St. Stephan (Bamberg)

Die Stephanskirche i​n der Bamberger Altstadt i​st die einzige j​etzt evangelische Kirche, d​ie von e​inem Papst (Benedikt VIII.) geweiht wurde. Die Weihe vollzog e​r zu Ostern 1020 i​n Anwesenheit v​on Heinrich II. u​nd Kunigunde, d​ie er s​echs Jahre z​uvor in Rom z​um Kaiserpaar gekrönt hatte.[1]

Sankt-Stephans-Kirche in Bamberg
Stephanskirche (ganz links)
außerdem: Obere Pfarre und Bamberger Dom

Baugeschichte

Das Stift w​urde 1007/09 d​urch Bischof Eberhard I. v​on Bamberg gegründet, eventuell a​uf Weisung d​er Kaiserin Kunigunde. Den heutigen Bau prägten d​rei Bauperioden. Der älteste Bauteil i​st der Turm m​it dem Dach v​on 1698. Der Chor v​on 1628 w​urde von d​en Baumeister Giovanni Bonalino, d​ie Kirche i​n griechischer Kreuzform m​it den d​rei weiteren Kreuzbalken v​on Antonio Petrini 1678–1681 erbaut. Petrini behielt d​ie ursprüngliche Grundrissform d​es 11. Jahrhunderts bei.

Die Königsloge

Das Stift w​urde 1803 i​m Zuge d​er Säkularisation aufgelöst. Die Stiftskirche, d​ie dem Heiligen Stephanus gewidmet war, w​urde im Jahr 1808 v​om Staat d​er evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde übergeben. Aufgrund d​er Eheschließung d​es bayerischen Kronprinzen Maximilian m​it der Prinzessin Marie Friederike v​on Preußen u​nd ihres längeren Aufenthalts i​n Bamberg erhielt d​ie Kirche i​m westlichen Kreuzbalken e​ine Königsloge. Im Stiftsbau brachte m​an später e​ine Präparandenschule unter.

Legenden

Zum Bau d​er Stephanskirche g​ibt es d​ie Legende v​om Pfennigwunder, d​ie auf d​em Kaisergrab i​m Bamberger Dom dargestellt ist:

„Im Dom zu Bamberg befindet sich das Grab des heiligen Paares Heinrich und Kunigunde. Ein Bildwerk dieses Grabmales zeigt die Kaiserin, wie sie die Bauleute der Stephanskirche bezahlt. Es war nämlich unter den Werkleuten ein bösartiger, unzufriedener Mann, der bestahl den Schaffner des Baues beim Ausbezahlen, so daß die bestimmte Summe niemals zureichen wollte. Man konnte dem Diebe lange nicht auf die Spur kommen. Da begab sich die heilige Kunigundis eines Tages selbst unter die Werkleute, und hielt eine Schale dar, aus welcher sich jeder seinen Pfennig nahm. Auch der Dieb griff in die Schale, nahm aber, wie früher, unvermerkt mehrere Pfennige. Kaum hatte er sie ergriffen, als ihm die Hände entsetzlich brannten, so daß er heulend davonlief, und als er nach Hause kam, nur noch Einen Pfennig in der Hand hatte.“[2]

Orgel

Die Orgel

Die Orgel v​on St. Stephan w​urde in d​en Jahren 2003 b​is 2008 v​on Mühleisen (Leonberg) i​n dem vorhandenen historischen Orgelprospekt gebaut, d​er für e​in Instrument d​es Jahres 1710 gefertigt worden war. Das heutige Orgelwerk ersetzt e​in Instrument, d​as 1892 G. F. Steinmeyer baute. Dieses Vorgängerinstrument w​urde im Laufe d​es 20. Jahrhunderts mehrmals erweitert, umgebaut u​nd verändert. Aufgrund d​es Schadensbefundes i​m Jahre 2003 erwies s​ich eine Überholung d​er Steinmeyer-Orgel a​ls nicht sinnvoll. Das heutige Instrument h​at 54 Register a​uf Schleifladen. Die Spieltrakturen s​ind mechanisch, d​ie Registertrakturen mechanisch u​nd elektrisch.[3]

I Hauptwerk C–a3

1.Praestant16′
2.Principal8′
3.Gamba8′
4.Quintathöne8′
5.Copula8′
6.Octav4′
7.Spitzflöte4′
8.Quinta3′
9.Octav2′
10.Mixtur V2’
11.Zymbel III1′
12.Cornett V (ab g0)8′
13.Trompete16′
14.Trompete8′
II Oberwerk C–a3
15.Suavial8’
16.Portunalflöte8′
17.Salicional8′
18.Gedact8′
19.Octav4′
20.Holzflaute4′
21.Nasat3′
22.Terz135
23.Principal2′
24.Quint113
25.Mixtur IV1′
26.Dulzian16′
27.Trompete8′
28.Krummhorn8′
Tremulant
III Schwellwerk C–a3
29.Salicional16′
30.Geigenprincipal8′
31.Hohlflöte8′
32.Flute harmonique8′
33.Gamba8′
34.Aeoline8′
35.Vox coelestis8′
36.Fugara4′
37.Traversflöte4′
38.Waldflöte2′
39.Prog. harmonika II-IV223
40.Fagott16′
41.Trompete8′
42.Oboe8′
Tremulant
Glockenspiel
Pedal C–f1
43.Untersatz (Nr. 44)32′
44.Subbass16′
45.Quintbass1023
46.Principalbass16′
47.Oktavbass8′
48.Flötbass8′
49.Großcornett II625
50.Basset4′
51.Mixturbass IV3′
52.Bombarde16′
53.Bossaunbass8′
54.Trompete4′

Glocken

Vom hohen Kirchturm der evangelischen Pfarrkirche Sankt Stephan auf dem Bamberger Stephansberg erklingen insgesamt zehn Glocken. Das Hauptgeläute besteht aus neun Glocken, die im Jahre 1961 von Friedrich Wilhelm Schilling zu Heidelberg gegossen wurden und auf die beiden Glockenstuben verteilt sind. Die zehnte, eine gotische Glocke aus dem 14. Jahrhundert befindet sich in der Turmlaterne und ist in das Geläut integrierbar (Nr. 10).[4] Insgesamt ist das Glockengeläute der Stephanskirche ein echte Ausnahme in der Bamberger Glockenlandschaft und Vorzeigebeispiel für moderne, klangvolle und gleichzeitig harmonischen Geläute.

Nr. Name Durchmesser Masse Schlagton
(HT-1/16)
1Christus1467 mm2145 kg0cis′+0
2Stephanus1157 mm1051 kg0fis′+0
3Sterbeglocke1029 mm753 kggis′+0
4Vaterunserglocke0912 mm516 kgais′+0-
5Trauungsglocke0845 mm446 kgcis″+1-
6Taufglocke0753 mm310 kgdis″+0
7Betstundenglocke0627 mm181 kgfis″-1-
8Kindergottesdiensglocke0558 mm127 kggis″+0
9Jubilate0492 mm088 kgais″+1,5
10Evangelisten-/Vaterunserglocke0704 mm200 kgh′+3

Literatur

  • Helmut Glück: St. Stephan 1808–2008. 200 Jahre evangelische Kirchengemeinde St. Stephan Bamberg. Herausgegeben im Auftrag des Kirchenvorstandes St. Stephan. Privatdruck. Kirchengemeinde St. Stephan, Bamberg 2008.
  • Margit Fuchs: Innovation und Pragmatismus. Sankt Stephan in Bamberg als Initialbau der barocken Architektur in Franken (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Reihe VIII, Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte 18). Stegaurach: Wissenschaftlicher Kommissionsverlag 2017 ISBN 978-3-86652-818-5 (nicht ausgewertet)

Einzelnachweise

  1. Marion Krüger-Hundrup, Papst Franziskus grüßt St. Stephan, Fränkischer Tag, 28. Juni 2021, S. 4
  2. Alexander Schöppner: Bayrische Sagen, Sagenbuch der Bayerischen Lande, Band 1, München 1852. Zitiert nach http://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/bayern/bamberg/schale_kunigund.html
  3. Nähere Informationen zur Geschichte der Orgeln in St. Stephan, gesehen 21. Mai 2012.
  4. createsoundscape.de/glocken-finder: Evang.Kirche St. Stephan in Bamberg
Commons: St. Stephan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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