Winterkresse
Die Winterkresse (Barbarea vulgaris), auch Barbarakraut, genauer Gewöhnliches Barbarakraut oder Echtes Barbarakraut genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Die Winterkresse kann als Salat oder Gemüse verwendet werden und ihr wird in der Naturheilkunde eine blutreinigende Wirkung nachgesagt.
Winterkresse | ||||||||||||
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Winterkresse (Barbarea vulgaris), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Barbarea vulgaris | ||||||||||||
W.T.Aiton |
Merkmale
Die zweijährige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 30 bis 90 cm. Sie bildet im ersten Jahr ihre Blätter und im Frühjahr darauf erscheinen die gelben Blüten. Die Grundblätter sind leierförmig: Sie besitzen mehrere Paare von Seitenlappen und einen rundlichen, am Grunde oft herzförmigen Endlappen.
Es werden reichblütige traubige Blütenstände entwickelt. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind vierzählig und haben einen Durchmesser 7 bis 9 mm. Die vier Kronblätter sind goldgelb. Die Schotenfrüchte werden 15 bis 25 mm lang und stehen aufrecht vom Stängel ab, auf dünnen, 4 bis 6 mm langen Stielchen mit einem 2 bis 3 mm langen Fruchtgriffel.
Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 16 oder 18.[1]
Ökologie
Die Winterkresse ist ein zweijähriger Hemikryptophyt und eine Halbrosettenpflanze.
Die Blüten sind „Nektar führende Scheibenblumen“. Die beiden halbmondförmigen Disken scheiden reichlich Nektar ab, der in den Aussackungen der Kelchblätter gesammelt wird. Auch Selbstbestäubung ist erfolgreich. Blütezeit ist von Mai bis Juni.
Die Schotenfrüchte unterliegen der Windausbreitung und sind Selbststreuer. Menschenausbreitung findet als Kulturpflanze und Kulturfolger statt. Die Samen haben etwa 30 % fettes Öl. Fruchtreife ist von Mai bis Juli.
In der Pflanze entwickeln unter anderem die Larven des Sumpfkresse-Stängelrüsslers.
Vorkommen
Diese Pflanzenart ist in der gemäßigten Zone inzwischen weltweit verbreitet. Sie war ursprünglich in Europa, in den gemäßigten Zonen Asiens, in Indien, Sri Lanka und Pakistan, in Algerien und in Tunesien beheimatet, ist aber in Nordamerika, Argentinien und in Neuseeland ein Neophyt.[2]
Sie wächst an Wegrändern, Äckern, Spülsäumen von Gewässern, Kiesgruben und Bahndämmen. Stickstoffhaltige Böden werden bevorzugt. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Verbands Agropyro-Rumicion, kommt aber auch in Gesellschaften der Klasse Artemisietea vor.[1] In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg an der Diedamskopf-Seilbahn bis zu 2040 m Meereshöhe auf.[3]
Systematik
In Europa können drei Unterarten unterschieden werden:[4]
- Barbarea vulgaris subsp. arcuata (Opiz) Hayek (Syn.: Barbarea arcuata (Opiz) Rchb., Barbarea vulgaris var. arcuata (Opiz ex J. Presl & C. Presl) Fr.)
- Barbarea vulgaris subsp. rivularis (Martrin-Donos) Sudre (Syn.: Barbarea rivularis Martrin-Donos)
- Barbarea vulgaris subsp. vulgaris.
Namensherkunft
Die Winterkresse ist der Heiligen Barbara gewidmet, der Schutzpatronin der Bergleute und Steinbrucharbeiter. In vielen Gegenden wird sie daher auch Barbarakraut genannt. Auch die Nutzung der Blätter als Wildgemüse bis in den Dezember (Barbaratag – 4. Dezember) gilt als mögliche Namensherkunft.
Andere volkstümliche Namen für Winterkresse sind: Echtes Barbarakraut, Gemeine Wasserkresse, Frühlingsbarbarakraut. Darüber hinaus bestehen bzw. bestanden für die Pflanzenart, zum Teil auch nur regional, die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: St. Barbarakraut, St. Barbelkraut, Barbenkraut, Gelber Beifuß, Falsche Bumac, Habichtskraut (Schlesien), Saurer Hederich (Eifel bei Dreis), Racketenkraut, Räbkressich, Rapuntzel (Ostpreußen), Schnödsenf (Schlesien), Senfkraut, Steinkraut, Wassersenf und Wild Öl (St. Gallen bei Werdenberg).[5]
Verwendung
Die frischen Blätter der Winterkresse stehen bis in den Winter hinein als vitaminreiche Salatpflanze zur Verfügung. Fischgerichten verleiht es eine scharfe und würzige Note. Am besten schmecken die jungen Blätter der Grundrosette. Sie haben ein würzig bis pfeffrig-scharfes Aroma, das mit Kresse oder Brunnenkresse vergleichbar ist. Das frische Grün kann für Salate, Pesto, Kräuterbutter und -quark und Smoothies verwendet werden.
Die Blätter schmecken auch, wenn man sie ähnlich wie Spinat dünstet. Das strenge Aroma lässt sich lindern, indem man das Wildgemüse kurz in kochendem Wasser blanchiert. Im April können die Knospen und frischen Blüten mit verwendet werden. Gedünstet erinnert der Geschmack entfernt an Brokkoli. Während der Blütezeit sollten die Blätter nicht gesammelt werden, da sie einen bitteren Geschmack annehmen.[6]
Inhaltsstoffe
Winterkresse enthält viele Vitamine sowie Glucosinolate, Flavonoide und Saponine in unterschiedlichen Profilen.[7][8][9][10]
Anwendung als Heilpflanze
In der Naturheilkunde findet das Kraut aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehalts Anwendung. Es kann als Tee aufgebrüht werden, um die Abwehrkräfte zu stärken und Erkältungen vorzubeugen. Die enthaltenen Bitterstoffe regen Appetit, Stoffwechsel und Verdauung an. Die Wirkungen sind nicht wissenschaftlich bestätigt.
Kultivierung
Winterkresse kann im Frühjahr oder Herbst ausgesät werden und vermehrt sich dann als anspruchslose Pflanze meist selbst. Sie gedeiht am besten im Halbschatten auf feuchten und lehmigen Böden.
Literatur
- Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur. Wildpflanzen Mitteleuropas. ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5.
- Andreas Rausch, Brigitte Lotz: Dumonts Kleines Kräuter Lexikon. Anbau, Küche, Kosmetik Gesundheit. Nebel verlag, Eggolsheim, ISBN 3-89555-205-4
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Seite 463. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
- Barbarea im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 21. Juli 2017.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 578.
- Karol Marhold: Brassicaceae. Barbarea vulgaris. In: Euro+Med Plantbase – the information ressource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
- Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 54 f., online.
- Bundeszentrale für Ernährung, Winterkresse. Abgerufen am 29. April 2020.
- Hanneke van Leur, Ciska E. Raaijmakers, Nicole M. van Dam: A heritable glucosinolate polymorphism within natural populations of Barbarea vulgaris. In: Phytochemistry. 67, 2006, S. 1214, doi:10.1016/j.phytochem.2006.04.021.
- Niels Agerbirk, Carl Erik Olsen: Isoferuloyl derivatives of five seed glucosinolates in the crucifer genus Barbarea. In: Phytochemistry. 72, 2011, S. 610, doi:10.1016/j.phytochem.2011.01.034.
- Lea Dalby-Brown, Carl Erik Olsen, Jens Kvist Nielsen, Niels Agerbirk: Polymorphism for Novel Tetraglycosylated Flavonols in an Eco-model Crucifer, Barbarea vulgaris. In: Journal of Agricultural and Food Chemistry. 59, 2011, S. 6947, doi:10.1021/jf200412c.
- V. Kuzina, J. K. Nielsen, J. M. Augustin, A. M. Torp, S. Bak, S. B. Andersen: Barbarea vulgaris linkage map and quantitative trait loci for saponins, glucosinolates, hairiness and resistance to the herbivore Phyllotreta nemorum. In: Phytochemistry. Band 72, Nummer 2–3, Februar 2011, S. 188–198, doi:10.1016/j.phytochem.2010.11.007, PMID 21130479.
Weblinks
- Winterkresse. FloraWeb.de
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb. Barbarea vulgaris subsp. rivularis
- Barbarea vulgaris R. Br. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 28. Oktober 2015.
- Beschreibung in der Flora of China (englisch)
- Eintrag bei GRIN
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Hultén
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)