Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss (kurz: SHF; vormals Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum) ist eine gemeinnützige rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Berlin.
Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss | |
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Rechtsform | rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts |
Gründung | 2. Juli 2009 |
Gründer | Bundesrepublik Deutschland (Bund) |
Sitz | Berlin |
Schwerpunkt | Kunst und Kultur, Bildung, Völkerverständigung und Denkmalschutz |
Website | www.humboldtforum.com |
Die Stiftung ist Bauherrin und Betreiberin des Humboldt Forums im Neubau des Berliner Schlosses von 2020 und bereitet übergreifend den kulturellen und technischen Betrieb vor. Die Ruine des im Zweiten Weltkrieg beschädigten Berliner Schlosses wurde im Jahr 1950, ein Jahr nach Staatsgründung der DDR, abgetragen.
Gründung und Geschichte
Nach der Gründung am 2. Juli 2009 hat die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum mit der Bestellung des Vorstands zum 1. November 2009 ihre Tätigkeit aufgenommen.
Das Humboldt Forum ist ein bedeutendes kulturelles Bauvorhaben des Bundes in Berlin. Die Stiftung übernimmt die Bauherrenfunktion für den Bau des Humboldt Forums in den wiederzuerrichtenden Fassaden des Berliner Schlosses. Sie wird Eigentümerin des Grundstückes und des Gebäudes.
Die Stiftung steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten, arbeitet eng mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zusammen und wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert.
Im Januar 2016 wurde die Stiftung in Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss umbenannt.[1]
Stiftungszweck
Die Stiftung verfolgt gemäß ihrer Satzung ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke der Förderung von Kunst und Kultur, der Bildung, von internationaler Gesinnung und Toleranz auf allen Gebieten der Kultur, des Völkerverständigungsgedankens, sowie des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege. In diesem Sinne führt die Stiftung eigene Veranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen und vieles mehr durch. Die SHF wird der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst, dem Land Berlin und der Humboldt-Universität im Humboldt Forum geeignete Räumlichkeiten zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung stellen.
Die SHF ist Bauherrin und Eigentümerin des Humboldt Forums im Berliner Schloss. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) übernimmt das Baumanagement für das Bauprojekt. Die wichtigsten Aufgaben der Stiftung sind darüber hinaus:
- Die Koordination und Bündelung der Interessen der Partner im Humboldt Forum.
- Die Ausrichtung einer ständigen Ausstellung mit dem Thema Historische Mitte Berlin – Identität und Rekonstruktion.
Bauprojekt
Schlossrekonstruktion beschlossen
Am 4. Juli 2002 nahm der Deutsche Bundestag die – knapp gefällte[2] – Empfehlung der Internationalen Expertenkommission Historische Mitte Berlin an. Der dazu gefasste Beschluss sieht vor, bei der städtebaulichen Neugestaltung der Spreeinsel weitgehend auf den historischen Stadtgrundriss zurückzugreifen und sich bei der Bebauung der Schlossfläche an der Kubatur des ehemaligen Berliner Schlosses zu orientieren. Ferner folgte der Deutsche Bundestag der Empfehlung der Kommission, an der Nord-, West- und Südseite sowie im Schlüterhof die barocken Fassaden wieder zu errichten.
Wiederaufbau des Berliner Schlosses
Am 21. Dezember 2007 schrieb das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) einen Wettbewerb für die Wiedererrichtung des Berliner Stadtschlosses und den Bau des Humboldt Forums Berlin aus. Den ersten Preis erhielt Franco Stella für seinen Entwurf. Im Juni 2013 wurde mit den Rohbauleistungen begonnen. Nach dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses soll der Gebäudekomplex das künftige Humboldt Forum beherbergen, dessen Eröffnung im Jahr 2019 geplant ist.[3]
Spenden
Die Mehrkosten der Rekonstruktion der barocken Fassaden gegenüber einer zeitgenössischen Fassadengestaltung betragen 80 Millionen Euro. Diese 80 Millionen Euro werden im Wege einer privaten Spendensammlung eingeworben. Insbesondere der gemeinnützige Förderverein Berliner Schloss sammelt seit 2004 mit einer breit angelegten Spendensammlung Gelder zugunsten der Rekonstruktion der barocken Fassaden.
Auch die Akquisition von Spenden für die Wiedererrichtung der historischen Fassaden und den Bau des Humboldt Forums zählt zu den Aufgaben der Stiftung. Als Kooperationspartner aller privaten Einrichtungen, die Spenden für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses sammeln, gehen alle Spenden bei der Stiftung ein, die als Bauherrin damit die Rekonstruktion der barocken Fassaden finanziert.
Humboldt Forum
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird im zweiten und dritten Obergeschoss die außereuropäischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen. Im ersten Obergeschoss, den Werkstätten des Wissens, ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Wissensarchive dieser Museen ein.[4]
Im April 2015 berief Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Briten Neil MacGregor zum Leiter der Gründungsintendanz, die für zunächst zwei Jahre inhaltliche Schwerpunkte für das Humboldt Forum entwickeln soll.[5] Daneben gehörten Hermann Parzinger und Horst Bredekamp der Intendanz an.[6]
Zum 1. Juni 2018 wurde Hartmut Dorgerloh vom Stiftungsrat des Humboldt-Forums als Generalintendant berufen. Zu diesem Zeitpunkt endete auch die Gründungsintendanz von Neil MacGregor, Hermann Parzinger und Horst Bredekamp. Der Vertrag Dorgerlohs geht zunächst bis zum Jahr 2023.[7]
Programmbeirat und Expertenteam zum Humboldt Forum
Die Stiftung gründete ein Expertenteam und richtete einen Programmbeirat ein. Beide Gremien bestehen aus renommierten Experten und Wissenschaftler aus dem ethnologischen Feld anderer Museen. Im Austausch mit allen Beteiligten im Humboldt Forum sollen damit die Ausrichtung und das Zusammenspiel der Sammlungen beraten werden. Auch strukturelle Aspekte der Ausstellungen sollen betrachtet werden.[8]
Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, Mitglied des Beirates trat aus Frust über den Umgang mit dem Beirat aus dem Gremium 2017 aus. Seit 2015 sei das Gremium nur zweimal zusammengetreten. Savoy kritisierte das Projekt stark. Das Humboldt Forum und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sollten die Geschichte ihrer außereuropäischen Sammlungen, die zum großen Teil während der Kolonialzeit entstanden sind, offenlegen. Sie forderte eine intensive Provenienzforschung, denn ohne eine solche Auseinandersetzung dürfe heute kein ethnologisches Museum eröffnen.[9]
Organe der Stiftung
Die Stiftung hat drei Stiftungsorgane: den Vorstand, den Stiftungsrat und das Kuratorium.
Vorstand
Der Vorstand besteht aus zwei oder drei Personen, die vom Stiftungsrat für die Dauer von bis zu fünf Jahren zur Führung der Geschäfte bestellt werden. Dem Organ gehören Hartmut Dorgerloh als Generalintendant und Vorstand Kultur, Johannes Wien als Vorstand und Sprecher sowie Hans-Dieter Hegner als Vorstand Bau an.[10]
Stiftungsrat
Der Stiftungsrat besteht aus 15 Mitgliedern (in Klammern die Vertreter; Stand: August 2017):[11]
Der Deutsche Bundestag entsendet fünf Mitglieder:
- Dirk Fischer, MdB (Kai Wegner, MdB)
- Hartmut Koschyk, MdB (Volkmar Vogel, MdB)
- Klaus Mindrup, MdB (Michael Groß, MdB)
- Wolfgang Thierse, MdB a. D. (Eva Högl, MdB)
- Heidrun Bluhm, MdB (Sigrid Hupach, MdB)
Die Bundesregierung entsendet je ein Mitglied für:
- das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
- Florian Pronold, MdB, Staatssekretär, Vorsitzender (Gunther Adler, Staatssekretär; Monika Thomas, Ministerialdirigentin)
- den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
- Günter Winands, Ministerialdirektor (Sigrid Bias-Engels; Ingo Mix)
- das Bundesministerium der Finanzen
- Michael Meister, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär (Martina Stahl-Hoepner, Ministerialdirektorin; Martin Kelleners)
- das Auswärtige Amt
- Walter Johannes Lindner, Staatssekretär (Andreas Görgen, Ministerialdirektor)
Das Land Berlin entsendet zwei Mitglieder:
- Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin (Manfred Kühne)
- Torsten Wöhlert, Staatssekretär (Konrad Schmidt-Werthern; Christine Regus)
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz entsendet zwei Mitglieder:
- Hermann Parzinger (Gero Dimter)
- Michael Eissenhauer (Christina Haak)
Je ein Mitglied entsenden:
Kuratorium
Das Kuratorium der Stiftung besteht aus Persönlichkeiten, die den Gedanken der Stiftung in besonderer Weise repräsentieren und bereit sind, für die Zwecke der Stiftung aktiv einzutreten. Das Kuratorium berät und unterstützt den Stiftungsrat und den Vorstand bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Die Mitglieder des Kuratoriums werden vom Stiftungsrat auf die Dauer von vier Jahren berufen.
Einzelnachweise
- Wiedererrichtung des Berliner Schlosses – Bau des Humboldt Forums. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Stand 29. März 2016, abgerufen am 21. August 2017.
- „nur mit knapper Mehrheit zustande gekommene Rekonstruktionsentscheidung“ in: BMVBS – Schloss / Humboldtforum – Die Internationale Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“ (Memento vom 4. April 2012 im Internet Archive) auf Web des BMVBS
- Humboldtforum online (Memento vom 7. März 2012 im Internet Archive): „(…) Bau des Humboldt Forums bis zu seiner Eröffnung im Jahr 2019“
- Zeigen, was Berlin zur Weltstadt macht, in: Der Tagesspiegel.
- Merkels Wunschkandidat: Direktor des British Museum wird Intendant im Berliner Stadtschloss. In: Spiegel Online. 8. April 2015, abgerufen am 8. April 2015.
- Neil MacGregor wechselt zum Humboldt-Forum. (Memento vom 19. Oktober 2017 im Internet Archive) In: preussischer-kulturbesitz.de. 8. April 2015.
- Nicola Kuhn: Generalintendant des Humboldt-Forums Hartmut Dorgerloh ist Berlins neuer Schlossherr. In: Der Tagesspiegel. 15. Mai 2018, abgerufen am 26. Mai 2018.
- Stiftung Humboldt Forum. Abgerufen am 13. Dezember 2020.
- Expertin: Humboldt-Forum verschweigt Ursprung seiner Sammlungen | Monopol. Abgerufen am 13. Dezember 2020.
- Vorstand. Website der SHF, abgerufen am 4. November 2018.
- Stiftungsrat. Website der SHF, abgerufen am 21. August 2017.