Wagner & Zetsche
Wagner & Zetsche (W & Z, W. u. Z oder W. Z.) war eine im 19. Jahrhundert in Thüringen gegründete Puppen-Manufaktur mit Sitz in Ilmenau, Obertorstraße 5.[1]
Geschichte
Das von den Kaufleuten Richard Wagner und Richard Zetzsche im Jahr 1875 gegründete Unternehmen war gemeinsam mit Fischer, Naumann & Co. einer der großen Ilmenauer Spielzeughersteller.[2] Hergestellt wurden Puppenkörper aus Stoff, Leder, Papiermaché und Kunstleder.[1]
Die Firma bot ihre – bekleideten – Körper[2] bis etwa um 1916 mit darauf montierten Köpfen der Porzellanfabrik Gebrüder Heubach, die neben dem Markenzeichen der Firma Heubach auch die kunstvoll verschlungenen Initialen W. u. Z des Auftraggebers auf der Rückseite des Kopfes eingraviert bekamen. Nachdem Wagner & Zetsche jedoch von dem Erfinder P. R. Zierow[1] oder Richard Zierow[2] aus Berlin 1914 das Patent „[...] für die Herstellung eines Composition-Materials“ namens Haralit erworben hatte[1] – eine kunststoffartige, weder brennbare noch zerbrechliche Masse[2] – konnte das Unternehmen ab 1915 daraus Köpfe für seine Charakterpuppen gießen.[1] Als Modelle dafür dienten die namensgleichen Enkel von Richard Zetsche,[2] der die Firma ab 1915 Harald, ab 1916 Inge und ab 1925 Hansi formen ließ.[1] Weniger bekannt wurde das Modell Baerbele.[2]
Zusätzlich zu der Marke W & Z ist die Zahl 1875 für das Gründungsjahr auf Etiketten bekannt. Die Signatur Wag Wag wurde hingegen auf der Fußsohle der Puppen angebracht.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der DDR wurde Ingeborg Knefeli, geborene Zetsche[2] („Inge)“,[3] bis 1960 Inhaberin von Wagner & Zetsche. 1960 übernahm ihr Mann Heinrich Knefeli die Geschäftsführung, bis das Familienunternehmen[2] nach dem Verkehrstod von Heinrich Knefeli 1977[3] zwangsweise an den Staat verkauft und damit verstaatlicht wurde: „[...] Der Betrieb wurde [dann] dem Kombinat Puppen- und Plüschspielwaren Sonni, Betriebsteil Gehren, VEB Plüsch und Stoffspielwaren, angegliedert“. Knefelis Tochter Ingrid konnte nach ihrem in Sonneberg absolvierten Studium der Spielzeugformgestaltung unter veränderten Bedingungen bis 1982 das ehemalige Unternehmen Wagner & Zetsche leiten, bevor sie wenig später die DDR verließ.[2]
Für eine ab 2012 geplante Sonderausstellung zur Ilmenauer Industriegeschichte konnte die Leiterin des GoetheStadtMuseums Ilmenau, Kathrin Kunze, die „Jahrhundertzeitzeugin Inge Knefeli“ und deren Tochter Ingrid zur Unterstützung gewinnen.[3]
Medienecho
- Karl-Heinz Veit: Karl-Heinz Veit sprach mit Jahrhunderzeitzeugin Inge Knefeli auf der Seite der Thüringer Allgemeine vom 9. Januar 2012
Literatur
- Jean Bach: Internationales Handbuch der Puppenmarken. Ein Puppen-Bestimmungsbuch, englischer Originaltitel: The main street dictionary of doll marks, übersetzt von Wolfgang Hartmann, München: Laterna Magica, 1989, ISBN 3-87467-389-8; S. 135; Inhaltsverzeichnis
- Jürgen Cieslik, Marianne Cieslik: Cieslik's Lexikon der deutschen Puppenindustrie. Marken, Daten, Fakten, 2., überarbeitete Auflage, Hamburg: Marquardt & Wellhausen; Jülich: Cieslik, 1989, ISBN 978-3-939806-20-2 (Wellhausen & Marquardt) und ISBN 3-921844-20-7 (Cieslik)
Archivalien
Archivalien von und über Wagner & Zetsche finden sich beispielsweise
Weblinks
- N.N.: Wagner & Zetzsche Dolls 1875-1938 German (in englischer Sprache) mit einer Fotografie eines Charakterkopfes sowie zahlreichen Abzeichnungen verschiedener Markungen von W & Z auf der Seite dollreference.com
- Gerd-Michael Seeber (Verantw.): Sonderausstellung / Made in Germany - Spielwaren aus Ilmenau vom 9. November 2014 bis 15. März 2015 auf der Seite ilmenau.de
Einzelnachweise
- Jean Bach: Internationales Handbuch der Puppenmarken. Ein Puppen-Bestimmungsbuch, englischer Originaltitel: The main street dictionary of doll marks, übersetzt von Wolfgang Hartmann, München: Laterna Magica, 1989, ISBN 3-87467-389-8; S. 135
- Gerd-Michael Seeber (Verantw.): Sonderausstellung / Made in Germany - Spielwaren aus Ilmenau vom 9. November 2014 bis 15. März 2015 auf der Seite ilmenau.de, zuletzt abgerufen am 4. September 2016
- Karl-Heinz Veit: Karl-Heinz Veit sprach mit Jahrhunderzeitzeugin Inge Knefeli auf der Seite der Thüringer Allgemeine vom 9. Januar 2012, zuletzt abgerufen am 4. September 2016