Thomas Roth (Journalist, 1951)
Thomas Roth (* 21. November 1951 in Heilbronn) ist ein deutscher Journalist, Moderator, Redakteur und Publizist. Er war langjähriger Moskaukorrespondent und Leiter des Studios der ARD in Moskau.
Leben
Aufgewachsen in Heilbronn, besuchte Roth das dortige Justinus-Kerner-Gymnasium. Danach studierte er Anglistik und Germanistik in Heidelberg. Anfang der 1980er Jahre absolvierte Roth ein Volontariat beim Süddeutschen Rundfunk und moderierte im Hörfunkprogramm SDR 3 u. a. die Jugendsendung Point.
Von 1988 bis 1991 war Thomas Roth ARD-Korrespondent und Studioleiter in Johannesburg, anschließend arbeitete er im ARD-Studio in Moskau. 1995 wurde er Hörfunkdirektor des WDR, bevor er 1998 für vier Jahre als Studioleiter nach Moskau zurückkehrte. Am 1. Mai 2002 übernahm Thomas Roth den Posten des Moderators und Chefredakteurs im ARD-Hauptstadtstudio in Berlin. Vom 1. April 2007 an war er erneut Leiter des ARD-Studios Moskau. Von Dezember 2008 bis zum Sommer 2013 war er ARD-Studioleiter in New York.[1]
Vom 5. August 2013 bis zum 2. Oktober 2016 war Thomas Roth als Nachfolger von Tom Buhrow Moderator der Tagesthemen und ging danach in den Ruhestand.[2][3] Sein Nachfolger ist Ingo Zamperoni.[4] Ein Markenzeichen Roths in der Sendung war der Abschiedsgruß mit den Worten: „Kommen Sie gut durch die Nacht.“ In der Sendung zum 40. Jubiläum der Tagesthemen am 2. Januar 2018 moderierte er noch einmal gemeinsam mit anderen ehemaligen Kollegen einen Teil der Tagesthemen.[5]
Thomas Roth ist Mitglied in der Organisation Reporter ohne Grenzen und hielt in der Berliner Akademie der Künste am 25. September 2014 die Festrede zum 20. Jahrestag der Gründung der Deutschen Sektion der Organisation.
Seit April 2017 engagiert er sich als Vorsitzender des in Köln ansässigen Lew-Kopelew-Forums. Er trat hier die Nachfolge von Fritz Pleitgen an.[6]
Publikationen
In seiner zweiten Publikation zu Russland, Russland. Das wahre Gesicht einer Weltmacht (2008), zeichnet Roth nach Darstellung von Ulrike Plewnia (Focus) ein kritisches Bild Putins und Medwedews hinsichtlich Pressefreiheit und Wahlbeeinflussung. Er liefert Analysen zu Politik und Geschichte und Reportagen zum Alltagsleben der Bevölkerung, die er mit der humoristischen Beschreibung eines Tages im Leben des Durchschnittsrussen beschließt[7].
Wilhelm Johann Siemers betont in seiner Fachrezension im Portal für Politikwissenschaft, Thomas Roth stelle die wichtigsten politischen Umbrüche der russischen Politik in einen Zusammenhang. Das Gesicht der Weltmacht Russland hat sich nach Roths Meinung verändert: „Russland ist ein autoritärer Staat nach innen, aber mit modernen Methoden und einer demokratischen Fassade. Außenpolitisch schreckt die russische Regierung auch vor Krieg nicht zurück.“ Ohne die russische Politik pauschal zu verurteilen, versuche er die Interessen der einzelnen Machtgruppen aufzuzeigen, wobei die Machtelite das politische Leben bis ins kleinste Detail kontrolliere.[8]
Im Gaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine 2008 nahm Roth einen ungewöhnlichen Standpunkt ein, da er die wechselseitige Abhängigkeit Russlands und Westeuropas betonte und das Konfliktpotential auch bei der Ukraine als problematisch ansah.[9]
Auszeichnungen
- 1995: Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis
- 1996: Friedrich-Joseph-Haass-Preis für besondere Verdienste um die deutsch-russische Verständigung
- 2009: Schweizerisch-Russischer Journalistenpreis
- 2009: Liberty Award
Schriften
- Südafrika. Die letzte Chance. Edition Erdmann im K. Thienemanns Verlag, Stuttgart und Wien 1991, ISBN 3-522-65310-6.
- Russisches Tagebuch. Eine Reise von den Tschuktschen bis zum Roten Platz. List, München 1995, ISBN 3-471-78577-9.
- Russland. Das wahre Gesicht einer Weltmacht. Piper, München 2008, ISBN 978-3-492-05103-3.
Weblinks
- Literatur von und über Thomas Roth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Thomas Roth in der Internet Movie Database (englisch)
- Interview mit Thomas Roth auf Planet-Interview
Einzelnachweise
- Thomas Roth als neuer Leiter des ARD-Studios in New York eingeführt WDR, Pressemitteilung vom 12. Dezember 2008.
- Interview mit Thomas Roth: „Ein bisschen Lampenfieber bleibt“. In: tagesschau.de, 1. August 2013.
- Letzte tagesthemen-Sendung, Auf Wiedersehen, Thomas Roth! (HTTPS) In: tagesschau.de. 2. Oktober 2016, abgerufen am 14. Dezember 2016.
- Ingo Zamperoni kommt zu den tagesthemen. In: tagesschau.de. Abgerufen am 20. April 2016.
- tagesthemen feiern ihren 40.
- Kölnische Rundschau: Pleitgen tritt ab. Im April übernimmt Thomas Roth den Vorsitz des Lew-Kopelew-Forums. Artikel vom 21. Januar 2017, abgerufen am 26. November 2017.
- FOCUS Online: „Ich mag dieses Land“. Abgerufen am 13. Januar 2019.
- Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Thomas Roth: Russland. München/Zürich: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29287-russland_34638, veröffentlicht am 20. August 2008.
- Lyudmyla Synelnyk: Energieressourcen und politische Erpressung: Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine. Diplomica Verlag, 2013, ISBN 978-3-8428-9075-6 (com.ph [abgerufen am 13. Januar 2019]).