Tansanit
Tansanit ist eine blaue Varietät des grauen bis grünlichen Minerals Zoisit. Er wird wie die rosarote Varietät Thulit ausschließlich als Schmuckstein verwendet.
Tansanit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Ca2Al3(SiO4)3OH |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
siehe Zoisit |
Ähnliche Minerale | Amethyst, Cordierit, Lazulith, Saphir, Spinell |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6,5 bis 7 |
Dichte (g/cm3) | 3,2 bis 3,4 |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100} |
Bruch; Tenazität | uneben, spröde |
Farbe | purpur, saphirblau, rotviolett, grüngelb |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Glasglanz, Perlmuttglanz auf Spaltflächen[1] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,691[1] nβ = 1,692[1] nγ = 1,700[1] |
Doppelbrechung | δ = 0,009[2] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv[2] |
Pleochroismus | sehr stark: purpur, blau und braun oder gelb[2] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | nicht säurebeständig |
Etymologie und Geschichte
Die ersten Funde des transparenten, purpur-bläulich- bis lilafarbenen Tansanit gab es 1967 im Norden Tansanias. Bekannt wurde der Stein erst durch den New Yorker Juwelier Tiffany. Dieser benannte ihn nach seinem Herkunftsort Tansania, da die Bezeichnung Zoisit ihn zu sehr an das englische Wort für Selbstmord ("suicide") erinnerte.
Bildung und Fundorte
Tansanit bildet sich vorwiegend aus hydrothermalen Lösungen in Gängen und Klüften von Gneisen.
Das einzige abbauwürdige und kommerziell genutzte Vorkommen an hochwertigen Tansanit-Kristallen ist noch in den Gilewy Hills bei Arusha in Tansania.[1][2] Die aktuellen Funde erreichen allerdings nur selten die herausragende Qualität früherer Jahre.[3]
Aus der Region Hindukusch in Pakistan wurden zwar ebenfalls Tansanitfunde gemeldet, allerdings erreichen diese Steine weder die Farbgüte noch die Reinheit derjenigen aus Tansania und lassen sich auch durch Brennen nicht in die begehrte blauviolette Farbe überführen.[3][4]
Verwendung als Schmuckstein
Normalerweise tritt Tansanit in Größen zwischen 0,5 und 10 Karat auf. Selten finden sich auch größere Kristalle und Tansanit-Katzenaugen. Zwei der bisher größten bekannten Tansanite wurden in einer nicht näher benannten Grube in Tansania gefunden. Die beiden Edelsteine haben jeweils eine Länge von 30 cm und eine Dicke von etwa 10 cm. Mit einem Gesamtgewicht von mehr als 14 kg (9,27 kg und 5,103 kg) erzielten sie beim Verkauf an das lokale Bergbauministerium eine Summe von 7,74 Milliarden Tansania-Schilling (3,35 Millionen US-Dollar).[5]
Zuvor galt der 22 Zentimeter hohe und 11.000 Karat schwere „Kilimandscharo“ als größter bekannter Tansanitkristall.[6]
Sehr ausgeprägt ist die Mehrfarbigkeit (Pleochroismus) des Tansanits in den Farben purpur, blau und braun oder gelb.[2] Je größer der Stein, umso intensiver die Farbe. Dank seiner ungewöhnlichen Ausstrahlung und mit Hilfe des New Yorker Juweliers Tiffany avancierte er rasch zu einem der begehrtesten Edelsteine der Welt.[7]
Wegen seiner hohen Transparenz ist das Mineral als Schmuckstein sehr beliebt und erzielt hohe Preise. Aufgrund seiner ausgeprägten Spaltbarkeit nach einer Richtung reagiert Tansanit nicht nur empfindlich auf Druckbelastungen, wie sie bei Schleif- und Fassarbeiten auftreten, sondern auch auf ungleichmäßige Wärmebelastungen bzw. rasche Temperaturwechsel. Bereits das Abnehmen des Reparaturgegenstandes von der Lötkohle oder das Auflegen des Stücks am Lötblech oder Brettstock zur Abkühlung kann zu Rissen im Stein führen.[8] Ebenso wenig verträgt der Edelstein eine Reinigung im Ultraschallgerät. Auch auf Säuren bzw. Säuregemische reagiert er empfindlich.
Da der Tansanit eine für Edelsteine relativ geringe Mohshärte von 6,5 bis 7 aufweist, die unter der von Quarz (7) liegt, muss auch beim Tragen von Tansanitschmuck die Empfindlichkeit des Steins berücksichtigt werden. Bei grober Behandlung können sonst unter Umständen schnell Kratzer entstehen.
Manipulationen und Imitationen
Ein großer Teil der im Handel befindlichen Tansanite wird durch Brennen bei etwa 400 bis 500 °C[2] aus graubraunen bis gelbbraunen Zoisiten hergestellt. Das Brennen verstärkt zudem die blaue Farbe schwach gefärbter Steine. Tansanit wird aber auch durch gefärbtes Glas (billige Variante) oder Dubletten imitiert.
Synthetischer Tansanit ist bisher unbekannt. Bei dem auf Mineralbörsen gelegentlich angebotenen „synthetischen Tansanit“ handelt es sich meist um synthetischen Forsterit.[9]
Literatur
- Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 176.
- Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Das Erkennen von Imitationen und Manipulationen bei Edelsteinen und Mineralien. Neue Erde, Saarbrücken 2005, ISBN 3-89060-079-4, S. 101.
Weblinks
- Mineralienatlas: Tansanit (Wiki)
Einzelnachweise
- Jaroslav Bauer, Vladimír Bouška: Edelsteinführer. Verlag Werner Dausien, Hanau/Main 1993, ISBN 3-7684-2206-2, S. 206.
- Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 176.
- Edelsteinlexikon – Tansanit. In: carat-online.at. Abgerufen am 25. Juni 2020.
- Edelsteinlabor Dieter Pschichholz: Tansanit (PDF 786 kB) (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive)
- Jason Burke: Tanzanian mine owner celebrates discovery of $3.3m gemstones. In: theguardian.com. The Guardian, 25. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020.
- Matthias Benz: Merelani Mine – Die Fundstelle der weltberühmten Tansanite. World of Crystals, 1. Juni 2013, abgerufen am 25. Juni 2020.
- ICA Gem Bureau Idar-Oberstein, Tansanit (Memento vom 30. November 2016 im Internet Archive)
- Edelstein-Knigge von Prof. Leopold Rössler – Tansanit. In: beyars.com. Abgerufen am 25. Juni 2020.
- Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Das Erkennen von Imitationen und Manipulationen bei Edelsteinen und Mineralien. Neue Erde, Saarbrücken 2005, ISBN 3-89060-079-4, S. 101.