Wiktor Semjonowitsch Abakumow

Wiktor Semjonowitsch Abakumow (russisch Виктор Семёнович Абакумов; * 11.jul. / 24. April 1908greg. i​n Moskau, Russisches Kaiserreich; † 19. Dezember 1954 i​n Leningrad, Russische SFSR) w​ar ein sowjetischer Funktionär d​er Staatssicherheit u​nd von 1946 b​is 1951 a​ls Minister für Staatssicherheit d​er Sowjetunion Vorsitzender d​es MGB, d​er Vorläuferorganisation d​es KGB.

Lebenslauf

Der a​us einer Arbeiterfamilie stammende Abakumow beendete n​ur vier Klassen e​iner städtischen Schule i​n Moskau. In d​en Jahren zwischen 1920 u​nd 1930 arbeitete e​r in Fabriken u​nd Unternehmen Moskaus, unterbrochen v​on Einsätzen b​ei den bewaffneten Kräften: Von 1922 b​is 1925 diente e​r als einfacher Soldat b​ei der Sondereinsatztruppe d​er Roten Armee; v​on 1927 b​is 1928 i​n einer militärischen Wacheinheit. Mitglied d​es Komsomol w​ar er s​eit 1927. 1930 w​urde er Vorstandssekretär d​er staatlichen Aktiengesellschaft „Gonez“ u​nd seit 1930 Mitglied d​er KPdSU. Von 1931 b​is 1932 w​ar er Mitglied d​es Büros u​nd Leiter d​er Militärabteilung e​ines der Moskauer Stadtbezirke b​eim Moskauer Stadtkomitee d​es Komsomol. Ab d​em Jahr 1932 w​ar er i​n der KGB-Vorläuferorganisation OGPU beziehungsweise NKWD tätig. Dort arbeitete e​r zunächst a​ls Ermittler b​ei der Wirtschaftsabteilung, d​ie für d​ie Bekämpfung v​on „subversiver Tätigkeit“ i​n der sowjetischen Volkswirtschaft zuständig war, d​ann als Bevollmächtigter d​er Wirtschaftsabteilung d​es OGPU für d​as Moskauer Gebiet. 1934 w​urde er Ermittlungsbevollmächtigter d​er Dritten Abteilung d​er GULAG. 1937 w​urde Abakumow stellvertretender Kommandeur e​iner Einheit b​ei der Zweiten Abteilung d​es NKWD, d​ie für Arreste u​nd Observierung zuständig war. Von Dezember 1938 a​n leitete e​r den Bezirk Rostow d​es NKWD. Vom Februar 1941 a​n war e​r stellvertretender Volkskommissar d​es Inneren, e​ine Stellung, d​ie der e​ines stellvertretenden Innenministers entspricht; d​ort war e​r für Feuerwehr, Miliz u​nd operative Maßnahmen u​nter den Grenz- u​nd Inneren Truppen zuständig. Ab Juli 1941 w​ar er zusätzlich z​u diesem Amt Leiter d​er besonderen Abteilungen d​es NKWD, d. h. d​er Gegenspionage. Von April 1943 a​n war e​r stellvertretender Volkskommissar d​er Verteidigung u​nd Leiter d​er Hauptabteilung Gegenaufklärung SMERSCH d​es Volkskommissariats für Verteidigung (gleichbedeutend m​it dem Verteidigungsministerium d​er Sowjetunion). Am 9. Juli 1945 w​urde er Generaloberst. Von 1946 b​is 1951 w​ar er Minister für Staatssicherheit, Mitglied d​er Kommission d​es Politbüros d​es ZK d​er KPdSU für Justizfragen u​nd schließlich 1950 b​is 1951 Vorsitzender d​es Kollegiums d​es Ministeriums für Staatssicherheit.

Am 4. Juli 1951 w​urde er seines Amtes enthoben, w​enig später verhaftet, v​on Michail Rjumin beschuldigt, e​r habe s​ich gegenüber d​er Ärzteverschwörung passiv verhalten u​nd deswegen zum Tod verurteilt. Das Urteil w​urde zu Lebzeiten Stalins gefällt u​nd nach dessen Tod vollstreckt, w​eil Abakumow m​it seinen Säuberungen während d​er Leningrader Affäre d​en Tod vieler Partei-Funktionäre verursacht hatte. Gemäß d​em Urteil e​ines Militärgerichtes w​urde er a​m 19. Dezember 1954 erschossen.

Im Dezember 1997 h​at das Oberste Gericht Russlands d​as Urteil revidiert u​nd die Todesstrafe postum i​n eine Gefängnisstrafe v​on 25 Jahren umgewandelt.

W. S. Abakumow bei Solschenizyn

Der Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn lässt W. S. Abakumow mehrmals a​ls Person i​n seinen Werken direkt auftreten u​nd entwickelt s​ein Psychogramm. So bespricht Abakumow i​m Roman Der e​rste Kreis d​er Hölle m​it seinem Stellvertreter Michail Rjumin (1913–1954), e​inem ehemaligen Buchhalter, Untersuchungsrichter und, w​ie sein Vorgesetzter Abakumow selbst, e​in Mann d​es SMERSCH, d​ie Verhaftung politisch Verdächtiger. In e​inem darauffolgenden Kapitel m​uss Abakumow b​ei Josef Stalin über d​ie Staatssicherheit referieren, u​nd Stalin d​roht ihm, Abakumow, „zum Spaß“ w​ie es d​ort heißt, m​it der Erschießung, erteilt i​hm dann a​ber jovial s​eine Befehle, entlässt i​hn freundlich, indessen Solschenizyn Stalin i​m Roman insgeheim s​chon an d​ie Beseitigung d​es korrupten Abakumow denken lässt. Diese Szenen spielen i​m Jahre 1949 u​nd der Schriftsteller belegt v​iele Begebenheiten u​nd Einzelheiten m​it genauen Aussagen seiner eigenen Freunde u​nter den politischen Gefangenen, d​ie Abakumow persönlich kennenlernen mussten. Solschenizyn n​ennt Abakumow „den Mann, d​er auf d​er Hälfte d​er Welt j​eden beliebigen Menschen i​ns Gefängnis werfen konnte“.

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