Wardenburg (Adelsgeschlecht)

Wardenburg i​st der Name e​ines deutsch-baltischen Adelsgeschlechts, welches s​ich um 1770 i​n Estland, a​uf der Insel Ösel, angesiedelt hatte. Sie wurden 1829 v​om dänischen König geadelt u​nd 1849 i​n die Öselschen Ritterschaft aufgenommen. Sie wurden hauptsächlich d​urch die v​on ihnen eingeleitete Wald- u​nd Forstwirtschaft i​n Estland bekannt.

Wappen derer von Wardenburg

Geschichte

Das oldenburgische Adelsgeschlecht Wardenburg h​at seinen Stammsitz i​n Wardenburg b​ei Oldenburg u​nd kann s​eine Geschichte b​is in d​as Jahr 1345 zurückverfolgen. Johann Heinrich v​on Wardenburg, a​uch Wardenborg genannt, siedelte s​ich um 1773 i​m damals dänischen Husum an, e​r diente i​m dänisch königlichen Heer u​nd avancierte b​is zum Major. Sein ältester Sohn Friedrich Detlef (1783–1867) w​ar mit d​er Tochter d​es dänischen Generalmajors Karl Leopold v​on Blücher[1] verheiratet, e​r erhielt mittels Adelsbrief v​on 1829 d​as dänische Adelsrecht u​nd die Wappengenehmigung. Er h​atte vier Söhne, v​on denen Heinrich Leopold (1809–1869) n​ach Oldenburg zurückkehrte, Ernst Christian Ludwig (1811–1886) siedelte s​ich auf d​er Insel Ösel a​n und w​urde Oberforstmeister, Gustav Heinrich (1816–1883) diente a​ls oldenburgischer Major u​nd Christian Ludwig (1823–1900) s​tarb in Hamburg. Eugen Friedrich Ludwig (1843–1920), d​er Sohn Ernst Christians, forcierte d​ie Forst- u​nd Waldwirtschaft i​n Estland u​nd wurde z​um russischen Staatsrat berufen.

Stammlinie

Bernhard Dietrich v​on Wardenburg[2] (* 1703 i​n Oldenburg; † 1788 i​n Oldenburg), Regimentsquartiermeister, Kammerrat u​nd Justizrat ∞ i​n 1. Ehe m​it Sophie Böhm († 1753)

  • Johann Heinrich Nicolaus von Wardenburg (* 1737 in Oldenburg; † 1814 in Husum), königlich dänischer Major ∞ Christina Vitzthum von Eckstädt (1753–1814)
    • Diedrich August von Wardenburg (1776–1856), Stammvater der dänischen Linie
    • Friedrich Detlef Gustav von Wardenburg (* 1783 in Schleswig; † 1867 in Husum), mit Diplom und Wappenverleihung 1829 in den dänischen Adelsstand erhoben, dänischer Justizrat ∞ Pauline Johanna von Blücher (T. d. dänischen Generalmajors Karl Leopold von Bücher (1742–1804))
      • Ernst Christian Ludwig von Wardenburg[3] (* 1811 in Husum; † Arensburg in Estland), Zollrat, Kronsforstmeister, Stammvater der Öselschen Linie ∞ Marie von Güldenstubbe (1817–1896)
        • Eugen Friedrich Ludwig von Wardenburg (* 1843 in Arensburg; † 1920 in Arensburg), Kronsforstmeister, Forstbeamter und russischer Staatsrat ∞ Othilie von Nolcken (* 1844; † 1884 in Berlin)
          • Ludwig Johannes Herbert von Wardenburg (* 1873 in Arensburg; † 1915 in Riga)
          • Kurt Eugen Otto von Wardenburg (* 1876 in Arensburg; † 1950 in Buckhagen bei Kappeln) ∞ Johanna Burmeister
            • Arnold von Wardenburg (* 1903)
          • Gustav Georg Alfred von Wardenburg (* 1879), Rittmeister ∞ Alexandrine Gretchen von Nolcken (* 1891)
            • Richard Eugen Erich von Wardenburg (* 1913 in Kasan, Russland; † 1974), studierte in Kiel
            • Harry Detlef Herbert von Wardenburg (* 1915 in Arensburg auf Ösel), studierte in Dorpat
            • Eleonore Alexandrine Carin von Wardenburg (* 1917 in Arensburg auf Ösel)
            • Carl Detlef Udo von Wardenburg (* 1921 in Arensburg auf Ösel)
            • Erik Alfred Gert von Wardenburg (* 1923 in Arensburg auf Ösel)

Wald- und Forstmeister in Estland

Die staatliche u​nd private Wald- u​nd Forstwirtschaft i​m damaligen Gouvernement Livland, d​em späteren Estland, w​ar durch rigorose Abholzung geprägt, e​ine Aufforstung o​der Waldpflege w​urde nicht praktiziert. In d​en frühen 1800 Jahren begann speziell i​m skandinavischen Raum e​in Umdenken, welches s​ich über Russland u​nd die baltischen Provinzen ausweitete.

Ernst Christian Ludwig von Wardenburg

Ernst Christian Ludwig von Wardenburg in Jagdmontur
Gouvernement Livland – Karte aus dem Jahr 1820 (Russisch-Deutsch)

Mit den Wardenburgern entwickelte sich eine kontinuierliche und wirtschaftliche Wald- und Forstwirtschaft. Ernst Christian Ludwig von Wardenburg (* 31. Dezember 1810 in Husum; † 28. Januar 1886 in Arensburg) eröffnete die entscheidende Epoche für die Wald- und Baumaufforstung in Estland. Er wurde am 31. Dezember 1810 in Husum geboren und besuchte dort die örtliche Schule. Danach begann er 1833 als Jagdjunker, dieses sind junge Adelsmänner, die einen Jagdherren bei der Jagd dienten[4], seine Ausbildung. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die wissenschaftliche Aufarbeitung in der Forst- und Waldwirtschaft und Wardenburg interessierte sich für ein Studium der Forstwirtschaft. 1829 hatte die Technische Universität in Kopenhagen ihre Pforten geöffnet und bot ab 1833 einen Studiengang für „Forstwirtschaft“ an. Dieses Angebot, inspiriert durch seinen Vetter, nahm Wardenburg auf und begann das Studium. Im August 1838 wurde er Forstkandidat und war in verschiedenen Teilen Dänemarks als Forstoffizier, die Offiziersausbildung erfolgte parallel, tätig. 1839 erhielt er eine Anstellung in Sankt Petersburg und arbeitete im zuständigen Ministerium für die Verwaltung von Staatswäldern, er absolvierte eine staatliche Prüfung und erhielt die Genehmigung als Forstwirtschaftsoffizier (Förster) in den baltischen Provinzen arbeiten zu dürfen. 1840 ließ er sich in Lissino, in der Nähe Sankt Petersburgs, nieder und war im Ministerium für Landwirtschaft tätig. Auf Empfehlung des russischen Reformers Pawel Dmitrijewitsch Kisseljow übernahm Ludwig von Wardenburg 1841 eine Forststelle im Gouvernement Livland, zu der sowohl die staatlichen wie auch die privaten Waldgebiete gehörten. Er ließ sich auf der Insel Ösel in Arensburg nieder, sein Vorgesetzter war der Bezirksförster Karl Pontus von Nolcken, dessen Nachfolger er 1845 wurde. Im Jahre 1849 wurde die Familie in die Adelsmatrikel der Öselschen Ritterschaft aufgenommen. Mit der Amtsübernahme begann eine personelle und strukturelle Neuorganisation der Förstereien. 1860 legte er ein Managementprogramm für die Waldbewirtschaftung der staatlichen Wälder auf Ösel vor, dieses beinhaltete nicht nur die Holzgewinnung, sondern ebenso die Pflanzungen und Züchtungen von Bäumen. Insbesondere die Wiederaufforstung war ein wichtiger Bestandteil der „Wardenburgischen Waldplantagen“, mit der er schließlich 51 Prozent der öselschen Inselfläche in Wälder umwandelte. Er sorgte dafür, dass überwiegend Fichte und Birke, aber auch Mischwald angepflanzt wurde. Die nachgeordneten Forstreviere erhielten das notwendige Saatgut von Nadelbäumen. Durch sein Wirken wuchs die Aufforstung und das damit verbundene Wirtschaftswachstum in diesen Regionen an. Am 27. Januar 1869 zog sich Ludwig aus dem aktiven Dienst zurück und verstarb am 9. Februar 1886 im Alter von 75 Jahren in Kuressaare.

Eugen Friedrich Ludwig von Wardenburg

Als Nachfolger übernahm sein Sohn Eugen Friedrich Ludwig von Wardenburg (* 11. Januar 1843 in Arensburg; † 11. Februar 1920 in Arensburg) am 5. Juni 1869 die Leitung der livländischen Forstwirtschaft. Er besuchte das Gymnasium in Arensburg und begann nach dessen erfolgreichen Abschluss ein Studium für Chemie und Wirtschaftswissenschaften. Von 1862 bis 1863 studierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin und von 1863 bis 1865 an der Universität Zürich. Danach kehrte er nach Arensburg zurück und arbeitete als Assistent in der wirtschaftlichen Verwaltung des Kreises Saare. Er setzte die Arbeit seines Vaters konsequent fort und gründete damit bereits in frühen Jahren einen Umweltgedanken, der auf ökologische und ökonomische Forstwirtschaft aufbaute. Er entwickelte Projekte, die sich über die baltischen Grenzen hinaus ausweiteten und förderte damit den Umweltschutz. Er setzte sich für eine qualifizierte Ausbildung der Forstbeamten ein, reformierte die Forstschulen und straffte die Besetzung der Forststellen. Er galt als anerkannter Lehrer. 1913 wurde die „Saaremaa-Gesellschaft der Naturfreunde“[5] gegründet, die mit einem aktiven Naturschutz auf der Insel Ösel begann. Seine Karriere wurde 1914 durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrochen, da er auch russischer Bürger war galt er als verdächtige und politisch unerwünschte Person. Zudem kam es zu Unstimmigkeiten zwischen den Forst- und Militärbehörden, da die Militärs auf die Holzreserven zum Bau von Stellungen zurückgriffen. Eugen Friedrich war mit Ottilie von Nolcken einer Tochter von Karl Pontus von Nolcken verheiratet, von seinen drei Söhnen betätigten sich zwei später auch in der Forstwirtschaft. Er starb am 11. Februar 1920 im Alter von 77 Jahren in Arensburg.

Wappen

Das Wappen d​es baltischen Zweiges zeigte e​inen in Blau querliegenden goldenen Eichstamm m​it zwei Blättern u​nd drei Eicheln[6]. Blasonierung n​ach dem approbierten Wappen d​urch Friedrich VI. (Kopenhagener Reichsarchiv): Es wächst d​er Eichenzweig a​us der Mitte e​ines gebogenen, schräg liegenden, a​n beiden Enden abgekappten Astes. Der Rand d​es Schildes i​st stahlfarbig u​nd nicht w​ie in Klingspor m​it 6 sondern m​it 6 Paar goldener Nägel beschlagen. Helmzier w​ie im Schilde (aus e​iner blauen Straußenfeder wachsend).[7]

Einzelnachweise

  1. Skeel & Kannegaard Genealogy Carl Leopold von Blücher, dort belegt durch Danmarks Adels Aarbog.
  2. v. Wardenburg Bernhard Dietrich @1@2Vorlage:Toter Link/www.von-restorff.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Essen, Nicolai von: Genealogisches Handbuch der Oeselschen Ritterschaft Genealogisches Handbuch der Oeselschen Ritterschaft, Tartu 1935
  4. Der Jagdjunker
  5. Schon vor hundert Jahren beschlossen Naturfreunde aus Saaremaa und der lettischen Hauptstadt Riga die Gründung eines Reservates zum Schutz der zahlreichen Vogelarten, deren Nester damals regelmäßig von den Insulanern geplündert wurden. Heute steht der gesamte Westteil der Insel unter Naturschutz. „Vom Sperrgebiet zum Naturparadies“
  6. Wardenburg coat of arms (wappen) from Denmark „Wardenburg Dan Saxe“
  7. Klingspor, Carl Arvid: Baltisches Wappenbuch, Stockholm 1882
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