Theodor Merrill
Theodor Edwin Merrill (* 9. Mai 1891 in Köln; † 31. März 1978 in Tutzing, Oberbayern) war ein deutsch-amerikanischer Architekt.
Leben
Merrill war ein Sohn des aus Boston gebürtigen Hervey Cotton Merrill (1862–1953), der an der University of Michigan in Ann Arbor Zahnmedizin studiert und dabei seine deutsche Kommilitonin und spätere Ehefrau Helen Anastasia Hefter (1865–1934) kennen gelernt hatte. Nachdem er 1885 und sie 1886 mit der Promotion zum Doctor of Dental Surgery ihre Ausbildung beendet hatten[1], begleitete er sie nach Köln, wo ihr Vater gerade das Amt des Pfarrers der Anglikanischen Gemeinde übernommen hatte. Dort eröffnete H. C. Merrill eine zahnärztliche Praxis, war aber auch im Immobilienhandel sowie vor allem als Anreger und Planer von Parkanlagen und Villen tätig.[2]:124
Theodor Merrill studierte an der Cornell University in Ithaca/NY und an der RWTH Aachen. 1921 gründete er mit Ernst Leybold, einem Kaufmann und Immobilienmakler, ein auf die Vermarktung von Immobilien nach eigenen Planungen spezialisiertes Unternehmen mit dem Namen Merrill & Leybold.[2]:125. Er wirkte im Kölner Raum und betätigte sich vorwiegend auf dem Gebiet des gehobenen Einfamilienhaus- und Villenbaus. Merrill gehörte zu den Hauptarchitekten der Villenkolonie Köln-Marienburg. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wirkte er an der Gartensiedlung Gronauerwald mit. Ende der 1920er-Jahre initiierte er die Villensiedlung Köln-Hahnwald. Die Gartenanlagen ließ er vielfach von Heinrich Wiepking-Jürgensmann gestalten, 1927 eröffnete dieser in Gemeinschaft mit Merrill ein Zweigbüro in Köln.
Weiter beteiligte Merrill sich 1925 am Kölner Hochhaus-Wettbewerb und entwarf mit Wilhelm Riphahn, Caspar Maria Grod und Emil Mewes Bauten für die Genossenschaftssiedlung in Köln-Zollstock.
Von 1933 bis 1939 war Fritz Ruempler Mitarbeiter von Theodor Merrill und führte das Büro nach dessen Emigration unter seinem Namen weiter. 1959 schloss sich Merrill nach der Rückkehr aus dem Exil erneut mit Fritz Ruempler zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, die Ende der 1960er-Jahre aufgrund der allgemeinen Baukrise wieder aufgelöst wurde. Sein Nachlass wird im Historischen Archiv der Stadt Köln (Bestand 1586) aufbewahrt. Merrill war zeitlebens Staatsbürger der Vereinigten Staaten von Amerika.[2]:128
Bauten
- vor 1915: Entwürfe für die Gartensiedlung Gronauerwald in Bergisch Gladbach[3]
- 1919: Bonn, Bad Godesberg, Turmhof, Erweiterung[4]
- 1922–1924: Dienstvilla für den Generaldirektor der Kölnischen Rückversicherungs-Gesellschaft H. Grünwald in Köln-Marienburg, Goethestraße 66[5]
- 1923/24: Haus Schmidt, Rondorfer Straße 9, Köln-Marienburg (später Residenz der indischen Botschaft; Abbruch 1977)[6]
- vor 1924: Haus Dr. Esser in Köln – Marienburg[4]
- vor 1924: Haus Kleinejung in Köln – Marienburg[4]
- 1925: Wohnhaus im englischen Landhausstil für den Kaufmann F. Goldmann in Köln – Marienburg, Pferdmengesstr. 1[7][8]
- 1925: Villa Emil Hoesch in Hagen-Eppenhausen, Goldene Pforte 1[9]
- 1925–1926: Wohnhaus für Heinrich Fr. Wiepking-Jürgensmann in Berlin-Lichterfelde, Curtiusstraße 101/ Lotzestraße 3
- vor 1926: Haus Schl. in Düsseldorf[8]
- vor 1926: Dreihausgruppe in Köln-Marienburg[8]
- vor 1926: Haus Stüssgen in Köln-Marienburg[8]
- vor 1926: Haus Fr. in Köln-Marienburg[8]
- 1927–1930: Wohnsiedlung Zollstock in Köln-Zollstock, Höninger Weg, Zollstockgürtel (mit Wilhelm Riphahn, Caspar Maria Grod und Emil Mewes)
- 1929–1930 Wohn- und Atelierhaus für die Künstlerinnen Hildegard Domizlaff und Helen Wiehen in Köln-Müngersdorf
- 1929–1934: Gruppe von sieben Wohnhäusern an der Rheinuferstraße in Köln-Rodenkirchen (mit Adolf und Wilhelm Quebe, Jan Op Gen Oorth und Hans Schumacher)[10][11]
- vor 1931: Haus Merrill in Köln-Rondorf[12]
- vor 1931: Wohnhaus in Köln-Marienburg[12]
- vor 1931: Übertagesanlagen der Zeche Königsgrube in Wanne-Eickel[12]
- 1931–1932: Wohnhaus großen Stiles bei Köln[13]
- 1931–1932: Wohnhaus in Bonn[13]
- 1932: Appartementhaus Foyer in Luxemburg, Arloner Straße (mit Jean Deitz)[14]
- 1935: Haus Birkhof für den Fabrikanten Alfons Mauser in Köln-Hahnwald, Bonner Landstraße 119 (2016/17 abgebrochen)[15]
- 1937: Büro- und Geschäftshaus in Köln, Haus Kaiser-Wilhelm-Ring 15[16]
- vor 1964: Wohnhaus im Bergischen Land (mit Fritz Ruempler)[17][18]
- vor 1951: Haus (S.) M. in Ittenbach, Siebengebirge (mit Fritz Ruempler)[19]
- vor 1965: Wohnhaus bei Köln (mit Fritz Ruempler)[20][21]
- vor 1965: Mietwohnungen bei Lugano[21]
Literatur
- Landhäuser von Theodor Merrill, Köln / Gärten von Heinrich Fr. Wiepking-Jürgensmann, Berlin in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 5/1926 (PDF; 25,0 MB) Ernst Wasmuth Verlag, Berlin.
- Wilhelm-Kästner: Wohnhausbauten von Theodor Merrill – Köln. In: Moderne Bauformen, Jg. 25, 1926, S. 53–66.
- Das Haus des Architekten und andere Bauten von Theodor Merrill, Köln am Rhein in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 2/1931 (PDF; 24,3 MB) Ernst Wasmuth Verlag, Berlin
- Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, S. 885–890. (noch nicht für dieses Lemma ausgewertet)
- Wolfram Hagspiel: Villen im Kölner Süden. Rodenkirchen, Sürth, Weiss und Hahnwald. (mit Fotografien von Hans-Georg Esch) J. P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2488-3, S. 48–55, 66–69, 125–151 und 156–159. (noch nicht für dieses Lemma ausgewertet)
Weblinks
Einzelnachweise
- Proceedings of the Board of Regents of the University of Michigan, 1881–1886, Ann Arbor 1886, S. 547; dgl. 1886–1891, Ann Arbor 1891, S. 29
- Wolfram Hagspiel: Villen im Kölner Süden: Rodenkirchen, Sürth, Weiss und Hahnwald. (mit Fotografien von Hans-Georg Esch) J. P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2488-3.
- Der Städtebau. 1/1915
- Moderne Bauformen, Heft 1/1924
- Innendekoration. 1926
- Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, S. 680–684.
- http://www.bilderbuch-koeln.de/Denkmale/3593 (Memento vom 20. November 2018 im Internet Archive)
- Wasmuths Monatshefte für Baukunst 5/1926 (PDF; 25,0 MB)
- http://www.route-industriekultur.de/themenrouten/20-unternehmervillen/villa-emil-hoesch.html
- http://www.bilderbuch-koeln.de/Denkmale/8375 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- http://bauwatch.koelnarchitektur.de/pages/de/architekturfuehrer/39.wohnbebauung_an_der_uferstrasse.htm
- 2/1931 Wasmuths Monatshefte für Baukunst 2/1931 (PDF; 24,3 MB)
- Rudolf Pfister (Hrsg.): 130 Eigenheime Bruckmann Verlag, München 1932
- http://www.onsstad.lu/uploads/media/ons_stad_95-2010_4-11.pdf
- http://www.koelner-wochenspiegel.de/rag-kws/docs/530457
- http://www.drkuester.de/kaiserbueros
- http://www.nrw-architekturdatenbank.tu-dortmund.de/obj_detail.php?gid=1387
- Der Baumeister 1964 XII S. 1398
- Rudolf Pfister (Hrsg.): 150 Eigenheime Bruckmann Verlag, München 1951
- http://www.nrw-architekturdatenbank.tu-dortmund.de/obj_detail.php?gid=1387
- Der Baumeister 1965 VI S. 377