Universitätskirche (Kiel)

Die Universitätskirche am Kieler Westring ist eine der wenigen nach dem Zweiten Weltkrieg neugebauten Universitätskirchen Deutschlands und wurde 1965 eingeweiht.

Universitätskirche (Kiel)
Die dreieckige Universitätskirche mit Glockenturm am Westring als Auftakt des Universitätsforums der CAU

Die dreieckige Universitätskirche mit Glockenturm am Westring als Auftakt des Universitätsforums der CAU

Basisdaten
Konfession evangelisch
Ort Kiel, Deutschland
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Baugeschichte
Bauherr Karl Dietrich Erdmann
Architekt Herbert Weidling, Erhart Kettner
Baubeschreibung
Einweihung28. November 1965
Baustil Moderne
Ausstattungsstil Brutalismus
Bautyp Predigtkirche
Funktion und Titel

Universitätskirche

Koordinaten 54° 20′ 14,1″ N, 10° 7′ 25,8″ O
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Die Universitätskirche Kiel

Geschichte

Seit der Gründung der Christian-Albrechts-Universität 1665 war die im 14. Jahrhundert erbaute Heiliggeistkirche, die Kirche des von Adolf IV. gegründeten Franziskanerklosters im Stadtzentrum Kiels, Universitätskirche. Ende des 19. Jahrhunderts umgebaut, wurde sie bei einem alliierten Bombenangriff am 13. Dezember 1943 zerstört, ebenso das Kloster. Lediglich der Kreuzgang und der Turmstumpf blieben erhalten und wurden in das Studentenwohnheim Kieler Kloster integriert.

Zum 300-jährigen Bestehen der Universität wurde die neue Kirche 1965 nach Plänen der Kieler Architekten Herbert Weidling und Erhart Kettner fertiggestellt. Finanziert wurde der Bau durch den Bauverein Universitätskirche Kiel e. V., der 1959 maßgeblich von Kieler Professoren initiiert worden war.

Rechtsform

Die Universitätskirche gehört der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Das Land Schleswig-Holstein ernennt einen der Professoren der Theologischen Fakultät im Einvernehmen mit der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Universitätsprediger. Für die Verwaltung der Kirche ist kein Kirchenvorstand, sondern ein Kirchenkollegium aus Universitätsangehörigen zuständig.

Architektur

Luftaufnahmen des Campus der CAU zu Kiel – links das dreieckige Gebäude der Universitätskirche

In den 1960er Jahren entstanden auf dem Universitätsgelände eine Vielzahl individueller Bauten. Die Universitätskirche bildet mit dem Universitätshochhaus (1964), dem Auditorium maximum (1965–1969) und der Bibliothek (1966) ein spannungsvolles Ensemble, in dem die einzelnen Bauten wie große eigenständige Skulpturen wirken. Durch Herausrücken der Gebäudespitze vor die Bauflucht der dreigeschossigen backsteinsichtigen Blockrandbebauung bildet die Universitätskirche am Westring selbstbewusst den Auftakt zum Universitätsforum. Die Kirche selbst zeichnet sich durch eine klare, reduzierte Formensprache aus und erinnert mit ihrer Lichtdurchlässigkeit und aufstrebenden Leichtigkeit an ihr Vorbild, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin.

Grundform der Kirche ist die Form des Dreiecks, das sich in Grundriss, Seitenwänden sowie den bunten Glasfenstern wiederfindet. In der Außenansicht erinnert der dreieckige Bau an ein Segel, worin der Bezug zur maritimen Atmosphäre der Landeshauptstadt verankert ist. Die Architekten wollten das Dreieck als Symbol für den Geist der Wissenschaften verstanden wissen. Für den Gottesdienstbesucher kann es zugleich ein Symbol für die Dreieinigkeit Gottes sein.

Innenausstattung

Der Kirchenraum wird bestimmt durch die bunten Glasfensterfronten, in deren Dreiecksstruktur zentrale Symbole der Christenheit wiederzuentdecken sind (Christusmonogramm, Ichthys, Alpha-Omega), aber auch der Davidsstern als Bezug zum Judentum.

Nagelkreuz

Am Epistelpult ist ein Nagelkreuz aus Nägeln der im November 1940 von deutschen Bomben zerstörten Kathedrale von Coventry angebracht, das nach dem Krieg dem Rektor und Theologen Heinrich Rendtorff übergeben wurde.

Fly I und Fly II

Der Altar wird eingerahmt von zwei Boten, Fly I und Fly II, einer Leihgabe des Künstlers Jan Koblasa, der an der Muthesius Kunsthochschule Kiel lehrte.

Triptychon

Das von Britta Tiedemann gestaltete Triptychon hinter der Kanzel nimmt die Farben der Kirche und die Dreiecksformen der Glasfenster wieder auf. Die eingezeichneten und in der äußeren Form des Triptychons erkennbaren griechischen Buchstaben Alpha und Omega verweisen auf das biblische Bekenntnis, dass Christus „das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ (Offb 22,13 ) ist.

Golgatha

Das Foyer der Kirche wird geprägt von dem großen Wandteppich Golgatha des Künstlers Ekkehart Kaschel. Als Gegenpol zu dem von Dreiecken bestimmten Kirchenraum fügt er sich mit seiner klar strukturierten viereckigen Form in den aus Backsteinen gebauten Eingangsbereich. In ihm finden sich Elemente der gesamten Passionsgeschichte Christi (Dornenkrone, Tempelvorhang, drei Kreuze etc.), aber auch der Osterbotschaft wieder.

Orgel

Die Orgel wurde 1969 von der Orgelbauwerkstatt Alfred Führer erbaut und hat auf zwei Manualen und Pedal folgende Disposition:

I Hauptwerk
Prinzipal8′
Rohrflöte8′
Oktave4′
Koppelflöte4′
Quinte22/3
Gemshorn2′
Rauschpfeife II
Mixtur V
Dulcian16′
Trompete8′
Koppel Schwellwerk--Hauptwerk
II Schwellwerk
Holzgedackt8′
Gamba8′
Hohlflöte4′
Prinzipal2′
Sifflöte11/3
Sesquialtera II
Oktave1′
Scharff IV
Krummhorn8′
Tremulant
Pedal
Subbaß16′
Prinzipal8′
Gemshorn8′
Nachthorn4′
Hohlflöte2′
Hintersatz IV
Posaune16′
Trompete8′
Koppel Hauptwerk--Pedal
Koppel Schwellwerk--Pedal

Nutzung

Während der Vorlesungszeit finden jeden Sonntag die Universitätsgottesdienste statt. Außerdem wird die Kirche regelmäßig für Angebote der evangelischen Studierendengemeinde, praktische Übungen der Theologischen Fakultät und Konzerte genutzt.

Spitznamen

Im Volksmund wird sie aufgrund der eindringlichen Formgebung auch als Gebetsabschussrampe bezeichnet.

Bildmotiv

Eine Darstellung der Universitätskirche wurde als Motiv auf dem Kieler Weihnachtsbecher 1998 verwendet.

Literatur

  • Anna Minta: Sakralbaukunst auf dem Kieler Campus: Konzepte und Konflikte. In: Christiana Albertina. Heft 72, 2011, ISSN 0578-0160, S. 5–19.
Commons: Universitätskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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