Kulturfolger
Kulturfolger oder Hemerophile (griechisch hemeros ‚kultiviert‘, philos ‚Freund‘) sind Tiere oder Pflanzen, die aufgrund anthropogener landschaftverändernder Maßnahmen Vorteile erlangen und deshalb dem Menschen in seine Kulturlandschaft (Forste, Äcker, Wiesen, Verkehrswege, Siedlungen, Behausungen) folgen. Eine Teilgruppe der Kulturfolger sind synanthrope Arten.
Arten
Zu den klassischen Kulturfolgern, die von der umfangreichen Rodungstätigkeit des Menschen während des Mittelalters und den dadurch entstandenen Vegetationsformen (Kultursteppe) profitierten, gehören neben heute häufigen Arten wie Feldhase, Feldmaus und Kohlweißling auch inzwischen wieder bedrohte Arten, deren Lebensraum durch die intensivere Landwirtschaft eingeschränkt wurde, wie z. B. Feldhamster, Rebhuhn, Wachtel, Feldlerche und Kiebitz. Auch von den typischen Arten der Bauernhöfe, wie Hausmaus, Fledermäuse, Rauch- und Mehlschwalbe, Schleiereule, Gartenrotschwanz und Stubenfliege, gehen heute einige in ihrem Bestand zurück; die Hausratte ist in Mitteleuropa vom Aussterben bedroht. Ein typischer Kulturfolger in suburbanen Regionen ist auch die Rabenkrähe.
Zu den städtischen Kulturfolgern gehören ursprünglich fels- und höhlenbewohnende Arten, für die die Gebäude der Menschen „Kunstfelsen“ darstellen, wie Stadttaube, Mauersegler, Dohle, Turmfalke, Hausrotschwanz sowie Winkelspinnen und Große Zitterspinne, Arten wie der Haussperling, die im kühlgemäßigten Klima Gebäude als Witterungsschutz benötigen, bis hin zu Bewohnern beheizter Räume wie Küchenschabe, Heimchen und Silberfischchen. Auch die Wanderratte ist eine typisch städtische Art. Recht junge Kulturfolger sind die Amsel, das Eichhörnchen[1][2][3][4] und der Fuchs.[5] Anfang des 19. Jahrhunderts war die Amsel noch ein scheuer Waldvogel. Ein weiterer junger Kulturfolger ist der Kojote, welcher in den USA in vielen Großstädten vertreten ist.[6][7]
In Mittelamerika gelten die Kraushaar-Vogelspinne und die Schwarzrote Vogelspinne als Kulturfolger. Sie bauen ihre Gespinste häufig auf landwirtschaftlich genutzten Flächen unter Steinen und auf gerodeten Waldflächen unter verrottenden Holzstücken.
Siehe auch
Literatur
- Ulrike Pollack: Die städtische Mensch-Tier-Beziehung: Ambivalenzen, Chancen und Risiken (= Soziale Regen. Band 6). Universitätsverlag der TU, Berlin 2009, ISBN 978-3-7983-2112-0 (Dissertation FU Berlin 2007, 296 Seiten).
Weblinks
Einzelnachweise
- Eichhörnchen. In: Deutsche Wildtier Stiftung. Abgerufen am 12. Februar 2021.
- Kerstin Eva Zeter, Tobias Aufmkolk: Tier im Wald: Eichhörnchen. In: Planet Wissen. 5. Oktober 2020, abgerufen am 12. Februar 2021.
- Flavia Zangerle: Auf dem Sprung – auf den Spuren des Eichhörnchens. In: Igel & Umwelt. 2017, abgerufen am 12. Februar 2021.
- Karl-Heinz Renner: Hintergrund: Tiere als Kulturfolger - Eichhörnchen. In: Planet Schule. Abgerufen am 12. Februar 2021.
- Fuechse Info: Allgemeines über Stadtfüchse
- S. A. Poessel, E. C. Mock, S. W. Breckc: Coyote (Canis latrans) diet in an urban environment: variation relative to pet conflicts, housing density, and season
- Shelly M. Alexander, Michael S. Quinn: Coyote (Canis latrans) Interactions With Humans and Pets Reported in the Canadian Print Media (1995–2010)