Stiftskirche Herrenberg
Die Stiftskirche ist das Wahrzeichen der Stadt Herrenberg und beherrscht durch die Lage am Schlossberghang das Tal weithin. Aufgrund dieser Lage wird sie scherzhaft in Anlehnung einer über ihre Küken wachenden Henne auch „Glucke“ genannt.
Evangelische Stiftskirche Sankt Marien | |
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![]() Ansicht aus Nordwest | |
Daten | |
Ort | Herrenberg, Baden-Württemberg, Deutschland |
Baustil | Gotik, Barock |
Baujahr | 1276–1293, 1471–1493, 1749, 1971–1982 |
Höhe | 57,1 m |
Koordinaten | 48° 35′ 49″ N, 8° 52′ 16″ O |
Besonderheiten | |
Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg |
Geschichte
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Die Stiftskirche wurde in zwei Bauphasen (1276–1293 und 1471–1493) erbaut. Es ist die erste spätgotische Hallenkirche, die in Württemberg fertiggestellt wurde.
Die ursprüngliche Kirche hatte eine gotische Doppelturmfassade. Im Jahre 1749 wurden die beiden Turmspitzen entfernt, die beiden frühgotischen Turmräume zu einem Turmraum zusammengefasst und mit einer barocken Zwiebelhaube bekrönt.
Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche mit Emporen ausgestattet.
Zwischen 1971 und 1982 wurde die Kirche umfassend restauriert und renoviert, um die Kirche zu retten. Schäden waren insbesondere dadurch entstanden, dass das Gebäude auf einem Berg steht, der nicht stabil ist, und sich pro Jahr etwa 1 mm auf die Altstadt zubewegt. Die Kirche wurde in sich stabilisiert. Im Zuge der Renovierung wurden die Emporen aus dem 19. Jahrhundert wieder entfernt.
- Merianstich, aufgenommen vor dem Stadtbrand 1635. Links das Schloss Herrenberg, in der Mitte die Stiftskirche
- Stiftskirche von Herrenberg, Ansicht vom Schlossberg
- Blick von Süden
- Stiftskirche
- Turm
- Turmuhr
Ausstattung
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Für die Stiftskirche wurden 1504 die steingehauene Kanzel von Meister Hanselmann, auf der die lateinischen Kirchenväter Gregor der Große, Hieronymus, Augustinus von Hippo und Ambrosius von Mailand und im Mittelfeld Maria abgebildet sind, und 1513 ein bilderreiches Chorgestühl (von Heinrich Schickhardt dem Älteren) geschaffen.[1]
Der Herrenberger Altar mit acht Tafelbildern von Jerg Ratgeb entstand in den Jahren 1518 bis 1521 im Auftrag der Brüder vom gemeinsamen Leben als Hochaltar. Die erhaltenen Teile des Retabels wurden 1891 verkauft und befinden sich seit 1924 in der Staatsgalerie Stuttgart. Eine Kopie des Altarretabels ist in der Stiftskirche zu besichtigen.
Orgel
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Die Orgel der Stiftskirche wurde 1985 von dem Orgelbauer Richard Rensch erbaut, wobei das Pfeifenmaterial sowie das Gehäuse der Hauptorgel von 1890 wiederverwendet wurden, die von der Orgelbaufirma Eberhard Friedrich Walcker erbaut worden war. Hinzugekommen ist das schwellbare Rückpositiv. Das Schleifladen-Instrument hat 36 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[2]
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- Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen: 128-fache Setzeranlage
Glocken
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Charakteristisch ist der wuchtige frühgotische Turm mit barocker Zwiebelhaube, als Ergebnis einer Turmerneuerung im Jahr 1749.[3]
Im Inneren des Turmes befindet sich eine weiträumige Glockenstube, die das umfangreichste Kirchengeläut Deutschlands beherbergt. Die Glocken wurden im Laufe von über 1000 Jahren gegossen. Die Glockensammlung umfasst historische Herrenberger Glocken und Einzelstücke aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, darunter auch Leihglocken aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Neben dem Hauptgeläute (22 Glocken) gibt es im Turm ein 2012 angeschafftes 50-stimmiges Glockenspiel und ein elf-stimmiges Zimbelgeläut aus den Jahren 1998 bis 2001, zu dem die heute noch arbeitenden Glockengießereien in Deutschland, Österreich und der Schweiz jeweils mindestens eine Glocke beigesteuert haben.
Siehe auch
- Gereja Ayam, Hühnchenkirche in Indonesien
Literatur
- Roman Janssen & Harald Müller-Baur (Hrsg.): Die Stiftskirche in Herrenberg 1293–1993. Herrenberg 1993, ISBN 3-926809-06-X
- Eduard Krüger: Die Stiftskirche zu Herrenberg, Stuttgart 1929
Einzelnachweise
- Stiftskirche Kunstschätze
- Informationen zur Orgel der Stiftskirche (PDF; 31 kB)
- Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg. Verein zur Erhaltung der Stiftskirche Herrenberg e. V., abgerufen am 2. Mai 2015.