Türkischer Mohn
Der Türkische Mohn (Papaver orientale) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Er ist auch unter den Namen Morgenländischer Mohn, Orientalischer Mohn, Garten-Mohn, Stauden-Mohn und Feuer-Mohn bekannt.[1]
Türkischer Mohn | ||||||||||||
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Türkischer Mohn (Papaver orientale) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Papaver orientale | ||||||||||||
L. |
Vom nahe verwandten und sehr ähnlich aussehenden Arznei-Mohn (Armenischer Mohn) (papaver bracteatum) unterscheidet er sich hauptsächlich durch seine kräftige orangerote Blütenfarbe. Es fehlen auch die für den Arznei-Mohn typischen drei bis acht Vorblätter (Brakteolen) direkt unterhalb der Kelchblätter. Damit sind nicht die direkt am Blütenstiel ansitzenden Laubblätter gemeint, die auch beim orientalischen Mohn direkt unterhalb der Blüte auftreten können.[2][3]
Beschreibung
Der Türkische Mohn ist eine ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen bis 100 Zentimeter. Er hat eine Pfahlwurzel. Aus der grundständigen Blattrosette wachsen mehrere aufrechte oder aufsteigende Stängel mit Blättern an drei bis sechs Knoten. Die graugrünen Laubblätter sind gestielt, in der Rosette 10 bis 25 cm lang, am Stängel sind sie kürzer. Die fiederspaltigen Laubblätter sind in lanzettliche parallele Segmente unterteilt und gesägt. Die Stängel und Blätter sind mit langen weißen Borsten behaart.
Am Ende der Stängel befindet sich je eine nickende oder aufrechte schüsselförmige Blüte mit einem Durchmesser von 10 bis 15 Zentimetern. Die zwei breiten verkehrt-eiförmigen Kelchblätter sind zwischen 5 und 8 Zentimeter lang. Die, wie Pergamentpapier, knitterigen, orangeroten bis roten Kronblätter besitzen am Grund häufig einen schwarzen Fleck („breiter als lang“). Um den oberständigen Fruchtknoten sitzen dicht die dunklen Staubfäden mit den violett-schwärzlichen Staubbeuteln. Der Fruchtknoten ist, von oben betrachtet, mit sechs bis neun pelzigen Strahlen versehen. Die zwittrigen Blüten werden durch Insekten bestäubt, oder sie bestäuben sich selbst. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni.
Aus den kugel- bis eiförmigen 2 bis 3 cm langen Porenkapseln entweichen aus unter dem Deckel gelegenen Öffnungen die Samen, wenn die Stängel im Wind schwanken. Die Samen reifen im Juli bis August. Die Ausbreitung geschieht über den Wind (Anemochorie).
Der Türkische Mohn ist dem Arznei-Mohn (Papaver bracteatum) sehr ähnlich, aber dieser ist größer und unterscheidet sich deutlich durch
- die 3–8 Vorblätter direkt unterhalb der Kelchblätter. Beim orientalischen Mohn sind diese nicht vorhanden. Es sind hier nicht die gelegentlich auch direkt unterhalb der Kelchblätter am Blütenstiel ansitzenden Laubblätter gemeint, die auch beim orientalischen Mohn gelegentlich auftreten.
- die eher orangerote Blüte des Orientalischen Mohns verglichen mit der tiefroten der Blüte des Arznei-Mohns
- der weniger robuste Stiel
- beim Orientalischen Mohn sind die Blütenknospen leicht nickend (beim Arznei-Mohn sind sie immer aufrecht). Die voll entwickelte Blüte steht bei beiden Arten aufrecht.
Die Verbreitungsgebiete des Orientalischen-Mohns und Arznei-Mohns überschneiden sich an einigen Stellen. Dort kommt es zur Entstehung von natürlichen Hybriden.[2][3] Der Orientalischen-Mohn ist weniger robust.[4]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28, seltener 42.[5]
- Gesamte Pflanze
- Nickende Knospe
- Blüte (gefüllte Sorte)
- Blütendetail mit schwarzen Flecken
- Unreife Samenkapsel
- Papaver orientale
- Vorkommen in Bergkarabach
- Vorkommen in Bergkarabach
Vorkommen
Der Türkische Mohn ist im Nordosten der Türkei, im Nordwesten des Iran und im Kaukasus in Armenien, Aserbaidschan und Georgien beheimatet. Er wächst an felsigen Kalksteinhängen und Gebirgswiesen in Höhenlagen zwischen 500 und 2500 Metern.
Verwendung
Sorten dieser Pflanzenart werden weltweit als Zierpflanze genutzt, oft auch Kreuzungen mit dem sehr ähnlichen Arznei-Mohn (Papaver bracteatum). Dadurch gibt es viele Sorten in anderen Blütenfarben und Kelchblättern. Ausgesät wird von März bis April an einen sonnigen Standort mit einem Boden ohne viele Nährstoffe. Es gibt eine Reihe von Züchtungen.
Der Milchsaft der Kapselfrucht enthält bis zu 3 % Alkaloide, deren wichtigste Vertreter das Oripavin und das Thebain sind. Beide sind strukturell mit Morphin verwandt, das aber selbst in der Pflanze nicht nachgewiesen werden konnte. Aus dem Alkaloid Thebain lassen sich auf industriellem Weg Codein und andere Analgetika herstellen.[6]
Das Betäubungsmittelgesetz verbietet den ungenehmigten Anbau und Vertrieb aller Teile der Pflanze. Mit der ersten Verordnung (1. BtMÄndV) wurde 1984 die Nutzung als Zierpflanze und der freie Vertrieb der Samen zugelassen.
Geschichte
Nach Mitteleuropa gelangten die ersten Pflanzen nach Caspar Commelin 1706 und Carl von Linné 1748 durch Joseph Pitton de Tournefort, der 1701 die Osttürkei bereist hatte und die Pflanze in der Nähe von Erzurum sammelte. Bei der bei Tournefort (1706) abgebildeten Pflanze handelt es sich allerdings um Papaver pseudo-orientale[7].
Literatur
- Kraut & Rüben (Juli 2012)
Einzelnachweise
- sysTax der Uni. Ulm Zugriff Februar 2008
- Masako Aragane,Daisuke Watanabe et al.: Rapid identification of a narcotic plant Papaver bracteatum using flow cytometry In: J Nat Med (2014) 68:677–685, ()
- Peter Goldblatt: Biosystematic Studies in Papaver Section Oxytona. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 61, Nr. 2, 1974, pp. 264–296, ()
- Papaver paucifoliatum bei vanherbaryum.yyu.edu.tr (englisch)
- Papaver orientale bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- B. Bös: GIFTPFLANZEN.COMpendium Zugriff Februar 2008
- Peter Goldblatt: Biosystematic Studies in Papaver Section Oxytona. In: Annals of the Missouri Botanical Garden 61/2, 1974, 278
Weblinks
- Beschreibung bei Mohn.tk
- Vojtěch Holubec & Pavel Křivka: The Caucasus and its Flowers, Loxia, Pardubice, 2006 (Memento vom 10. Juli 2007 im Internet Archive) (engl.) ISBN 80-902541-3-6
- Über Orientalischen Mohn und andere Merkwürdigkeiten