Stumpertenrod

Stumpertenrod i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Feldatal i​m mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Stumpertenrod
Gemeinde Feldatal
Höhe: 415 (412–441) m
Fläche: 7,84 km²[1]
Einwohner: 345 (30. Jun. 2018)[2]
Bevölkerungsdichte: 44 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36325
Vorwahl: 06645
Stumpertenrod von Norden
Stumpertenrod von Norden

Geographische Lage und Verkehr

Stumpertenrod l​iegt am Vogelsberg i​m Naturpark „Hoher Vogelsberg“. Durch d​en Ort führt d​ie Landesstraße 3070. Den öffentlichen Personennahverkehr stellt d​ie Buslinie VB-77 d​er Verkehrsgesellschaft Oberhessen her.

Geschichte

Der auf -rod endende Ortsname lässt auf eine Gründung zwischen 800 und 1000 n. Chr. schließen. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Stumpertenrod erfolgte im Jahr 1335 unter dem Namen Stuômprathisrade im Urkundenbuch der Deutschordensballei Hessen.[1]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung d​es Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Stumpertenrod:

„Stumpertenrod (L. Bez. Alsfeld) erangel. Pfarrdorf; l​iegt im Vogelsberg, 312 St. v​on Alsfeld, h​at 102 Häuser u​nd 539 Einwohner, d​ie außer 1 Katholiken evangelisch sind. Die Einwohner nähren s​ich hauptsächlich v​on Ackerbau u​ns Viehzucht. Unter d​en Handwerkern befinden s​ich mehrere Dreher, Schreiner, Schmiede, Leineweber etc.“[3]

Am 31. Dezember 1971 wurden i​m Zuge d​er Gebietsreform i​n Hessen d​ie bis d​ahin selbstständigen Gemeinden Ermenrod, Groß-Felda, Kestrich, Köddingen, Stumpertenrod, Windhausen u​nd Zeilbach z​ur neuen Großgemeinde Feldatal zusammengeschlossen.[4]

2008 w​urde eine Sternwarte eingeweiht.

Stumpertenrod i​st bekannt für d​as jährliche Mühlenfest, welches einmal i​m Jahr z​ur Sommerzeit stattfindet. Hierbei kommen sämtliche Handwerks- s​owie Bastelbegeisterte zusammen u​nd verkaufen a​n einzelnen Ständen i​hre hergestellten Waren. Für diesen Tag i​st der komplette Ort gesperrt u​nd nicht durchfahrbar.

2019 w​urde Stumpertenrod a​ls „dolles Dorf“ i​n der Hessenschau gezogen.

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste z​eigt im Überblick, d​ie Territorien, i​n denen Stumpertenrod lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][5][6]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Stumpertenrod das Amt Ulrichstein zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit d​er Gründung d​es Großherzogtums Hessen 1806 w​urde diese Funktion beibehalten, während d​ie Aufgaben d​er ersten Instanz 1821–1822 i​m Rahmen d​er Trennung v​on Rechtsprechung u​nd Verwaltung a​uf die n​eu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Stumpertenrod v​iel in d​en Gerichtsbezirk d​es Landgerichts Alsfeld. Durch Verfügung d​es Großherzoglich Hessischen Ministerium d​es Innern u​nd der Justiz w​urde am 1. Dezember 1838 Stumpertenrod a​n den Bezirk d​es neu errichteten Landgerichts Ulrichstein abgetreten.[14]

Anlässlich d​er Einführung d​es Gerichtsverfassungsgesetzes m​it Wirkung v​om 1. Oktober 1879, infolgedessen d​ie bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte d​urch Amtsgerichte a​n gleicher Stelle ersetzt wurden, während d​ie neu geschaffenen Landgerichte n​un als Obergerichte fungierten, k​am es z​ur Umbenennung i​n „Amtsgericht Ulrichstein“ u​nd Zuteilung z​um Bezirk d​es Landgerichts Gießen.[15]

1943 verlor das Amtsgericht Ulrichstein seine Selbständigkeit und wurde zur Zweigstelle des Amtsgerichts Schotten.[16] Mit Wirkung zum 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Schotten[17] und Stumpertenrod kam zum Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Alsfeld. Die übergeordneten Instanzen sind jetzt, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

 1791:477 Einwohner[9]
 1800:452 Einwohner[18]
 1806:503 Einwohner, 98 Häuser[11]
 1829:539 Einwohner, 102 Häuser[3]
 1867:581 Einwohner, 99 bewohnte Gebäude[19]
 1875:552 Einwohner, 105 bewohnte Gebäude[20]
Stumpertenrod: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018
Jahr  Einwohner
1791
 
477
1800
 
452
1806
 
503
1829
 
539
1834
 
545
1840
 
536
1846
 
595
1852
 
611
1858
 
538
1864
 
534
1871
 
548
1875
 
552
1885
 
589
1895
 
587
1905
 
549
1910
 
531
1925
 
516
1939
 
488
1946
 
657
1950
 
547
1956
 
423
1961
 
433
1967
 
460
1970
 
443
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
354
2018
 
345
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][2]; Zensus 2011[21]

Religionszugehörigkeit

 1829:528 evangelische, ein katholischer Einwohner[3]
 1961:420 evangelische (= 97,00 %) und 13 katholische (= 3,00 %) Einwohner[1]

Sehenswürdigkeiten

Fachwerkkirche in Stumpertenrod

Persönlichkeiten

  • Friedrich Wilhelm Stein (1887–1956), Abgeordneter des Hessischen Landtags
  • Hermann Otto Geißler (* 1934), Pastor in Wiesbaden, Kenner des Kirchenkampfs in Hessen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Stumpertenrod, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen der Gemeinde Feldatal. In: Webauftritt. Gemeinde Feldatal, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2020.
  3. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 279 f. (Online bei google books).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 347.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  6. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  7. Die Zugehörigkeit des Amtes Ulrichstein anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 24 Punkt d) VIII. (google books).
  9. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 211 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  10. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (Online bei google books).
  11. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 280 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 423 (online bei Google Books).
  13. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
  14. Bekanntmachung, die Errichtung eines Landgerichts zu Ulrichstein betr. vom 31. Oktober 1938. In: Großherzogliches Ministeriums des Inneren und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1838 Nr. 36, S. 385 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 40,9 MB]).
  15. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  16. Verfügung des Landgerichtspräsidenten in Gießen vom 16. Juni 1943 — 3200 — Betrifft: Errichtung der Zweigstelle Ulrichstein des Amtsgerichts Schotten
  17. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 f) und Artikel 2, Abs. 4 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  18. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 231 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  19. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 117 (Online bei google books).
  20. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 19 (Online bei google books).
  21. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  22.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
Commons: Stumpertenrod – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.