Werner Hasselblatt
Werner Richard Karl Hasselblatt (* 10. Junijul. / 22. Juni 1890greg.[1] in Dorpat, Estland; † 24. Januar 1958 in Lüneburg) war ein deutsch-baltischer Jurist und Politiker.
Werdegang
Werner Hasselblatt, Sohn des Historikers und Journalisten Arnold Hasselblatt, begann seine berufliche Laufbahn in Dorpat als Rechtsanwalt und Friedensrichter. Während des russischen Bürgerkrieges kämpfte er im Baltenregiment gegen die Rote Armee. Hasselblatt war Vorstandsmitglied der Deutsch-baltischen Partei, die er von 1923 bis 1932 als Abgeordneter im Riigikogu vertrat. 1925 beteiligte er sich an der Gründung des Europäischen Nationalitätenkongresses sowie maßgeblich an der Ausarbeitung des Gesetzes über die Kulturautonomie der nationalen Minderheiten in Estland. Von 1931 bis 1945 war er Geschäftsführer und zeitweise Vorsitzender des Verbandes der deutschen Volksgruppen in Europa.[2] Dessen Hauptsitz verlegte er 1932 von Wien nach Berlin, wo er fortan lebte.
Hasselblatt galt als Sympathisant der nationalsozialistischen Volkstumspolitik. Seit Anfang 1933 war er Mitglied des Volksdeutschen Rats sowie Begründer und späteres Mitglied der Nationenrechtlichen Arbeitsgemeinschaft der Akademie für Deutsches Recht. Im April 1933 übernahm der Verband der deutschen Volksgruppen in Europa die Herausgeberschaft der Zeitschrift Nation und Staat, in welcher Hasselblatt regelmäßig Artikel über die Minderheitenproblematik verfasste. Wiederholt setzte er sich darin für eine konsequente Trennung national-kultureller Belange von allgemein-staatlichen Angelegenheiten ein. Ab Oktober 1942 zeichnete nicht mehr der Verband, sondern nur noch Werner Hasselblatt als Herausgeber.[3]
Ein wesentlicher Teil seiner Arbeit bestand in der Erstellung von Gutachten und Denkschriften, in denen er Forderungen nach Grenzrevisionen unterstützte. Während des Zweiten Weltkriegs lieferte er Beiträge zur deutschen Bevölkerungspolitik in Osteuropa. Obwohl sich nach Ansicht von Historikern Hasselblatt nicht als Vordenker oder Befürworter der Vernichtungspolitik charakterisieren lässt, bemängelte er in seinen Arbeiten nicht den Unrechtsgehalt der Besatzungspolitik in Osteuropa, vielmehr forderte er effektivere Organisationsformen.[4]
1945 zog er mit seiner Familie nach Lüneburg, wo er 1958 starb.
Literatur
- Erik Thomson: Werner Hasselblatt. Köllen, Bonn 1990 (Arbeitshilfe / Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände; 57), ISBN 3-925103-32-5.
- Jörg Hackmann: Werner Hasselblatt (1890–1954). In: Gert von Pistohlkors, Matthias Weber (Hrsg.): Staatliche Einheit und nationale Vielfalt. Festschrift für Prof. Dr. Michael Garleff zum 65. Geburtstag. Oldenbourg, München 2005 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im Östlichen Europa; 26), ISBN 3-486-57819-7, S. 175–205.
- Hellmuth Weiss: Hasselblatt, Werner Richard Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 43 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Werner Hasselblatt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hasselblatt, Werner. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
- Lebenslauf von Werner Hasselblatt (Memento vom 3. Januar 2008 im Internet Archive)
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Werner Hasselblatt. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
Einzelnachweise
- Eintrag im Taufregister der Universitätsgemeinde zu Dorpat (estnisch: Tartu ülikooli kogudus)
- Hilke Lenzing: Die deutsche Volksgruppe in Dänemark und das nationalsozialistische Deutschland (1933-1939): ein Beitrag zur Problematik deutscher Volksgruppen während des Dritten Reiches. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, 1973, S. 187.
- Arnold Weingärtner: Nation und Staat: eine Monographie. Bände 17-20. Braumüller, 1979, S. 8.
- Jörg Hackmann: Werner Hasselblatt (1890–1954). In: Gert von Pistohlkors, Matthias Weber (Hrsg.): Staatliche Einheit und nationale Vielfalt. Festschrift für Prof. Dr. Michael Garleff zum 65. Geburtstag. 2005, S. 178, 196.