Wilhelm Adolf Miltenberger

Wilhelm Adolf (bzw. Wilhelm Adolph) Miltenberger auch Miltenberg (* 26. Dezember 1714 in Siegen; † 8. Dezember 1784 in Darmstadt) war ein hessen-darmstädtischer Wirklicher Geheimer Rat und Regierungsdirektor der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt im Rang eines Staatsministers.[1]

Leben und Wirken

Miltenberger entstammte einer Juristenfamilie, welche sich auf den kaiserlichen Reichsvogt der Reichsstadt Schweinfurt, Paulus Miltenberger (1619–1694) zurückführt.[2] Er wurde in Siegen als Sohn des fürstlich nassauischen Kammerdirektors, Regierungs- sowie Konsistorialrats Johann Lorenz Miltenberger (1673–1726) und der Apothekertochter Elisabeth Trainer (1691–nach 1732) geboren.[3]

1733 an der hessischen Landesuniversität Ludoviciana in Gießen für das Studium der Rechtswissenschaften immatrikuliert wurde Wilhelm Adolf Miltenberger anschließend zum fürstlich hessen-darmstädtischen Amtmann des Amtes Lichtenberg bestellt. Dazu wirkte er als Advocatus Fisci.[4] Nachfolgend avancierte Miltenberger zum Wirklichen Geheimen Rat im insgesamt fünfköpfigen Geheimen Ratskollegium[5] und fungierte als Direktor der hessen-darmstädtischen Staatsregierung, womit er hierarchisch direkt nach dem Kanzler Friedrich Karl von Moser gesetzt erscheint.[6] Er hatte dazu den Rang eines Staatsministers mit dem Titel Excellens inne.

Staatsminister Wilhelm Adolf Miltenberger zählte zu jenem Zirkel, der bei Landgraf Ludwig IX. gegen Kanzler Moser intrigierte.[7]

Miltenbergers Kinder aus seiner Ehe mit Marie Elisabeth Schade (1721–1786), einer Tochter des Regierungsrats Johann Georg Schade wurden in Lichtenberg im Odenwald geboren.[8] Sein Sohn, der hessen-darmstädtsiche Kammerrat und Landschreiber Franz Wilhelm (1747–1800), gehörte zu den Jugendfreunden um Johann Wolfgang von Goethe.[9][10]

Zu seinen Nachkommen zählte der Geometer und Bürgermeister von Roßdorf Georg Wilhelm Justin Wagner[11] aus der mit nahezu allen bedeutenden Gelehrtenfamilien Hessens verwandten Theologenfamilie Wagner.[12] Außerdem ist Wilhelm Adolf Miltenberger der Schwager des Theologen und Professors Johann Philipp Fresenius gewesen.[13]

Miltenbergers Schwiegersohn Ludwig Benjamin Ouvrier widmete ihm und zwei weiteren Mitgliedern des Geheimen Ratskollegiums sein 1781 erschienenes Werk Geschichte der Religionen, nebst ihren Gründen und Gegengründen.[14]

Einzelnachweise

  1. Marianne Strutz-Ködel, Helmut Strehlau (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch. Band 195 – 50 Allgemeiner Band. Starke Verlag, 1989, ZDB-ID 504986-6, S. 252.
  2. Marianne Strutz-Ködel, Helmut Strehlau (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch. Band 195 – 50 Allgemeiner Band. Starke Verlag, 1989, ZDB-ID 504986-6, S. 257.
  3. Miltenberger, Johann Lorenz. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Friedrich Wilhelm Euler: Die Geheimen Räte und ihre Söhne in Hessen-Darmstadt um 1790. In: Hessische familiengeschichtliche Vereinigung e. V. (Hrsg.): 50 Jahre Hessische Familiengeschichtliche Vereinigung e. V. Darmstadt – Festschrift mit Beiträgen zur hessen-darmstädtischen Genealogie. Darmstadt 1971, OCLC 42819492, S. 85.
  5. Angela Stirken: Der Herr und der Diener – Friedrich Carl von Moser und das Beamtenwesen seiner Zeit. Band 51 – Bonner historische Forschungen. Röhrscheid, Bonn 1984, ISBN 3-7928-0473-5, S. 88, 94.
  6. Varrentrapp und Wenner (Hrsg.): Des neuen Genealogischen Reichs- und Staats-Handbuch Auf das Jahr 1775. Zweiter Theil, 1775, ZDB-ID 974578-6, S. 110 (Digitalisat).
  7. Johann Gottfried Herder: Briefe – Gesamtausgabe 1763–1803. Band 12 – Kommentar zu den Bänden 4–5. Böhlau Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-7400-1214-5, S. 118.
  8. Diethard Köhler: Familien in Billings, Nonrod, Meßbach, Steinau, Hausen, Lichtenberg 1635–1750. Band III: Adreßbuch vorderer Odenwald 1635–1750. Ober-Ramstadt 1987, OCLC 74995810, Hausen und Lichtenberg: Familien vor 1700.
  9. Bernhard Koerner und Otfried Praetorius (Hrsg.): Darmstädter Geschlechterbuch. Band 1Band 69 der Gesamtreihe des Genealogischen Handbuchs bürgerlicher Familien. Starke Verlag, 1930, ZDB-ID 1041-8, S. 188.
  10. Elisabeth Mentzel: Wolfgang und Cornelia Goethes Lehrer – Ein Beitrag zu Goethes Entwicklungsgeschichte – Nach archivalischen Quellen. R. Voigtländer, Leipzig 1909, OCLC 230696658, S. 309.
  11. Bernhard Koerner und Otfried Praetorius (Hrsg.): Darmstädter Geschlechterbuch. Band 2Band 96 der Gesamtreihe des Genealogischen Handbuchs bürgerlicher Familien. Starke Verlag, 1937, ZDB-ID 1041-8, S. 403.
  12. Friedrich Wilhelm Kraus: Mag. Nicolaus Plaustrarius Niddanus. In: Arbeitsgemeinschaft der familienkundlichen Gesellschaften in Hessen (Hrsg.): Hessische Familienkunde. Band 18, Heft 6, Juni 1987, ISSN 0018-1064, S. 339–342.
  13. Wilhelm Fresenius: 18. Mittheilungen zur Frankfurter Familiengeschichte. In: Verein für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. (Hrsg.): Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. Band 4, Nr. 4, 1873, S. 200–201 (Digitalisat).
  14. Ludwig Benjamin Ouvrier: Geschichte der Religionen, nebst ihren Gründen und Gegengründen. Band 1. Leipzig 1781 (Digitalisat).
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