Stadtkirche Preetz
Die Stadtkirche Preetz ist die evangelische Hauptkirche der Stadt Preetz im Kreis Plön in Schleswig-Holstein. Sie liegt im Süden der Preetzer Innenstadt auf einer Anhöhe am Westufer des Kirchsees. Sie ist umgeben von dem Gemeindehaus, Häusern für Pastoren und andere kirchliche Mitarbeiter und einem Seniorenheim in kirchlicher Trägerschaft, die ein Ensemble kirchlicher Gebäude bilden.
Geschichte
Die Preetzer Stadtkirche entspricht in ihrer heutigen Gestalt im Wesentlichen einem Entwurf von Rudolph Matthias Dallin aus den 1720er Jahren. Ihre Gründung geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Ein erster, dem heiligen Lorenz geweihter Bau wurde um 1200/10 durch eine kleine Feldsteinkirche ersetzt,[1] deren bereits 1727 entdeckte Fundamente bei den Umbauten zwischen 1938 und 1941 freigelegt wurden und einen einfachen rechteckigen Grundriss von sieben mal zwölf Metern zeigten. An der Westseite des Kirchenschiffes stand ein aus Feldsteinen gemauerter Glockenturm.
In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gebäude mehrfach erweitert, verändert und repariert. Von diesen Umbauten ist nur der im 14. Jahrhundert angefügte Backsteinchor, die heutige Kleine Kirche, erhalten. Größere Reparaturen am Feldsteinturm erfolgten 1651. Im Jahr 1670 wurde der Glockenstuhl erneuert. 1690 erfolgte eine große Erweiterung des Kirchenschiffes nach Süden, so dass sich der Chor nicht mehr in der Mittelachse des Gebäudes befand. Dennoch verfielen die Gebäude bald wieder: Im Jahr 1708 stand vom Turm nur noch ein Stumpf und die Kirche war nahezu eine Ruine; dieser Zustand hielt fast 20 Jahre an.
Der mit der Leitung des Wiederaufbaus betraute Gutsherr von Gut Rastorf, Graf Christian zu Rantzau, warb bei den umliegenden Gütern Gelder dafür ein. Der Preetzer Baumeister Johann Heinrich Schwartz wurde mit den Abbrucharbeiten beauftragt. Über den Wiederaufbau kam es zu Streitigkeiten zwischen Rantzau und Schwartz, woraufhin Rantzau den aus Eutin kommenden Rudolph Matthias Dallin als Baumeister verpflichtete.
Auf Dallins Entwurf gehen die Westseite und die Nordseite der Stadtkirche zurück. Eine Feldsteinmauer an der Nordseite wurde abgetragen. Die Südseite erschien in ihrer Bausubstanz stabil genug, das neue Dach zu tragen. Für den Turmabschluss plante Dallin ursprünglich eine Kuppel mit kleiner Spitze; dieses Vorhaben wurde aber nicht verwirklicht. Auch die Gestaltung des Innenraumes im Kirchenschiff geht im Wesentlichen auf Entwürfe Dallins zurück.
Ein im Jahr 1937 beschlossener Umbau erfolgte 1938 bis 1941, wobei der in der Nordhälfte der Ostseite des Kirchenschiffes liegende ursprüngliche Chorraum durch eine Wand vom Kirchenschiff getrennt wurde. Seitdem dient der ehemalige Chorraum als sogenannte Kleine Kirche für kleinere Andachten sowie als Winterkirche. Mit dem Umbau beabsichtigte man eine größere Geschlossenheit des Kirchenschiffes, eine verbesserte Sichtbarkeit des Altars von einigen Plätzen im Kirchenschiff, eine verbesserte Akustik und eine größere Nähe des Altars zur Gemeinde.
Innenausstattung
Der älteste Gegenstand der Ausstattung ist der Taufstein aus Granit aus dem 13. Jahrhundert.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind drei (bis heute nicht elektrifizierte) Messingkronleuchter aus dem 17. Jahrhundert: Der älteste ist die „Schneiderkrone“. Sie wurde 1641 vom Amt der Schneider gestiftet. Der zentral im Kirchenschiff hängende größte, sechzehnarmige Leuchter ist eine Stiftung der Schuster, wie an dem unten am Leuchter hängenden Stiefel erkennbar ist. Er datiert aus dem Jahr 1696.[2] Eine Frau Dorothea Wensin stiftete („verehrte“) im Jahr 1649 den dritten Leuchter[3].
Auffälligster Bestandteil der Innenausstattung ist die mit zahlreichen, oft mit Blattgold belegten Schnitzereien gestaltete Westwand. Sie umfasst auf zwei Ebenen Patronatslogen unter anderem des Klosters Preetz. Oberhalb der zwei Logenebenen steht die Hauptorgel. An der Nordwand liegen weitere Patronatslogen unter anderem der umliegenden Gutsfamilien.
Der gotische Flügelaltar sowie ein Altar Mariä Verkündigung wurden 1828[4] an das Dänische Nationalmuseum in Kopenhagen verkauft.
Seit dem Umbau von 1938 bis 1941 ist die Ostwand der Kirche relativ schlicht: Über einem einfachen gemauerten Altar mit steinerner Mensa hängt ein Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert. Beim Umbau wurden auch der Bauernboden und die Patronatsloge der Schustergilde im Südosten des Kirchraums entfernt, wo sich heute die im Zuge des Umbaus neu gebaute Kanzel befindet.
Kleine Kirche
Die Kleine Kirche entstand durch den Umbau 1938 bis 1941 aus dem ehemaligen Chorraum und schließt in der nördlichen Hälfte der Ostseite an das Kirchenschiff an. Die bunten Fenster gestaltete die Münchner Künstlerin Ina Hoßfeld (1881–1943) im Jahr 1940; sie stellen Schöpfung, Erlösung und Auferstehung dar[5]. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg verzögerte sich der Innenausbau, so dass dieser Raum erst ab Pfingsten 1946 der Gemeinde zugänglich gemacht werden konnte.
Ein weiterer Gegenstand der Inneneinrichtung ist ein seit den 1980er Jahren wieder aufgehängter Taufengel um 1725–1730[6]. Zu Taufen wird der hölzerne Engel, der eine Schale trägt, hinuntergelassen.
Orgeln
Hauptkirche
Die Orgel der Preetzer Stadtkirche geht in ihren Anfängen auf Hans Köster 1573 zurück. Das aktuelle Instrument wurde 1733/1734 von Nicolai Plambeck erbaut. Es fügt sich mit seinem Prospekt in die von Dallin entworfene Innenausstattung ein. Es erfolgten ein Umbau 1838 durch Marcussen und Reuter und zuletzt eine Rückführung auf den ursprünglichen Stand einer Barockorgel durch Johannes Rohlf im Jahr 2000.
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- Nebenregister: Cymbelstern, Nachtigall
- Schiebekoppel für die Manuale, keine Pedalkoppel
- Drei Keilbälge (auch durch einen Kalkanten zu betätigen)
- Stimmtonhöhe 493 Hz bei 18 °C, d. h. einen Ganzton über 440 Hz
- Temperatur nach Andreas Werckmeister (Halbtöne ab C: 0, 90, 192, 294, 390, 498, 588, 696, 792, 888, 996, 1092)
Kleine Kirche
Die Orgel in der Kleinen Kirche wurde von der Firma Alexander Schuke (Potsdam) im Jahr 1943 als Opus 202 erbaut. Sie verfügt über ein Manual mit geteilter Schleife.
Disposition
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- Pedalkoppel
- Anstelle der Quinte 1 1⁄3′ enthielt die ursprüngliche Disposition eine Cymbel 3fach. Das Register ist auch immer noch als „Cymbel 3fach“ beschriftet. Der Austausch erfolgte in der frühen Nachkriegszeit, eventuell durch die Firma Kemper Orgelbau.
Glocken
Die Stadtkirche verfügt über ein Geläut aus drei Bronzeglocken mit den Tönen e, gis und h. Die Glocken kamen erst 1947 in die Kirche. Das ursprüngliche Geläut wurde im Zweiten Weltkrieg abgeliefert. Die Glocken e und gis stammen aus dem Jahr 1789 von dem Glockengießer Johann Georg Krieger aus Breslau.[7]
Trivia
Am 29. Juli 1932 und damit kurz vor der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 wehte morgens eine große Hakenkreuzfahne auf der Spitze des Kirchturms. Da die Türen verschlossen waren, muss der etwa 30 m hohe Turm mithilfe des Blitzableiters erklommen worden sein. Ein für seine Späße stadtbekanntes Preetzer „Original“ äußerte sich zeitlebens nicht zu seiner vermuteten Urheberschaft.[8] Die Ortsgruppe der NSDAP veröffentlichte eine „Erklärung“, sie habe weder einen Auftrag zu dieser Tat erteilt, noch billige sie die Tat; sie sah allerdings bei unbekannter Urheberschaft auch keinen Grund, die Fahne herunterzuholen. Dies geschah auf Verlangen Pastor Langes durch Mitglieder der Eisernen Front und Kommunisten.[9] Der Fahnenhisser soll „nach allgemeiner Meinung Hugo ‚Hutscher‘ Freese gewesen sein, der für solche tollkühnen Taten bekannt war“[10]. Er verstarb im Dezember 1977[11].
Literatur
- Brita Gräfin von Harrach: Preetz im Wandel der Jahrhunderte. 1983.
- Stadt Preetz (Hrsg.): Preetz: Landschaft, Mensch, Kultur. Edition Barkau, Großbarkau 2000. ISBN 3-928326-24-4.
- Dehio-Handbuch Hamburg, Schleswig-Holstein, 2009, S. 749f.
Weblinks
Einzelnachweise
- Dehio-Handbuch Hamburg, Schleswig-Holstein, 2009, S. 749
- Stadt Preetz (Hrsg.): Preetz: Landschaft, Mensch, Kultur. Edition Barkau, Großbarkau 2000.
- Stadt Preetz (Hrsg.): Preetz: Landschaft, Mensch, Kultur. Edition Barkau, Großbarkau 2000.
- Stadt Preetz (Hrsg.): Preetz: Landschaft, Mensch, Kultur. Edition Barkau, Großbarkau 2000.
- Stadt Preetz (Hrsg.): Preetz: Landschaft, Mensch, Kultur. Edition Barkau, Großbarkau 2000.
- Stadt Preetz (Hrsg.): Preetz: Landschaft, Mensch, Kultur. Edition Barkau, Großbarkau 2000.
- Stadt Preetz (Hrsg.): Preetz: Landschaft, Mensch, Kultur. Edition Barkau, Großbarkau 2000.
- Rätsel um den kühnen „Fahnenhisser“ wird wohl nie mehr gelöst. In: Kieler Nachrichten vom 29. Juli 1992.
- Peter Pauselius: „Preetz unter dem Hakenkreuz“, Edition Barkau, Großbarkau 2001, ISBN 3-928326-29-5, S. 99.
- Preetzer Zeitung Nr. 21 am 19.12.1993 (zitiert nach Peter Pauselius: „Preetz unter dem Hakenkreuz“, Edition Barkau, Großbarkau 2001, ISBN 3-928326-29-5, Anmerkung 834, S. 128).
- Preetzer Zeitung Todesanzeige am 09.12.1977 (zitiert nach Peter Pauselius: „Preetz unter dem Hakenkreuz“, Edition Barkau, Großbarkau 2001, ISBN 3-928326-29-5, Anmerkung 834, S. 128).