Tausend Augen (1984)
Tausend Augen ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1984 von Hans-Christoph Blumenberg mit Barbara Rudnik und Armin Mueller-Stahl in den Hauptrollen.
Film | |
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Originaltitel | Tausend Augen |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1984 |
Länge | 92 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Regie | Hans-Christoph Blumenberg |
Drehbuch | Hans-Christoph Blumenberg |
Produktion | Michael Bittins |
Musik | Hubert Bartholomae |
Kamera | Martin Schäfer |
Schnitt | Helga Borsche |
Besetzung | |
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Handlung
Gabriele hat die Nase voll von Deutschland, sie will raus. Die blonde Meeresbiologie-Studentin will zu ihrem Freund, einer Urlaubsliebe, nach Australien auswandern. Doch ihr fehlt dazu das nötige Kleingeld. Das lässt sich leicht verdienen, suggeriert der silber-weiß-haarige Peepshow-Besitzer Arnold. Der Hamburger Unternehmer mit der schweigsamen, eisigen Präsenz einer verlorenen Seele bringt Gaby dazu, sich im Hinterzimmer seines kleinen Etablissements vor blickgierigen Männern unterschiedlichster Herkunft lasziv zu entblättern. Tausend Augen, das sind die Beobachter in ihren Verstecken, die letztlich nichts anderes sehen wollen, als dass Gabys Hüllen Stück für Stück fallen. Mehr und mehr erweisen sich alle Beteiligten als gestrandete, mehr oder weniger verlorene Gestalten. Arnold, einst ein Seemann, der im Sturm sein Schiff verlor, hasst eigentlich das, was er tut, auch die Videopiraterie, in die er involviert ist. Er ist, wie all die anderen Männer auch, auf Gabriele scharf.
Gaby selbst merkt rasch, wie hier die Männer ticken, und deren Lüsternheit und Geilheit verändert ihren Blick auf die Männerwelt in zunehmendem Maße. Abgründe überall tun sich auf, und Menschen im unterschiedlichsten Aggregatzustand dieser Abgründe umschwirren Gabriele: da ist der Taxifahrer, der sie jede Nacht von ihrem Zimmerchen zum Arbeitsplatz kutschiert, vielleicht Gabys einzige Vertrauensperson, da ist der Türkenjunge Mehmet, der sie in seiner heimlichen Bewunderung regelrecht stalkt, da ist Arnolds Frau, von ihrem Gatten verabscheut, die Veränderungen an ihm bemerkt, seit Gabriele in sein Leben getreten ist, da ist schließlich ein gewisser Lohmann, eine androgyne Frau im Business-Anzug, der im Videopiraterie-Geschäft die Strippen zieht und da sind nicht zuletzt die anderen Peepshow-Mädchen, die Gaby mit Argusaugen beobachten und sich auf sonderbare Art sich ihr gegenüber solidarisch erweisen.
Bald droht in dieser winterlichen Welt der kleinen Fluchten, großen Wünsche und Begierden eine tödliche Gefahr, denn der trauerumflort blickende Kargus geht um, ein Killer in Lohmanns Diensten, der Lohmanns Geheimnis um die Raubkopiererei, die im schummrigen Hinterzimmer von Arnolds Peepshow-Schuppen vonstatten geht und die das eigentliche Geld bringt, unbedingt gewahrt wissen will. Und Kargus kennt kein Erbarmen. Ehe sie endlich den Flieger nach Sydney besteigen kann, muss sich Gaby diesen Gefahren stellen.
Produktionsnotizen
Tausend Augen wurde zwischen dem 16. Januar und dem 6. März 1984 in Hamburg gedreht und am 7. September 1984 uraufgeführt. Die Fernseherstausstrahlung der Film-Fernseh-Coproduktion erfolgte am 14. Mai 1987 im ZDF.
Die Filmbauten entwarf Christian Bussmann, Produzent Michael Bittins übernahm auch die Produktionsleitung.
Kritiken
„Mit Überschwang huldigt der Regisseur Hans-Christoph Blumenberg den alten Kino-Schattenspielen des Geheimnisträchtigen, der Mystifikation, der bizarren Maskerade. (…) Seltsam, wie sich das große Gefühl, das in diesem Film aufgehen möchte, verdünnt und verflüchtigt in Kunstfertigkeiten, Mystifikationen und feinsinnigem Stuß – am Ende hat er mit der Wirklichkeit das Leidigste doch gemeinsam: daß nichts dahintersteckt.“
„H.-C. Blumenbergs Film lebt von guten darstellerischen Leistungen, pittoresken Schauplätzen (übrigens alle in Hamburg und Umgebung), einer beklemmenden Atmosphäre und Interieurs, die an den New-Wave-Thriller „Diva“ erinnern.“
„Blumenberg, der sich in seinem Schreiben über Filme und Filmer so deutlich offenbaren, ja auch trotzig entblößen wollte und konnte, hat in den „Tausend Augen“ seine eigenen nur spalt-, nur andeutungsweise geöffnet. Aus diesem Film läßt sich kaum ahnen, was seine Leser längst wissen: was diesen Autor an Menschen, an Geschichten, am Kino fesselt.“
„Eine Parabel über die Unerfüllbarkeit menschlicher Sehnsüchte, spröde und distanziert inszeniert als verhaltener Thriller in einem genau beobachteten Lebensmilieu. Ein bemerkenswerter Erstlingsfilm, dem es aber an direkter Sinnlichkeit in der Personenführung mangelt.“
Weblinks
- Tausend Augen in der Internet Movie Database (englisch)
- Tausend Augen bei filmportal.de
- ausführliche Filmkritik in Die Zeit
Einzelnachweise
- Tausend Augen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 3. September 2018.