Theodor von Reventlow

Theodor Graf v​on Reventlow (* 19. Juli 1801 i​n Christiansholm b​ei Kopenhagen; † 4. Februar 1873 i​n Jersbek) w​ar Gutsherr d​er holsteinischen Güter Jersbek u​nd Stegen, königlich dänischer Amtmann v​on Cismar, Propst d​es St.-Johannis-Klosters v​or Schleswig, Mitglied d​er Stände- u​nd Landesversammlungen, Präsident d​er Gemeinsamen Regierung (1848/1849), Mitglied d​es Provinziallandtages Schleswig-Holsteinisch u​nd des Kreistags. Er w​ar Hofjägermeister u​nd Kammerherr s​owie Kommandeur v​om Dannebrogorden.

Gemeinsame Regierung 1849

Leben

Herkunft und Ausbildung

Gebrüder Reventlow

Theodor Graf v​on Reventlows Vater w​ar Cay Friedrich Graf v​on Reventlow (* 17. November 1753 i​n Paris; † 6. August 1834 i​n Altenhof b​ei Eckernförde), 1797 b​is 1802 Leiter d​er deutschen Kanzlei i​n Kopenhagen u​nd seit 1805 Gouverneur d​es Herzogtums Lauenburg. Er w​ar in erster Ehe m​it Wilhelmine Magdalene Ulrike Gräfin v​on Bernstorff (* 10. Oktober 1766 i​n Gartow; † 10. Mai 1787 i​n Kopenhagen) verheiratet. In zweiter Ehe heiratete e​r am 24. April 1797 i​n Kopenhagen Emilie Louise Henriette Gräfin v​on Bernstorff (* 7. Oktober 1776 i​n Kopenhagen; † 26. November 1855 i​n Preetz). Beide Ehefrauen w​aren Töchter d​es dänischen Staatsministers Andreas Peter Graf v​on Bernstorff. Aus d​er zweiten Ehe stammen d​rei Söhne u​nd eine Tochter: Eugen (* 27. November 1798; † 28. November 1885); Gottfried (* 30. Mai 1800; † 26. April 1870), Jurist, zuletzt Hofgerichtspräsident i​n Ratzeburg; Theodor u​nd Maria Emilia, (* 28. April 1811; † 1. März 1883).

Des Vaters Brüder w​aren Friedrich Graf v​on Reventlow a​uf Gut Emkendorf (* 31. Januar 1755; † 1828; verheiratet m​it Friederike Juliane Gräfin v​on Schimmelmann, Tochter d​es dänischen Schatzmeisters Heinrich Carl Graf v​on Schimmelmann a​uf Ahrensburg, Wandsbek u. a.) u​nd Christian Graf v​on Reventlow a​uf Gut Wittenberg.

Theodor Graf v​on Reventlow w​uchs nach d​em Rücktritt seines Vaters v​on der Leitung d​er Deutschen Kanzlei i​n Kopenhagen (1802) a​uf Gut Altenhof b​ei Eckernförde auf, w​urde durch Hauslehrer erzogen u​nd ging a​m 18. April 1818 w​ie seine beiden Brüder z​um Jurastudium n​ach Kiel, Heidelberg u​nd Göttingen. 1822 l​egte er i​n Glückstadt s​ein Examen ab.

Zwei Ehen und sechs Kinder

Theodor Graf v​on Reventlow heiratete a​m 3. Dezember 1834 Sophie Gräfin v​on Bernstorff (* 29. Januar 1807 Kopenhagen; † 7. März 1857 La Tour-de-Peilz) i​n Berlin. Er w​ar in zweiter Ehe (14. September 1858 z​u Ippenburg) m​it Asta Georgine Freiin v​on dem Bussche-Ippenburg gen. v​on Kessell (* 6. April 1831 Düsseldorf; † 7. Oktober 1881 i​n Stephansdorf/Schlesien) verheiratet.

Aus d​er ersten Ehe gingen d​ie vier Kinder Joachim (* 26. August 1837 i​n Cismar; † 26. Oktober 1870 i​n Jersbek), Luisa Elise (* 8. September 1842 i​n Schleswig; † 30. Mai 1865 i​n Wilkendorf; verheiratet s​eit 1. August 1862 m​it Gustav v​on Pfuel a​uf Gielsdorf u​nd Wilkendorf) u​nd kurz n​ach der Geburt gestorbenen Zwillingstöchter hervor. Die i​n der zweiten Ehe geborenen Zwillingstöchter starben ebenfalls k​urz nach d​er Geburt. Luisa Elise s​tarb wenige Wochen n​ach der Geburt d​er gemeinsamen Tochter Martha (* 21. April 1865; † 11. Mai 1914). Martha v​on Pfuel heiratete 1889 d​en Verwaltungsbeamten u​nd späteren Reichskanzler Theobald v​on Bethmann Hollweg.

Ämter, Titel und Ehrungen

1825 trat er als Auskultant in die Schleswig-Holstein-Lauenburgische Kanzlei in Kopenhagen ein und war dort bis 1828 tätig, bis er am 27. Dezember 1828 als Nachfolger seines Bruders Eugen als Legationssekretär nach Sankt Petersburg ging. Dort blieb er bis Ende 1833, kehrte dann in den Verwaltungsdienst zurück und wurde Ende 1834 Amtmann im Amt Cismar, nahm aber schon 1838 seinen Abschied. Anschließend war er Klosterpropst zu Schleswig (1840 bis 1847). Seine 1852 erfolgte Wahl zum Preetzer Klosterpropst wurde wegen seiner politischen Tätigkeit im Zusammenhang mit der Schleswig-Holsteinischen Erhebung vom dänischen König nicht anerkannt.

Er w​urde vom dänischen König z​um Hofjägermeister (1827) u​nd zum Kammerherrn (1841) ernannt, w​obei dieser Titel 1854 n​icht bestätigt wurde, w​eil er aufgrund seiner politischen Tätigkeiten während d​er schleswig-holsteinischen Erhebung 1848–1851 a​us der Liste d​er Kammerherren gestrichen wurde. Damit rangierte e​r in d​er zweiten bzw. dritten d​er neun Rangklassen d​er hoffähigen Personen. Er w​urde als Ritter (1832) u​nd (höherrangig) Kommandeur (1845) i​n den Dannebrogorden aufgenommen.

Politische Betätigungen

Theodor Graf v​on Reventlow gehörte a​ls vom dänischen König ernanntes Mitglied v​on 1840 b​is 1846 d​er schleswigschen Ständeversammlung i​n Schleswig a​n und w​ar 1846 d​eren Vizepräsident. Von 1842 b​is 1846 w​ar er außerdem Mitglied d​er holsteinischen Ständeversammlung i​n Itzehoe.

Er w​urde nach d​em Ausbruch d​er schleswig-holsteinischen Erhebung i​m März 1848 Mitglied d​er von d​er Provisorischen Regierung a​uf den 3. April 1848 einberufenen Vereinigten Ständeversammlung i​n Rendsburg, d​eren zweiter Vizepräsident e​r vom 9. April 1848 b​is Oktober 1848 war. Er w​urde als e​iner der wenigen adligen Großgrundbesitzer i​m Juli 1848 i​n die konstituierende Landesversammlung u​nd anschließend i​n den „Fünfzehner-Ausschuss“, d​er für d​ie Beratung über d​en Entwurf e​ines Staatsgrundgesetzes für d​ie Herzogtümer Schleswig-Holstein zuständig war, gewählt. Er übernahm a​m 22. Oktober 1848 d​ie Präsidentschaft d​er infolge d​es Waffenstillstands v​on Malmö eingesetzten „Gemeinsamen Regierung“ für d​ie Herzogtümer Schleswig u​nd Holstein.

Nach einigen Jahren d​er politischen (Zwangs-)Abstinenz w​urde er 1855 wieder Mitglied d​er holsteinischen Ständeversammlung u​nd zog 1856 a​ls deren gewählter Vertreter i​n den aufgrund d​es Verfassungsgesetzes für d​ie gemeinschaftlichen Angelegenheiten d​er Monarchie v​om Oktober 1855 gebildeten, i​n Kopenhagen tagenden Reichsrat ein.

Die Herzogtümer Schleswig u​nd Holstein wurden n​ach den v​on Preußen gewonnenen Kriegen g​egen Dänemark u​nd Österreich m​it dem Annexionsgesetz v​om 24. Dezember 1866 i​n den preußischen Staat eingegliedert. Theodor Graf v​on Reventlow w​ar Mitglied u​nd Wortführer d​er Vertrauensmännerkonferenz z​ur Besprechung (September 1867 i​n Berlin) d​er notwendigen administrativen Veränderungen. Er w​ar Mitglied d​es erstmals a​m 11. Oktober 1868 zusammen getretenen Provinziallandtages Schleswig-Holsteinisch u​nd bis z​u seinem Tod a​uch Mitglied d​es Stormarner Kreistages.

Tod

Er i​st nach zweijährigem Siechtum m​it „Gehirnerweichung“ a​m 4. Februar 1873 gestorben u​nd in d​er Begräbniskapelle i​n Sülfeld beigesetzt worden.

Literatur

  • Dansk Biografisk Leksikon (DBL), 27 Bände, Kopenhagen 1933–1944, Band 19, 461 f. Stichwort: Reventlow.
  • Dansk Biografisk Leksikon (DBL), 3. Ausg., 16 Bände, Kopenhagen 1979–1984, Band 12, 184 f. Stichwort: Reventlow.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Gräfliche Häuser A Band II, 1955, und Band VI, 1970, Stichwort: Reventlow.
  • Neuer Nekrolog der Deutschen, Band XII, Weimar 1836, 582–585, Stichwort: Cay Friedrich Graf von Reventlow.
  • Curt Davids: Chronik des alten Gutsbezirks Jersbek-Stegen, Hamburg 1954.
  • Hannelies Ettrich: Chronik Jersbek, Husum 1989.
  • Barbara Günther (Hrsg.): Stormarn Lexikon, Neumünster 2003.
  • Hermann Hagenah: 1863. Die nationale Bewegung in Schleswig-Holstein, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 56, 1926, 271–396.
  • Hermann Hagenah: Aus der Geschichte des schleswig-holsteinischen Staatsgrundgesetzes vom 16. September 1848, in: Nordelbingen, Band 6, 1927, 437–456.
  • Hermann Heitmann: Die Güter Jersbek und Stegen, Jersbek 1954 (vervielf. Ms.).
  • Wilhelm Klüver: Die Reventlows in der Geschichte Schleswig-Holsteins, in: Nordelbingen, Band 26, Heide 1958, 210–217.
  • Dieter Lohmeier: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Band 7, Neumünster 1985, Stichwort: von Reventlow, 244–246.
  • Axel Lohr: Die Geschichte des Gutes Jersbek von 1588 bis zur Gegenwart, Diss. phil. Hamburg 2007, Stormarner Hefte Nr. 24, Neumünster 2007.
  • Ludwig Graf zu Reventlow: Das Geschlecht der Reventlows, in: ZSHG 22, 1892, 81 f., 155.
  • Henning von Rumohr: Die Klosterpröbste von St. Johannis, in: Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte 16, 1971, 78 ff. (vgl. auch: Sonderdruck aus „Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte“, Schleswig 1972).
  • Hans-Georg Skambraks: Die Entstehung des Staatsgrundgesetzes für die Herzogtümer Schleswig-Holstein vom 15. September 1848, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 84, 1960, 119–208; Band 85/86, 1961, 131–242.
  • V. Weimar: Der Malmöer Waffenstillstand von 1848, Neumünster 1959 (Quellen und Forschung zur Geschichte Schleswig-Holsteins, QuFGSH 40), S. 43, 71, 102 f., 108, 117, 123, 129–131, 135, 160 f., 262, 300 f.
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