Theo Matejko
Theo Matejko (* 18. Juni 1893 in Wien, Österreich-Ungarn; † 9. September 1946 in Vorderthiersee) war ein österreichischer Pressezeichner und Illustrator. Er war Kriegsberichterstatter im Ersten Weltkrieg. Seine technischen Zeichnungen und Illustrationen von Sportveranstaltungen erschienen von 1921 bis 1946 in zahlreichen Zeitschriften. Er zeichnete auf der Fahrt des Graf Zeppelin nach Amerika und nahm selbst an Autorennen teil. Matejko gestaltete Titelseiten von Büchern und zahlreiche Plakate.
Leben
Bis 1920
Die Eltern von Theo Matejka (den Namen Matejko nahm er erst ab ca. 1907 an) stammten aus Kranitz in Böhmen. Als Zeichner und Maler war er Autodidakt. In Wien wechselte er häufig den Wohnsitz. Auf den Meldeformularen ist unter der Rubrik „Charakter und Beschäftigung“ im Jahr 1913 als Beruf „Zeichner“ angegeben. Ende 1913 steht auf einem anderen Meldezettel stattdessen „Kunstgewerbezeichner“ und ab Anfang 1914 „Maler akad.“. In den darauffolgenden Jahren heißt es dann immer wieder „Kunstmaler“. Sein erstes nachweisbares Plakat entstand 1913 zur Eröffnung des Flottenvereins-Kinos in Wien, und aus dem Jahr 1914 hat sich im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien das älteste Bild des Künstlers erhalten.
Die Schüsse von Sarajewo gaben auch Matejkos Leben eine andere Richtung. Matejko wurde Soldat der österreichisch-ungarischen Armee im Ersten Weltkrieg.
Der Chefredakteur der Illustrierten, Otto Sonne, setzte sich später persönlich für die weitere Förderung Matejkos ein. Im Januar 1917 schrieb er an den Direktor des k.u.k. Kriegsarchivs, General von Hoen. Nur wenige Tage später erhielt Sonne die Zusage, dass sich Matejko bei der „Kunstgruppe des k.u.k. Kriegspressequartiers“ vorstellen und sein Gesuch um Aufnahme als Pressezeichner vorlegen soll. Im April 1918 sollte er noch eine längere Reise in den Orient unternehmen. Diese kam jedoch nicht mehr zustande, weil Matejko am 25. April 1918 heiratete.
Ab 1920
Nach Ende des Krieges erfolgte die erste große Phase des Plakatkünstlers Matejko, in der es zeitweise zu einer Zusammenarbeit mit Marcell Vertes kam. 1920 trennten sich die Wege von Matejko von Vertès. Vertès ging nach Frankreich und Matejko kurz nach Ende des Kapp-Putsches nach Berlin. Seine ersten Zeichnungen in der Berliner Illustrirte Zeitung erschienen im Oktober 1920. Sie zeigen nicht nur, wie Matejko seinen neuen Lebensbereich erkundete, sondern geben auch Hinweise auf seine besonderen Interessengebiete. Er zeichnete die Filmbörse, Bilder aus der „Berliner Unterwelt“ oder illustrierte Zeitschriftenbeiträge über Spielklubs oder das Problem Rauschgift. In Berlin wohnte er im Hotel Bristol, nach Szatmaris Buch von Berlin ein Treffpunkt der hohen Gesellschaft.
Matejkos arbeitete über Technik, speziell die Motorentechnik und das Automobil. 1921 erschienen Bilder von Auto- und Motorradrennen. In der Folgezeit war er auf der AVUS und anderen deutschen und europäischen Rennstrecken als Zeichner zu Gast. Zu Pfingsten 1924 erlitt er einen schweren Autounfall. 1925 nahm Matejko an einem Rennen der Schauspieler, einem Autorennen auf der Avus, teil. 1931 startete er auf der Mille Miglia in Italien. Außerdem hatte er Interesse am Sport, vor allem Boxen und Radrennen.
1921 ließ sich Matejko von seiner ersten Frau scheiden. Nach einer Anregung von Hermann Ullstein schuf Theo Matejko die Gestalt des Raffke, des als Kriegsgewinnler zu Geld gekommenen Neureichen. Vom Ullstein-Verlag wurden Preise ausgesetzt für den jeweils besten Ausspruch den Herr Raffke auf dem vorliegenden Bild Matejkos getan haben könnte. Die Figur des Kriegsgewinnlers wurde so populär, dass sie sogar für einen Film Vorbild wurde. 1923 warb ein Plakat von Matejko für ein Zeitbild in 6 Akten unter dem Titel Fräulein Raffke.
Matejko war als Plakatkünstler tätig. 1924 saß er neben O.H.W. Hadank, Fritz Koch-Gotha und Paul Simmel in der Jury der Plakatkunstausstellung für Film-Reklame im Club der „Filmindustrie“. Der zu dieser Ausstellung veröffentlichte Katalog zeigt nicht nur Plakate von Matejko, sondern auch zwei Zeitungsinserate zum Film Dr. Mabuse. Für diesen Film von Fritz Lang hatte er auch das Plakat für die Premiere gezeichnet. Seine Zusammenarbeit mit der Filmindustrie ging schon lange Zeit über die Plakatzeichnung hinaus. Für Murnaus Film Der letzte Mann erstellte er für die Ehrengäste der Premiere eine Mappe mit Lithografien. Für die Zeitschrift Film-Kurier erstellte Matejko Skizzen von Filmvorbereitungen in Neubabelsberg.
1933 nahm Matejko als Fahrer eines Röhr Achtzylinder-Fahrzeugs an der Deutschlandrundfahrt teil, die damals über 2000 km ging. Im gleichen Jahr zeichnete er mit Bomben über uns oder Bomben auf Berlin ein Schreckensszenario, das am Beginn des Zweiten Weltkrieges mit aktuellen Flugzeugmodellen auch im US-amerikanischen LIFE Magazin abgebildet wurde.[1]
1933–1945
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 blieb Matejko überwiegend bei seinen seitherigen Schwerpunkten, der Technik und dem Sport, und als weiterem wichtigen Bereich seiner Arbeit, der Plakatkunst. 1935 ging Matejko im Auftrag des Ullstein Verlags in die Vereinigten Staaten. er zeichnete den American Way of Life und auch Blätter zur Geschichte der Indianer.
Nach der Veröffentlichung dieser gezeichneten Reiseberichte endete die Mitarbeit Matejkos beim Ullstein-Verlag. Mitte der dreißiger Jahre, so berichtete später der Zeichnerkollege Wilhelm M. Busch, habe sich Matejko „eines Sittlichkeitsvergehens schuldig (gemacht), eines Deliktes, das heute wahrscheinlich als solches gar nicht angesehen würde“.[2] Nachdem er vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden war, wurde er beim Deutschen Verlag, zu dem Ullstein unterdessen geworden war, nicht mehr unter Vertrag genommen. Er arbeitete danach für die Zeitschrift Die Wehrmacht. In dieser Propagandazeitschrift wirkte er im Sinne der Nationalsozialisten mit und zeigte beispielsweise die neue aufgerüstete Wehrmacht im Manöver oder berichtete über den Einsatz der Legion Condor in Spanien.[2] Matejko lieferte seine Bilder bis zur letzten Ausgabe der „Wehrmacht“ ab. 1945 entwarf er eine nicht mehr zur Ausgabe gelangte 12+38 Pf-Sondermarke der Reichspost für die paramilitärische Unterstützungstruppe NSKK.
Am 8. Oktober 1936 heiratete er die Filmschauspielerin Erika Fiedler.[3] Der Eintrag "ohne Beruf" bei Erika Fiedler ist als Hinweis darauf zu verstehen, dass sie ihren Beruf in der Zeit des 3. Reichs nicht ausüben durfte.
Ab 1945
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges verließ er mit seiner Frau und dem Rennfahrer Hans Stuck das unter ständigem Bombardement der Alliierten liegende Berlin. Matejko soll die ersten Monate nach Kriegsende bei Hans Stuck in Süddeutschland gelebt haben. Eine Zeichnung für das Abschleppunternehmen Stuck ist in dieser Zeit entstanden. Ab dem 3. März 1946 ist das Ehepaar Matejko in einer Gästeliste von St. Anton am Arlberg, Tirol, gemeldet. Unter der sich in Tirol etablierenden französischen Besatzung nach Beendigung des Krieges, führte er schon 1945 im Auftrag des Commandement en Chef francais en Autriche (Direction L'Information) politische Propagandaentwürfe aus. Ab November 1945 arbeitete er für die satirische Zeitschrift homunculus in Bregenz, wo er bei Redaktionssitzungen auf Walter Gotschke traf. Eines seiner frühen Blätter für diese Zeitschrift trug den Titel J'accuse, ich klage an.
Die Filmarbeiten der Ehefrau Erika führten das Ehepaar Matejko auch nach Vorderthiersee im Bezirk Kufstein, weil das dortige Passionsspielhaus als Filmatelier verwendet wurde. Dort starb Theo Matejko am 9. September 1946 an einem Gehirnschlag. Das letzte, von ihm gezeichnete Titelblatt für die Zeitschrift homunculus trug den Titel Die müden apokalyptischen Reiter. „Den Rücken krumm und krumm die Pferde, schleppen vier Reiter sich über die Erde – selbst sie, die Geister von Kriegen und Morden, sich selbst zum Entsetzen, sind müde geworden.“
Weitere Arbeiten (Auswahl)
- Plakat „Kinder in Not“, 1914
- Filmplakat für den Stummfilm „Die Puppe“ 1919
- Wagenrennen aus dem Film „Die Zehn Gebote“, 1923
- U 31, das verschollene und wiedergefundene U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg
- Mercedes-Benz „Silberpfeil“ auf der Avus, 1938
Werkliste, Plakate
1917
1918
1919
1920
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1921
1922
1923
1924
1925
1926
1927 1928
1930
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1931
1932
1933
1934
1935
1936
1937
1938
1939
1940
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1941
1942
1943
1944
Undatiert
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Weblinks
- Literatur von und über Theo Matejko im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Plakat 'Hände weg vom Ruhrgebiet' im Deutschen Historischen Museum
- Plakat 'Haltet ein mit der deutschen Selbstzerfleischung!' im Deutschen Historischen Museum
- Plakate von Theo Matejko im Archiv für Filmposter
- René Grohnert: Theo Matejkos Plakat für den Auftritt des Magiers Erik Jan Hanussen, Wien 1919
- Christian Maryska: Das österreichische Stummfilmplakat am Beispiel von Theo Matejko und dem Atelier „Trioplakat“
Literatur
- Stella Kramrich: Die Plakate von Theo Matejko. In: Das Plakat, Jg. 11 (1920), Heft 6, S. 277–278 (Digitalisat).
- Theo Matejko. Der Zeitschilderer der "Berliner Illustrirten". In: Gebrauchsgraphik, Jg. 11 (1934), Heft 11, S. 2–17 (Digitalisat).
- Das Theo Matejko-Buch. Zeichnungen als Aufzeichnungen aus zweieinhalb Jahrzehnten. Kommodore-Verlag, Berlin 1938.
- Harry Niemann: Die Sternenmaler. Mercedes-Benz-Werbung aus einem Jahrhundert. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02864-7, S. 126–137.
- R. Schmidt: .pdf Matejka Theodor. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 137 .
- Helma Türk: Filmland Tirol! Eine Reise durch Tirols Filmgeschichte. 2., erweiterte und korrigierte Auflage. Selbstverlag, Innsbruck u. a. 2007, S. 67 ff.
- Otto Weber: Der Pressezeichner Theo Matejko. 1893–1946. Das Buch zum 100. Geburtstag. Verein für Heimatgeschichte, Ober-Ramstadt 1993 (Begleitbuch zur Ausstellung 1993 im Museum Ober-Ramstadt).
Einzelnachweise
- „Bombs over us“, prophetic drawings by a German artist. In: LIFE, September 11, 1939, S. 26.
- Kraft, Tempo und Dynamik. Wiener Zeitung, 13. Juli 2014
- Quelle: Heiratsurkunde Nr. 856, Standesamt Berlin-Charlottenburg, Landesarchiv Berlin.
- Otto Weber: Der Pressezeichner Theo Matejko. 1993.