Theodor von Sitten

Theodor († um 400 im Kanton Wallis, Schweiz) war Bischof von Octodurum (heute Martigny, Unterwallis, Schweiz), ist ein Heiliger und der Landespatron des Kantons Wallis sowie des Bistums Sitten. Er ist auch unter den Namensformen St. Theodul und St. Joder (auch St. Jodern)[1] bekannt. Sein Patronats- und Gedenktag ist der 16. August.

Figur des hl. Theodul mit Trauben in der Pfarrkirche von Isenthal
Figur des heiligen Theodor von Sitten im Frauenhausmuseum in Strassburg, um 1515–1520

Leben

Wahrscheinlich war Theodor der erste Bischof von Octodurum. Im Jahr 381 nahm er an der Synode von Aquileia teil. Vermutlich besuchte er auch die Synoden von Mailand in Jahren 389 und 393. Er „entdeckte“ das Grab des heiligen Mauritius, eines Märtyrers der sagenhaften Thebäischen Legion, bei Agaunum (der heutigen Gemeinde Saint-Maurice). Über dem angeblichen Grab erbaute er um 380 (oder erst um 400) die Abtei Saint-Maurice. Zusammen mit der Kirche St. Gallus (Kaiseraugst) zählt sie zu den ältesten bekannten christlichen Gotteshäusern der Schweiz.

Verehrung

Die Gebeine des heiligen Theodor wurden vermutlich im 6. Jahrhundert nach Sitten überführt. Während der Besetzung der Stadt Sitten durch französische Truppen 1798 gingen sie verloren.

Theodor bzw. Theodul ist Glocken-, Wetter- und Winzerpatron, in Vorarlberg auch Viehpatron. Sein Heiligenattribut ist der glockentragende Teufel. Dies beruht auf einer Legende, dass er in Rom den Papst vor einer Versuchung gerettet habe. Zum Dank erhielt er eine Glocke, die der Teufel über den Theodulpass bei Zermatt nach Sion (Sitten) tragen musste. Nach einer anderen Version habe der Heilige diesen Teufel einem Besessenen ausgetrieben. Dieser Sittener Wetterglocke wurden kleine Partikel entnommen und beim Guss weiterer Wetterglocken zugesetzt. Beim Läuten sollte Theoduls Fürsprache drohendes Unwetter abwenden.

Nach dem Heiligen sind im Wallis der Theodulpass und der Theodulgletscher benannt. Mit dem Zug der Walser nach Osten kam seine Verehrung um 1300 auch nach Vorarlberg. Die Funktion als Schutzpatron der Walser teilt er sich mit dem heiligen Nikolaus.

Vereinzelt wird er auch andernorts verehrt, etwa in der Gemeinde Triesenberg in Liechtenstein. Sie führt seit 1955 eine Theodulsglocke im Wappen. Er ist ferner Stadtpatron im schwäbischen Ehingen, wo ihm vor dem Ständehaus der Theodulbrunnen von 1987 gewidmet ist.

Literatur

  • Kirsten Groß-Albenhausen: Theodor (…), Bischof von Octodurus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 11, Bautz, Herzberg 1996, ISBN 3-88309-064-6, Sp. 881–884.
  • Ulrich Nachbaur: Der heilige Bischof Theodul. Von der Urkundenfälschung bis zur Käsewerbung. In: Montfort. Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs. 66. Jahrgang, Band 1, 2014, S. 5–82 (Volltext als PDF auf den Webseiten des Vorarlberger Landesarchivs).
  • Wir Walser 1982, 1 und 2, mit Beiträgen von Engelbert Bucher, A. E. Gattlen und Josef Guntern.
Commons: Hl. Theodul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. St. Jodern; der Heilige Theodul abgerufen am 1. Dezember 2017.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.