Sven Marquardt
Sven Marquardt (* 3. Februar 1962[1] in Berlin) ist ein deutscher Fotograf und Türsteher des Technoclubs Berghain.
Leben
Sven Marquardt wuchs in Ost-Berlin auf. Sein Vater war Autobahnbauer, seine Mutter medizinisch-technische Assistentin. 1982 begann er seine Ausbildung als Fotograf und Kameramann bei der DEFA. Nach ersten Veröffentlichungen in den Zeitungen Sonntag und Das Magazin war er von 1985 bis 1986 Assistent von Rudolf Schäfer. Als Modefotograf arbeitete er bis Ende der 1980er-Jahre für die Zeitschrift Sibylle um Roger Melis und Arno Fischer.[2] In der Dokumentation „Ein Traum in Erdbeerfolie“[3][4] über die Modewelt der DDR tritt er als Zeitzeuge auf.
1987/1988 nahm er an der X. Kunstausstellung der DDR teil[5] und wurde 1988 Mitglied im Verband Bildender Künstler.[6] Marquardt, dessen Bilder „das Innen und Außen seiner Existenz in der Großstadt beschrieben“ und „exaltierte Träume von Lust und Angst“ inszenierten,[7] war fotografischer Dokumentarist der DDR-Subkultur.[8][9]
Nach der Wende zog sich Marquardt zunächst aus der Fotografie zurück: „Ich hatte das Gefühl, nichts mehr sagen zu können“, sagte er dazu später in einem Interview mit der Zeit.[8]
In den 1990er-Jahren begann Marquardt für seinen Bruder Oliver Marquardt (DJ Jauche) bei Partys in der Diskothek Ostgut als Türsteher zu arbeiten. Als das Ostgut 2003 schloss, begann er wieder als Fotograf zu arbeiten. Mit dem Umzug ins Berghain und dessen Aufstieg zu einer bekannten Adresse wurde Sven Marquardt zu einer Symbolfigur des Berliner Nachtlebens, indem er nach wie vor fast jedes Wochenende an der Eingangstür des Clubs über den Einlass der Gäste wacht, meist jedoch unterstützt von anderen Türstehern.
Seine 2014 erschienene Autobiografie verfasste er zusammen mit Judka Strittmatter, einer Enkelin des DDR-Schriftstellers Erwin Strittmatter.
Ausstellungen
- Seelenkamerad, 2004, Trolley Berlin.[10]
- 13 Monde, Galerie Viaux, Berlin 2007.[11]
- Merry Karnowsky Gallery, Berlin, 2009.[12]
- In Grenzen frei, Kunstgewerbemuseum Berlin, 2009.[13]
- Übergangsgesellschaft, Akademie der Künste, Berlin 2009.[14]
- Stageless, Friedrichstadtpalast, Berlin 2020[15]
Veröffentlichungen
- Zukünftig vergangen: Fotografien 1984–2009. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2010, ISBN 978-3-89812-723-3.
- Heiland. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2011, ISBN 978-3-89812-768-4.
- mit Judka Strittmatter: Die Nacht ist Leben: Autobiographie. Ullstein Extra, Berlin 2014, ISBN 978-3-86493-025-6.
Filme
- Rosas Welt (Kurzfilm Der härteste Türsteher Berlins), 2012, Regie: Rosa von Praunheim
- Berlin Bouncer, 2019, Regie: David Dietl
- Schönheit & Vergänglichkeit, 2019, Regie: Annekatrin Hendel[16]
Literatur
- Ullrich Wallenburg, Ulrike Stöhring (Hrsg.): Die Faszination des Gesichts: Aspekte der Porträtfotografie. Brandenburgische Kulturstiftung, Cottbus 1988, ISBN 3-928696-14-9, S.?.
- Dorothea Melis (Hrsg.): Sibylle. Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1998, ISBN 3-89602-164-8, S.?.
- In Grenzen Frei – Mode Fotografie Underground. Kerber, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-86678-316-4, S.?.
- Tobias Rapp: Das Gesicht der Wahrheit. In: Der Spiegel. Nr. 31, 28. Juli 2014, S. 116 f.
- Nicky Heise: Marquardt, Sven. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 87, de Gruyter, Berlin 2015, ISBN 978-3-11-023253-0, S. 283.
- Die Macht der Nacht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 12. Juli 2009, abgerufen am 24. Februar 2010.
- Er ist der Härteste. In: Die Zeit. 8. August 2009, abgerufen am 24. Februar 2010.
- Manche Gesichter bleiben hängen. In: art. 23. Januar 2008, abgerufen am 24. Februar 2010.
Weblinks
Einzelnachweise
- Fernanda Viana Dias: The Mysterious Sven Marquardt (Memento des Originals vom 2. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. WOW Art – wowrevista.com; abgerufen am 14. März 2015
- Sven Marquardt: Meine Fotos waren immer inszeniert. In: Dorothea Melis (Hrsg.): Sibylle – Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 1998, S. 284–297.
- Bericht. In: taz; abgerufen am 24. Februar 2010.
- adk.de
- Verband Bildender Künstler der DDR u. a. (Hrsg.): X. Kunstausstellung der DDR. Berlin (Ost) 1987, S. 535.
- adk.de
- Eckhart Gillen, Rainer Haarmann (Hrsg.): Kunst in der DDR. Köln 1990, S. 208.
- Er ist der Härteste. In: Die Zeit. Nr. 33, 6. August 2009.
- Siehe auch Daniela Dahn: Kunst und Kohle. Die „Szene“ am Prenzlauer Berg. Frankfurt am Main 1987, S. 237.
- Bericht. Photography now; abgerufen am 24. Februar 2010.
- Bericht. (Memento des Originals vom 15. August 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Art Magazin; abgerufen am 24. Februar 2004.
- Bericht. (Memento des Originals vom 19. Februar 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Gefühlskonserve; abgerufen am 24. Februar 2010.
- Bericht. Strobo; abgerufen am 24. Februar 2010.
- Akademie der Künste (Memento des Originals vom 16. August 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. berlinista.com; abgerufen am 24. Februar 2010.
- Stageless. Sven Marquardt. In: Friedrichstadt-Palast. Abgerufen am 29. Dezember 2020 (deutsch).
- berlinale.de