Torsten Schlüter
Torsten Schlüter (* 30. September 1959 in Hennigsdorf bei Berlin) ist ein deutscher Maler, Grafiker und Autor.
Leben
Schlüter studierte an der Bauhaus-Universität Weimar (HAB) bei Thomas Freytag, Hannes Hubrich und Birgit Zimmermann (Architektur), Gottfried Schüler (Malerei) und Hubert Schiefelbein (Grafische Lehre und Gestaltung). 1983 erhielt er das Ehrendiplom auf der Weltbiennale der Architektur in Sofia, 1986 das Architekturdiplom mit dem Thema „Umgestaltung Hackescher Markt und Hackesche Höfe“ in Berlin. Danach konzentrierte er sich ausschließlich auf die Malerei. Von 1986 bis zum Fall der Mauer hielt er sich jährlich mehrere Monate auf der Insel Hiddensee auf.[1][2] Wegen der Abkehr vom „vorbestimmten akademischen Weg“ erklärten ihn die staatlichen Behörden der DDR zur unerwünschten Person und kündigten ihm Wohnung und Arbeitsraum. 1988 erfolgte die Zulassung als Maler und Grafiker durch den Verband Bildender Künstler; seitdem ist er freischaffend tätig. Im September 1989 engagierte sich Schlüter für die Bürgerbewegung Neues Forum.
Seit 2003 hat er sein Atelier in Berlin-Mitte, dazu seit 2012 ein Atelierhaus auf Hiddensee. Torsten Schlüter ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Berlin und auf Hiddensee.[3]
Werk
Neben der Malerei spielt auch die literarische Arbeit eine besondere Rolle. Briefwechsel mit Erwin Strittmatter und intensiver Austausch mit Manfred Domrös (Hiddenseer Inselpastor) und Hanns Dieter Hüsch gaben weitere Anregungen. Ab 1990 unternahm er verschiedene Arbeitsreisen, u. a. nach Frankreich, Guatemala, Mexico, New York, Namibia, Indonesien und Indien. 1993 gehörte Torsten Schlüter zur Gruppe bildender Künstler, die die Kulturbrauerei zum Leben erweckten. 1996 unterhielt er ein Atelier in den Hackeschen Höfen in Berlin.
1997 gab er mit den „Hiddenseer Aufzeichnungen“ eine erste literarische Veröffentlichung heraus. In verschiedenen projektbezogenen Arbeiten kooperierte er u. a. mit den Musikern Christoph Theusner, Bob Rutman, Peter Ablinger und Michael von Hintzenstern sowie den Regisseuren Fritz Bennewitz, Peter Schroth und Ralf Peter Schulze.
Auszeichnungen
2013 wurde Schlüter bei der 19. Kunstausstellung „Natur-Mensch“ im Nationalpark Harz ausgezeichnet.
Werkthemen
Zwischen 1986 und 1989 kam es zu einer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen u. a. im Kontext der DDR. Beispielhaft dafür sind seine Bilder „Die Einheitspartei“ und „Der Oktobersturm“ (1989) sowie die Bildnisse aus dem Zyklus der Hexen (Frauenporträts) und Ketzer (Selbstbildnisse). Ab 1987 entwickelte er eine abstrahierende Landschaftsmalerei (Aquarell), beeinflusst durch das nördliche Licht Hiddensees.[4] In der Folge entstanden Zyklen wie Nordlichter, Horizonte und Wetterzeiten. Nach 1990 dienten die von den Arbeitsreisen mitgebrachten Skizzenbücher als Grundlage für großformatige Ölmalerei. Seit 1997 ist das Thema „Wasser“ in seinem Werk dominant, vermittelt durch die archaischen Brunnenfrauen und Wasserträgerinnen. 1994 begann in New York die Arbeit an den Themen Brücken und Verkehr in Metropolen (Berlin/Manhattan) und 1995 die Hahnenkampfthematik. Mit Tulipamwe schuf Schlüter 1997 am Beispiel der Entwicklung Namibias einen vielschichtigen Zyklus mit Malerei, Skulptur, Film und Performance zu grundlegenden Fragen des Umgangs und Miteinanders der verschiedenen Kulturen. 1999 wurde Tulipamwe im Rahmen der „Europäischen Kulturhauptstadt Weimar“ gezeigt und 1998 auf Initiative von Jack Lang und Antoine Favron im französischen Blois. In den 1990ern, 2000ern und 2010ern beschäftigte er sich mit Themen wie Umweltproblematik, gesellschaftliche Gewalt und Ausgrenzung. Exemplarische Werke sind: Triptychon „Die Gewalt“ (1992), „Slumdog, Craw and Man“ (1996), „Abschied von Europa“ (1998), „Street Kids in Mumbai“ (1998), „Fahnenmeer“ (2008), „Fukushima“ (2013), „Geminus“/„VW zusammengefaltet“ (2015).
Ausstellungen (Auswahl)
- 1984: Ehrendiplom für eine Wettbewerbsarbeit auf der Weltbiennale der Architektur in Sofia
- 1992: EXPO Weltausstellung, Deutscher Pavillon, Sevilla
- 1992: Junge Kunst aus Ostdeutschland, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
- 1993: Stiftung Weimarer Klassik, Weimar
- 1993: Deutsche Gegenwartskunst, Tokio; Gruppenausstellung
- 1994: National Art Gallery of Namibia, Windhoek
- 1994: Deutsche Grafik der Gegenwart, Rheinisches Landesmuseum Bonn; Gruppenausstellung
- 1997: Salle Saint Paul Blois, Frankreich
- 1998: Inselmuseum Hiddensee
- 2001: Orangerie Putbus
- 2001: Jahresausstellung Schloss Bodenberg, Bad Salzdetfurth „Er fliegt und fliegt“, Gruppenausstellung
- 2002: Goethe-Institut, Berlin
- 2006: Städtische Museen Bad Wildungen
- 2006: Künstlerkolonien Europas, Barbizon, Gruppenausstellung
- 2007: Gerhart Hauptmann Museum, Hiddensee
- 2010: Schleswig Holstein Haus, Schwerin, Gruppenausstellung
- 2012: Villa Haar, Weimar
- 2012: Marienkirche Stralsund
- 2012: Marienkirche Stralsund
- 2013: Gerhart-Hauptmann-Museum Agnetendorf/ Jagniatkow (Polen)[5]
- 2013: Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern, Berlin
- 2013: 19. Kunstausstellung "Natur – Mensch", St. Andreasberg (Gruppenausstellung)
- 2013: Galerie Rother, Wiesbaden (Gruppenausstellung)[6]
- 2014: Tervuren Belgien (Gruppenausstellung)
- 2014: Kunststiftung Lilienthal (Gruppenausstellung)
- 2014: Schleswig-Holstein-Haus, Schwerin (Gruppenausstellung)
- 2014: Inselmuseum Hiddensee[7]
- 2014 Schaufenster Berlin, (AB)
- 2015 Kunstraum Ingolstadt
- 2015 Museumsschiff Cap San Diego Hamburg(AB)
- 2015 Kunsthalle Wittenhagen,
- 2016 JRGallery Berlin (AB)
- 2016 Industriemuseum Walsrode (AB)
- 2016 Verkehrsmuseum Dresden (AB)
- 2016 30 Jahre Kunstgarten Hiddensee
- 2016 Westfälisches Landesmuseum// JRGallery Berlin// Raab Galerie, Berlin
- 2017 Raab Galerie// JRGallery// Galerie Kunstraum Ingolstadt
- 2018 Raab Galerie Berlin, // JRGallery Berlin // Galerie Kunstraum Ingolstadt (Schlüter, Fußmann, Zimmer)
- 2018 "Manhattan Berlin Hiddensee", SevenStarGallery, Berlin
Projekte
- 1984: Eisplastiken, Oberhof
- 1989: Mauermalerei am Potsdamer Platz, Berlin
- 1990: Bühnenbild und Kostüme für „Nathan der Weise“, Landestheater Eisenach
- 1992: „Hexen und Hexen“, Installationen und Performance zur gleichnamigen Ausstellung, ACC-Galerie, Weimar[8]
- 1996: Logo für die Insel Hiddensee
- 1997: „Tulipamwe-BO(O)TSCHAFT“, Performance, Skulptur, Film und Installation im Stadtraum, Kunstfest Weimar[9]
- 1997: „Sandfalten, Steinspuren, rennende Füße und eine zeichnende Hand“, Kurzfilm, Windhoek, Berlin, Weimar, Hiddensee
- 1997: Nord-Süd-Parcour, Installationen und Performance, Kulturbrauerei, Berlin
- 1997: „Shadow Places“, Fotoinstallation, Goa, Indien
- 1998: Eiskristallskulptur, Anjuna, Indien
- 2000: „Jalasayan“, ein fluoreszierender Raum zu „Mata Nataraya – Hindus, Hippies, Hahnenkämpfe“, ACC Galerie, Weimar
- 2000: Malerei zum Tyrell-Bau „Planet M“ auf der EXPO 2000, Hannover
- 2003: Projektorpainting-Performance, zur Musik von Paul van Dyk, Columbiahalle, Berlin
- 2008: Hiddensee-Edition
- 2010: „Hedinsey“, Grafikkollektion, Hommage an Gerhard Altenbourg und die Insel Hiddensee, Berlin
- 2013: „Eisernes Fahnenmeer“, visualisierter Weg des Berliner Fußballvereins 1. FC Union Berlin, Berlin
- 2015: „VW – zusammengefaltet vor dem Deutschen Reichstag“, Geminus, Skulptur, Berlin
Publikationen
- Hexen und Hexen. 1992.
- Tulipamwe. 1997, ISBN 3-930687-12-7.
- Hiddenseer Aufzeichnungen. 1997, ISBN 3-00-001205-2.
- Mata Nataraya. Hippies, Hindus, Hahnenkämpfe. 2000, ISBN 3-9806338-3-7.
- Nordlichter. Hiddensee der Balkon von Berlin. 2001, ISBN 3-930687-28-3.
- Nordlichter II. Hiddensee ein Aquarell im Querformat. 2005, ISBN 3-00-020688-4.
- Frauen am Brunnen. Bildnisse und Brunnenszenen. 2008, ISBN 978-3-00-024913-6.
- Nordlichter III. Konturen. 2012, ISBN 978-3-00-039838-4.
Literatur
- Jenseits der Selbstbehauptung. In: Jahrbuch der Galerie der Friedrich Ebert Stiftung. Bonn 1993.
- Tulipamwe – Torsten Schlüter, Malerei, Installationen, Performance. Weimar 1997.
- Ute Fritsch: Künstlerkarte Hiddensee. Verlag Jena 1800, Jena 2003, ISBN 3-931911-22-5.
- Andreas Apelt: Hiddensee 99 Besonderheiten der Insel. Mitteldeutscher Verlag, 2017, ISBN 978-3-95462-899-5.
- Frank Willmann, Jan Böttcher: Alles auf Rot. Aufbau Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-351-05046-7.
- Thomas Osterkorn: Hiddensee neu entdecken. Leuchtfeuer Verlag, Hiddensee 2018, ISBN 978-3-9819571-0-5.
- Kornelia Stinn: Torsten Schlüter – Magier im Spiel mit Form und Farbe. In: Der Kunsthandel. Der Kunsthandel Verlag, Neu Isenburg 2018, ISSN 0023-5504
Weblinks
- Website Torsten Schlüter
- Literatur von und über Torsten Schlüter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur über Torsten Schlüter in der Landesbibliographie MV
- Autonome Kunst in der DDR, Galerie Schwamm in Weimar, Bundeszentrale für politische Bildung
- Interview in der ARD, Torsten Schlüter über die Jahre 1986–89 auf Hiddensee
- MDR-Interview mit Torsten Schlüter, Hiddensee war wie abhauen
- Artikel auf Hiddensee Kultur, Eine Nische für Andersdenkende.
- Künstlerkolonie: Maler Torsten Schlüter auf Hiddensee, ARD Nordmagazin
- Homepage ACC-Galerie Weimar (Memento vom 16. Januar 2008 im Internet Archive)
- Museumsverbund Gerhart Hauptmann
- Torsten Schlüter in der RAAB Galerie, Berlin
- Torsten Schlüter im Kunstraum, Ingolstadt
- Torsten Schlüter in der JR Gallery, Berlin
- Schlüter auf der Kulturwebsite Insel Hiddensee
Einzelnachweise
- Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG: Berliner Maler stellt in Freiluft-Galerie auf Hiddensee aus. Abgerufen am 16. April 2018 (deutsch).
- Hiddensee-Roman im TV: So können Sie „Kruso“ sehen. In: Orte im Norden. 25. September 2018 (orte-im-norden.de [abgerufen am 26. September 2018]).
- Torsten Schlüter Hiddensee – Kulturelles in Vergangenheit und Gegenwart. Abgerufen am 16. April 2018.
- Katja Gartz: Künstlerkolonien an der Küste. In: DIE WELT. 10. September 2011 (welt.de [abgerufen am 16. April 2018]).
- Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG: Hiddensee als ein Ort der Inspiration. Abgerufen am 16. April 2018 (deutsch).
- Torsten Schlüter · Galerie Christine Rother in Wiesbaden (ARTfilo powered). Abgerufen am 16. April 2018 (deutsch).
- Ausstellungseroeffnung 2014 – Heimatmuseum Hiddensee. Abgerufen am 16. April 2018 (deutsch).
- ACC Weimar: Torsten Schlüter (DE) :: ACC-Weimar. Abgerufen am 16. April 2018.
- Zerstörtes Kunstwerk erzählt Weimars jüngste Geschichte. (tlz.de [abgerufen am 16. April 2018]).