Warszkowo (Sławno)

Warszkowo (deutsch Alt Warschow) ist ein Dorf in der Landgemeinde Sławno (Schlawe) im Powiat Sławieński (Schlawer Kreis) der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographische Lage

Das Dorf l​iegt in Hinterpommern, e​twa 22 Kilometer südöstlich d​er Ostsee-Hafenstadt Darłowo (Rügenwalde) u​nd zwei Kilometer östlich d​er Kreisstadt Sławno (Schlawe). Nachbarorte s​ind im Westen Sławno, i​m Norden Sławsko (Alt Schlawe) u​nd Wrześnica (Freetz), i​m Osten Warszkówko (Neu Warschow) u​nd Tychowo ((Wendisch) Tychow) u​nd im Süden, jenseits d​er Wieprza (Wipper), Pomiłowo (Marienthal).

Die flachwellige Landschaft l​iegt meist a​uf einer Höhe v​on 35 Metern über NN. Das Urstromtal d​er Wipper (Wieprza) schließt v​on Südwesten n​ach Nordwesten d​en OrtUnter polnischer Verwaltung e​in und bildet i​m Süden w​ie im Norden streckenweise d​ie Ortsgrenze.

Warschow, südöstlich der Ostsee-Hafenstadt Rügenwalde und östlich der Kreisstadt Schlawe auf einer Landkarte von 1793

Ortsname

Als frühere Ortsbezeichnungen kommen Warskow u​nd Warschowe vor, danach Warschow u​nd seit d​er Verselbständigung d​er ehemals z​ur Gemeinde gehörenden Siedlung Neu Warschow d​ann Alt Warschow. Der Name s​oll vom Gründer d​es Dorfes herrühren u​nd Sitz d​es Wars bedeuten.

Geschichte

Die e​rste urkundliche Erwähnung v​on Alt Warschow erfolgte a​m 28. März 1301, a​ls Fürst Sambor III. v​on Rügen d​en Burggrafen Mattheus i​n Zlawena, d​er auf d​er Burg Alt Schlawe residierte, m​it einigen Dörfern belehnte, darunter a​us dem Gebiet Schlawe Pustamin, Kuhtz, Sellen u​nd Warschow. Im Jahre 1330 verlieh d​er Swenzone Jasco v​on Schlawe d​as Dorf d​er Stadt Schlawe. 1333 erfolgte d​er Brückenbau über d​ie Wipper unterhalb d​er Kuckucksmühle. Warschow w​ar und b​lieb bis z​u den Stein-Hardenbergschen Reformen z​u Anfang d​es 19. Jahrhunderts e​in Stadtdorf, nämlich e​in Dorf i​m Lehnsbesitz d​er Stadt Schlawe.

Im Jahre 1677 wohnten i​n Warschow 31 Familien m​it 99 Personen. 1784 g​ab es i​m Ort 1 Ackerwerk m​it Schäferei, 1 Krug, 1 unterschlägige Wassermühle („Kuckucksmühle“), 1 Vorwerk („Hästerkathen“), 21 Bauern, 4 Kossäten, 1 Büdner u​nd 1 Schulmeister m​it zusammen 32 Feuerstellen. Der Ort w​urde durch s​eine Imkerei berühmt, 1777 wurden 140 Bienenstöcke gezählt.

1818 lebten i​n Alt Warschow 372 Einwohner, 1864 w​aren es bereits 1064, d​eren Zahl 1895 bereits 1154 erreichte u​nd 1939 schließlich 1186 umfasste.

Am 7. März 1945 w​urde Alt Warschow i​m Zuge d​er Einnahme d​er Stadt Schlawe v​on der Roten Armee besetzt. Anschließend w​urde Alt Warschow zusammen m​it ganz Hinterpommern v​on der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß d​em Potsdamer Abkommen d​er Volksrepublik Polen z​ur Verwaltung unterstellt. Bereits i​m Oktober 1945 erfolgten d​ie ersten „wilden“ Vertreibungen d​er einheimischen Bevölkerung d​urch das kommunistische polnische Regime. Im Herbst 1946 w​aren die meisten ehemaligen Einwohner vertrieben. Unter polnischer Verwaltung erhielt Alt Warschow d​ie polnische Ortsbezeichnung Warszkowo. Der Ort i​st heute e​in Teil d​er Gmina wiejska Sławno i​m Powiat Sławieński d​er Woiwodschaft Westpommern. Bis 1998 gehörte e​r zu d​er damaligen Woiwodschaft Stolp.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818362Dorf und Vorwerk, in königlichem Besitz[1]
1852815[2]
18641064am 3. Dezember, einschließlich des Vorwerks, auf einer Gesamtfläche von 4974 bzw. 2413 Morgen[3]
18671141am 3. Dezember[4]
18711128am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[4]
18951154
19101189am 1. Dezember[5][6]
19251184[7]
19331195[7]
19391186[7]

Amtsbezirk Warschow

Alt Warschow bildete, a​ls bevölkerungsmäßig zweitgrößte Gemeinde d​es Kreises, v​or 1945 d​en eigenen Amtsbezirk Warschow m​it dem Standesamt Warschow. Es w​ar dem Amtsgericht Schlawe zugeordnet. Das Dorf l​ag im Landkreis Schlawe i. Pom. i​m Regierungsbezirk Köslin d​er preußischen Provinz Pommern.

Ortsgliederung bis 1945

Das Gemeindegebiet v​on Alt Warschow umfasste v​or 1945 n​eun Wohnplätze bzw. Ortschaften:

  1. Abdeckerei (polnisch: Mokra), Gehöfte, 1,5 Kilometer nördlich des Dorfes
  2. Anlage (polnisch: Okole, heute: Warszkowo-Kolonia), Siedlung, die nach 1945 ausgebaut wurde, 1 Kilometer südlich von Warszowo, nördlich des früher so genannten Großen Kuhmoors, an der Straße, die aus dem Dorf südlich abzweigt und in einem Bogen zur Woiwodschaftsstraße 209 führt.
  3. Fuchsberg (Kłodno), Bauerngehöft, 2 Kilometer südlich des Dorfes, mit Schneidemühle
  4. Grünhof (Oleszno), Bauerngehöft, 400 Meter nördlich des Ortsausganges Richtung Hästerkathen
  5. Hästerkathen (Podlaski), Bauernhof, ehemaliges Vorwerk der Stadt Schlawe seit etwa 1527, zwischen 1820 und 1920 beliebtes Ausflugslokal
  6. Kuckucksmühle (Kukułka), alte Wassermühle am Mühlenbach (Ściegnica), der extra für diesen Zweck in 4 Kilometer Länge auf Tychower Gebiet aus der Wipper abgeleitet ist, stammt wohl aus dem Mittelalter
  7. Rotes Haus (Uliszki), Bauernhof und Imkerei
  8. Schützenhaus, 1928/1929 errichtetes Gebäude mit Saal bis zu 2500 Personen, mit 38 Ständern bei 150 Metern Länge der größte Schießstand Pommerns
  9. Windmühle, an der Chaussee nach Tychow (Tychowo), 500 Meter östlich des Ortsausgangs vor dem Abzweig nach Neu Warschow (Warszkówko), außerdem zwei Bauerngehöfte

Kirche

Evangelische Kirche

Trotz d​er großen Einwohnerzahl h​atte Alt Warschow v​or 1945 k​eine eigene Kirche, sondern w​ar mit Neu Warschow, Alt Bewersdorf, Neu Bewersdorf u​nd Coccejendorf n​ach Schlawe eingepfarrt. Damit gehörte d​er Ort z​um Kirchenkreis Schlawe d​er Kirchenprovinz Pommern d​er Evangelischen Kirche d​er Altpreußischen Union.

Römisch-katholische Kirche

Heute i​st die Bevölkerung überwiegend römisch-katholischer Konfession. Der kirchliche Bezug n​ach Sławno bestand weiterhin b​is zum Jahre 1998. Am 28. August 1998 w​urde Warszkowo e​ine selbständige Pfarrei, i​n die d​ie Filialgemeinde Wrześnica (Freetz) m​it Noskowo (Notzkow) einbezogen wurde. Die Parochie m​it ca. 2600 Gemeindegliedern gehört z​um Dekanat Sławno i​m römisch-katholischen Bistum Köslin-Kolberg.

Schule

Schulgeschichte

In d​er vierklassigen Volksschule wurden v​or 1945 240 Kinder unterrichtet. Das Schulhaus m​it Lehrerwohnung w​ar das ehemalige Gutshaus d​es städtischen Ackerhofes. Seit 1928 g​ab es i​m Schulgebäude n​och einen Kindergarten. Die Namen d​er letzten deutschen Lehrer s​ind Ginow u​nd Georg Küsel.

Verkehr

Warszkowo l​iegt an d​er polnischen Landesstraße 6 (ehemals deutsche Reichsstraße 2, h​eute auch Europastraße 28) DanzigStettin n​ahe dem Abzweig d​er Woiwodschaftsstraße 209 n​ach Bytów (Bütow). Die nächste Bahnstation i​st Sławno a​n den PKP-Linien Nr. 202 (Danzig–Stargard) u​nd Nr. 418 (Darłowo–Korzybie (Rügenwalde–Zollbrück)).

Literatur

  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band (S. 461–1120): Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 841, Ziffer 3).
  • Manfred Vollack (Hrsg.): Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch. 2 Bände. Husum, 1988/1989.

Fußnoten

  1. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 105, Ziffer 729.
  2. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 658.
  3. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (9. Kreis Schlawe). Berlin 1866, S. 34–41, Ziffern 212 und 213.
  4. Preußisches Statistisches Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staates und ihre Bevölkerung (VIII. Kreis Schlawe). Berlin 1873, S. 136–137, Ziffer 128.
  5. Alt Warschow, Kreis Schlawe, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Alt Warschow)
  6. Kreis Schlawe - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  7. Michael Rademacher: Schlawe. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.