Wolfgang Herger
Wolfgang Herger (* 10. August 1935 in Rudolstadt) ist ein ehemaliger deutscher Politiker. Er war in der DDR Leiter der Abteilung Sicherheitsfragen beim Zentralkomitee der SED.
Leben
Herger wurde 1949 Mitglied der FDJ und trat 1957 in die SED ein. Er studierte von 1953 bis 1958 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) Philosophie. Bis 1962 war er Assistent am Institut für Philosophie der FSU und FDJ- bzw. SED-Funktionär. 1963 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. an der Universität Jena mit der Arbeit „Zur Dialektik von gesellschaftlicher Notwendigkeit und sittlicher Freiheit in unserer Epoche. Untersuchungen zu Grundfragen der marxistisch-leninistischen Ethik“.1964 bis 1976 war Herger Sekretär beim Zentralrat der FDJ und 1971–1990 Abgeordneter der Volkskammer, 1971–1976 als Mitglied des Ausschusses für Nationale Verteidigung, 1976–1985 als Vorsitzender des Jugendausschusses und 1986–1990 als stellvertretender Vorsitzender bzw. Vorsitzender des Ausschusses für Nationale Verteidigung. Er war 1976–1989 Mitglied des Zentralkomitees der SED, dort 1976–1985 Leiter der Abteilung Jugend und 1985–1989 der Abteilung Sicherheitsfragen. In beiden Funktionen arbeitete er seinem Vorgesetzten, dem ZK-Sekretär Egon Krenz, zu. Außerdem gehörte er dem Nationalen Verteidigungsrat der DDR (NVR) und von 1985 bis 1989 dem Kollegium des Ministeriums für Nationale Verteidigung an. Herger erhielt 1973 den Vaterländischen Verdienstorden.
Vom 8. November bis 3. Dezember 1989 war Herger Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED sowie bis zum 15. Januar 1990 Mitarbeiter im Parteivorstand der SED-PDS. Mit Egon Krenz gehörte er zu den Politikern, die dazu beitrugen, dass die Veränderungen im Herbst 1989 friedlich verliefen. Danach war er arbeitslos und arbeitete dann als Pförtner und Mitarbeiter verschiedener Handelsgesellschaften. Im November 1992 war Herger einige Wochen als Freizeitbetreuer in einer Zivildienstschule des Bundesamtes für den Zivildienst in Kablow-Ziegelei südlich von Berlin tätig.
Verurteilung in den Mauerschützenprozessen
Am 24. Juli 1998 verurteilte ihn das Berliner Landgericht wegen „Beihilfe zum Totschlag “ (politische Verantwortung für die Todesschüsse an der Berliner Mauer) zu 22 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung. Zusammen mit Herger wurden auch der frühere Stellvertretende Verteidigungsminister Horst Brünner und zwei weitere führende DDR-Militärs (Manfred Grätz u. Heinz Tappert) verurteilt. Das Gericht hielt die vier Angeklagten für mitverantwortlich für die DDR-Grundsatzbefehle zur „Grenzsicherung“. Sie hätten damit den Tod von Flüchtlingen billigend in Kauf genommen.[1]
Literatur
- Karl Heinz Jahnke: Zu Hause in der DDR. Pahl-Rugenstein Verlag, Bonn 1999, ISBN 3-89144-266-1.
- Andreas Herbst (Hrsg.), Winfried Ranke, Jürgen Winkler: So funktionierte die DDR. Band 2: Lexikon der Organisationen und Institutionen, Mach-mit-Bewegung – Zollverwaltung der DDR (= rororo-Handbuch. Bd. 6349). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-499-16349-7, S. 755, 757.
- Klaus Froh, Rüdiger Wenzke: Die Generale und Admirale der NVA, Ein biographisches Handbuch, Herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt; Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg; Verlag Bechtermünz; 2003; ISBN 3-8289-0542-0; Seite 41, 65, 223 + 247
- Wolfgang Herger, Internationales Biographisches Archiv 13/2004 vom 27. März 2004 (ne), im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Andreas Herbst, Helmut Müller-Enbergs: Herger, Wolfgang. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.