Vollmerz
Vollmerz ist ein Stadtteil von Schlüchtern im osthessischen Main-Kinzig-Kreis. Zu Vollmerz gehören die beiden Weiler Hinkelhof und Ramholz.
Vollmerz Stadt Schlüchtern | |
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Höhe: | 275 m ü. NHN |
Fläche: | 12,95 km²[1] |
Einwohner: | 737 (31. Dez. 2015)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 57 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 1969 |
Postleitzahl: | 36381 |
Vorwahl: | 06664 |
Geographische Lage
Vollmerz liegt auf einer Höhe von 276 Metern über NN im Nordosten des Main-Kinzig-Kreises etwa 6 Kilometer östlich des Stadtkerns von Schlüchtern. Der Ort grenzt im Norden an den Ort Gundhelm, im Südosten an den Ort Sterbfritz, im Süden an den Ort Sannerz, im Westen an den Ort Herolz und im Nordwesten an den Ort Elm.
Geschichte
Mittelalter
Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung von Vollmerz stammt aus dem Jahr 1226. Eine Wasserburg lag am Westrand des Ortes, von der aber keine Reste mehr sichtbar sind. Friedrich von Hutten trug 1303 ein Gut in Vollmerz vom Bischof von Würzburg zu Lehen. Der Ort gehörte zum Gericht Altengronau, das 1333 als Reichslehen aus einer Erbschaft vom Haus Rieneck an die Herrschaft Hanau kam. Aus dem Gericht entstand im 15. Jahrhundert das Amt Schwarzenfels der Grafschaft Hanau, ab 1459: Grafschaft Hanau-Münzenberg. 1375 bekennt Frowin von Hutten, dass seine Besitzungen und sein Haus zu "Volmerts" von den Herren von Hanau zu Lehen gehen[3]. Die Güter derer von Herolz waren 1392 dagegen ein Lehen des Klosters Fulda. Der Bischof von Würzburg verfügte 1355 über den Zehnten in Vollmerz.
Neuzeit
Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert. Die Kirchengemeinde gehörte zur Pfarrei Sterbfritz.
1643 wurde das Amt Schwarzenfels – und damit auch Vollmerz – als Pfand für die Rückzahlung von Schulden zusammen mit anderen Sicherheiten der Landgrafschaft Hessen-Kassel übergeben und sollte für Hanauer Schulden bürgen, die im Zusammenhang mit der Befreiung der Stadt Hanau von der Belagerung durch kaiserliche Truppen 1636 gegenüber Hessen-Kassel entstanden waren. Es gelang den Grafen von Hanau nicht mehr, dieses Pfand von Hessen-Kassel zu lösen. Der ortsansässige Kleinadel, die Herren von Degenfeld-Schonburg, konnte letztendlich 1698 hier aber seine Reichsunmittelbarkeit durchsetzten.
Während der napoleonischen Zeit stand Vollmerz als Teil des Justizamtes Ramholz ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte von 1807 bis 1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es an das Kurfürstentum Hessen. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, in der Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Vollmerz zum Landkreis Schlüchtern. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert. Mit der Hessischen Gebietsreform kam die Gemeinde am 1. Dezember 1969 zur Stadt Schlüchtern und durch die Auflösung des Kreises Schlüchtern zum Main-Kinzig-Kreis.
Vollmerz besaß eine Dorfmühle an der sogenannten Ramholzer Kinzig, auch Zimpertsmühle genannt, die im Ortsbereich lag.
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Vollmerz unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
- Volmundis (1226)
- Volmutz (1355)
- Volmuntz (1356)
- Vollmandts (1366)
- Folmonds (1375)
- Volmacz (1384)
- Fulmuntz (1392)
- Folmelcz (1494)
- Volmerz (1563)
Einwohnerentwicklung
Vollmerz: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 818 | |||
1840 | 776 | |||
1846 | 788 | |||
1852 | 766 | |||
1858 | 756 | |||
1864 | 718 | |||
1871 | 804 | |||
1875 | 748 | |||
1885 | 803 | |||
1895 | 800 | |||
1905 | 820 | |||
1910 | 842 | |||
1925 | 838 | |||
1939 | 769 | |||
1946 | 1.317 | |||
1950 | 1.237 | |||
1956 | 1.050 | |||
1961 | 977 | |||
1967 | 902 | |||
1970 | 876 | |||
2005 | 847 | |||
2010 | 802 | |||
2015 | 737 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; 2005:[4]; 2010:[5]; 2015:[2] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: | 718 evangelische (= 89,41 %), 33 katholische (= 4,11 %), 52 jüdische (= 6,48 %) Einwohner |
• 1961: | 864 evangelische (= 88,43 %), 100 katholische (= 10,24 %) Einwohner |
Politik
Im Ortsbeirat sind die CDU und die SPD vertreten. Bei den Kommunalwahlen 2006 erlangte die CDU die Mehrheit der Stimmen und verfügt so über die Mehrheit im Ortsbeirat. Bei der Wahl 2016 trat eine gemeinsame Liste unter dem Namen „Gemeinsam für Vollmerz“ an. Ortsvorsteher ist Bruno Friedrich.
Sehenswürdigkeiten
- Schloss Ramholz, eine Historistische Schloss- und Parkanlage
- Burg Steckelberg, eine mittelalterliche Burgruine
Wirtschaft und Infrastruktur
Öffentliche Einrichtungen
In Vollmerz gibt es eine Zwergschule, die auch für Gundhelm zuständig ist. Es werden 30 Schüler in zwei Klassen (1./2. und 3./4. Klasse) unterrichtet.[6]
Verkehr
Durch Vollmerz führt die Landesstraße 3207.
Der ehemalige Bahnhof Vollmerz an der Bahnstrecke Flieden–Gemünden ist stillgelegt. Stattdessen verbinden Buslinien der Verkehrsgesellschaft Region Fulda mbH Vollmerz mit Schlüchtern, Sterbfritz, Altengronau und Jossa.
Persönlichkeiten
- Ulrich von Hutten (1488–1523), deutscher Dichter und Humanist, geboren auf Burg Steckelberg
- Frowin von Hutten (1308–1377), deutscher Ritter, gestorben in Vollmerz
- Theodore Levitt (1925–2006), Wirtschaftswissenschaftler, geboren in Vollmerz
Literatur
- Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis (= Hanauer Geschichtsblätter. Bd. 40). Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins und der Wetterauischen Gesellschaft für die Gesamte Naturkunde zu Hanau, Hanau 2003, ISBN 3-935395-02-7, S. 173 f.
- Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 2. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 1995, ISBN 3-86134-228-6, S. 377.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Bd. 14, ISSN 0342-2291). Elwert, Marburg 1926, S. 486.
- Literatur über Vollmerz In: Hessische Bibliographie[7]
Weblinks
- Stadtteil Vollmerz. In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern
- Vollmerz, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Vollmerz, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahel 2015 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
- HStAM Bestand Urk. 72 Nr. 568. Hessisches Staatsarchiv Marburg, abgerufen am 30. Oktober 2020.
- Einwohnerzahel 2005 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
- Einwohnerzahel 2010 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
- Vier Tablets an Grundschule Vollmerz übergeben – Digitales Lernen - Osthessen-Zeitung
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!