. Oktober 2016.
- Regional Meeting. Abgerufen am 24. Oktober 2017 (englisch).
- Uganda 2021 (2020). Abgerufen am 24. November 2020 (englisch).
- M8 Alliance. Abgerufen am 18. Oktober 2020 (englisch).
- Members. Abgerufen am 24. Oktober 2017 (englisch).
- https://www.brot-fuer-die-welt.de/blog/2018-world-health-summit-grosser-name-und-nix-dahinter/