Textorstraße
Die Textorstraße ist eine Straße im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen.
Textorstraße | |
---|---|
Die drei Apfelweinwirtschaften in der Textorstraße befinden sich in unmittelbarer Nähe: das Feuerrädchen (Nr. 24, links), der Kanonesteppel (Nr. 20, Mitte) und die Germania (Nr. 16, rechts) | |
Basisdaten | |
Ort | Frankfurt am Main |
Ortsteil | Sachsenhausen |
Angelegt | als Wohnstraße 1899 |
Hist. Namen | Varrentrappstraße |
Anschlussstraßen | Darmstädter Landstraße (Anfang), Holbeinstraße (Ende) |
Querstraßen | Martin-May-Straße, David-Stempel-Straße, Bruchstraße, Brückenstraße, Stegstraße, Diesterwegstraße, Schweizer Straße, Oppenheimer Landstraße |
Plätze | Adlhochplatz, Karl-Gerold-Platz |
Bauwerke | ehem. Straßenbahndepot (Nr. 33), Textorbad (Nr. 42), Textorschule (Nr. 102–104), Holbeinschule (Nr. 111) |
Lage
Die Straße beginnt bei Nummer 40 der Darmstädter Landstraße und verläuft in west-südwestlicher Richtung bis zur Nummer 51 der Holbeinstraße, hinter der sie in westlicher Richtung als Thorwaldsenstraße fortgeführt ist.
Geschichte
Über die heutige Textorstraße verlief ein provisorischer Streckenabschnitt der Main-Neckar-Eisenbahn zwischen dem Bahnhof Mainspitze und dem Frankfurter Lokalbahnhof. 1846 eröffnet, handelt es sich um eine der ersten Eisenbahnen Deutschlands.
Die bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegte Straße war anfangs nur in ihrem östlichen Abschnitt bebaut und beherbergte gleich an ihrem Anfang die Zimmer’sche Chininfabik, die bereits auf dem 1864 von Friedrich Wilhelm Delkeskamp erstellten Malerischen Plan von Frankfurt am Main und Umgebung ersichtlich ist (siehe Abbildung unter der Infobox). Die Fabrik befand sich auf dem Gebiet zwischen der heutigen Darmstädter Landstraße (im Osten), der Bruchstraße (im Westen), der Hedderichstraße (im Süden) und der Textorstraße (im Norden). Sie wurde auch als letzter Abschnitt der Straße mit Wohnraum bebaut.
Die im 19. Jahrhundert weitgehend unbebaute Straße erhielt 1886 erstmals einen Namen und wurde nach dem Frankfurter Arzt und Kommunalpolitiker Johann Georg Varrentrapp (1809–1886) Varrentrappstraße genannt.
Mit Beginn der 1899 eintretenden Bautätigkeit erhielt sie bereits 13 Jahre später ihren noch heute gültigen Namen der Familie Textor (latinisiert von Weber), der Goethes Mutter entstammt.
Das erste Wohnhaus wurde auf dem Grundstück mit der Nummer 30 (Ecke Bruchstraße) errichtet. Bis 1907 war die Straße nahezu vollständig mit Wohnhäusern bebaut, zwischen denen lediglich zwei Bahndepots und zwei Schulen (Textor- und Holbeinschule) existierten. Die einzig unbebaute Fläche war das Gelände der vormaligen Chininfabrik, das erst in den 1930er Jahren bebaut wurde und drei Wohnblocks mit insgesamt 256 Wohneinheiten enthält.[1]
In ihrer Gründerzeit um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert war die gut einen Kilometer lange Straße vornehmlich von Eisenbahnern und Kaufleuten bewohnt.
Verkehrsanbindung
Durch die naheliegenden S-Bahn-Stationen Lokalbahnhof und Südbahnhof ist die Textorstraße optimal an das S-Bahn-Netz Rhein-Main angeschlossen. Letztere Station wird ferner von der A-Strecke der Frankfurter U-Bahn (Linien U1, U2, U3 und U8) bedient. Ferner verkehren im ersten Abschnitt der Textorstraße (zwischen Darmstädter Landstraße und Brückenstraße) die Straßenbahnlinien 14, 15 und 16 sowie die Buslinie 45, die jeweils an den Stationen Textorstraße und Brücken-/Textorstraße halten.
Besondere Gebäude
Der Serienmörder Eugen Weidmann (1908–1939) wohnte in dem Haus Textorstraße 69, bevor er 1937 in Paris sechs Menschen ermordete. Er wurde 1939 hingerichtet; seine Enthauptung durch die Guillotine war die letzte öffentlich vollzogene Hinrichtung in Frankreich.[2]
In den späten 1970er Jahren unterhielt die RAF eine konspirative Wohnung in der Textorstraße.[3] Die Entdeckung der Einzimmerwohnung im Parterre[4] des Hauses Nummer 79 führte zur Verhaftung von Rolf Heißler, der damals einer der meistgesuchten deutschen Terroristen war.[5]
Einzelnachweise
- Rezension des Buches Sachsenhausen näher betrachtet: Die Textorstraße von Jens-Holger Jensen, Günter Appel, Georg Becker, Frankfurt am Main, 2012, Editionen Henrich, ISBN 978-3-921606-91-9
- FNP: Neues von der alten Textorstraße (Artikel anlässlich des o. g. Buches)
- FNP: Rasterfahndung brachte Drogenhandel zum Erliegen (Artikel vom 21. Dezember 2001)
- FR: Ein Revolver, ein Notizbuch, zwei Pässe (Artikel vom 1. Januar 2002)
- Der Spiegel: Terroristen: Hocken drin (Artikel vom 18. Juni 1979)
Weblinks
- Die Sozialstruktur der Textorstraße In: L.I.S.A. Wissenschaftsportal Gerda Henkel-Stiftung vom 4. April 2012.
- Georgios Chatzoudis: Der Titel 'StadtteilHistoriker' ist ein Türöffner. Ein Interview mit dem Stadtteilhistoriker und Buchautor Jens Holger Jensen In: L.I.S.A. Wissenschaftsportal Gerda Henkel-Stiftung vom 27. April 2012.
- Jens Holger Jensen: Sachsenhausen näher betrachtet In: L.I.S.A. Wissenschaftsportal Gerda Henkel-Stiftung vom 22. September 2012.