Stibarsen
Stibarsen ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente (einschließlich natürliche Legierungen bzw. intermetallische Verbindungen)“. Er kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung AsSb,[2] ist also chemisch eine intermetallische Phase aus Arsen und Antimon (nicht zu verwechseln mit dem als Allemontit bezeichneten Gemenge aus Stibarsen, Arsen und/oder Antimon).
Stibarsen | |
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(Gesamtgröße: 4,7 × 3,2 × 3,2 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
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Chemische Formel | AsSb |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Elemente (einschließlich natürliche Legierungen bzw. intermetallische Verbindungen) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
1.CA.05 (8. Auflage: I/B.01) 01.03.01.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol | ditrigonal-skalenoedrisch; 3 2/m |
Raumgruppe (Nr.) | R3m[2] (Nr. 166) |
Gitterparameter | a = 4,02 Å; c = 10,80 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 3[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,8 bis 6,2; berechnet: 6,44[3] |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Farbe | zinnweiß oder rötlichgrau, grau bis schwarz anlaufend |
Strichfarbe | grau |
Transparenz | undurchsichtig |
Glanz | Metallglanz bis matt |
Stibarsen ist in jeder Form undurchsichtig und entwickelt nur undeutlich ausgebildete Kristalle. Meist findet er sich in Form traubiger, nierenförmiger lamellarer oder feinkörniger Mineral-Aggregate, oft auch verwachsen mit Arsen oder Antimon und Entmischungsstrukturen bildend. Frische Proben sind von zinnweißer oder rötlichgrauer Farbe und metallischem Glanz, laufen jedoch nach einiger Zeit grau bis schwarz an und werden matt.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Stibarsen bei Varuträsk in der schwedischen Gemeinde Skellefteå und beschrieben 1941 durch P. E. Wretblad, der das Mineral nach seiner Zusammensetzung Antimon (lateinisch Stibium) und Arsen benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Stibarsen zur Abteilung der „Halbmetalle und Nichtmetalle“, wo er zusammen mit Antimon, Arsen, Arsenolamprit, Bismut, Paradocrasit und Pararsenolamprit die „Arsen-Gruppe“ mit der System-Nr. I/B.01 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Stibarsen ebenfalls in die Abteilung der „Halbmetalle (Metalloide) und Nichtmetalle“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach Elementgruppen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Arsengruppen-Elemente“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Antimon, Arsen und Bismut die „Arsen-Gruppe“ mit der System-Nr. 1.CA.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Stibarsen in die Abteilung der „Elemente“ ein und auch hier ist er als Mitglied der „Arsengruppe“ mit der System-Nr. 01.03.01 innerhalb der Unterabteilung der „Elemente: Halbmetalle und Nichtmetalle“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Das nach seiner Typlokalität Allemond (englisch Allemont) in Frankreich als Allemontit bezeichnete eutektoide Gemenge aus Stibarsen, Arsen und/oder Antimon weist im Gegensatz zum reinen Stibarsen typische Entmischungsstrukturen auf.[1]
Bildung und Fundorte
Stibarsen findet sich im Allgemeinen in Hydrothermal-Adern, aber auch in Pegmatiten. Als Begleitminerale treten neben Arsen und Antimon unter anderem noch Arsenolith, Calcit, Cervantit, Kermesit, Quarz, Siderit, Sphalerit, Stibnit und Stibiconit auf.
Als seltene Mineralbildung konnte Stibarsen bisher (Stand: 2013) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 40 Fundorte als bekannt gelten.[4] Neben seiner Typlokalität Varuträsk wurde das Mineral in Schweden noch in der Grube „Åkerberg“ bei Skellefteå (Västerbotten) sowie in den Gruben „Jakobsberg“ und „Kittel“ bei Nordmark und bei Långban in der Gemeinde Filipstad (Värmland) gefunden.
Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Stibarsenfunde sind unter anderem Příbram und Třebsko in Tschechien, wo bis zu 10 Zentimeter große, traubige Aggregate gefunden wurden. Ebenfalls traubige, bis zu 8 Zentimeter große Exemplare traten im Bergbaugebiet Atlin in der kanadischen Provinz British Columbia zutage.[5]
An deutschen Fundorten sind bisher Reinerzau im Schwarzwald, ein Gabbro-Steinbruch bei Bad Harzburg sowie die Gruben „Claus-Friedrich“ und „Samson“ bei Sankt Andreasberg im niedersächsischen Harz und die Grube „Vater Abraham“ bei Lauta (Marienberg) im Erzgebirgskreis bekannt.
In Österreich trat Stibarsen bisher nur am Hüttenberger Erzberg in Kärnten und an der Zinkwand in den Schladminger Tauern in der Steiermark auf.
Weitere Fundorte sind unter anderem Broken Hill in Australien, Porco (Potosí) in Bolivien, die „Les Chalanches Mine“ bei Allemond (englisch Allemont) im französischen Département Isère, mehrere Orte in der griechischen Region Attika, die Stabiello Alp bei Sondalo in Italien, die „Yagumo Mine“ auf Hokkaidō und die „Bajo Mine“ auf Kyūshū in Japan, Sonora in Mexiko, Szklarnia (deutsch Gläsendorf) in Polen, Kawalerowo in Russland, Zlatá Baňa in der Slowakei, Adrasman in Tadschikistan sowie die Mineralfundstelle „American Eagle/Luona“ in den Elk Mountains (Colorado) und die „Ophir Mine“ in der Comstock Lode (Nevada) in den USA.[6]
Kristallstruktur
Stibarsen kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166) mit den Gitterparametern a = 4,02 Å und c = 10,80 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Siehe auch
Literatur
- W. Trsebiatkowski, E. Bryjak: Röntgenanalyse des Systems Arsen-Antimon. In: Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie. Band 238, 1938, S. 255–267 (rruff.info PDF; 749,1 kB).
- P. E. Wretblad: Minerals of the Varuträsk Pegmatite. XX. Die Allemontite und das System As-Sb. in: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band 63, 1941, S. 19–48 (rruff.info PDF; 1,29 MB).
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 402 (Erstausgabe: 1891).
Weblinks
Einzelnachweise
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 285.
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 50.
- Stibarsen. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org PDF 57,4 kB).
- Mindat – Anzahl der Fundorte für Stibarsen.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 14.
- Mindat – Stibarsen.